Der Wolf-geliebt und gehasst

Nur wenige haben ihn- außer vielleicht in Tierparks- je gesehen und trotzdem verbreitet der Wolf Angst und Schrecken in breiten Bevölkerungsschichten. Besonders Tierhalter aller Couleur haben unter ihm zu leiden. Bei den Befürworter der Wolfsansiedlung und Verbreitung in den heimischen Wäldern vermischt sich märchenhafte Sozialromantik aus dem „Wolf und die sieben Geißlein“ mit Glorifizierung und einer Symbolik aus Stärke und Schönheit.

Auf der Gegenseite stehen die Rationalisten, die dem Wolf das Recht absprechen sich in den heimischen Wäldern aufzuhalten. „Sie sagen: Diese „Invasivlinge“ gehören nicht hierher und müssen daher mit allen Mittel bekämpft werden.“ Die Begründung für diese Einstellung basiert auf Angst und ebenso auf Tierschützer als auch wirtschaftlichen Interessen. Die Wahrheit wird wie meistens, irgendwo dazwischen liegen.

Aktuelle Facebook-Kommentare zum Thema
Gundy W.
Verdammt, lasst die Wölfe leben. Niemand hat das Recht ihnen das Leben zu nehmen. Das sind Gottes Geschöpfe, so wie wir. Niemand von den Menschen darf diese Tiere töten. Das wäre überheblich. Es kann sein, daß der Wolf dann uns jagen und ausrotten wird.
Erwin D.
Gundy W. Nicht alle TASSEN IM SCHRANK.
Albert G.
Gundy W. Idiotin !
Johannes M.
Gundy W. Heute Abend eine Herde Schafe bewachen die von Wölfen besucht wird, vielleicht reden wir morgen weiter.
Karl W.
Gundy W. die Wölfe sind keine Gottes Geschöpfe die sind vom Teufel 😈

 

Wer hat Recht und wie kann man allen gerecht werden?

Kaum jemand ist in diesem komplexen Thema fachlich so versiert wie der Driedorfer Tierarzt Sven Pfeiffer. Bereits seit vielen Jahren hat der Veterinär mit eigener Praxis sich nicht nur beruflich mit Canis lupus, so der lateinische Name des Wolfes, beschäftigt. Er legt allerdings großen Wert darauf völlig neutral zwischen den „Fronten“ zu stehen. „Wenn man mir einen verletzten Wolf bringt, behandele ich den genauso wie jedes andere Tier.“ Allerdings und das ist der gravierende Unterschied, dass er ihn nach der Behandlung nicht einfach wieder laufen lasse, sondern Sorge dafür trägt, dass der Zielort zumindest ein Tier- oder größeres Naturschutzgebiet ist.

„Ich mag weder Wolfshasser noch Menschen, die bedingungslos einen Wolf glorifizieren. Ich wünsche mir eine sachlich und fachlich begründete Auseinandersetzung mit dem Thema Wolf“, stellt Pfeiffer ganz pragmatisch fest. Er ist sich sicher, dass sich Deutschland in eine Situation manövriert hat, aus der es nur schwer wieder herauskommt. Er räumt jedoch auch ein, dass ihn das Sozialverhalten und die Fähigkeiten des Wolfes faszinieren. Er bewundere ganz besonders die Problemlösungsstrategien, die diese Tiere hinbekommen. Das liege auch mit daran, dass ein Wolf wesentlich intelligenter sei als ein Hund. Das müsse man einfach wissen, sagt der Veterinär. Der Wolf schaffe es in kürzester Zeit Situationen zu erkennen, zu bewerten und für sich zu nutzen.

Wie schmeckt ein Mensch

Die letzten Wölfe seien bei uns vor 150 Jahren völlig ausgerottet worden, erklärte Pfeiffer, weil der Mensch festgestellt habe, dass diese Raub-Tiere in der menschlichen Umgebung nicht gut sind. Jetzt gilt wieder: „Wenn man den Wolf sich weiter entwickeln lässt, so wie es die derzeitigen Naturschutzgesetze es vorgeben, dann werden wir sehr starke Probleme bekommen.“ In Nachbarländer wie den Niederlanden und in Italien habe es bereits Übergriffe auf Menschen gegeben. Durch seine kognitiven Fähigkeiten wird der Wolf irgendwann überprüfen wie der Mensch sich verhält und wie ein „Mensch schmeckt“. Diese Gefahr sei sehr realistisch, sagte der Fachmann.

In Deutschland werde eher halbherzig versucht einen „günstigen Erhaltungszustand“ für die Wolfspopulation herauszufinden, das heißt wieviel Wölfe unser Land ertragen könne. Er halte die Anwesenheit von Wölfen in Naturschutzgebieten wie zum Beispiel auf Truppenübungsplätzen für die Natur, Tierwelt und Menschen völlig in Ordnung. In der Nähe von Altenheimen, Fußgängerzonen oder sogar Kindergärten hingegen sollten sie auf keinen Fall sein. Er bezweifle auch ob sich diese Tiere dort wohlfühlten. Ein Wolf benötigt rund 6 Kilogramm Fleisch pro Tag. Das würde bei einem Wolfs-Rudel 12 Tonnen Fleisch pro Jahr ausmachen. Der Wolf ist gezwungen immer wieder neu zu töten. Dazu betreibt er ein „Überschusstöten“. Aufgrund seiner Jagdweise ist er quasi gezwungen ein flüchtendes Tier zu reißen.

Das bedeute auch für den „flüchtenden“ Menschen wie Jogger und Radfahrer Gefahr besteht, wenn der Wolf irgendwann seine Scheu vor den Menschen verloren hat. Man kann sich dann durchaus vorstellen, dass der Mensch dann als einfache Beute in sein Schema passen wird.

Ein Berufsjäger aus der Lüneburger Heide habe ihm glaubhaft berichtet, dass sich die Wölfe die Herdenschutzhunde von der anderen Seite des Zaunes genau anschauen würden. Man habe fast den Eindruck als wenn sie sich Notizen machen würden. In einem konkreten Fall, so erzählte der Jäger, habe ein Schafshalter seine Hunde immer zur gleichen Zeit in seinen Wagen geholt und gefüttert. Genau in diesem Moment sind die Wölfe in die Herde gestürmt und haben Schafe gerissen. Pfeiffer versicherte glaubhaft, dass diese Geschichte alles andere als nur Jägerlatein sei. Solche Problemlösungsstrategien seien durchaus nicht ungewöhnlich und davor sollten wir uns in acht nehmen.

Bei der als gesichert angesehenen Anzahl von 3 bis 4000 Wölfen in deutschen Wäldern, haben wir ein großes Problem.

Der „günstigste Erhaltungszustand“ in Schweden beträgt 250 Tiere, in Frankreich sind es 400. Deutschland hingegen ist offensichtlich nicht daran interessiert, den idealen Erhaltungszustand zu bestimmen, weil Deutschland noch viel mehr Wölfe möchte, so seine Einschätzung. Der Wolf sei ein großer Spendenträger. Es gäbe kein Tier, was in der Akzeptanz und der Spenden- Gewichtung so erfolgreich sei. Der Wolf werde immer mehr kommerzialisiert und glorifiziert und dadurch gäbe es ungeahnte Möglichkeiten Spendengelder zu akquirieren. Er bringt einfach sehr viel Geld.

Warum man in Deutschland scheinbar so unbefangen und großzügig mit der Wolfspopulation umgehe, habe bei Sven Pfeiffer die Einsicht geweckt, dass man auf diese Weise die Weidetierhaltung beenden möchte. Der Tierhalter/Landwirt, der durch Wolfsriss Schafe, Pferde oder andere Tiere verloren hat, hört möglicherweise entnervt auf. Auch eine Veränderung der Tierhaltung sei möglich. „Wofür wir jahrelang kämpften-Tiere raus aus den Ställen- wird wieder rückgängig gemacht.“ Ganzjährige Weidehaltung werde so wieder in ganzjährige Stallhaltung umgewandelt. Das sei für ihn eine Katastrophe schlechthin. Wegen einer einzigen Tierart werden ganze Herden wieder in die Ställe verfrachtet.

Einen wirksamen Herdenschutz gibt es einfach nicht, so der Tiermediziner

„Wir werden es nicht schaffen eine Herde effektiv vor dem Wolf zu schützen“, glaubt Pfeiffer. Auch Elektrozäune sind wirkungslos, selbst wenn sie mittlerweile vom Gesetzgeber auf 1, 6 Meter angehoben wurden. In Tierparks seien die Wolfsgehege von 2,50 Meter hohen Elektrozäunen umgeben und auch da käme er noch raus. Es gibt Wölfe die in ihrem Rudel gelernt haben zu springen und andere nicht. Sogar klettern könne einige oder untergraben. Es komme darauf an wie die Eltern ihre Jungen unterrichtet hätten. Es gäbe in Thüringen ein Wolfsrudel, das sich auf Pferdefohlen spezialisiert habe. „Diese Wölfe laufen quer durch eine Schafherde ohne links und rechts zu gucken und haben nur die Fohlen in der Pferdeherde im Visier.“

Pfeiffer berichtet von einer Wölfin, die die nicht-stromführenden Teile eines Schafzaunes durchbeißt, einen Impuls abwartet und sich durch die so entstandene Lücke im Zaun zwängt um ein Schaf zu reißen. Den möglichen Stromschlag kalkuliert sie in ihren Berechnungen mit ein. Wölfe haben jetzt Junge und da braucht die Wolfsmutter Unmengen von Futter und deshalb ist ihr jedes Opfer in der Nähe recht. Bei dieser Problemlösungsstrategie laufe es ihm eiskalt über den Rücken, weil er nicht wisse, was dieser Jäger sonst noch so drauf habe. Apropos jagen. Der Wolf sei von Hause aus faul und seine Jagddistanz nicht über 150 Meter, weiß der Fachmann. Wenn er es auf dieser Strecke nicht schafft, ein Tier zu fassen, gibt er auf. Daher ist die Annahme falsch, dass er sich das bei Holzwirtschaftlern so ungeliebte Rotwild holen könne. Gesundes Rehwild ist für den Wolf einfach zu schnell und daher ist ihm die Jagd darauf zu anstrengend.

Ein Thema, über dass besonders Pferdehalter nur mit Grauen berichten, sind Wolfsrisse an Pferden. Entweder werden diese großen Tiere 5 bis 7 Minuten lang zu Tode gewürgt oder regelrecht angefressen, so dass sie möglicherweise tage-beziehungsweise nächtelang immer weiter angefressen werden, bis sie schließlich qualvoll sterben. „Wenn man den Wolf hier in unseren Breiten haben will, dann muss man damit rechnen, dass solche Bilder kommen“, sagt Pfeiffer mit Nachdruck in der Stimme.

Gibt es eine Lösung um aus dem Dilemma herauszukommen ?

Wenn man es mit Wolfsrudeln zu tun hat, die im Wald Tiere jagen die in etwa ihrer Größe entsprechen, kann man gut damit leben. Es gibt Lösungen um dies zu erreichen. Der Veterinär empfiehlt den Verantwortlichen sich dringend in den Nachbarländern umzuschauen wie diese damit umgehen. In Slowenien beispielsweise manage man sehr erfolgreich den Umgang mit dem Wolf. Dort lasse man die Wölfe, die sich „natürlich“ verhalten völlig in Ruhe. Wenn jedoch ein Rudel auftaucht, welches an Weidetiere geht wird es komplett eliminiert. Dies ist auch dann der Fall, wenn Wölfe in dem Rudel sind, die springen. Es sei darüber hinaus völlig sinnlos nur einzelne Tiere aus dem Rudel zu entnehmen. Die gesamte Gruppe hat das gleiche Verhalten gelernt und die Brüder und Schwestern machen einfach weiter.

Wölfe sind faul und bevorzugen den einfachen, gefahrlosen Weg, um an ihre Beute zu kommen.

Grundsätzlich könne man davon ausgehen, dass es schwieriger für den Wolf ist ein Reh zu erbeuten, als ein Schaf aus einer Herde zu reißen. Da er sehr wirtschaftlich unterwegs sei, wird der Beutejäger versuchen die Sache abzuwägen. Wichtig für ihn ist, dass es gefahrlos und einfach ist. Er bevorzugt ganz einfach die kurzen Wege. Wenn er lediglich 3 Meter bis zur Beute zurücklegen muss, statt über eine Distanz von 150 Meter vielleicht erfolglos zu jagen, ist für ihn die Entscheidung klar. Wenn er bei diesem Vorgehen durch eine Kugel gestoppt wird, lernt er diese Bereiche als für ihn gefährlich einzustufen und sein Wissen auch an das Rudel weitergeben. Das Repertoire der Wolfssprache ist relativ umfangreich und durch die entsprechende Vokalisation effektiv. Dazu gehöre auch Mimik und Gestik wie zum Beispiel die Rute zwischen die Beine zu nehmen. Alle Rudelmitglieder haben ein Interesse daran, dass jedes Mitglied und besonders der Nachwuchs überlebt. Die Entnahme von Wölfen in der Kulturlandschaft hält Sven Pfeiffer absolut für den richtigen Weg. Ganz sicher gäbe es aber auch Rudel, von denen man überhaupt nichts merke und die könne man getrost in Ruhe lassen.

DNA-Tests schaffen Klarheit

Mittels DNA-Tests lässt der Mediziner feststellen welches Tier, dessen Anzahl und das Geschlecht ein Pferd, Schaf oder andere Nutztiere gerissen hat. Dazu bedient er sich eines Equipments, welches durchaus ausreichen könnte, einen Vaterschaftstests durchzuführen. Er entnimmt Speichelproben an der Bissstelle und schickt diese in ein unabhängiges Labor. Dabei kommt es auf absolute Sterilität an, um das Ergebnis nicht zu verwässern. Eine Frau meldete sich in der Praxis, „mein Pferd lag heute Morgen tot in der Koppel, können sie sich das einmal anschauen.“ Sven Pfeiffer legt los. Er untersucht das Tier auf Bissspuren und ob es möglicherweis bei einem Wolfsangriff erdrosselt wurde. Es war eine Sisyphusarbeit, bis endlich deutlich wurde, dass sich die Pferdehaare wieder über die Wunden gelegt hatten. Das Ergebnis: Es waren tatsächlich Drosselspuren an der Kehle des Pferdes zu sehen.

Sven Pfeiffer

Auf die Frage, warum er derartige Untersuchungen nicht Hessen-Forst überlasse sagte Pfeiffer, er habe das Gefühl, dass die nicht so sorgfältig bei der Untersuchung vorgehen würden und genau das halte er für gewollt. Die Ergebnisse würden die öffentliche Meinung „ungut“ beeinflussen , wenn vermehrt positive Wolfsrisse bekannt würden. Die Untersuchungsstelle wohin die Hessen-Forst-Abstriche gebracht würden sei eine NGO und deren Untersuchungs-Ergebnisse wären oft ohne positiven Befund. Ganz pragmatisch stellt er fest, dass er und seine Mitarbeiter etwas besser geschult seien und die Spurensicherung daher gewissenhafter erfolgten. „Aber, wer keine Spuren finden will, kann sorgloser mit der ganzen Sache umgehen.“ Die Praxis Pfeiffer schickt die Proben zu einem unabhängigen Institut nach Hamburg und deren DNA-Ergebnisse entsprächen dem neuesten Stand der Medizin-Technik.

Fazit: Tierarzt Sven Pfeiffer will schon alleine im Interesse der Tierhalter und damit seiner Kundschaft wissen, wohin die Reise mit der Wolfspopulation geht. Zahlen die ihn erschrecken sind nicht von der Hand zu weisen auch wenn man bedenke, dass sich diese innerhalb von zwei Jahren verdoppeln können, also von geschätzten 3 bis 4 000 auf nahezu 8 000. Er glaubt, dass es höchste Zeit sei aktiv zu werden. Seine ganz persönliche Empfehlung: Den Wolf nicht ausrotten sondern gezielt in vernünftige Bahnen leiten. Unsere Nachbarländer machen es vor wie es geht. Man braucht sich einfach nur mal zu informieren. Weitere Informationen bei Sven Pfeiffer, mobil: 0177 270 6656. sig/Fotos: Gerdau+KI

„Ein Schrei ins Offene – Gedanken an der Schwelle des Seins“

Von Christian Heun

Kapitel 1: Der erste Schrei. Eine Geburt ins Ungewisse

1.1 Das Paradox des Menschseins

Es ist ein Widerspruch, der uns begleitet, seit wir denken können: Wie kann es die Erfüllung des Menschen sein, zu lieben – und doch zu hassen? Zu leben – und zugleich zu töten? In uns koexistieren Kräfte, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Licht und Schatten, Hingabe und Zerstörung, Hoffnung und Angst. Kein philosophisches System, keine Religion hat dieses Paradoxon je vollständig auflösen können. Vielleicht, weil es nicht auflösbar ist. Vielleicht, weil das Menschsein genau hier beginnt – im Spannungsfeld zwischen dem, was wir sein möchten, und dem, was wir zu sein gezwungen scheinen. C. Heun

1.2 Ein Schrei in die Welt

Mit einem Schrei beginnt das Leben. Ein Schrei, der nichts artikuliert – und doch alles sagt. Er ist Ausdruck des Unverstandenen, des ersten Kontakts mit einer Realität, die uns fremd ist. Wer sind wir in diesem Moment? Ein Wesen im Übergang – vom Nichtsein ins Dasein, vom Dunkel ins Licht.
Und schon beginnt sie: die Zeit. Eine begrenzte, unwiederholbare Zeit. Eingespannt in ein unendliches Universum, dessen Weite uns mit der immer gleichen, unbeantworteten Frage konfrontiert:
Was ist der Sinn meines Daseins?

Ich spüre: Da ist mehr. Doch was ist dieses „Mehr“?

1.3 Die Abwesenheit Gottes

Ich meine nicht Gott – nicht im religiösen Sinn. Ich habe ihn gesucht, in Ritualen, Dogmen, Geschichten. Doch überall fand ich nur das: Geschichten. Konstruktionen, geschaffen, um das Unerklärbare zu zähmen. Ich bezweifle nicht die Bedeutung von Glauben – wohl aber seine Herkunft. Religion ist, so scheint es mir, weniger eine Offenbarung als eine menschliche Antwort auf die Angst vor dem Nichts.
Doch das „Mehr“, das ich meine, ist kein personifizierter Gott. Es ist still. Formlos. Vielleicht Bewusstsein. Vielleicht Resonanz. Vielleicht bloß ein Gedanke, den man nie zu Ende denken kann.

1.4 Der Verlust des Ursprünglichen

Kaum können wir gehen, sollen wir stillstehen. Kaum können wir sprechen, sollen wir schweigen. Das Leben beginnt mit einem Drang nach Ausdruck – und endet oft in einem Leben der Anpassung. Was wir im Spiel finden, verlieren wir im Ernst. Die Energie der Kindheit wird gezähmt durch Regeln, Erwartungen, Normen.
Und mit jeder Anpassung entfernen wir uns ein Stück mehr von dem, was wir einst waren: frei, laut, lebendig.
Wo beginnt also die Verfremdung?
Vielleicht genau da, wo das Leben beginnt – in jenem Moment, in dem wir uns zum ersten Mal anpassen, um dazuzugehören.

1.5 Die Zeit, die rinnt

Die Zeit ist ein Fluss, der still und erbarmungslos zugleich fließt.
Eben noch der erste Kuss.
Dann das erste graue Haar.
Ein Enkelsohn, der unsere Hände hält – so wie wir einst gehalten wurden.
Und plötzlich beginnt die Vergangenheit lauter zu rufen als die Zukunft.

Was früher ewig dauerte – ein Sommer, ein Schultag, eine Wartezeit – vergeht nun im Flug. Die Jahre rinnen dahin. Und mit ihnen die Illusion, man hätte unendlich Zeit.
In dieser Beschleunigung entsteht ein Gefühl der Leere – aber auch eine neue Dringlichkeit. Jetzt zu leben. Jetzt zu fragen. Jetzt zu erinnern.

1.6 Die Rückkehr zur Frage

Was bleibt, wenn man das Leben rückwärts betrachtet?
Was bleibt, wenn man alles erreicht hat, was die Welt als Erfolg bezeichnet – und doch spürt, dass das Wesentliche immer noch ungesagt ist?

Ich kehre zurück zur Frage meines ersten Atemzugs.
Ich wiederhole sie mit dem Bewusstsein eines Erwachsenen, der die Welt gesehen hat – und sie dennoch nicht versteht:
Was ist dieses Leben?
Und warum fühlt es sich an, als gäbe es mehr – und doch ist es nirgends greifbar?

Ich weiß keine Antwort. Doch ich fühle, dass sie sich in der Tiefe verbirgt, im Schweigen zwischen den Worten, im Staunen über das Selbstverständliche

Kapitel 2: Sekunde für Sekunde – Die stille Flucht der Gegenwart

Die Zeit flieht nicht.
Sie schreit nicht.
Sie tut nichts weiter, als zu vergehen. Und dennoch hinterlässt sie überall Spuren – auf der Haut, in den Gedanken, in unseren Erinnerungen. Ihre Bewegung ist leise. Fast unsichtbar. Und doch ist sie alles, was unser Leben strukturiert, begrenzt, auflädt.
Wir leben in ihr.
Aber verstehen wir sie?

2.1 Die Zeit als Taktgeber und Zerstörerin

Jede Uhr misst dasselbe.
Aber kein Mensch erlebt Zeit gleich.
Ein Moment voller Angst zieht sich wie ein endloser Tunnel.
Ein Moment der Liebe vergeht wie ein Lidschlag.

Was sagt uns das? Dass Zeit nicht objektiv ist – nicht für uns. Sie ist mehr als nur ein Maß. Sie ist eine Empfindung. Eine Beziehung.
Und manchmal auch eine Last.
Denn sie geht – und nimmt alles mit.

Wann beginnt der Moment, in dem wir bemerken, dass uns etwas entgleitet?

Vielleicht beginnt er genau dann, wenn wir innehalten. Wenn wir zum ersten Mal wirklich verstehen, dass nichts bleibt. Dass jeder Augenblick bereits Vergangenheit ist, noch bevor wir ihn vollständig erfassen können. 2.2 Die Trägheit der Kindheit – und das rasende Jetzt

Als Kind war ein Tag ein Universum.
Die Wartezeit auf Weihnachten – eine Ewigkeit.
Der Schulvormittag – ein Gefängnis aus endlosen Minuten.
Doch heute rauschen Wochen an mir vorbei, als hätte jemand die Geschwindigkeit meines Lebens verdoppelt. Die Jahre fliegen – nicht, weil die Welt sich schneller dreht, sondern weil meine Wahrnehmung sich verändert hat.

Warum?
Ist es die Gewohnheit? Die Wiederholung?
Oder ist es die Abwesenheit von Staunen?

Kinder staunen.
Erwachsene funktionieren.

Vielleicht liegt die Wahrheit darin: Die Zeit wird nicht schneller – aber wir werden stumpfer. Weniger gegenwärtig. Mehr abwesend im Jetzt.
Und damit beginnt die stille Flucht der Gegenwart.

2.3 Was ist ein Moment wirklich?

Philosophen haben es versucht.
Physiker ebenfalls.
Und doch bleibt der „Moment“ ein Rätsel.

Wo beginnt er?
Wo endet er?

Er ist da – und schon vorbei.
Ein kurzer Aufleuchten zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Und wir – als Menschen – leben fast nie in ihm. Wir bereuen Vergangenes oder planen Zukünftiges. Aber das Jetzt? Das übersehen wir oft.

Ist das vielleicht die tiefste Tragik des Menschen – dass er fast nie da ist, wo sein Leben gerade stattfindet?

2.4 Die Gegenwart wieder spüren

Ich glaube, es gibt einen Weg zurück – zurück in das Jetzt.
Aber er ist schmal.
Er verlangt Verlangsamung. Wachheit. Den Mut, sich nicht ständig zu betäuben.

Denn die Welt ist laut. Und Geschwindigkeit gilt als Tugend. Wer langsam lebt, lebt scheinbar falsch. Wer innehält, wirkt verdächtig.
Aber genau dort, in der Stille, liegt der Moment.

Ich versuche, ihn zu finden:
Im Spiel mit meinem Enkelsohn.
Im Licht, das abends durch das Fenster fällt.
Im leisen Geräusch meines Atems, wenn alles andere schweigt.

Es sind nur Sekunden.
Aber vielleicht sind sie das eigentliche Leben.

Kapitel 3: Kindheit in der Ferne – Wenn das Licht langsam blasser wird

Es gibt Erinnerungen, die nicht laut sind.
Sie kommen nicht mit Bildern, sondern mit Gefühlen.
Eine bestimmte Lichtstimmung.
Ein Geruch.
Ein Windhauch im Gesicht – und plötzlich ist sie da, die Kindheit.
Nicht greifbar, aber spürbar.
Ein inneres Echo.
Vertraut und doch unerreichbar fern.

3.1 Das verlorene Maß der Unschuld

Kindheit war kein Zustand, sondern ein Empfinden.
Nicht durch Sicherheit definiert, sondern durch Staunen.
Wir wussten nicht viel – und mussten auch nichts wissen.
Wir lebten im Moment, weil wir nichts anderes kannten.

Und heute?
Heute suchen wir das verlorene Maß dieser Unschuld – in Meditationen, in Retreats, in der Natur.
Aber was wir suchen, ist kein Ort. Es ist eine verlorene Perspektive.

Warum geht sie verloren? Und kann sie je zurückkehren?

Vielleicht verlieren wir sie nicht freiwillig.
Vielleicht nimmt sie uns das Leben Stück für Stück.
Mit jedem „Du musst“, mit jeder Erwartung, mit jedem Schritt in eine Welt, die misst und bewertet.

3.2 Die Mechanik des Erwachsenwerdens

Erwachsenwerden heißt oft: funktionieren lernen.
Pflichten erkennen, Regeln einhalten, Erwartungen erfüllen.
Aber irgendwo auf diesem Weg verlernen wir das Spielen.
Nicht das Spielen mit Spielzeug – das Spielen mit Möglichkeiten.
Die Leichtigkeit.
Die Offenheit.

Ist das Erwachsenwerden ein unausweichlicher Verrat an der eigenen Kindheit?

Ich erinnere mich an Momente, in denen ich einfach „war“.
Nicht „jemand“. Nicht „etwas“. Nur ich – in diesem Moment.
Diese Momente werden seltener. Und kostbarer.

3.3 Die Rückkehr zur Wurzel – Eine innere Archäologie

Es gibt eine stille Bewegung in uns, die rückwärts schaut.
Nicht aus Nostalgie – sondern aus Sehnsucht.
Die Kindheit ist nicht vorbei, weil die Zeit vergangen ist.
Sie ist nur verschüttet.
Unter Arbeit, Verantwortung, Selbstbild.

Manchmal braucht es nur einen Satz eines Kindes.
Ein gemeinsames Lachen.
Oder das Geräusch eines alten Liedes – und wir graben etwas aus:
Ein Gefühl, das nicht tot ist, nur vergessen.

Vielleicht liegt in der Rückkehr zur Kindheit nicht die Flucht, sondern die Erinnerung an den ursprünglichen Impuls des Lebendigen.
Dort, wo wir zum ersten Mal staunten.
Wo Zeit keine Rolle spielte.
Wo das Leben kein Ziel hatte, sondern einfach nur war.

3.4 Die Aufgabe: Kindheit nicht zurückholen – sondern verwandeln

Ich glaube nicht, dass wir unsere Kindheit zurückholen können.
Aber wir können sie verwandeln.
Sie als inneren Maßstab nehmen, an dem wir prüfen:
Ist mein heutiges Leben noch lebendig? Oder nur organisiert?
Würde mein kindliches Ich mich erkennen – oder vor mir davonlaufen?

Diese Fragen sind unbequem.
Aber sie führen uns zurück zu einer Wahrheit, die nicht laut ist – aber echt

Widmung

Für meinen Enkel Adriano Julian Thomas,
damit er eines Tages begreift,
wie tief das Leben wirklich ist.
Und für alle,
die nicht aufhören zu fragen. Worte die mich lange begleiten haben inklusive der tiefen Gedanken des Inhaltlichen.

Über den Autor:
Christian Heun, geboren am 20. März 1975, lebt im mittelhessischen Driedorf. Seit Jahrzehnten beschäftigt er sich mit der Frage nach dem Wesen des Menschen, der Zeit und der Erinnerung. In seinem Leben als Vater, Großvater und Technologe vereint er das Konkrete mit dem Geistigen. „Schrei ins offene“ ist sein erstes philosophisches Werk. Weitere Fragmente könnten folgen.

Copyright: Christian Heun 21/06/2025

BEM: Die helfende Hand vom Arbeitgeber

Nachwahl, Gehalt und BEM – das waren die bestimmenden Themen der MAV-Vollversammlung in Dillenburg-Donsbach am vergangenen Mittwochnachmittag.

Gute Nachrichten hatte Beate Seelhof, die Vorsitzende der MAV an Dill, für die kirchlichen Mitarbeitenden im Evangelischen Dekanat an der Dill. Sie kündigte eine Gehaltserhöhung ab Herbst 2025 für die kirchlichen Mitarbeitenden an.


Für die in den Ruhestand wechselnde Christiane Krenzer wurden Heike Burk und Gerhard „Otto“ Werner für die in Elternzeit gehende Angeline Reif in das Team der MAV an der Dill nachgewählt.

Für die evangelischen Kindertagesstätten in der Gemeindeübergreifenden Trägerschaft des Dekanats (GüT) soll es zukünftig ein einheitliches Eingliederungsmanagement für die Mitarbeitenden in den 22 Kindertagesstätten an der Dill geben. Künftig werden sich Stefanie Simon und Nicole Eckhardt von der GüT die BEM-Verfahren begleiten. Sie stellten sich den Anwesenden vor.

Für Mitarbeitende des Evangelischen Dekanats (Verwaltungsangestellte, Gemeindepädagogen, Organisten, Mitarbeitende der Beratungsstelle) ist die stellvertretende Dekanin Anja Vollendorf und Präses Dr. Wolfgang Wörner für die BEM-Gespräche zuständig. Cornelia Schäfer und Bianca Halmel ermitteln die Fehltage. Für die Mitarbeitenden im pädagogischen Bereich, die nicht direkt dem Dekanat oder der GüT angeschlossen sind, ist die jeweilige Kirchengemeinde für BEM-Gespräche zuständig.

An der betrieblichen Dienstvereinbarung für das BEM mit der GÜT hat Thorsten Graff mitgearbeitet. Der Referent arbeitet beim Landeswohlfahrtsverband Hessen im Fachbereich „Behinderte Menschen im Beruf“ und im Integrationsamt. Als stellvertretender Regionalmanager ist er für begleitende Hilfen und dem Kündigungsschutz zuständig. Normalerweise berate er kleinere Gruppen und spreche nicht vor so vielen Zuhörenden. Zur MAV-Vollversammlung in Donsbach machte er eine Ausnahme und informierte die 200 anwesenden Mitarbeitenden aus den kirchlichen Kindertagesstätten und dem Evangelischen Dekanat an der Dill über das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM).


Was ist „BEM“?
 

Vor 20 Jahren wurde es vom Gesetzgeber für alle Arbeitgeber eingeführt und ist gesetzlich vorgeschrieben, die Annahme ist freiwillig. Es ist ein Nachfrage- und Fürsorgeangebot des Arbeitgebers für länger oder häufiger erkrankte Mitarbeitende – und habe sich schon vielfach bewährt. In einem BEM-Gespräch könnten Hilfsangebote zur Überwindung der Arbeitsunfähigkeit oder zur Vorbeugung eines erneuten Ausfalls und zum Erhalt des Arbeitsplatzes getroffen werden.


BEM-Gespräch ist helfende Hand des Arbeitgebers
 

Thorsten Graff warb für die Möglichkeit eines BEM-Gesprächs: „Es ist das Angebot einer helfenden Hand, die der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer reicht. Der Mitarbeitende bleibt ‚Herr des Geschehens‘. Er bestimmt, was besprochen wird, die Dauer des Gesprächs mit den Vertretern des Arbeitgebers und auch, ob die Schwerbehindertenvertretung (SBV), die MAV oder eine andere Begleitung dabei sein soll. So kann über alle Unterstützungs- und Hilfsmöglichkeiten seitens des Arbeitgebers gesprochen werden. Einziges Kriterium: An wieviel Tagen war der Arbeitnehmer in einem Zeitraum von 12 Monaten arbeitsunfähig – egal ob häufige Kurzerkrankungen oder eine längere Arbeitsunfähigkeit, die Fehltage sind entscheidend. 

Thorsten Graff


BEM-Gespräch ist völlig freiwillig
 

Wer also häufig oder länger arbeitsunfähig ist, erhält nach sechs Wochen per Post ein Gesprächsangebot vom Arbeitgeber. Das sieht das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) vor. Für den Mitarbeitenden ist das Angebot eines BEM-Gesprächs völlig freiwillig. Man ist nicht verpflichtet, das Angebot anzunehmen. Einzig der Arbeitgeber ist verpflichtet, ein BEM-Gespräch anzubieten.

Mehr dazu unter www.ev-dill.de

Text und Fotos: Holger-Jörn Becker-von Wolff

Bauwagen offen für Begegnung und Gespräche

Das Team der Evangelischen Beratungsstelle nutzt AWO-Bauwagen am Herborner Hintersand  

Ein bunter Bauwagen steht derzeit auf dem Herborner Hintersand-Parkplatz. Es ist ein Begegnungsort, das Projekt hat die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Lahn-Dill mit der Stadt Herborn ins Leben gerufen. Der Bauwagen ist offen für verschiedene Gruppen und Angebote.


Ab Montag, 16. Juni 2025 nutzt das Team der Evangelischen Beratungsstelle Herborn den AWO-Bauwagen und bietet Beratung an. In direkter Nähe zum Hexenturm bietet Annette Isheim (Foto) und ihr Team „Offene Sprechstunden“ an. Wer Stress erlebt, ein Problem hat oder eine Krise durchlebt – und mal mit jemanden reden möchte, ist hier willkommen. Die Beraterinnen hören gerne zu und wollen weiterhelfen. Die Beratung ist kostenlos und natürlich völlig vertraulich. Auch wer einfach nur neugierig ist, darf gerne mal vorbei schauen.

Das Team der Evangelischen Beratungsstelle freut sich über jeden Besuch. Jeden dritten Montag im Monat steht eine Mitarbeiterin von 13.30 Uhr bis 15 Uhr am Bauwagen und ist offen für Gespräche und Begegnungen.  Die Termine lauten: 16. Juni, 21. Juli, 18. August und 15. September 2025.

Das Bauwagen-Projekt der AWO Lahn-Dill ist ein Angebot an alle Herborner Vereine, Verbände, Gruppen und Organisationen, sich im Herzen der Stadt einem interessierten Publikum vorzustellen. Infos zum Bauwagen-Projekt gibt Anna Schaub, Telefon 0 27 72 / 95 96 14. 

Weitere Informationen zur Evangelischen Beratungsstelle Herborn gibt es unter Telefon 0 27 72 / 58 34 – 300.

Text und Fotos: BECKER-VON WOLFF

Serenade im Schlosshof

Die Herborner Kantorei veranstaltet am Sonntag (29. Juni um 18 Uhr) wieder eine Sommerserenade im Hof des Herborner Schlosses. Unter dem Titel „British Feelings“ gibt es Chor- und Instrumentalmusik aus England, Irland, Schottland und Wales.

Herborner Schloss. Foto: Gerdau

Mehrstimmige Vokalstücke weltlichen Inhalts, auch als Madrigals bezeichnet, spielten in der Renaissance und im Frühbarock eine wichtige Rolle. Das Repertoire umfasst sogar Stücke von den Beatles. Begleitet werden die Sängerinnen und Sänger der Kantorei von Klavier, einem Bläserensemble der Musikschule Wetzlar sowie dem Dudelsackspieler Björn Frauendienst. Die Leitung der Veranstaltung liegt in den Händen von Kantor Johann Lieberknecht.

Der Eintritt ist frei und für die leibliche Erfrischung wird gesorgt.

Glockenspiel und Kleinstadtidyll.

Die emeritierte Professorin sitzt neben der verenteten MTA im Frisiersalon von Sandy. Was beide vereint ist das Studium des Boulevard-Blattes  „Gala“.

Gala lesen gehört einfach dazu

Sandy und ihre Kollegin sind ausgebildete Meisterinnen ihres Fachs. Sandy würzt die Verwandlung ihrer Kundinnen mit lustigen Bonmots und leckeren Getränken.

Gefragt und geschätzt. Der Salon von Sandy in Tönning

Ach ja, ein wenig Geld braucht man sicher auch  noch. Kein Problem. Die Sparkasse ist gleich um die Ecke und ich nutze die Wartezeit, um meine Kasse aufzufüllen.

Auch eine Sparkasse befindet sich in der kleinen Stadt

Wie praktisch, dass direkt gegenüber eine picksaubere Toilette steht. 50 Cent für den Einlass sind sicher nicht zuviel. In der kleinen 5 000 Einwohner zählenden Stadt, liegt alles dicht beisammen.

Vorbildliche Toiletten für die „Notfälle“

Bäcker, eine traumhafte italienische Eisdiele und das Tourismusbüro gruppieren sich um den historischen Marktplatz. Der entstand einst als der Tönninger Hafen gebaut wurde und die Bauherren nicht wussten, wo sie den Aushub deponieren sollten.

Brunnen und Kirche einträchtig nebeneinander

Die alles überragende Kirche schaut sich den Montagsmarkt schon seit vielen Jahren an, aber langweilig ist es ihr offensichtlich noch nicht geworden.

Roland Ehlers mit seinem Geschäft, namens ,“Boye Hamkens“, hat viele schöne Sachen, die das Herz begehrt.

In der Saison ist bei ihm Hochzeit, aber Kunden hat er auch das ganze Jahr. Der Alteingesessene ist im Kirchenvorstand und in der Kommunalpolitik gilt seine Stimme auch.

Der Tönninger Marktplatz

Der „Runde Tisch“ der sich um die Tönninger Historie verdient macht und gemacht hat, schenkte der Stadt ein Glockenspiel an dem Haus neben der Apotheke. Man kann getrost von einer Attraktion sprechen.

Das Glockenspiel ist sinnigerweise am Giebel des Hörgeräteakustiker angebracht.

Im Stadtpark nur wenige Schritte weiter stand das Tönninger Schloss. Davon sind heute nur noch ein paar Fragmente übrig. Wer sehen will, wie es einmal aussah, kann sich an dem Edelstahl-Nachbau auf dem Kreisel am Ortsausgang in Richtung Garding eine Vorstellung machen.

sig/Fotos: Gerdau

Rund um das Mündungsgebiet der Eider.

Die Wetterbedingungen könnten nicht besser sein. Also aufs Rad und los.

Im Hintergrund die Tönninger Kirche

Es geht über die Eiderbrücke, aber zu Fuß. Der Wind aus westlicher Richtung ist einfach zu heftig. Aus der Hubbrückenwarte schaun mich vier Augen erstaunt an. Hier steigen wohl nur Weicheier ab.

Eider-Hubbrücke. Blick auf Tönning

Ich biege nach rechts ab in Richtung Wesselburerkoog. Der Wind kommt jetzt brutal von vorne. Der E-Antrieb  muss unterstützen. Schäfchen grasen zur Linken. Dann kann ja nichts mehr schiefgehen.

Hunderte WKA verschandeln das Landschaftsbild auf der Dithmarschen Seite der Eider.

Auf den weiten Feldern wachsen Kohl und Kartoffeln was das Zeug hält. Auf der Straße nach St. Peter Ording ist die Hölle los. Wie gut, dass parallel ein Radweg verläuft. Noch 5 Kilometer bis zum Eidersperrwerk.

Kohlfelder so weit das Auge reicht.

Ich biege vorher ab und schaue mir den Camping Wesselburerkoog an und steige auf den Deich. Inmitten von großen und kleinen Schafen lasse ich mir den Wind um die Nase wehen und genieße den freien Blick über die Nordsee.

Salzwiesenschafe pflegen die Deiche

Am Eidersperrwerk gibt es einen überschaubaren Stau. Die Schleusenbrücke ist oben, weil ein Segelschiffchen in die Eider wollte.

Straßenverkehr muss warten

Das Sperrwerk, eine Konstruktion die bei Sturmflut die Wassermassen zurückhalten soll, ist ein Wunderwerk der Technik. Zurzeit wird eines der Tore aufwändig instandgesetzt.

Eidersperrwerk mit Kontrollturm im Hintergrund

An der Imbisstube neben dem Sperrwerk muss ich mich erst einmal mit einem leckeren Fiscbrötchenund einem Flens stärken.

Rastplatz mit leckeren Fischbrötchen-Imbiss

Die Möven ficht das alles  nicht an. Sie verteidigen ihre Brutplätze mit lautem Geschrei und manch ein allzu Neugieriger bekommt auch schon mal eine Ladung ab.

Ein Krabbenkutter kreuzt in der Eidermündung

Der Radweg in Richtung Welt und Garding ist über ein Kilometer nicht befahrbar. Die Deicherhöhungsarbeiten sind in vollem Gange. Für mich kein Problem, da ich in Richtung Kattinger Watt fahren will und dann weiter zurück nach Tönning.

Schwahnengesang

Die Radwege auf der gesamten Strecke sind in einem sehr guten Zustand und da alles bretteben ist, auch gut zu befahren. Einzig der Wind, der erfahrungsgemäß hier immer von vorne kommt, wird mit einem E-Antrieb locker ausgetrickst.

Auf einem kleinen See ruht sich ein Schwahn aus und ein Fischreiher schaut dem Faulpelz verständnislos zu. Von den zahlreichen Seeadlern habe ich leider noch keinen gesehen. Schade. Ich kenne die stolzen Vögel nur von Fotos.

So langsam spüre ich die zurückgelegten Kilometer in den Waden und das trotz Akku-Unterstützung. Petra hat wunderschöne Erdbeeren direkt vom Bauern gekauft und die schmecken auf Waffeln mit Sahne verdammt lecker. Außerdem habe ich mir die redlich verdient.

Der Himmel hielt Wort und seine Schleusen geschlossen. Na geht doch, oder. sig/Fotos: Gerdau