Sehnsucht nach Deutschlands Norden

Von Siegfried Gerdau

Es ist Anfang Juni und die Autobahnen Richtung Nordfriesland sind noch normal zu befahren. Baustellen gibt es dennoch zur genüge, aber wenn man sich Zeit für einen wochenlangen Urlaub gemehmigt, steckt man auch kleine Staus locker weg.

Klar kann man eine Strecke wie die geplante von Herborn nach Dagebüll in einem Stück fahren. Muß man aber nicht, es geht ja um Erholung, Spaß und ums Reisen und nicht ums Rasen. Eine Übernachtung planten wir 25 Kilometer oberhalb von Osnabrück am Alfsee in Rieste.

Am Alfsee bei Riste

Der Reisemobilhafen am Alfsee-Center gehört zu dem Campingplatz Alfsee Ferien- und Erlebnispark und der soll nach eigenen Angaben einer der führenden Plätze Europas sein.

Die 23 Euro für die Nacht waren sicher angemessen, aber von den tollen Angeboten nutzt man logischerweise bei einer Übernachtung nicht allzuviel. Die Fähre von Wischhafen nach Glückstadt konnten wir ohne anzuhalten befahren. Das haben wir noch nie erlebt.

Die Elbfähre bei Wischhafen

Zwar war die Strecke nach Wischhafen mit Umleitungen nur so gespickt, aber den Elbtunnel wollten wir uns auch diesmal nicht antun. Die Strecke entlang der Küste durch Dithmarschen, vorbei an Büsum und Husum, konnte entspannter nicht sein.
Da wir grundsätzlich mit dem Wohnmobil nicht schneller als 100 km/h fahren, kann man immer wieder auch mal ein Blick in die Landschaft werfen. Es kommt sofort das Gefühl auf, das Meer schon zu riechen. Nur noch wenige Stunden bis Dabebüll, das Tor nach Amrum und Föhr.

Der neue Reisemobil-Hafen in Dagebüll

Der neue Wohnmobilhafen „Ankerplatz am Deich“ unweit der Mole ist mit seinen 142 Plätzen auf Schotterrasen aufs Feinste hergerichtet. Die Gebührenabrechnung funktioniert wie mittlerweile an vielen Orten ausschließlich auf digitalem Wege.Auch hier waren 26 Euro für die Nacht durchaus angemessen (Strom exklusive).

Auf der deutschen Trauminsel Amrum trafen wir alte Freunde und wir ließen es uns bei einem schmackhaften Essen in Steenodde beim „Likedeeler“ gutgehen.

Fähre nach Amrum und Föhr
Beim Likedeeler

Die Überfahrt mit Zwischen-Anlegen in Föhr, ist mit knapp 45 Euro Hin-und Zurück (2 Personen) durchaus erschwinglich. Auch die das Meer meinte es gut mit uns und war ausgesprochen friedlich. Die Insel ist, zumindest was wir davon sahen, wunderschön. Einen längeren Urlaub auf dem einzigen Campingplatz „Dünen Camping Amrum“ können wir uns jedoch nicht vorstellen. Man ist halt sehr von der Welt abgeschnitten und immer auf die Fähre angewiesen.

Ohne Reservierung geht es heute auf Camping-und Stellplätzen nicht mehr. Ausnahmen bestätigen die Regel aber die schönen Zeiten mit „einfach Anfahren“ und einchecken sind vorbei. Den alten Wohnmobilisten wie uns gefällt das nicht. Es ist einfach ein Einschnitt in die ehemals große Freiheit. Auch auf „unserem Platz Eiderblick“ in Tönning ist das nicht anders.

Auf unserem Stellplatz

Wir hatten schon Monate vorher unseren Ideal-Stellplatz gebucht und sind nach fast fünf Wochen immer noch glücklich damit.

Unzählige Male musste ich den Neuankömmlingen Hilfe beim elektronischen Einchecken leisten. Das Procedere ist grundsätzlich einfach,…wenn man weiß wie es funktioniert. Es erinnert stark an einen Fahrkartenautomaten. Komplettes Scheitern ist jedoch unmöglich. Es bleibt immer noch der Weg zur Rezeption des um die Ecke liegenden Basis-Campingplatzes „Comfort-Camping Eider“. Die Mannschaft um Chef Walter Simon ist ausgeprochen freundlich und hilft höchst professionell in jeder Stituation.

Zum Platz gehört auch ein guter Imbiss, der vom Sohn des Chefs, einem gelernten Koch, perfekt geführt wird.Zu dem Freizeit-Ensemble gehört ein weiterer Stellplatz, „Kapitänshaus“. Dort finden die Dickschiffe ab 7,50 Meter einen Platz. Ganz in der Nähe des Stellplatzes „Eiderblick“, hinter dem Deich, punktet Tönning mit einem feinen Freibad.

Tönninger Strandbad

Wer nach einem erfrischenden Badetag Hunger bekommen hat, kann oberhalb der Anlage in dem griechischen Lokal „Poseidon“ sehr lecker Essen.

Das Tönninger Strandbad, nur wenige  Meter entfernt, Ist für Eltern mit Kindern ein Paradies. Während die Kleinen sich im Sand und an den Spielgeräten verlustieren, können sich Mama und Papa ein kühles Blondes und ein kleines Gericht in der Strandbar bei Christian genehmigen. Fahrräder gehören selbstverständlich zur Grundausstattung eines Campers. Hier oben im hohen Norden sind sie fast Pflicht. Kilometerlange Radwege der Traum eines jeden Pedalritters laden zum Biken ein. Eine gemütliche Tour zum Eidersperrwerk oder der malerischen Holländerstadt „Friedrichstadt“, ist auch für Ungeübte locker zu bewältigen. Zuvor muss man jedoch unbedingt das historische Städtchen Tönning besuchen.

Wochenmarkt auf dem Tönninger Marktplatz

Der alte Marktplatz von 1595 mit dem reich verzierten Brunnen und der darüber wachenden St. Laurentius Kirche mit ihrem 62 Meter hohen Turm und dem ausgemalten Tonnengewölbe, ist eine Wucht. Bis 1735 gab es ein Schloß in der Stadt im heutigen Stadtpark. Ein prachtvolles Modell aus Edelstahl ziert heute den nördlichen Eingang der Stadt auf einer Verkehrsinsel.

Modell des Tönninger Schlosses.

Tönnig hat wohl den schönsten Hafen an der nordfriesischen Küste.

Er hatte einst für die gesamte Region eine herausragende Bedeutung. Heute ist er Heimathafen für viele Sportboote. Die alte Holzschiff-Werft ist sowohl ein kulturelles als auch kulinarisches Highlight. Die Fischereigenossenschaft an dem historischen Hafen lockt mit fangfrischen Produkten. Wer sich den Wind auf See um die Nase wehen lassen will, entert den Adler II, der dreimal täglich seine Gäste zum Eidersperrwerk und durch die Schleuse in die Nordsee bringt. Mit etwas Glück kann man auf einer dieser Schiffstouren auch auf den Sandbänken (bei Ebbe) possierliche Seehunde beobachten.

Der historische Hafen

Tönnig hat einen kleinen Bahnhof, von dem jede Stunde ein Zug Richtung Husum oder St. Peter-Ording geht. Daneben gibt es gute Busverbindungen ins Umland und sogar einen „Rufbus“ welcher für wenig Geld auch individuelle Ziele ansteuert.

Tönnig fehlt zwar einü Meeresstrand, aber dafür fließt dort die 188 Kilometer lange Eider vorbei. Mit rund 300 Metern Breite ist sie hier kein kleiner Fluss. Über  hunderte Windkraftanlagen, vorzugsweise auf Dithmarscher Gebiet, kann man geteilter Meinung sein und ist es auch.

Die Eiderstädter, mit ihrer Kreisstadt Husum, haben sich bisher erfolgreich gegen den Bau der Stromerzeuger auf ihrer Halbinsel gewehrt.

Blick auf die Eider

Wir hatten in diesem Jahr an vielen Tagen richtig viel Regen. Deswegen Langeweile? Fehlanzeige! Wer die nordische Gastfreundschaft sowie gutes Essen und Trinken schätzt, kommt immer wieder. Die frische Brise und eine Ruhe sagenhafte Ruhe, bei der man die Seele baumeln lassen kann, machen einen Aufenthalt zur runden Sache. Moin aus Nordfriesland und der Halbinsel Eiderstedt, es lohnt sich. Fotos: Gerdau

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