Dauerregen, niedrige Temperaturen und eine „Ausgangssperre“, genannt Lockdown, macht der ansonsten bunten und quirligen Stadt Herborn schwer zu schaffen. Es will einfach nicht mehr richtig hell werden und das Schreckgespenst Corona ist allgegenwärtig. All das quält mittlerweile auch Menschen, die „Novemberblues“ oder Winterdepression höchstens vom Namen her kennen. Zugegeben, donnerstags sah man in der Altstadt nie sehr viele Besucher auf den Straßen und bei einem solchen Wetter schon gar nicht.
Aber die Herborner Cafés waren auch an solchen Wochentagen immer gut besucht. Jetzt sind sie allesamt geschlossen. Einige Caféhaus-Besitzer nutzen den Lockdown und renovieren was das Zeug hält. Den Gaststätten und Restaurants geht es nicht anders. Viele haben sich darauf verlegt nach Art von Garküchen Speisen für den außer Haus Verkauf zu kochen und anzubieten. Die zahlreichen Herborner Friseursalons, aber auch die Kosmetik- und Nagelstudios sind Chancenlos. Sie haben ultimativ geschlossen und keine Ahnung wie es weitergeht. Das gilt ebenso für die übrige Geschäftswelt. Aber hier gibt es Ausnahmen. So dürfen Reformhäuser, Drogerien, Zeitschriftenläden, natürlich Lebensmittelgeschäfte, Gemüseläden und Tiernahrungsgeschäfte auch während er Pandemie ihre Waren innerhalb ihrer Geschäftsräume verkaufen. Eine spürbare Tristesse liegt über der Stadt und wenn sich zufälligerweise von den wenigen Menschen, die ab und zu unterwegs sind, hier und da welche treffen, ist Corona das Hauptthema und immer wieder die Frage: „Wann ist das denn endlich alles vorbei“. So wie die Experten in ihren Einschätzungen oft völlig unterschiedlich sind, ist es der Rest der Bevölkerung auch. Eine ältere Dame geht zielstrebig auf die Bäckerei zu. Die Maske bedeckt ihren Mund und auch an der Theke bleibt ihre Nase unbedeckt. Mein Gesprächspartner und ich schauen uns an, als sie beim Verlassen des Ladens die Maske hoch über die Nase zieht. Wir können uns nicht verkneifen, höflich auf diese unlogische Handlung hinzuweisen. Ja, ja sagt die Dame, wir müssen aufpassen, dass sich die Pandemie nicht noch mehr ausweitet und entfernt sich. Mein Gesprächspartner leise zu mir, „aber begriffen haben wir nichts“. Das mit dem Begreifen oder besser gesagt mit dem Wahrhaben ist leider immer noch viel zu oft verbreitet. Bei allem Verständnis für die Situation, die auch für unsere Regierenden Neuland ist, die Haare werden immer länger. Der Frustpegel steigt und die Mund,-Nasen-Schutzmasken lästiger. Dennoch: Herborn wird auch wieder heller, die Cafés sind irgendwann geöffnet und einem fröhlichen Einkaufsbummel wird dann nichts mehr im Wege stehen. Glauben wir daran und halten bis dahin durch. Mir freue sich und lassen uns von dem fiesen Winzling nicht unterbuttern. sig/Fotos: Gerdau