Hamas: Ihr perfider Plan geht auf

Meinung von Gerhard Spörl (11.11.2023)

Die Führer der Hamas geben in Doha einen Einblick in ihr militärisches Vorgehen. Was treibt die Terroristen an?

Die israelischen Streitkräfte werden täglich vier Stunden die Waffen ruhen lassen, mit denen sie den nördlichen Teil des Gazastreifens an der Küste in eine Trümmerwüste verwandelt haben. Das Ziel ist es, die Hamas so weit zu schwächen, dass sie nicht mehr imstande sein wird, dieses Gebiet zu regieren.

Von der Hamas wissen wir, dass sie Tausende ihrer Kämpfer zum Ermorden möglichst vieler Zivilisten hinüber nach Israel schickte. Dass sie ihre Stellungen mitten unter ihrer eigenen Zivilbevölkerung aufgebaut hat, sei es in Tunneln, sei es in der Nähe von Krankenhäusern. Ansonsten ist die Hamas eine anonyme Größe.

Tausende Tote helfen der Hamas

Nicht mehr gänzlich anonym allerdings, denn einige ihrer politischen Führer, die sich erstaunlicherweise in Doha aufhalten, haben sich jetzt zu Wort gemeldet. Dabei geben sie einen Einblick in ihre Denkweise und die Begründung für diesen Krieg.

Dass Israel Rache für das Inferno am 7. Oktober üben würde, war ihnen nicht nur klar, sondern es war sogar die erwünschte Konsequenz. Dass jetzt viele Tausend Männer, Frauen, Kinder in Gaza sterben, hilft ihnen beim Erreichen ihres Zieles – den Status quo im Nahen Osten zu zerschmettern.

Es sei notwendig gewesen, die ganze Gleichung auf den Kopf zu stellen, anstatt nur einen der üblichen Konflikte zu provozieren, sagt Khalil al-Hayya, der zum engsten Führungszirkel der Hamas gehört, und ergänzt: „Uns ist es gelungen, das palästinensische Problem wieder in den Vordergrund zu rücken. Jetzt ist die ganze Region aus ihrer Ruhe gerissen.“

Der 7. Oktober wurde in Gaza geplant

Versteht man Hamas-Anführer wie al-Hayya recht, sind sie froher Hoffnung, dass der Krieg mit Israel zum Dauerzustand wird, sodass sich die Aussicht auf Koexistenz mit arabischen Staaten zerschlägt. „Ich erhoffe mir, dass ein permanenter Krieg an allen Grenzen Israels tobt und die arabischen Länder an unsere Seite zieht“, sagt Taher el-Nounou, ein Hamas-Berater.

„Die New York Times“ hat den mörderischen Überfall am 7. Oktober rekonstruiert. Ihn habe eine kleine Gruppe aus Kommandeuren im Gaza ersonnen – ohne Abstimmung mit der Führung in Doha oder der Hisbollah im Libanon, den Brüdern im Geiste, welche die Juden aus dem Nahen Osten vertreiben wollen.

Offenbar waren die Gleitflieger und Kämpfer aus den Tunneln selber überrascht, wie leicht sie nach Israel eindringen konnten und auf welch geringen Widerstand sie dort stießen. Die israelische Führung hatte, in maximaler Fehleinschätzung der Gefahrenlage, mehrere Divisionen ins Westjordanland verlegt.

Arabische Länder ließen Palästinenser außen vor

Oberflächlich gesehen herrschte ja tatsächlich Ruhe in Gaza in den Monaten vor dem 7. Oktober. Israel war dabei, das Verhältnis zu Saudi-Arabien zu normalisieren – ausgerechnet Saudi-Arabien, das die Palästinenser als ihren Patron ansahen. Zwei Jahre zuvor hatten Bahrain und die Vereinten Arabischen Emirate Friedensverträge mit Israel geschlossen. Auch Katar und Oman haben Israel mittlerweile anerkannt. Die Region war kurz davor, sich mit Israels Existenz auszusöhnen.

Keines dieser Länder bezog die Palästinenser bei ihren Verträgen ein, genauso wenig wie Jahrzehnte zuvor Jordanien und Ägypten Rücksicht auf sie genommen hatten. Für arabische Länder sind die Palästinenser kein Machtfaktor, sobald es um ihre eigenen Interessen geht. „Nur eine gewaltige Aktion konnte diese Entwicklung unterbrechen“, sagt Hamas-Führer al-Hayya.

Hamas-Führer will Gefangene freipressen

Die entscheidende Figur innerhalb Gaza ist seit 2017 Yahya Sinwar. Er ist 61 Jahre alt und gründete die Kassam-Brigaden, die berüchtigt dafür waren, Selbstmordattentäter nach Israel zu schicken, vorzugsweise an Bushaltestellen. Im Jahr 1988 wurde Sinwar in Israel verhaftet und wegen versuchten Mordes an vier Palästinensern, die er für israelische Spione gehalten hatte, für lange Zeit ins Gefängnis geschickt. Im Jahr 2011 kam er dann frei. Sinwar war einer von mehr als Tausend Gefangenen, die im Austausch für Gilad Shalit, einem entführten israelischen Soldaten, zurück nach Gaza durften.

„Für mich ist es eine moralische Pflicht, alles dafür zu tun, dass diejenigen Gefangenen, die noch in israelischer Haft sind, bald freikommen“, sagte Sinwar in einem Interview im Jahr 2018. Aus diesem Grund ließ er am 7. Oktober so viele Menschen wie möglich nach Gaza verschleppen. Mehr als 240 sollen es sein.

Arabische Länder müssen ihren Beitrag leisten

Mit dieser Hamas ist kein Ausgleich denkbar. Insoweit liegt es nahe, ihre militärische Führung auszuschalten. Dass daraus kein Krieg in Permanenz entsteht, wie es sich al-Hayya und die anderen erhoffen, ist mehr als zu wünschen. Aber wie geht es weiter? In nicht allzu großer Ferne müssen die arabischen Länder, die diplomatische Beziehungen mit Israel unterhalten, ihren Beitrag zu einer politischen Lösung leisten. Dabei kommt es auf die USA an, die jetzt schon zu Mäßigung aufruft und Vorschläge für eine Zukunft der Region unterbreitet. Gut möglich, dass sich der israelische Premier Benjamin Netanjahu gegen das Unvermeidliche am längsten sträuben wird. Quelle: t-online.de

Vortragsveranstaltung mit Carola Ferstl

Mit der bekannten Wirtschafts-und Finanzexpertin Carola Ferstl konnte der Vorstand der VR Bank Lahn-Dill für Mittwochabend eine Rednerin gewinnen, die nicht nur auf dem Börsenparkett, sondern auch in vielen damit zusammenhängenden Disziplinen zu Hause ist. Die 55-jährige Wirtschaftsjournalistin und Moderatorin beim Nachrichtensender ntv, referierte vor vollem Hause im Dillenburger Gemeindezentrum der FeG in der Stadionstraße über „Neue Technologien und ihre Auswirkungen auf Börse und Wirtschaft“.

Dass die Künstliche Intelligenz (KI) beziehungsweise artifizielle Intelligenz (AI) in ihrem Vortrag einen breiten Raum einnahm, lag auf der Hand. „Was bedeutet das neue Teilgebiet der Informatik für uns im Berufs-und Privatleben, für Gegenwart und Zukunft“, fragte sich Ferstl. Obwohl der Visionär Elon Musk gesagt habe, dass man die KI stoppen müsse, weil sonst die Büchse der Pandora geöffnet würde und die Menschheit in ihrer Existenz auf dem Spiel stünde, bastele er gerade mit Hochdruck an einer eigenen KI.

Knapp 300 Interessierte nahmen an der Veranstaltung mit der Fernsehmoderatorin teil.

Sie selber sehe diese Entwicklung eher optimistisch und faszinierend. „KI ist eine große Chance für uns und deren Entwicklung geht auch an der Gesundheit nicht vorbei“. Die Autorin verschwieg aber auch die Risiken nicht, wenn man die KI unkontrolliert in „unser“ Leben lasse. Die sei schon daran zu sehen, dass man manches mal schon jetzt nicht mehr unterscheiden könne, ob zum Beispiel ein Bild oder Artikel echt oder ein Produkt der KI sei.

Von links: VR-Vorstands-Mitglied Ralph-Uwe Ort, Carola Ferstl, VR-Vorstandssprecher Klaus Königs und VR-Vorstandsmitglied Steffen Simmer

Carola Ferstl ging auch auf die Gefahren durch ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer) ein und riet den Anwesenden sich ruhig, aber mit der nötigen Vorsicht, an die Kryptowährungen wie Bitcoin zu wagen. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass man immer die Kontrolle behalten müsse.

„Bleiben sie hungrig nach Neuem, aber mit einer guten Skepsis“, riet die dreifache Mutter und Buchautorin. Ob Deutschland der Abstieg aus der „Champions-League“ drohe, wollte VR-Vorstandsmitglied Ralph-Uwe Orth am Ende von der Gastrednerin wissen. Das sei letztlich eine Frage der Finanzierung. Wenn das Geld von woanders herkomme, dann gingen die Unternehmen und seien in Deutschland nicht mehr zu halten, war ihre eher sibyllinische Antwort. Alles in allem war die kurzweilige Veranstaltung mit Carola Ferstl ein Gewinn für die Gäste. Die erfuhren viel Neues und tauchten zeitweise tief in die überwiegend unbekannte Welt der „Künstlichen Intelligenz“ ein. sig/Foto: Gerdau  

Kaffee trinken unterm Wasserturm

Unterm Wasserturm respektive in der Herborn-Merkenbacher Gaststätte Schäfer, trafen sich am Sonntagnachmittag rund 70 Menschen aller Altersklassen zum gemeinsamen Kaffeetrinken. Anfang des Jahres wurde die Veranstaltung „Dorf Café unterm Wasserturm“ von den Merkenbacher Ortsvereinen ins Leben gerufen und findet um 15 Uhr am letzten Sonntag eines jeden Monats (Ausnahmen bestätigen die Regel) statt. Diese Sonntage richtet immer ein anderer Ortsverein aus. Am vergangenen Sonntag war es der Gesangverein CMG Kontraste. Ralf Schäfer, der Wirt des Restaurants im Merkenbacher Bürgerhaus, der seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, freute sich über die unerwartet große Resonanz. 15 leckere Kuchen hatten die Sängerdamen gebacken. Übrig blieben davon gerade einmal drei Stückchen. Wie es sich für einen Gesangverein gehört, begann die Veranstaltung mit zwei Liedchen. Peter Ferdinand Schönborn dirigierte unter anderem „Heute marschieren wir…..“. Nach der „Schlacht am Kuchen-Büfett“ saßen die Gäste noch lange zusammen und unterhielten sich prächtig.

Die Spenden für Kaffee und Kuchen gehen an den CMG Kontraste. Der Verein ist mittlerweile um weitere 10 Mitglieder gewachsen und dies freut nicht nur den 1. Vorsitzenden Jürgen Scherf. Weiter Informationen bei Ortsvorsteher Dieter Freitag. Phone: 02772 5 11 49. sig/Fotos: Gerdau

Autorenlesung in Herborn

Der Roman „Das Hanfseil“ ist ein Erstlingswerk der Wahl-Braunfelserin Bea Quilitzsch, alias Beate Quilitzsch-Schuchmann. Am kommenden Freitag (10.November) um 19 Uhr liest sie aus ihrem 442 Seiten umfassenden Roman in der Herborner Stadtbücherei in der Mühlgasse. Die Autorin, Agrarwissenschaftlerin, Journalistin und PR-Beraterin erzählt in dem Buch ein Stück deutsch-deutscher Zeitgeschichte aus den Jahren 1938 bis 1957. Eingebunden in die tatsächlichen geschichtlichen Abläufe, sind Handlung und Protagonisten rein fiktiv.

Aus dem Inhalt: Georg, möchte Medizin studieren und hasst die Nazis aus tiefsten Herzen. Beim Ausbruch des II. Weltkriegs steht er vor den Trümmern seiner Träume. Anna, Lily und Antonia, drei sehr unterschiedliche junge Frauen geben seinem Leben, immer wieder eine neue Richtung. Die Lesung wird von der Herborner Buchhandlung Baumann begleitet. Der Eintritt ist frei.

Der Roman „Hanfseil“ ist im BoD-Verlag als gebundenes Buch (ISBN: 9783743140035) und als E-Book (ISBN: 9783757840556) erschienen.

Junge Pianisten begeisterten

Was am Freitagnachmittag in der Aula der Comeniusschule (csh)geboten wurde, war nicht weniger als ein Klavierkonzert der Extraklasse. Zwei ukrainische Schüler, Alexandr (16) und sein Bruder Illia (13) Pototskiy, die mit ihren Eltern und weiteren drei Geschwistern in Sinn wohnen, verzauberten die Gäste am Konzertflügel.

 Die Familie floh aus der seit April 2014 proklamierten Ortschaft Nowopskow in der umkämpften Republik Lugansk, einem Teilgebiet der Oblast Luhansk in der Ukraine ohne internationale Anerkennung. Wie in der Ukraine üblich hatten auch die Brüder ab der 1. Klasse Musikunterricht, erzählte die Mutter. Tante Haivea Valeriia, eine Klavierlehrerin, fördert die Talente ihrer Neffen, die zusätzlich die Wetzlarer Musikschule besuchen.

Die beiden können viel besser Klavierspielen als Deutsch sprechen, sagte der Rektor der Comeniusschule Micha Gabriel. Daran, dass dies besser wird, arbeitet Klassenlehrerin Isolde Kaufmann mit viel Hingabe. Sie hatte auch den Vortragsabend gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Fördervereins Philip Endres und seinen Mitstreitern ausgerichtet.

Illia Pototskiy

Der 13-jährige Illia Pototskiy ging als erster Interpret mit der Sonate Rr.1, 1. Teil von Ludwig van Beethoven in medias res. Sehr konzentriert und mit erkennbarer Freude beherrschte er den Flügel souverän. Nach Edvard Griegs „Nocturne C-Dur“ und der EtüdeNr. 5 „Jagd“ von Franz Liszt, verzauberte der junge Klaviervirtuose mit dem fünf-minütigen Stück „Toccata“ von Aram Chatschaturjan. Rauschender Beifall war der Lohn auch für diese tolle Darbietung.

Alexandr Pototskiy

Bemerkenswert, dass auch sein Bruder Alexandr, der nach der Pause den zweiten Part übernahm, völlig ohne Notenblätter spielt. Auch er, der Ältere von Beiden, übt täglich bis zu drei Stunden. Am Wochenende sind es schon ein paar Stunden mehr, erzählte Mutter Pototskiy mit einem verschmitzten Lächeln.

Faszinierend das Fingerspiel von Alexandr bei der Transcendentale Etüde von List. Auch das Poeten-Herz von Edward Grieg war nicht nur für die Kenner der klassischen Musik ein Hochgenuss. Mit der Ballade g-Moll von Frederic Chopin, einem sehr anspruchsvollen Stück mit spontanen Stimmungs- und Kontrastwechsel, verschaffte der Klavierkünstler seinen Zuhörerinnen und Zuhörern eine Gänsehaut-Atmosphäre erster Sahne.

Von links: Alexandr und Illia Pototskiy, Micha Gabriel

Schulleiter Gabriel glaubt, dass man von den Brüdern Pototskiy in absehbarer Zeit noch überregional hören wird. Alexandr wird wahrscheinlich schon bald nach Frankfurt auf das dortige Konservatorium wechseln. Sein kleiner Bruder bleibt der Comeniusschule noch erhalten. Ihn wird man als Klavier-Solist beim Weihnachtskonzert des Herbornseelbacher Musikvereins (Rote Teufel) erneut erleben können, verspricht Dirigent Erwin Gabriel. Text und Fotos: Gerdau

Unsere schöne Heimat

Mein Herborner Freund Winfried Rohrbeck hat mich wieder aus seinem reichen Fundus mit Material versorgt. Die eingeborenen Herborner haben diesen Dialekt nie gesprochen. Dafür aber die Menschen in den heutigen Stadtteilen umso mehr. Es ist schade wenn diese „Sprache“ untergeht. Sie war und ist auch heute noch ein regelrechter „Türöffner“.

Aus welcher Zeit die Seniorenzeitung stammt, ist nicht bekannt. Dennoch freue ich mich über die Fleißarbeit des unbekannten Kollegen. sig/Foto: Gerdau