Ansprache des Maire der Herborner Partnerstadt Pertuis Roger Pellenc

Der Bürgermeister (Maire) der französischen Partnerstadt von Herborn Pertuis (20 000 Einwohner) Roger Pellenc (76) hält besonders in dieser schwierigen Zeit den Kontakt zur Bevölkerung. Die Ansprache von vor ein paar Tagen über Facebook möchte ich in meinem Blog veröffentlichen und damit die Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass sie unseren französischen Freunden Halt gibt und vor allem das Gefühl vermittelt, nicht alleine gelassen zu werden. Wer möchte kann die Rede nach dem Klick auf den Link hören.

Roger Pellenc lässt in dieser Rede niemanden aus. Ob ganz normaler Bürger, Geschäftsmann oder die Beamten in seinem Arbeitsbereich. Er drückt sein Mitgefühl gegenüber den Angehörigen Verstorbener aus und geht auch bald wieder zur Tagesordnung über, indem er aufzeigt, dass die Zeit in Pertuis nicht stehenbleibt. Pertuis lässt sich von dem heimtückischen Virus nicht unterkriegen. Auch das ist seine Botschaft.

Danke Herr Bürgermeister Pellenc für ihr mitmenschliches Engagement. Vielleicht fühlt sich der eine oder andere Amtsbruder/Amtsschwester dadurch animiert und tut es ihnen in seinem Amtsbereich gleich.

Es ist gut wenn Amtsträger besonders in Krisenzeiten den Bürgern signalisieren, dass sie ihnen in ihren Sorgen und Nöten beistehen. Besonders aber in einer Zeit, in der gefühlt alles in Auflösung begriffen ist und in der neben Arbeitsplätzen, Familienverbünde und Freundschaften Gefahr laufen wegzubrechen, muss besonders ein Bürgermeister für die Menschen seiner Kommune da sein. Der Pertuiser Bürgermeister Roger Pellenc, dessen Stadt mindestens so schwer von der Pandemie betroffen ist, wie viele andere Kommunen in Frankreich auch, weiß gerade als Unternehmer wie wichtig das Gespräch und besonders das Zuhören ist. Corona macht es keinem leicht und so suchte er nach Wegen seine Pertuisiens ansprechen zu können. Die sozialen Netzwerke sind besonders für diese Ausnahmesituationen ein Segen Gottes. Alle größeren Unternehmen machen mittlerweile über ZOOM und CO davon Gebrauch und konferieren selbst über Kontinente hinweg. Das funktioniert auch in einer Kommune ganz besonders gut, wenn Ansprachen nicht als platte Durchhalteparolen oder nichtssagende Floskeln empfunden, sondern in einer großen Authentizität wahrgenommen werden. Die Bürger haben ein gutes Gefühl, um herauszufinden, wer es ehrlich mit ihnen und der Stadt meint. Darüber hinaus haben sie auch das Recht von ihren Gewählten mehr Einsatz zu erwarten, als diese es vielleicht für nötig halten.

Wer Kontakt mit der Mairie (Rathaus) von Pertuis aufnehmen möchte, kann dies per mail E-Mail: kommunikation@mairie-pertuis.fr gerne auch auf Deutsch tun. sig

https://www.facebook.com/Ville.de.Pertuis/videos/342657233462767/

Herborner lasst euch nicht unterkriegen

Dauerregen, niedrige Temperaturen und eine „Ausgangssperre“, genannt Lockdown, macht der ansonsten bunten und quirligen Stadt Herborn schwer zu schaffen. Es will einfach nicht mehr richtig hell werden und das Schreckgespenst Corona ist allgegenwärtig. All das quält mittlerweile auch Menschen, die „Novemberblues“ oder Winterdepression höchstens vom Namen her kennen. Zugegeben, donnerstags sah man in der Altstadt nie sehr viele Besucher auf den Straßen und bei einem solchen Wetter schon gar nicht.

Aber die Herborner Cafés waren auch an solchen Wochentagen immer gut besucht. Jetzt sind sie allesamt geschlossen. Einige Caféhaus-Besitzer nutzen den Lockdown und renovieren was das Zeug hält. Den Gaststätten und Restaurants geht es nicht anders. Viele haben sich darauf verlegt nach Art von Garküchen Speisen für den außer Haus Verkauf zu kochen und anzubieten. Die zahlreichen Herborner Friseursalons, aber auch die Kosmetik- und Nagelstudios sind Chancenlos. Sie haben ultimativ geschlossen und keine Ahnung wie es weitergeht. Das gilt ebenso für die übrige Geschäftswelt. Aber hier gibt es Ausnahmen. So dürfen Reformhäuser, Drogerien, Zeitschriftenläden, natürlich Lebensmittelgeschäfte, Gemüseläden und Tiernahrungsgeschäfte auch während er Pandemie ihre Waren innerhalb ihrer Geschäftsräume verkaufen. Eine spürbare Tristesse liegt über der Stadt und wenn sich zufälligerweise von den wenigen Menschen, die ab und zu unterwegs sind, hier und da welche treffen, ist Corona das Hauptthema und immer wieder die Frage: „Wann ist das denn endlich alles vorbei“. So wie die Experten in ihren Einschätzungen oft völlig unterschiedlich sind, ist es der Rest der Bevölkerung auch. Eine ältere Dame geht zielstrebig auf die Bäckerei zu. Die Maske bedeckt ihren Mund und auch an der Theke bleibt ihre Nase unbedeckt. Mein Gesprächspartner und ich schauen uns an, als sie beim Verlassen des Ladens die Maske hoch über die Nase zieht. Wir können uns nicht verkneifen, höflich auf diese unlogische Handlung hinzuweisen. Ja, ja sagt die Dame, wir müssen aufpassen, dass sich die Pandemie nicht noch mehr ausweitet und entfernt sich. Mein Gesprächspartner leise zu mir, „aber begriffen haben wir nichts“. Das mit dem Begreifen oder besser gesagt mit dem Wahrhaben ist leider immer noch viel zu oft verbreitet. Bei allem Verständnis für die Situation, die auch für unsere Regierenden Neuland ist, die Haare werden immer länger. Der Frustpegel steigt und die Mund,-Nasen-Schutzmasken lästiger. Dennoch: Herborn wird auch wieder heller, die Cafés sind irgendwann geöffnet und einem fröhlichen Einkaufsbummel wird dann nichts mehr im Wege stehen. Glauben wir daran und halten bis dahin durch. Mir freue sich und lassen uns von dem fiesen Winzling nicht unterbuttern. sig/Fotos: Gerdau

Driedorf wird Bildungskommune

Der nachfolgende Artikel beschreibt den neuen Weg, den die Gemeinde Driedorf in Sachen Bildungspolitik geht. Ich denke das Engagement von Kommunalpolitik und Verwaltung ist es Wert, dass man darüber schreibt. gerdaus-welt hat sich des Themas angenommen und wird auch in Zukunft darüber berichten. sig

Die Westerwaldgemeinde Driedorf mit ihren neun Ortsteilen beschreitet seit geraumer Zeit neue Wege mit dem Ziel, Bildungskommune zu werden. Durch die Zusammenführung von Kompetenzen und Trägerschaften möchte Bürgermeister Carsten Braun (CDU) Synergien bündeln und noch mehr Verantwortung übernehmen, als die Gemeinde ohnehin schon hatte. Die Gemeindevertretung unterstützt den bildungspolitischen Kurs des Vaters zweier Kinder und Ehemann einer Gymnasial-Lehrerin auf breiter Basis. „Wir sind seit vielen Jahren Klima-Kommune und warum sollten wir es nicht schaffen, auch Bildungskommune zu sein“, sagte Braun. Die Kernkompetenzen wie Erziehung, Betreuung, Bildung, Beratung und Wertevermittlung seien für eine familienfreundliche Kommune, als die Driedorf wahrgenommen werden möchte, unabdingbar und die Voraussetzung wären nahezu ideal. So erweitern mittlerweile zwei Tagesmütter das bisherige Angebot zur Betreuung von bis zu zehn Kleinkindern in gemeindeeigenen Räumlichkeiten. Durch Umorganisation und entsprechende Neugliederung wird das Betreuungsangebot für Krippenkinder in der Kindertagesstätte (KiTa) Mademühlen („Wäller Schatzkiste“) von bisher 12 auf 24 Plätze erweitert. Die zweite kommunale KiTa („Rother Rabennest“) im Ortsteil Roth ergänzt die vorschulische Kinderbetreuung der Gemeinde. Die evangelische Kindertagestätte in der Kerngemeinde Driedorf komplettiert das Kindergartenangebot in der knapp mehr als 5 000 Einwohner zählenden Großgemeinde.

Die Driedorfer KiTa in Mademühlen ist in einem neuen Gebäude (rechts) und im ehemaligen DGH (heute Gemeindehaus christliche Gemeinde) untergebracht

Auch im Bereich der Driedorfer Westerwaldschule hat die Gemeinde seit dem vergangenen Jahr Zeichen gesetzt. Die bisher vereinsgetragene Betreuung der Grundschüler mit Arbeitsgemeinschafts-Angeboten, darunter auch Hausaufgaben-Betreuung und Mittagessen, liegt nun in den Händen der Kommune. Dass dies ohne finanzielle Mehrbelastung für den Gemeinde-Haushalt, alleine durch Landes- und Kreiszuschüsse sowie Elternbeiträge gegenfinanziert wird, machte die Entscheidung zu diesem Schritt relativ einfach. Die kommunale Jugendpflege in Gestalt des Jugendzentrums (JuZ) glich in Driedorf über Jahrzehnte einer unendlichen Geschichte. Immer wieder war sie Streitpunkt zwischen den politischen Parteien, wenn es um dessen Finanzierung ging. Gleichwohl war dessen Notwendigkeit niemals strittig. Zukünftig ist die fachliche Betreuung des JuZ lückenlos garantiert, glaubt Braun. Durch die Kombination der Sozialarbeit an der Westerwaldschule mit den Aufgaben im Jugendzentrum Driedorf sollte dies problemlos möglich und vor allem auch finanzierbar sein. Der Bürgermeister sieht sich mit seinen bildungspolitischen Ideen auf der Zielgerade. „Anfang 2020 waren wir Träger von zwei kommunalen Kindergärten, jetzt sind wir für die Altersklassen 0 bis 18 breit aufgestellt“, sagte Carsten Braun und vergisst auch nicht der Gemeindevertretung für ihren Weitblick zu danken. 

Achtung Programmänderung. Der Beitrag von hr4 wird am kommenden Montag (8.Februar) um 15.30 Uhr gesendet

sig/Foto: Gerdau 

Ins Herborner „Haus des Lebens“ hat sich vermutlich wieder ein Corona-Virus eingeschlichen.

Das Seniorenheim „Haus des Lebens“ in der Herborner Kaiserstraße hat vermutlich wieder ein Fall von COVID-19. Die Einrichtung ist seit gestern für den Besucherverkehr geschlossen. Etwas genaues wüsste man jedoch noch nicht, sagte auf telefonische Anfrage Pflegedienstleiterin Carmen Decker. In wenigen Stunden beginnt eine umfangreiche Test-Aktion, durch die man den Anfangsverdacht eingrenzen und lokalisieren will. Im Haus des Lebens ist man, wie in allen Einrichtungen dieser Art, besonders sensibilisiert, wenn es um die Verhinderung von ansteckenden Krankheiten geht. Hierbei setzt man in erster Linie auf die Prophylaxe. sig/Foto: Siegfried Gerdau

Die Türen zum Haus des Lebens sind derzeit wieder für den Besuchsverkehr geschlossen.

Die Leitung des Herborner Haus des Lebens heute 31.01.2021 auf Facebook

In den Pflegeeinrichtungen werden mittlerweile regelmäßig die Mitarbeiter und Bewohner mit einem Schnelltest auf den Corona-Virus getestet. Dabei ergab sich im Seniorenzentrum Herborn / Haus des Lebens, dass am Wochenende zwei Mitarbeiter einen positiven Befund hatten. Durch den folgenden PCR-Test wurde das Ergebnis bestätigt. Durch das Gesundheitsamt veranlasst, wurden alle Bewohner und Mitarbeiter mit Unterstützung der Bundeswehr getestet und mittlerweile liegen die Ergebnisse der sogenannten PCR-Tests vor.Die positiv getesteten Bewohner kommen aus den beiden großen Wohnbereichen, so dass sich diese Bewohner nun in Zimmerquarantäne befinden. Die Angehörigen der betroffenen Bewohner wurden umgehend verständigt. Es dürfen nur noch die nötigsten Menschen die Einrichtungen betreten. Die Geschäftsführung berichtete über eine sehr angespannte Personalsituation. Es werde daher akut Personal für den Pflegebereich gesucht. Auch ungelernte Kräfte mit Pflegeerfahrung, die in der Einrichtung arbeiten möchten, sind willkommen. Interessenten können sich im Haus des Lebens in Herborn melden, Telefon 02772/5760-0.Mehr Infos zur Situation auf www.hausdeslebens.de

Stellungnahme einer Lehrerin zum Artikel „Homeschooling unzureichend umgesetzt“ vom 21.01.2021

Hallo Siggi, schreibt Julia (Anm.Red.)

ich verfolge deinen Blog regelmäßig und habe auch den Artikel (Brief) zu Home-Schooling gelesen. Die Sicht der Mutter und auch des Schülers ist verständlich. In meinem Freundeskreis habe ich allerdings einige Lehrerinnen und kenne auch deren Sicht auf die Dinge. Ich bekomme aktuell mit, wie herausfordernd die Situation ist, wie viel Arbeit, Telefonate, Mails, Konferenzen und Logistik rund um den eigentlichen Unterricht betrieben wird und dass sich fast täglich irgendetwas für die Lehrer:innen ändert. Daher habe ich die Lehrerin, die ich kenne, gebeten, ihre Sicht der Dinge aufzuschreiben und darzustellen. Gerne kannst du ihren Brief, ebenfalls anonym, posten.

Stellungnahme einer Lehrerin (Anm.Red.)

Liebe anonyme Mutter aus dem LDK,

Homeschooling ist für alle Beteiligte: Schüler:innen, Eltern und Lehrer:innen eine große Herausforderung. Es ist klar, dass es nur funktionieren kann, wenn alle drei zusammenarbeiten und nicht gegeneinander. Im Folgenden antworte ich auf Ihre Fragen und Anklagepunkte:

Warum man nicht alles per VK machen kann:

Viele Schüler:innen sind technisch sehr schlecht ausgestattet, fliegen ständig aus den Videokonferenzen heraus, hören nichts – und auf diese Weise sollen sie dann sechs Stunden Unterricht verfolgen? Auf die zukünftigen (Wissens-) Lücken freue ich mich dann natürlich besonders („Sorry, ich kann die Frage nicht beantworten, während Sie die Binomischen Formeln erklärt haben, hatten wir gerade Netzprobleme!“) und die mit Sicherheit folgende Elternschelte, man ziehe rücksichtslos den Unterrichtsstoff durch ohne (technisch/netzlose/finanziell/motorisch/sinngeschädigt) benachteiligte Schüler zu berücksichtigen.

Man darf daneben auch nicht vergessen: Manche Familien haben nur einen PC. Welches der drei Kinder hat nun das Privileg, den live-online-Unterricht – wahrscheinlich mit technischen Aussetzern – zu verfolgen?

Zoom find ich total klasse, kostet aber für mehr als 30 (+10) Min echt Geld (jetzt ziehen wir mal ein paar Minuten Unterrichtszeit ab, 45min werden definitiv überbewertet!)  – wer bezahlt die Lizenz? (Von den eigenen Kosten für meine technischen Dienstgeräte erzähle ich jetzt erstmal nichts). Leider beachtet der US-Konzern die Datenschutzbestimmungen mal so grad gar nicht – ist ja kein Drama, wenn die ganze US-Welt erfährt, wie doof sich doch das eigene Kind in Deutsch, Mathe oder Bio anstellt – und das für immer abgespeichert auf irgendeinem Server.

Zusätzlich nutzen einige Schüler:innen das Angebot früh angesetzter Videokonferenz leider nicht – mit der Begründung, sie würden doch mindestens bis 10 Uhr schlafen oder sie loggen sich nur „blind und stumm“ in die Konferenz ein und schlafen dann weiter.

Abgegebene Aufgaben:

Leider korrigiere ich alle abgegeben Aufgaben der SuS und es ist viel Arbeit pro Tag 60-150 schlecht abfotografierte, hingeschmierte, mit Rechtschreibfehlern triefende Werke zu korrigieren.

Im Präsenzunterricht hetzt man zwischen zwei Klassenräumen hin und her und ist nie wirklich in einer Klasse. Das „Diensthandy“ (ALDI-Talk sei Dank!) ist dabei immer angeschaltet, muss man doch für die restlichen Schüler:innen im Homeschooling für Fragen und Unklarheiten verfügbar sein. Nebenbei halten sich die Abschlussklassen kaum an die Hygiene-Vorschriften, wenn keine Lehrkraft in der Nähe ist. Kein Problem. Wenn Corona in der Klasse ausbricht, wir können weitermachen, der Rest geht in Quarantäne. Ein Hoch auf die FFP2-Maske!

Die meisten Kollegen von uns arbeiten das Wochenende durch, da das Pensum unter der Woche aktuell nicht zu schaffen ist. Klar, es gibt viele schwarze Schafe. Das stimmt und die gibt es leider überall. Man hätte sich in der (Schul-) Politik mehr kümmern können, aber die Situation ist nicht änderbar und wir müssen alle zusammen und gemeinsam das Beste aus der Situation machen.

Mit freundlichen Grüßen

Hinzufügen möchte ich noch eine kleine Anmerkung aus IT-Sicht. Auch in Unternehmen hat man mit den Herausforderungen der Corona-Situation zu kämpfen (Home-Office, Videomeetings, IT-Infrastruktur usw.). Hier gibt es glücklicherweise oft eine Abteilung, die sich darum kümmern kann. In der Schule ist das anders. Für die IT wird meist eine einzige Lehrkraft auserwählt, die IT-affin ist und sich neben ihrem Job um Netzwerk, Laptops & Co. kümmern muss. Zudem setzt man bislang bei Lehrer:innen selbstverständlich voraus, dass sie ihre Privatgeräte (Laptops, Tablets, Smartphones) einsetzen und für Eltern und Schüler – rund um die Uhr – verfügbar sind. In einem (gesunden) Unternehmen undenkbar!

Die Corona-Situation zeigt, wie unter einer Lupe, auf, was in den letzten Jahren verschlafen und verpasst wurde. Nun bleibt nichts anderes übrig als das Beste, gemeinsam, aus der Sache zu machen und dafür zu sorgen, dass alle Beteiligten einigermaßen unbeschadet herauskommen.

Liebe Grüße

Julia

Homeschooling unzureichend umgesetzt?

Was auf den Tischen des Föderalismus verhackstückt und scheibchenweise, nicht immer verständlich, an die Bürger der einzelnen Bundesländer per Verordnung oder Gesetz weitergereicht wird, kann offenbar an der Basis nur unzureichend umgesetzt werden. Die Rede ist vom Heim-Schul-Unterricht während der Covid-19-Pandemie. Eine Mutter machte jetzt ihrem Ärger Luft und wollte den nachfolgenden Brief an das Hessische Kultusministerium schreiben. Aus unbekannten Gründen scheiterte ihr Vorhaben jedoch und sie bat mich ihn in gerdaus-welt zu veröffentlichen.   

Warm angezogen und total einsam erledigt dieser Gymnasiast seine Schulaufgaben in freier Natur. Foto: Gerdau

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir haben heute Morgen einen Bericht bei MOMA (ARD) über eine Schule in Köln-Zollstock gesehen. Dort erhalten die Kinder per ZOOM digitalen Unterricht. Warum ist dies nicht an unserer Schule – Johanneum-Gymnasium in Herborn- möglich? Ständig werden die Lehrer hoch in den Himmel gelobt, wie sie die Schulsituation in der Pandemie meistern. Ehrlich gesagt fängt die Daseinsberechtigung der meisten Lehrer unserer Kinder an zu bröckeln. Unter Distanzunterricht stellen wir uns als Eltern etwas Anderes vor. Es wird von der Schule Material am Anfang der Woche geschickt und die Kinder müssen es innerhalb der laufenden Woche selbständig be- und erarbeiten. Bei neuen Themen müssen wir Eltern als Lehrer herhalten und es den Kindern erklären, beziehungsweise beibringen. Das hat für uns nichts mit Digital-Unterricht zu tun. Es gibt genau zwei Lehrer in der Klasse unserer Kinder, die einmal pro Woche für eine halbe oder eine Stunde eine Videokonferenz abhalten-wenn es denn über I-Serv funktioniert. ZOOM und CO ist ja angeblich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht erlaubt. Das Erstaunliche daran ist, dass fast jedes Unternehmen aktuell Termine per ZOOM/TEAMS/GOOGLE-MEETs und anderen Videokonferenz-Tools durchführt. Jeder Workshop, jedes Seminar wird aktuell als Webinar durchgeführt. Wo also ist das Problem? Lehrer- die ja vermutlich auch eine 35-40 Stunden-Woche haben- könnten ihre Unterrichtsstunden vor der Kamera abhalten. Meiner Meinung nach, machen es sich die meisten Pädagogen sehr einfach. Selbst mein 13-Jähriger Sohn hat schon gefragt, warum nicht einfach nach Stundenplan per Video-Konferenz-Unterricht stattfindet. Das ist nicht mal das, was ich erwarte. Aber mindestens ein bis zweimal, pro Woche und Fach, vernünftiger Unterricht, wäre ja schon mal ein Anfang. Meiner Meinung nach sind es die Lehrer, die keine Lust darauf haben, sich mit den neuen Medien zu beschäftigen. Überall werden aktuell Video-Konferenzen durchgeführt (wie wir bei den vielen Pressekonferenzen ja mitbekommen – auch in der Politik). Von Unternehmen wird verlangt, dass Homeoffice-Möglichkeiten geschaffen werden. Nur die Lehrer, die aktuell mehr Urlaub als viele andere haben, gehen diesen Weg nicht und werden noch dazu, im Gegensatz zu Menschen, die aufgrund von Schließungen in Kurzarbeit geschickt werden, normal weiterbezahlt.

Es wäre schön, hierzu ein Feedback zu erhalten!

Vielen Dank

Mit freundlichen Grüßen

(Name der Redaktion bekannt)

PS: Ich habe jetzt nur vom Johanneum geschrieben, aber dieses Problem betrifft auch andere Schulen, wie beispielsweise die Johann-Heinrich-von Alstedt-Schule in Bicken-Ballersbach. Ich habe heute Morgen noch mit einer Mutter telefoniert. Sie hatte die Lehrerin angesprochen und wollte wissen, warum die Kinder (1. Klasse) überhaupt kein Feedback zu ihren Aufgaben erhalten würden. Die Antwort der Lehrerin: „Ich kann doch nicht die Aufgaben von allen Kindern durchsehen“.

Kolumne

Von Siegfried Gerdau

Ist die Gelbe Mülltonne das Non plus ultra?

Heute ging es in Herborn den Gelben Tonnen mit schweren Müllfahrzeugen an die Deckel. Die waren bei den meisten 240 Liter Behältern schon weit geöffnet. Warum? Ganz einfach, die Tonne ist für die meisten Haushalte oft zu klein und vier Wochen sind zu lang. So stapeln die Menschen so lange, bis der Deckel nicht mehr zu geht.

Aufmerksame Zeitgenossen hatten wohl gelesen, dass man bis Februar noch gelbe Säcke dazu stellen kann. Doch was passiert danach. Die Deckel werden dann wohl noch weiter als sonst offenstehen oder die Bürger dürfen nicht mehr so viel Verpackungsmüll hineinstopfen. Alles gut. Die Müllberge sollen ja ohnehin reduziert werden, doch wohin mit den Gemüsedosen, den unendlichen Mengen an Verpackungsmaterial bei Lebensmitteln. Wir müssen stopfen lernen. Ein dicker Hammer aus dem Baumarkt und eine Blechschere für die Dosen könnten zudem hilfreich sein. Bevor der Papi morgens aus dem Haus geht, steigt er in die Mülltonne und verdichtet den Inhalt.

Oder: Mami wird zum Einkaufen immer passende Plastikdosen und einen Dosenöffner mit sich führen. Der Eintopf wird einfach geöffnet, umgefüllt und das leere Behältnis wieder ins Regal gestellt. Genau so macht man es mit der Pralinenschachtel, dem Margarinen-Töpfchen und dem Jogurt-Becher. Der Fleischsalat wird einfach in die Handtasche gefüllt. Bei den Eiern und dem Gemüse dürften keine Probleme entstehen. Die hat allerdings am Ende die Kassiererin. Vergeblich sucht sie den Verpackungs-Code. Der steht auf Dosen und Co in den Regalen. Bleibt als Königsweg: Die Menschen dürfen nicht mehr soviel und oft einkaufen. Man könnte so der Adipositas wirksam entgegentreten und die Weiterverbreitung von Covid-19 bekommt man durch weniger Einkaufsbewegungen auch besser in den Griff. Ob das alles so gut für die Wirtschaft und das Steueraufkommen ist, steht auf einem anderen Blatt. Darauf wird aber derzeit sowieso wenig Rücksicht genommen. Die Umwelt ist der Gewinner und die Deckel an den Gelben Tonnen werden wieder sauber geschlossen sein, so wie es sich gehört.

Fotos: Gerdau

Nur eine Taube?

Nadja Steinwachs, eine Tierschützerin, die sich Zeit ihres Lebens mit ganzer Kraft für alte kranke und Tiere in Not einsetzt, hat mich gebeten diesen besonders ekelhaften Fall eines Mordversuchs an einer Taube zu publizieren. Ich kenne und schätze Nadja schon seit einigen vielen Jahren und weiß, dass sie mit der vom Menschen geschundenen Kreatur mitleidet und auch deshalb unterstütze ich ihr Anliegen mit aller Kraft.

Sie schreibt:

An den selbsternannten Scharfschützen Herborns. „Den einstigen Vogel des Friedens, der sich so arglos und friedvoll des Lebens freute, vom Himmel zu schießen, damit können sie nur ein ganz schlechtes Karma ernten“. Jeder der jetzt sagt, es ist doch „nur“ eine Taube, es ist nicht schade drum, es gibt genug „Ratten der Lüfte“, sollte sich mit ihnen schämen. Es gibt genug menschliche „Ratten“, die weitaus mehr Schaden anrichten, wie wir an unserer aktuellen Situation wohl sehen. Diesmal war es „nur“ eine Taube. Das nächste Mal ist es vielleicht eine Katze, die von diesem oder einem anderen „Menschen“ einfach mal so abgeknallt wird. Wo kommen wir denn hin, wenn hier jeder durch die Gegend ballert. Zudem ist das „Tauben-Problem“ menschengemacht. Wir sind die Verursacher. Fütterungsverbote halten die Tiere nicht von der Vermehrung ab. Durch ihren Arterhaltungstrieb vermehren sie sich auch in Hungersnot und das oft noch umso mehr. Aber alles was nicht passt, wird auf einfachstem Wege eliminiert. So ticken viele Menschen und glauben tatsächlich sie hätten das Recht auf der Welt herum zu wüten und alles zu vernichten, was ihnen nicht in den Kram passt. Aber: Jetzt kommt Karma ins Spiel und diesmal heißt es Corona. Die geschundene Fauna und Flora wehrt sich.

Im Krieg waren die friedlichen Täubchen als Übermittler und Melder gut genug. Im Anschluss wurden sie sich selbst überlassen und ausgesetzt. Brieftaube „Cher Ami“, die berühmteste aller Tauben, rettete im Krieg durch ihre Botschaft vielen Menschen das Leben. Dafür bezahlte sie mit ihrem eigenen. Sie verlor ein Bein, erlitt einen Flügeldurchschuss und dennoch brachte sie die Botschaft zu ihrem Ziel. So angeschossen, wie sie war.
https://de.wikipedia.org/wiki/Cher_Ami

Aber so war der Mensch ja schon immer. Für ihn nutzlose Mitgeschöpfe werden, nach dem sie ausgebeutet sind, achtlos weggeworfen. Damals wie heute. Bei der armen kleinen Taube liegt der Fall etwas anders. Wie kann ein Mensch-angeblich die Krone der Schöpfung- einen solchen Hass auf ein kleines, unschuldiges Geschöpf entwickeln. Das ist doch krank.
„Wehe diesem und vielen anderen erbärmlichen Menschen, wenn nur ein einziges Tier einst im Weltgericht sitzt“. Dass ein Leben angeblich mehr Wert ist als das andere, ist wohl der Ursprung allen Übels auf unserer Welt“.

Dieses arme Täubchen, ich nenne sie Senta, war so clever, sich vor meine Haustür zu setzen. Sie wusste wohl instinktiv, dass ich eine Taubenfreundin bin. Ja, Tauben in Not, die ausgehungert, verletzt, krank und verzweifelt sind, fliegen um Hilfe zu suchen sogar Menschen an oder betreten deren Häuser, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet.

Wenn Senta sprechen könnte, würde sie vielleicht sagen: „Du hast mich in deinem unbändigen Hass mit einer Gewehrkugel getroffen, es schlug in meinem kleinen Körper ein, wie ein Blitz. Es hat so weh getan und kam aus dem Nichts. Ich weiß nicht was ich dir getan habe. Das mag dich erfreuen. Du, der sich Spezies Mensch nennt. Der meint über allen Dingen zu stehen.
Ich habe Schmerzen. Mein Flügel ist kaputt und ein Projektil steckte in meinem Körper. Du hast mich vom Himmel geschossen, doch ich lebe noch. Und ich werde überleben. Es gibt wenige Menschen, die versuchen halbwegs gut zu machen, was du mir angetan hast. Du hast mich getroffen, sehr schmerzhaft und doch dein Ziel verfehlt. Ich werde nicht sterben. Du hast es zum Glück nicht geschafft mich zu töten. Ich bleibe jedoch mein Leben lang behindert. Das hast du geschafft. Sei stolz auf dein Tun. Irgendwann schlägt das Karma zu und dann möchte ich nicht in deiner Haut stecken.


Bitte keine Grundsatzdiskussionen, ob es richtig war mich abzuknallen oder nicht, ob es richtig war mich am Leben zu lassen, auch wenn ich behindert bleibe.

Meine Finderin hat dies wohl überlegt und mit einer Tierärztin zusammen beschlossen und ich bin froh darüber. Ich kann sogar schon wieder fressen.
Also diskutiert bitte NICHT darüber, wie ihr Menschen dies immer so sinnlos und zu nichts führend könnt.
Ich möchte nur, dass ihr zur Kenntnis nehmt, was mir hier im beschaulichen Herborn am eigenen Leibe passiert ist und das Herborns Einwohner bitte Augen und Ohren offenhalten. Wenn sie etwas derartiges beobachten, bitte sofort der Polizei melden. In meinem Fall wurde bereits Anzeige erstattet.
Ich habe nur das eine Leben und glaubt mir, hätte ich es mir aussuchen können, wäre ich gewiss nicht als Taube auf die Welt gekommen.
„Die Größe einer Nation, lässt sich daran erkennen, wie sie ihre Tiere behandelt.“
Da hast du Mensch, noch viel zu lernen.

Fotos: Siegfried Gerdau

Eben habe ich noch diese Fotos von Senta dazugefügt. Ich denke, es ist richtig die Schwere dieser idiotischen Tat zu dokumentieren. Fotos: Nadja Steinwachs