Dernbach Stuben öffnen am morgigen Freitag

„Tag der offenen Gaststätte“ lockte viele Besucher in die Dernbach Stuben

Von ausgewählten Leckereien begleitet, stellte der Pächter der Herbornseelbacher Dernbach Stuben Achim Betz am letzten Tag des Februar 2024 jedem der wollte, die renovierten Gasträume der beliebten Traditionsgaststätte vor. Bereits um die Mittagszeit trudelten die Ersten ein und gegen Abend wurde es immer voller. Die Gäste nahmen alles genau unter die Lupe und labten sich an den Köstlichkeiten auf Kosten des Hauses.

Sehr gut gefiel das neue Konzept und vor allem die ansprechenden Räumlichkeiten für die unterschiedlichsten Nutzungen. Beindruckend auch der große, 100 Menschen fassenden Saal für private Feiern oder geschäftliche Veranstaltungen.

Der gemütliche Thekenraum lädt zum geselligen Verweilen bei einem gepflegten Bier ein. Vom Kaminzimmer gelangen die Gäste direkt auf die Sonnenterasse. Hier auf der Rückseite des Hauses befindet sich auch der barrierefreie Zugang in die Gasträume. Eine weitere Sonnenterasse steht den Besuchern neben dem Vordereingang zur Verfügung.

Achim Betz der gelernte Koch und Konditor blickt auf viele Jahrzehnte als Gastronom und Restaurantbetreiber zurück. Seine legendären Kochkünste sind nicht nur in Hessen sondern auch in Rheinland-Pfalz sehr bekannt. Mit seinem Wochen-Menü-Angebot vor der eigentlichen abendlichen Öffnungszeit (16.30 -18 Uhr, Montag bis Freitag außer Dienstag) spricht er Gäste an, die sich ein leckeres Gericht schmecken lassen wollen. Und das zu einem einem unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnis.

Ob Stammtisch, Hobby-Gruppen oder einfach nur ein gemütliches Essen in kleiner Runde, für das alles sind getrennte Räumlichkeiten vorhanden.

Weitere Informationen per mobil: +49 1511 5973 330

Gehören Antifa in Aktionen der bürgerlichen Mitte?

Eine nicht endende Diskussion um die gewollte oder ungewollte Teilnahme antifaschistischer Gruppierungen an der „Anti-Rassismus- Für Demokratie- Demonstration“ am vergangenen Wochenende in Herborn verlangt Aufarbeitung.

Wie das Bundesamt für Verfassungsschutz richtig schreibt, gibt es natürlich DIE Antifaschisten nicht. Die sogenannte Antifa tritt in unterschiedlichster Form und Ausprägung auf. Die reicht von antifaschistischen Sympathisanten bis hin zu gewaltorientierten Linksextremisten. Für Außenstehende ist es schwer bis gar unmöglich eine Unterscheidung zu treffen. Die entsprechende Symbolik in Form von Fahnen und Zeichen reicht da nicht aus. Erst wenn Gewalt ins Spiel kommt, wie in Hamburg oder Berlin, wird deutlich, welche Art von Antifaschisten dort agieren.

Rein gefühlsmäßig waren in Herborn lediglich Antifa-Sympathisanten unterwegs-es gab keinerlei Gewalt. Den mitgeführten Fahnen und Schildern war das alles jedoch nicht zu entnehmen, schließlich führen die „Schwarzen Blocks“ diese Fahnen auch bei ihren extremen Gewaltausschreitungen gegen Ordnungskräfte und Co mit sich.

Klug wäre es gewesen, die „bürgerliche Mitte“ nicht nur von Rechts-sondern auch von Linksextremen freizuhalten und dies von Anfang an klarzustellen. Dies hätte Irritationen vermeiden helfen. Im nach hinein Menschen zu verunglimpfen, die sich an dieser politischen „Vermengung“ störten, ist ebenfalls nicht angebracht. Wer Demokratie erhalten will, muss sich auch an demokratische Spielregeln halten. Alles andere wäre Rassismus im weitesten Sinne und den wollten die Demonstrierenden- zu Recht- ja ausdrücklich bekämpfen. sig/Fotos: Gerdau

Antifaschismus

Im Rahmen seines gesetzlichen Auftrags beschäftigt sich das BfV mit der Ausprägung des linksextremistischen, militanten „Antifaschismus“. Der „antifaschistische Kampf“ von Linksextremisten richtet sich nicht nur gegen vermeintliche oder tatsächliche Rechtsextremisten, sondern gegen Personen oder Institutionen, die der eigenen ideologischen Weltsicht nach als „faschistisch“ angesehen werden. „Faschismus“ wird verstanden als reaktionärste, chauvinistischste und imperialistischste Form des „Kapitalismus“. Mit „Kapitalismus“ wiederum meinen Linksextremisten die untrennbare Einheit von demokratischem Rechtsstaat und marktwirtschaftlicher Eigentumsordnung, welche aus linksextremistischer Sicht ausschließlich der Manifestierung von Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnissen dient.

Gewaltorientierte Linksextremisten verstehen Straftaten und Gewalt als Kernbestandteil ihres „antifaschistischen Kampfes“. Die Bandbreite reicht von „Outings“ über Bedrohungen, Beschädigung oder Zerstörung von Eigentum, Brandstiftungen an Fahrzeugen oder Trefforten bis hin zu brutalen körperlichen Angriffen auf als „faschistisch“ ausgemachte Personen, häufig auch in deren privatem Umfeld. Neben dem Anbringen von Schmierereien an der Fassade oder dem Einwerfen von Fensterscheiben gehört zum Vorgehen der Täter bei solchen „Hausbesuchen“ zum Teil auch, in die Räumlichkeiten einzudringen und diese zu verwüsten. Treffen sie ihre Opfer an, fügen sie ihnen erhebliche, teilweise gar lebensgefährliche Verletzungen zu. Einzelne gewaltbereite Gruppen führen solche Angriffe sehr gezielt, äußerst planvoll und professionell durch.

Quelle: Bundesamt für Verfassungsschutz

Demo-Kommentar

Von Siegfried Gerdau

Jetzt haben etablierte Parteien, Institutionen und Organisationen der Rechten Welt in Herborn gezeigt wo der Hammer hängt. Tausende sind mitmarschiert und haben auf Bannern und Schildern deutlich gemacht, was sie von einer, in ihren Augen, Rechten Gesinnung halten.

Die Zuschauer des Spektakels an den Straßenrändern haben es mitbekommen, aber nicht alle konnten es verstehen. Es kann ja nicht nur darum gegangen sein, eine missliebige Opposition aus den Angeln zu heben, wie es auf vielen Plakaten gefordert wird.  Das würde den Slogan „Demokratie schützen“ konterkarieren.

Hilfreich könnte durchaus sein, wenn die Frage gestellt und beantwortet würden, wie es dazu kommt, dass hunderttausende Bürger sich abwenden und eine Partei wählen, die nach Aussagen von Medien und Parteien der Demokratie Schaden zufügt. Ohne Zweifel kann man niemand gewähren lassen, der die Wurzeln unseres demokratischen Systems ausgraben und beseitigen möchte.

Ob dies tatsächlich so ist, müssen möglicherweise am Ende die Richter des Bundesverfassungsgerichts entscheiden. Ob es klug ist alle Menschen, die rechtsgerichtete Parteien wählen, als Nazis zu beschimpfen, wage ich zu bezweifeln. Der Unmut der Bevölkerung richtet sich gegen die Regierungspolitik und das können sie gemäß Grundgesetz auch gewaltlos zum Ausdruck bringen. Die Demokratie gefährdet dies alles keinesfalls. Anders sieht es aus, wenn ihnen dieses verbriefte Recht zum Vorwurf gemacht wird und Forderung nach einem Verbot der von ihnen favorisierten Parteien im Raum steht.

Unsere Demokratie wurde in ihrer Entwicklungszeit bereits mehrmals in ihren Grundfesten erschüttert. Um nur zwei Beispiele zu nennen waren das zwischen 1967 und 69 die linksorientierten Studentenunruhen („Macht kaputt was Euch kaputt macht“) sowie die mörderischen Umtrieben der 1970 gegründeten RAF. Die Demokratie hat sich damals gewehrt, verändert und weitgehend gut und verständiger weiterregiert. Sie zerbrach auch nicht, als die Grünen 1983 mit Strickzeug und bunten Gewändern in den Bundestag einzogen. Man wusste, dass diese Bewegung von vielen Altkommunisten getragen wurde und hat dies wenn auch unter zahlreichen Protesten weitgehend hingenommen.

Die Demokratie zerbrach nicht, weil die Verantwortlichen aus alldem Lehren zogen und ihre Politik stärker in Richtung Volk ausrichteten.

Zurückkommend auf die Geschehnisse in Herborn. Tatsächlich gab es parallel zur ersten eine zweite Demo, die räumlich gut getrennt im Stadtteil Burg stattfand. Von der Größenordnung eher vernachlässigbar, aber dennoch sehr engagiert und ebenso friedlich. Beim genauen Hinhören konnte man auch erfahren, um was es diesen Menschen ging. Die Demokratie wollen sie ebenso wenig abschaffen wie eine Hitlerdiktatur aufleben lassen oder gar das Kaiserreich neu gründen.

Was sie vereint, ist die Unzufriedenheit mit der derzeitigen Regierung. Das ist legitim und dennoch werden diese Demonstrierenden von den anderen Demokraten wie Aussätzige angesehen. Das geht nach dem Motto: „Wir sind die guten Demokraten, das andere sind alles Nazis, Querdenker und somit Unmenschen.“ Ob das wirklich demokratisch ist, ziehe ich einmal vorsichtig in Zweifel.

Mir ist sehr bewusst, dass ich mit diesen Aussagen Gefahr laufe in die ebengenannte Rechte Ecke abgeschoben zu werden. Ungeachtet dessen bleibe ich bei meiner Meinung und beherzige das, was einen guten Demokraten ausmacht. Demokratie habe ich in drei Jahrzehnten gelernt und gelehrt und sogar einen lebenslangen Eid auf das Grundgesetz, unsere Verfassung, abgelegt. Demokratie ist unter anderem den Anderen mit seiner anderen Meinung zu akzeptieren und ihn nicht im weitesten Sinne einer rassistischen Betrachtung zu unterwerfen.

Regierungen dürfen, ja müssen hinterfragt und kritisiert werden. Das müssen sie hinnehmen, solange die zivilisierten Spielregeln eingehalten werden. Natürlich gewaltfrei und nicht nach Antifa-Manier mit Zerstörung und Angriffen gegen die Staatsgewalt sprich Polizeiorgane.

Nicht hinnehmbar sind Parolen wie „Scheiß-oder Polizeistaatstaat“ ebenso wenig wie Mordaufrufe gegen missliebige Bürger. Parolen „esst keine Schnitzel bei Nazis…..“ lassen Erinnerungen an eine Zeit aufkommen die kein vernünftiger Mensch mehr haben will.

Am Ende noch ein Zitat von Arthur Schopenhauer dem großen Querdenker: „Was die Herde am meisten hasst, ist derjenige, der anders denkt; es ist nicht so sehr die Meinung selbst, sondern die Kühnheit, selbst denken zu wollen.“

Zwei Demos in Herborn-Null Probleme

Zwei zeitgleiche aber räumlich getrennte Demonstrationen erlebte Herborn am Samstagnachmittag. Während die Einen unter dem Slogan: „Laut gegen Rassismus! Zusammen für Demokratie!“ per pedes durch die Innenstadt zogen, bewegten sich die Anderen mit Traktoren, PKW und Fußtruppen unter dem Motto: „Für gelebte Demokratie, Gerechtigkeit und die Zukunft Deutschlands“ von Burg nach Herborn und wieder zurück.

Begleitet von jeweils einem beachtlichen Polizeiaufgebot agierten die Gruppierungen räumlich getrennt voneinander, so dass keine Berührungspunkte gab. Knapp über 3 000 Teilnehmer registrierten die Beamten bei den Innenstadt-Marschierern, die Motorisierten waren mit zirka 130 Fußgängern 61 PKW und 17 Traktoren respektive Zugmaschinen unterwegs.

Da die Verkehrsteilnehmer schon zeitig von den Aktionen unterrichtet wurden, hielten sich die Behinderungen in Grenzen. Die Gefahrenpunkte an den „Marschstraßen“ sicherten Polizeibeamte und die Formationen wurden von eingeteilten Ordnern begleitet. Christoph Henrich hatte mitten auf dem Herborner Marktplatz eine „bunt zusammengewürfelte“ Blechbläsertruppe um sich geschart, die für die Zuschauern einen bunten Reigen bekannter Weisen intonierten.

Der Dienststellenleiter der Herborner Polizeistation Markus Schmidt leitete den Einsatz der zusammengezogenen Polizeikräfte und bis auf die umfangreiche Organisation waren seine Aufgaben wohl überschaubar. Obwohl viele Menschen Bedenken wegen der Teilnahme von drei Antifa- Gruppen in den Reihen des Demozuges durch die Stadt äußerten, verlief alles sehr gesittet. Dies traf auch auf die Demonstranten am Burger Bürgerhaus zu.

Eine 22 Jahre junge Beobachterin des zu erwartenden Geschehens am Marktplatz meinte: „Ich bin heute da, um mir die Demo anzuschauen. Darauf aufmerksam wurde ich durch das Herborner Tageblatt. Dort las ich, dass die Demonstration unter dem Motto: „Laut gegen Rassismus! Zusammen gegen Demokratie! steht. Jetzt warte ich gespannt, was diese Demo mit sich bringt.“

Eine andere Zuschauerin sagte: „Die Demonstranten in Herborn und in Burg setzen sich doch alle für die Demokratie ein. Warum marschieren sie dann nicht zusammen.“ „So einfach ist es scheinbar nicht und da spielen wohl auch noch andere Faktoren eine Rolle“, meinte ihr Gegenüber.

Während die Wehren der Kernstadt und in Burg für den Fall der Fälle „Gewehr bei Fuß“ standen, begleiteten die Kameraden aus Guntersdorf den Innenstadtzug als eingeteilte Ordner. Die Helferinnen und Helfer des DRK kamen zum Glück nicht zum Einsatz und sogar das Wetter spielte mit. sig/Fotos: Gerdau

CSH Archery Cup 2024 an der Herborner Comeniusschule

Zum 10-jährigen Jubiläum der Bogensport AG an der Comeniusschule Herborn (CSH), lud das CSH Archery Team die Bogensport AG der Carl-Kellner-Schule Braunfels zu einem Bogensport Turnier ein.

Elf „Castle Archer“ traten in verschiedenen Disziplinen an. Schulleiter Micha Gabriel und der Leiter beider Bogensport AG Herr Kramer eröffneten das Turnier.

In seiner Begrüßung wies Gabriel auch auf die Meilensteine des Bogensports an der Comeniusschule Herborn hin. Was mit fünf Zehntklässlern, zwei Bogenscheiben und drei Bögen begann sei mittlerweile eine der stärksten Säulen im Ganztagsprogramm der Schule geworden.

Er lobte besonders das Engagement und die Einsatzbereitschaft der AG Teilnehmer, die im letzten halben Jahr bereits an fünf Turnieren in Hessen und NRW teilnahmen. Der Schulträger habe durch den Umbau der Versammlungsstätte wichtige Weichen für die Durchführung des Bogensports gestellt. Ganz besonders freute Gabriel, dass auch die Grundschule an diesem Tage mit fünf Schülerinnen und Schülern beim Turnier antraten. Larissa Weg hatte die Grundschüler sehr gut auf die Wettkampfteilnahme vorbereitet.

Nach zwei Stunden und 30 abgeschossenen Wertungspfeilen, war der erste Durchgang beendet und alle Wettkämpfer konnten sich über leckere Bratwürste vom Schulgrill freuen.

Die Siegerehrung der Wettkampfklasse „Schüler C“ ergab folgendes:  Matteo Krenn kam mit 207 Ringen auf den ersten Platz. Maja Meinhardt errang mit 190 Ringen Platz 2. Paul Nickel folgte ihr mit 161 Ringen auf Platz 3.

Der zweite Durchgang führte bei einigen Wettkampfteilnehmern zu einer starken Ergebnissteigerung.

Die Ergebnisse:

In der Wertungsklasse Langbogen – Jugend sicherte sich Sky Dauer mit 290 Ringen den 1. Platz vor Tim Wydra, der mit 176 Ringen Platz 2 belegte. Bei den Blankbogenschützen – Jugend gewann Nils Heidrich mit 280 Ringen, dicht gefolgt von Jonas Kühn mit 259 Ringen.

Bei den Schützen der Disziplin Olympisch Recurve – Jugend belegte Timothy Bender mit 394 Ringen den 1. Platz. Fynn Weyel errang mit 279 Ringen Platz 2.

In der Altersklasse Schüler B – Blankbogen sicherte sich mit 333 Ringen Anastasia Tapes den 1. Platz. Ihr folgten Hannes Zackel mit 306 Ringen auf Platz 2 und Mika Maresch mit 245 Ringen auf Platz 3. In der Altersklasse Schüler A und der Disziplin Blankbogen schoss sich mit 355 Ringen Joshua Mendes da Silva auf Platz 1. Ihm folgte Lenny Pink mit 298 Ringen auf Platz 2.

In dieser Altersklasse wurde auch die Disziplin Blankbogen geschossen. Hier belegt Jana Buss mit 298 Ringen Platz 1, gefolgt von Marta Hermann mit 112 Ringen auf Platz 2.

Abschließend bedankten sich Micha Gabriel und Kramer noch bei Frau Frauke Leistner-Müller und Theo Vorländer für die hervorragende „Pressearbeit“ in den Sozialen Medien. Dank Instagram konnte der Wettkampf von der Schulgemeinde in gewissen Etappen live verfolgt werden.

Ein ganz besonderer Dank wurde dem Elternteam um Frau Anika Maresch ausgesprochen, die das Wettkampfbüro und die komplette Auswertung sowie auch im Vorfeld viele logistische Aufgaben bis hin zur Einrichtung einer Mitfahrzentrale übernommen hatten. red/Fotos. Comeniusschule

Kirchenkonzert mit der Big Band

Einen musikalischen Hochgenuss erwartet die Liebhaber orchestraler Blasmusik beim diesjährigen Kirchenkonzert der Big Band des Herbornseelbacher Musikvereins am Sonntag (3.März) um 17 Uhr in der evangelischen Kirche Herbornseelbach. Die Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Erwin Gabriel werden einen bunten Reigen von kirch- und weltlichen Liedern und Melodien vortragen. Verschiedene solistische Einlagen sowie der Auftritt des bandeigenen Gesangsquartett runden ein Konzert mit der ganz eigenen Note ab.

Der Eintritt ist wie immer bei den Kirchenkonzerten der Big Band frei. Eventuelle Spenden werden für diakonische Aufgaben der Kirchengemeine Herbornseelbach abgeführt. sig/Foto: Gerdau

Kultusminister besucht Herborner Comeniusschule

Von Siegfried Gerdau

Der gestrige ad hoc Informationsbesuch von Staatsminister Armin Schwarz (CDU), Chef des Hessischen Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen (HMKBC) in der Herborner Comeniusschule (CSH) fand sowohl beim Lehrkörper als auch bei den Schülerinnen und Schüler großen Anklang. Der neue Kultusminister hatte erst im Januar 2024 das Amt von seinem Vorgänger Professor Dr. R. Alexander Lorz übernommen. Fast Zeitgleich wurde das personalintensivste Ministerium der hessischen Landesverwaltung vom Hessisches Kultusministerium auf HMKBC umbenannt.

Von Schülern CNC gefräst. Micha Gabriel (links) machte Armin Schwarz offensichtlich eine große Freude

Der 55-Jährige studierte Gymnasiallehrer und Oberstudienrat aus dem nordhessischen Arolsen will versuchen pro Woche zwei Schulen im Land zu besuchen, um sich einen Überblick über die Lage in Hessen zu verschaffen. Auch zwei Schulämter hat er schon besichtigt. „Mir ist es wichtig viele Schulen in meinem Amtsbereich zusehen“, sagte Schwarz und fügte hinzu, „dass was ich bisher sah, hat mich sehr beeindruckt.“

Der Amtsleiter des Schulamt Limburg-Weilburg, Michael Scholz, der im Beisein von Schulamtsdirektorin Ines Gräfe den Gast aus Wiesbaden begrüßte, hob das große Engagement der Herborner Mittelstufenschule besonders in den Bereichen der Berufsorientierung und Digitalisierung hervor.

Mit dem 3-D-Druck ist vieles möglich. Von links: Phillip Wagner, Micha Gabriel, Heike Abeska
Konrektorin zur Wahrnehmung von Schulleitungsaufgaben, Carsten Braun, Jörg Michael Müller, Armin Schwarz und Michael Scholz.

Schulleiter Micha Gabriel räumte ein, dass die Schulform seiner Schule die teuerste sei. Daher wäre er dankbar über die große Unterstützung durch den Lahn-Dill-Kreis, der in die CSH in den vergangenen Jahren 11 Millionen Euro investiert habe. Der Kultusminister unterstrich das Gesagte und betonte, dass Mittelstufenschulen etwas ganz besonders Wichtiges seien.

Neben dem CDU-Landtagsabgeordneten Jörg Michael Müller nahmen der Veranstaltung der designierte LDK-Landratskandidat und Bürgermeister von Driedorf Carsten Braun (CDU) sowie Herborns Bürgermeisterin Katja Gronau (parteilos) teil. In der abschließenden Gesprächsrunde hatten die ebenfalls anwesenden Schul-Kooperationspartner von Rittal und Danobat/Overbeck Gelegenheit zu einer kurzen Aussprache.

Sichtliches Interesse zeigte der Kultusminister an den neuen Techniken

Diese nutzte Stefan Laux, Schulleiter der Gewerblichen Schulen Dillenburg, zu einem eindrucksvollen Statement für die handwerkliche Ausbildung. „Es fehlt ein ganzes Stück weit die „Sozialisation mit Hammer und Nägeln umzugehen.“ Dem schloss sich der Minister an und ergänzte das Gesagte mit dem Hinweis auf den drastischen Geburtenrückgang. Nicht nur das Studium von Philosophie und Co sei wichtig, sondern auch der Maschinenbau oder die handwerklichen Ausbildungs-Berufe wie beispielsweise Schreiner und Zimmermann müssten forciert werden.

„Unsere Rohstoffe sind die jungen Menschen und mit denen müssen wir sorgfältig umgehen“, betonte Schwarz.  J.M.Müller selber einst Schüler der CDH machte darauf aufmerksam, dass in seiner Region der unternehmerische Mittelstand dominiere und man müsse für dessen Beschäftigte Perspektiven schaffen, dass diese dort bleiben könnten.

Armin Schwarz zeigte sich bei dem Rundgang durch die Schule beeindruckt von der praxisorientierten Ausbildung in zukunftsweisende beruflich Fachrichtungen. Phillip Wagner stellte zusammen mit seinen Schülern die Arbeitsgemeinschaft für 3-D-Druck und CNC-Fräsen vor. Auf die dazu benötigten Hightech- Geräte sei man sehr Stolz, nur den Staubsauger habe Kollege Wagner von zu Hause mitgebracht, sagte Micha Gabriel mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Der Stolz über ihren Lego-Roboter schaut den beiden Tüftlern aus dem Gesicht

Pädagoge Peter Grone, der das Wahlpflichtfach der 7. Klasse für Programmierung mittels faszinierender „Lego-Roboter“ lehrt, zeigt sich deutlich erkennbar selber von diesem wichtigen Ausbildungszweig überzeugt. Schwarz merkte dazu an: „Ich sah, dass diese Ausbildungen den Schülern ihrer Schule auch Spaß machen.“ Fotos: Gerdau

Senioren und Schüler speisen zusammen

Die Bildungskommune Driedorf entwickelt sich immer weiter. Die Kooperation mit der integrierten Gesamtschule Driedorf, einschließlich der Grundstufe, ist ein voller Erfolg. Auf Initiative von Bürgermeister Carsten Braun (CDU), der Schulleiterin der Westerwaldschule Susanne Kuhlmann und den Seniorenbeauftragten Pico Haust, Kathi Stöber und Bärbel Phillips, können die Driedorfer Seniorinnen und Senioren jeden Dienstag in der schuleigenen Mensa zu Mittag essen.

Stehend Küchenchef Christopher Groos, davor Carsten Braun.

Die stellvertretende Schulleiterin Sabrina Franz sieht in der Öffnung ihrer Schule nach außen eine große Bereicherung. Das Angebot werde auch von Senioren aus den umliegenden Gemeinden angenommen, stellt Carsten Braun zufrieden fest. Erika Fingerhut sieht das alles sehr pragmatisch. „Ich komme dienstags nur wenn es etwas Gutes gibt“, sagt die Seniorin und das sei heute mit der tollen Linsensuppe der Fall. Den Preis pro Mahlzeit von 6,50 Euro für die Gäste, findet sie absolut in Ordnung. Ihr Platznachbar meint ganz trocken, „dienstags brauche ich mir nichts zu kochen und auch nicht abzuwaschen.“ Außerdem fügt er hinzu, „es ist schöner in Gesellschaft zu speisen als alleine zuhause.“

Den erfahrenen Küchenchef Christopher Groos freuts. Er sieht in seiner Schule eine Art Mikrokosmos, dem es sehr gutsteht, Außenstehenden einen Einblick in den ganz normalen täglichen Schulablauf zu gewähren. Interessant für ihn sei auch das Zusammentreffen „zweier Welten“ zu beobachten. „Schon bei der Geschmacksfrage scheiden sich die Geister“ habe er festgestellt. Was den Älteren hervorragend munde, fände bei manchen Schülerinnen und Schülern so gar keinen Anklang.

Schulsprecherin Roos Devrieze (14) findet das gemeinsame Essen eine Mega-Idee. Ob sich ihre Mitschüler daran stören, dass sie dienstags „Mitesser“ in ihren Reihen haben, verneint sie glatt. Viele Kinder und Jugendliche freuen sich, wenn sie ihre Großeltern oder andere Verwandte unter den Senioren treffen, anderen sei es schlichtweg egal.

Susanne Kuhlmann, die ebenso wie ihr Kollegium regelmäßig an der Mittagsverpflegung teilnimmt, ist sich nicht sicher, ob es an einer anderen Bildungseinrichtung im „alten Dillkreis“ eine ähnliche Aktion „Alt und Jung speisen regelmäßig zusammen“ gibt. sig/Foto: Gerdau

Eine Demo gegen Judenhass wäre dringend notwendig

@Aufklärung über die Gebote der Unfreiheit. (Eingestellt von Boris Palmer)

Einer der wichtigsten Texte zu muslimischer Realität in Deutschland.

Dazu gehört ein klarer Blick und viel Mut. Danke!

Zu viele meist muslimische Einwandererkinder wachsen mit den Geboten der Unfreiheit auf“

Ich rate jüdischen Freunden, Neukölln zu meiden? Das sollte nicht mein Job sein als Beauftragte für Integration. Ein Appell.

Gastbeitrag von Güner Yasemin Balcı

Die Feindseligkeit gegenüber Juden gehört für mich zum Alltag, seit ich ein Kind in Berlin war. Und Antisemitismus ist in meinem Alltag heute – als Integrationsbeauftragte vom Bezirk Neukölln seit vier Jahren – stets präsent. Er war es vor dem 7. Oktober, und er ist es natürlich jetzt in diesen Tagen.

Ich wurde als Kind türkischer Einwanderer in den 70er-Jahren in Neukölln geboren, ich wuchs dort auf, ich war viel unterwegs und bin dann immer hiergeblieben. Als Kind und Jugendliche in einem Stadtteil, der geprägt ist von Einwanderung aus arabischsprachigen Ländern, begegnete man hier der Feindseligkeit gegenüber Juden auf der Straße, in der Schule, in Vereinen und Organisationen, in Moscheen, im Alltag mit Freundinnen und Freunden. Kinder und Jugendliche, die in Milieus wie ich aufwachsen, stehen fast immer vor zwei Bekenntniszwängen: Bist du Muslim? Und: Bist du für Palästina?

Für uns Mädchen kam (und kommt) ein dritter dazu. Es ist die Frage nach der Jungfräulichkeit. Mädchen wachsen mit dem Bewusstsein auf, dass sich ihr Wert als Mensch daran bemisst, wie „rein“ sie sind.

Ja, mein Kampf als Frau war auch ein Kampf mit Fäusten

Die Antworten entscheiden darüber, ob man dazugehört oder nicht, ob man Freund ist oder Feind. Dem etwas entgegenzusetzen, ist nicht leicht, vor allem nicht, wenn es in der eigenen Lebenswelt kaum noch andere Meinungen dazu gibt und die eigene Subkultur zur einzigen Möglichkeit der Identitätsfindung für Kinder wird. Ich habe mich als Jugendliche diesem Diktat hier in Neukölln nie gebeugt, und ich kann sagen: Es war ein Kampf, den ich unter anderem auch mit Fäusten austrug.

Während Politiker fast aller Parteien nun seit dem 7. Oktober das Mantra des „Antisemitismus hat keinen Platz in Deutschland!“ beschwören, ist keinesfalls für alle, aber für viele Einwanderer, besonders für Muslime, ein eingefleischter Antisemitismus ein nahezu selbstverständlicher Teil ihrer kulturellen Identität. Wer das nicht erkennen will, wird nie etwas verändern. Gegen Juden zu hetzen, sie zu verhöhnen, ihnen zu drohen, in Einzelfällen auch physisch gewalttätig gegen sie zu werden, sind Markenzeichen dieser Identität. Schon in meiner Jugend wurde mir das bewusst, manchmal reichte allein der Vorname David, um im Viertel als „Jude“ beschimpft zu werden. Dennoch wurde Neukölln in den letzten Jahren zu einem Bezirk, der auch viele junge jüdische und israelische Menschen anzog. Trotz der steigenden antisemitischen Straftaten fanden viele ihre Nische, die berühmte Kunst- und Partyszene hier stiftete viel Sinn und Frieden.

Mit dem 7. Oktober aber sind wir alle wie in einer anderen Realität aufgewacht. Abgeschlachtete Zivilisten, die Vergewaltigungen, das Bespucken von halb nackten Frauen mit verdrehten Körpern, die verstümmelten jüdischen Kinder vor laufenden Kameras führten auf der Sonnenallee nicht nur zu spontanen Ansammlungen von Menschen, die all dies als legitim ansahen: sondern die all dies sogar feierten. Seit es sie gibt, will die Terrororganisation Hamas den jüdischen Staat, will sie die Juden vernichten. Viele Muslime – weltweit wie hier in Neukölln – sind entsetzt über diesen Hass auf Juden. Dass die Hamas aber exakt wegen ihres Vernichtungswillens gegenüber den Juden alltäglichen Zuspruch bei vielen anderen muslimischen Migranten erfährt: Das ist die Realität hier, und das ist ein Menetekel – zuerst für die Juden, dann für Deutschland.

Jüdische Freunde von mir ziehen es immer häufiger vor, solch feindselige Milieus als No-go-Area zu meiden, keine sichtbaren Kennzeichen ihrer religiösen Überzeugung zu zeigen, sich unsichtbar zu machen. Ihre Kinder schicken sie selbstverständlich nicht auf staatliche Schulen mit hohem Migrantenanteil. Diese Juden bleiben heute wieder viel unter sich. Teilhabe an unserer Gesellschaft? Um das klar zu sagen: Ich empfehle jüdischen und israelischen Besuchern in Berlin heute, besonders wachsam zu sein, bestimmte Orte und Menschenansammlungen in meiner Stadt zu meiden. Und ebenso klar: Nein, das sollte nicht die Kernaufgabe einer Integrationsbeauftragten sein.

Der migrantische Judenhass konnte in Deutschland jahrelang ungehindert wachsen – er existiert vollkommen selbstverständlich neben dem Hass auf Juden unter den hiesigen Rechtsradikalen, Kleinbürgern und innerhalb der linken Akademikermilieus. Wir Deutsche „gedenken“ der schuldbeladenen Vergangenheit, wir pflegen unsere Erinnerungskultur, aber suchen wir wirklich und aufrecht die Auseinandersetzung, die verbale Konfrontation mit all jenen, die in der Hamas keine Terror-, sondern eine Freiheitsbewegung sehen?

Falsche Rücksichtnahme ist fatal, auch für viele liberale Muslime

Israelhasser, BDS-Sympathisanten und islamistische Akteure werden stattdessen bis heute aus staatlichen Töpfen gefördert. Etliche Migrationsexperten tragen dazu bei, dass jede Kritik an der antisemitischen und demokratiefeindlichen Weltanschauung unter vielen Einwanderern als „Rassismus“ und „islamophob“ geächtet wird. Nur so konnte der Begriff des „antimuslimischen Rassismus“ fest im Integrationsdiskurs verankert und die Muslime zu den „neuen Juden“ erklärt werden.

Die international anerkannte und von der Bundesregierung empfohlene Definition für Antisemitismus der IHRA (International Holocaust Remembrance Alliance) wird von diesen „Experten“ und ihren Unterstützern für unzumutbar gehalten. Die Bundesregierung schweigt nicht immer, aber oft, wer möchte sich schon von den vielen Deutschen mit Migrationshintergrund als Rassist beschimpfen lassen. Dabei ist diese Entwicklung nicht nur ein Brandbeschleuniger für Judenhass, sie ist auch und vor allem eine Bedrohung für die vielen säkularen Migranten, die liberalen Muslime, und: für unsere individuellen und universellen Rechte als Frauen!

Ausgelöst wurde dieses Totalversagen übrigens einst durch eine besondere Spielart des Rassismus: Es gibt, so erscheint es mir, eine spezifisch deutsche Überheblichkeit, die es in den 60er-Jahren (als auch meine Eltern nach Deutschland einwanderten) unmöglich machte, diese Einwanderer als ebenbürtige Bürger zu sehen, mit allen damit verbundenen Rechten und Pflichten. Sie waren „Gastarbeiter“, die hier arbeiten, Geld verdienen und schließlich wieder gehen würden – warum sich mit ihnen befassen? Als man begriff, dass wir gekommen waren, um zu bleiben (wie etwa auch deutsche Einwanderer nach Amerika gekommen waren, um zu bleiben), wurde uns ein exotischer Sonderstatus eingeräumt. Wir wurden unter Naturschutz gestellt, wir waren wieder keine gleichberechtigten Bürger. Kritik und Diskurs auf Augenhöhe? Nicht möglich.

Zu dieser Wahrheit gehört dann auch: Selbst die hoch idealistischen Verteidiger einer aktiven Migrationspolitik wollen sehr oft nicht wahrhaben, dass Migranten nicht immer per se gut und wichtig sind, sondern dass sie ein Land auch vor Herausforderungen stellen. Dieser Mangel an Aufrichtigkeit erzeugt bei vielen aus unseren Milieus einmal mehr das Gefühl, nicht wirklich ernst genommen zu werden. Eine Einwanderungsgesellschaft muss ständig dazulernen, kontinuierlich an Institutionen und Instrumenten der Integration arbeiten, sie muss Überzeugungsarbeit leisten. Sonst erzeugt Einwanderung nur Angst, gar Wut.

Wissenswertes erfuhr ich im feministischen Frauenbuchladen

Es werden noch mehr Menschen zu uns kommen, so oder so. Wieso befähigen wir uns nicht genau jetzt, Einwanderung zu managen? Erst dann können wir von einer Integration sprechen, die nicht nur Anpassung ist.

Das wirklich Gute: Es gibt vieles, was uns alle verbindet – vielleicht weil wir alle mal Migranten waren, mag das auch so lange her sein, dass wir es vergessen haben. Die Einheimischen und die Eingewanderten, die neuen und die alten Migranten, egal aus welcher Kultur, werden nur miteinander, nicht gegeneinander, eine Zukunft haben.

Als ich in der sechsten Klasse war, entdeckte ich die marokkanische Soziologin Fatima Mernissi und ihr Buch „Geschlecht, Ideologie, Islam“ (1987). „Es entbehrt nicht der Ironie“, schrieb sie, „dass die islamische und die europäische Theorie zu derselben Schlussfolgerung kommen: Die Frau ist eine destruktive, die Gesellschaftsordnung bedrohende Kraft …“ Das Buch stand im Regal eines feministischen Frauenprojekts hier in Neukölln, und es war für viele Menschen in und aus muslimischen Ländern in den 1980er-Jahren ein Weckruf. Fatima Mernissi und die ägyptische Ärztin, Menschenrechtsaktivistin und Schriftstellerin Nawal El Saadawi legten bei mir damals den Grundstein feministischer Aufklärung. Ich verstand nun besser, warum die arabische Mädchengruppe im Neuköllner Rollbergkiez immer unter Ausschluss von Jungen stattfand, während wir weniger konservativ erzogenen Teenager-Mädchen keine Gelegenheit ausließen, mit den Jungs aus dem Viertel abzuhängen.

Die Lektüre brachte mir bei, die Muster des Diktats einer religiös und kulturell streng vorgeschriebenen Geschlechtertrennung in vielen Alltagssituationen zu erkennen: unbeaufsichtigte Kinobesuche? Für Mädchen tabu. Tanzveranstaltungen? Für Mädchen verboten. Fahrradfahren? Verboten. Der Erhalt der Jungfräulichkeit war in diesen Kreisen oberstes Gebot für Töchter aus muslimischen Familien, es war zur alles bestimmenden Regel pervertiert. Mitten in Neukölln erschloss sich mir durch die Lektüre arabischsprachiger Vordenkerinnen ein Universum an Aufklärung. Diese Kritik an der Aufklärungsfeindlichkeit in der Lebenswelt so vieler Einwanderer kam nicht aus der deutschen Politik, denn, siehe oben, wer will schon Rassist sein? Sie lag auf einem Tisch in einer feministischen Kiez-Buchhandlung.

Während wir uns nun in der Schule durch Goethes „Leiden des jungen W.“ quälten, spielten sich, vom deutschen Bildungsbürgertum dezent ignoriert, täglich die Leiden all der armen Alis und Hasans ab, die daheim darauf getrimmt wurden, Stammhalter eines patriarchalischen Systems zu werden. Nur so konnte der Kulturverrat in der Fremde verhindert, nur so konnten die Werte der „Heimat“ bewahrt werden. Wer entwurzelt ist, hat es nicht leicht …

Wir müssen aufklären! Wir müssen in die Schulen!

Noch einmal: Es gab immer und gibt bis heute viele moderne, aufgeklärte Einwandererfamilien. Aber viel zu viele meist muslimische Einwandererkinder wachsen mit den Geboten der Unfreiheit auf. Von uns – den Andersdenkenden aus ihrer eigenen Kultur – erfahren sie nichts. Niemand drückt ihnen die Bücher des algerischen Schriftstellers Kamel Daoud in die Hand, niemand erzählt ihnen von Yaşar Kemal, einem der wichtigsten literarischen Stimmen der Türkei, oder von dem feministischen kurdischen Theaterautor Mehmet Sait Alpaslan, der gegen Ehrenmorde kämpft. Weder in ihren Elternhäusern und schon gar nicht in der deutschen Schule kennt man diese Namen.

Vielleicht hätten wir mit Hilfe dieser Stimmen früher erkannt, dass es für junge Männer aus patriarchalisch geprägten Familien kaum einen anderen Ausweg gibt, als ihre Versagensängste hinter einem zur Schau gestellten Erwähltsein zu verbergen, das in religiösem Fanatismus zur Hochform aufläuft. Vielleicht hätten wir auch schneller erkannt, dass nationalistische und extrem rechte Einstellungen auch innerhalb migrantischer Gruppen unsere Freiheit bedrohen.

Es sind vor allem die klugen Köpfe aus muslimischen Ländern, die schon viel länger, viel mutiger gegen Antisemitismus, gegen Frauenhass und Hetze gegen Homosexuelle gekämpft haben. Manche von ihnen leben in ihrer Heimat in täglicher Todesangst, andere sind längst ins Exil gegangen und auch zu uns gekommen. Die Artikel des türkischen Journalisten Can Dündar über den wachsenden Einfluss religiöser Extremisten, die Texte und Vorträge des ägyptisch-amerikanischen Intellektuellen Hussein Aboubakr Mansour über den Judenhass in der arabischen Welt, die Analysen zum Zusammenhang zwischen Terror und „legalistischem“ Islam der muslimischen Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin Dalia Ziada – sie könnten uns helfen, all dies gerade besser zu verstehen, Antworten zu finden.

Der 7. Oktober hat gezeigt, wer Freund und wer Feind ist. Nicht nur den Juden. Uns allen. Wenn wir es ernst meinen, dass Antisemitismus keinen Platz in Deutschland hat, müssen wir viel verändern. Wir müssen aufhören, uns bei jedem Argument gegenseitig Herablassendes zu unterstellen, wir müssen argumentieren, wir müssen Realitäten anerkennen, schwarze, weiße und graue. Wir müssen sehr, sehr viel Geld ausgeben – wir müssen aufklären: Wir müssen in die Schulen!

Es ist ein Ziel nicht für Sprinter, es ist ein Ziel für Marathonläufer.

Güner Yasemin Balcı, geboren 1975 in Berlin-Neukölln, ist seit 2020 die Integrationsbeauftragte des Bezirks. Sie arbeitete früh in einem Modellprojekt zur Gewaltprävention im Rollbergviertel und in einem Mädchentreff für Jugendliche aus türkischen und arabischen Familien. Sie ist seit vielen Jahren Autorin und Dokumentarfilmerin.

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