Neue Logopädie-Praxis in Herborn

Von Siegfried Gerdau

Ihre Liebe zum Beruf und zu ihrer Heimatstadt Herborn veranlasste die staatlich geprüfte Logopädin Dagmar Reinhard in der Herborner Kaiserstraße 27 (gegenüber dem Haus des Lebens) die Logopädie- Praxis „Wort und Klang“ zu eröffnen. Die 53-Jährige besitzt eine umfangreiche, langjährige Berufserfahrung. Ihre Ausbildung zur Logopädin absolvierte sie von 1994 bis 1997 in Münster an der Westfälischen Wilhelms-Universität, Fachschule für Logopädie.

Die Logopädin Dagmar Reinhard ist eine gebürtige Herbornerin

Im Anschluss daran arbeitete sie als angestellte Logopädin in allen Disziplinen dieses Fachs. Ihr Herzensschwerpunkt kristallisierte sich schon damals sehr präzise heraus. Das Gebiet der Stimmerkrankungen, in all ihren Facetten, hatte es ihr besonders angetan. Erklärend fügte sie hinzu: Die Logopädie behandelt und befasst sich mit Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schluckstörungen. Dazu gehören auch die Störung der Schriftsprache sowie Redeflussstörung, wie Stottern, sagte Reinhard.  Ihre Klientel umfasst Menschen mit Sprechberufen, wie Rundfunksprecher, aber auch Sängerinnen, Sänger, Pfarrer, Pädagogen und natürlich auch Kinder, aller Altersgruppen. Vortragende der unterschiedlichsten Couleur, vom Universitätsprofessor bis hin zum Marketing-Manager haben sich ihr anvertraut. Patienten mit einer „angeschlagenen“ Stimme werden in der Regel vom HNO-Arzt zur Logopädin oder dem Logopäden überwiesen. Dessen Tätigkeit ist eine Kassenleistung. Dagmar Reinhard hat 13 Jahre lang an einer Fachklinik für Stimmerkrankungen gearbeitet und dabei Stimmstörungen der unterschiedlichsten Form behandelt. Dazu gehörten auch Nachbehandlungen von Kehlkopfoperationen oder Stimmbandteilresektionen. Um auch diese Bereiche in vollem Umfang abdecken zu können, bildete sie sich sehr intensiv zur funktionalen Stimmbildnerin weiter. Menschen, die nach einem Schlaganfall Sprech-Probleme haben, bietet sie eine oftmals sehr erfolgreiche Therapie in deren eigener häuslichen Umgebung an. Terminabsprachen telefonisch: 02772 5889640. Mail: info@logopaedie-herborn.de. Weitere Informationen: www.logopaedie-herborn.de.   Foto: Gerdau 

Hofreiter will der Ukraine schnell Panzer liefern

Von Johannes Bebermeier

27.05.2022 – 13:14 Uhr

Anton Hofreiter: Der Grünen-Außenpolitiker will auch Panzer aus deutscher Produktion an die Ukraine liefern.

Lässt Deutschland die Ukraine militärisch im Stich? Das jedenfalls wirft Botschafter Melnyk der Bundesregierung vor. Und auch in den Ampelfraktionen wünscht sich mancher mehr Tempo.

Der Grünen-Außenpolitiker Anton Hofreiter will die Ukraine schnell mit Panzern unterstützen. „Wir müssen dringend mehr Tempo machen bei der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine“, sagte Hofreiter dem Nachrichtenportal t-online. „Wenn es Hemmnisse gibt, müssen die schnell beseitigt werden.“ Er verwies auf den Bundestagsbeschluss, der sich eindeutig für die Lieferung schweren Geräts ausspreche.

Konkret schlägt Hofreiter auch die Lieferung von Panzern aus deutscher Produktion vor. „Wieso liefern wir keine Marder-Schützenpanzer?“, sagte der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag. „Das muss geklärt werden, denn die Industrie sagt, dass sie über 100 Stück bereitstellen könnte. Und auch bei der Bundeswehr werden mehr als 30 Marder nicht benötigt, die wieder instandgesetzt werden könnten.“

Zuletzt hatte in den Ampelfraktionen eine angebliche informelle Absprache von Nato-Staaten Unmut ausgelöst, bestimmte Waffensysteme nicht zu liefern. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Verteidigungsministerium, Siemtje Möller (SPD), hatte im ZDF gesagt, innerhalb der Nato sei festgehalten, „dass keine Schützen- oder Kampfpanzer westlichen Modells geliefert werden“. Grüne und FDP zeigten sich irritiert und forderten Aufklärung.

Melnyk wirft Scholz mangelnde Courage vor

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hatte zudem am Freitag Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) scharf kritisiert. Nach dessen Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos warf er Scholz mangelnde Führungsstärke und eine Missachtung ukrainischer Interessen vor.

Der „Bild“-Zeitung sagte Melnyk: „Militärisch wird die Ukraine von Berlin schlicht und einfach im Stich gelassen.“ Man habe sich in Kiew erhofft, aus der Rede von Scholz in Davos „herauszuhören, mit welchen ganz konkreten Schritten die Ampel uns massiv unterstützen wird, damit die Ukraine diesen Krieg gewinnt.“ Doch das sei nicht erfolgt.

„Leider war das eine Fehlanzeige, vor allem in Bezug auf die sofortige Lieferung von schweren Waffen aus Deutschland, um die Riesenoffensive der Russen im Donbass zu ersticken“, sagte Melnyk. Er griff Scholz demnach auch direkt an: „Dazu fehlen wohl die Führungskraft und Courage.“ Quelle: Nachrichtenportal T-Online

Meine Meinung zum Thema

Ist dieser ukrainische Botschafter Melnyk mittlerweile Mitglied der Regierungskoalition? Seine Aussagen sind mehr als unverschämt und ich verstehe nicht, dass die Betroffenen, wie der deutsche Bundeskanzler, dies einfach immer wieder so hinnehmen. Dass der dritthöchste Repräsentant eines Landes, welches ein anders Land mit Milliardensummen unterstützt, von dessen Diplomaten in einer solchen Art und Weise öffentlich verunglimpft wird, ist in der Welt wohl einmalig.

Sag mir wo die Blumen sind….Foto: Gerdau

Dazu kommt noch, dass sich der unbedeutende Toni Hofreiter bis zum Platzen aufbläst, wenn es um die Lieferung von Kriegswaffen geht. Wenn man sich die Vita des bayrischen Bauernjungen anschaut, kann man es kaum fassen, dass gerade er sich dafür einsetzt. Der Clausewitz liegt bei ihm doch sicher auf dem Nachttisch und hat seine gesamte Friedensliteratur verdrängt. Wenn er darauf bestünde, dass die Verbrennungsmaschinen der Panzer vor der Lieferung gegen Akku-Antriebe umgerüstet werden, würde ich das zusätzlich etwas besser verstehen. Hofreiter, einer der größten Schreihälse im Deutschen Bundestag, setzt auf den totalen Krieg mit klimaunfreundlichen Waffen. Es ist nicht zu fassen. Er sollte sich dahin zurückziehen, wohin ihn seine Grünen Genossen nach der Wahl aus guten Gründen abserviert hatten und seine große Klappe halten. Die Bürger unseres Landes, die solche Typen mit ihren Steuergeldern reichlich alimentieren, sind gut beraten auf militärische Fachleute sowie politische Schwergewichte zu hören. Hofreiter gehört sicher nicht dazu. Wir können froh sein, dass die Kriegstreiber in unserem Land (noch) nicht die Oberhand gewonnen haben. Sind wir damit zufrieden, dass es besonnene Politiker, wie den vielgescholtenen Kanzler gibt. Ein Land, wie das unsrige, sollte wenn es um Krieg und Zerstörung geht sehr zurückhaltend sein. Wir haben genug Tod und Elend über die Welt gebracht. Überlassen wir anderen die Rolle der Rächer und Weltpolizisten und beschränken uns wie bereits praktiziert, auf humanitäre Hilfeleistungen. Die Väter unseres Grundgesetzes wussten aus eigener leidvoller Erfahrung, warum die Bundeswehr ausschließlich zur Verteidigung und des Schutzes des Deutschen Hoheitsgebietes aufgestellt werden durfte. Die Unterstützung von Kriegsparteien mit Kriegswaffen gehört sicher nicht dazu. Wenn es dazu kommen sollte, was ich nicht glaube, dass der größenwahnsinnige russische Machthaber Deutschland und seine Verbündeten angreift, wollen und müssen wir die Freiheit unseres Volkes tapfer verteidigen. So steht es, allerdings allgemeiner gehalten, im Grundgesetz und darauf habe ich, wie tausende Andere, einen Eid geschworen.

Wenn nun Typen wie Hofreiter und Co, die jahrzehntelang genau diese Vaterlandsverteidiger als uniformierte Mörder und Kriegstreiber beschimpften, plötzlich ihre Gesinnung um 180 Grad gedreht haben, ist Misstrauen angebracht. Alle Spruchbänder wie „Frieden schaffen ohne Waffen“ waren Lügen oder was sonst? Sämtliche Aufmärsche und Demonstrationen gegen Aufrüstung und Waffenexporte Schnee von gestern?  Ich rate dringend davon ab, diesen falschen Ideologen auch bei anderen Themen Glauben zu schenken. Wenn es ihnen passt, drehen sie sich schneller als man gucken kann. Der Anfang beim propagierten Ausstieg aus der Stromerzeugung ist gemacht. Wie hat man den Kohlestrom verflucht und mit dem Grünen Bann belegt. Jetzt heiligt der Zweck plötzlich die Mittel. Ober-Guru Habeck gibt es zwar nicht zu, aber er hat sich geirrt. Wenn Dilettanten und Ideologen den Fachleuten das Zepter aus der Hand nehmen wollen, wird es selten gut. Wer die Klimasituation des Globus zum positiven ändern will, schafft es nicht in ein paar Jahren und schon gar nicht, indem er sich in Kriege einmischt und diese noch befeuert. Wir sollten uns ein Land wie die Schweiz zum Vorbild nehmen, aber das wird wohl mein Wunschraum bleiben. sig

Die Gorch Fock war ihre Heimat auf Zeit

Von Siegfried Gerdau

Der Herborner Stephan Seißler war 1992 als Toppsgast in der rund 120-köpfigen Stammbesatzung des Segelschulschiffes der Bundesmarine Gorch Fock für die Segel des Dreimasters im oberen Bereich zuständig. Am Freitag trafen sich alle seine ehemaligen Kameraden zum 30-jährigen Jubiläum in seinem Haus auf dem Rehberg. An den Autokennzeichen ließ sich leicht erkennen, dass die Teilnehmer aus der gesamten Bundesrepublik kamen. Selbst aus Österreich und der Schweiz waren einige Teilnehmer angereist.

Stephan Seißler (links) hatte eigens für das Treffen die passenden Bierdosen bestellt.

Der ehemalige Hauptgefreite W 12 führte eine Korporalschaft von 10 bis 12 Männer, die mit ihm für das Setzen und Bergen der gewaltigen Segel bis hoch in über 45 Meter Masthöhe zuständig waren. Die gesamte Besatzung der Bark von knapp über 200 Marinesoldatinnen und Soldaten setzt sich in etwa zu gleichen Teilen aus der Stammbesatzung und den auszubildenden Offiziersanwärterinnen und Anwärter zusammen.

Yvonne Seißler

Yvonne Seißler, die Ehefrau des Gastgebers, hatte den Hauptteil der Veranstaltung, nämlich das „Aufspüren“ der ehemaligen Kameraden ihres Mannes in monatelanger Kleinarbeit übernommen. „Ohne sie hätte das alles nicht geklappt“, lobt Stephan seine Vonni. Sie habe fast alle gefunden und das sei teilweise mühsame Detektivarbeit gewesen, sagte er. Einige der Ehemaligen sind leider schon verstorben, andere im Ausland heimisch geworden und auch Namensänderungen machten ihr das Leben schwer. Das es schließlich geklappt hat, sah man an der Zahl von 100 Teilnehmern.

Zu Beginn der Veranstaltung gedachten alle den Verstorbenen Kameraden und im Anschluss grüßte ihr damaliger Kommandant Kapitän zur See a.D. Immo von Schnurbein (84) per Telefoneinspielung. Vor Ort in Herborn war jedoch dessen Sohn Nikolaus von Schnurbein, der zur gleichen Zeit unter dem Kommando seines Vaters zusammen mit Stephan Seißler als Obergefreiter und Toppsmatrose auf dem Segelschulschiff seinen Wehrdienst leistete.

„Uns alle verbindet diese Zeit der Kameradschaft und Freundschaft“, sagt Stephan und räumt ein, dass sie alle auch viel Entbehrung hinnehmen mussten. So habe er und auch die Kameraden neun Monate mit 30 Mann auf 30 Quadratmeter in Hängematten übereinander geschlafen. Der Rest der Stammbesatzung wie Maschinisten und Köche hatte Kojen, aber eben nicht die Segelcrew, zu der er gehörte. Das war alles völlig normal, meinte er. „Wir hatten auf See untereinander ein tolles zwischenmenschliches Verhältnis. Die Seekadetten, aus den später einmal gute Offiziere werden sollten, unterlagen jedoch eher einem militärischen Drill.“

Nikolaus von Schnurbein (links) mit Gastgeber Stepan Seißler.

Teamarbeit ist das A und O gerade auf einem Segelschiff, ein Einzelner macht da gar nichts, so seine ganz pragmatische Erklärung. Von Schnurbein sieht in der Tatsache, auf einem Segelschiff wie die Gorch Fock gedient zu haben nichts Alltägliches. Es gäbe sicher nur wenige Menschen, die so etwas erlebt hätten. „Wir haben alle viel Handwerkliches gelernt, aber das meiste auch fürs Leben“, fügt Seißler hinzu. Das sei auch der Hauptgrund, warum die Marine ein solches Schiff überhaupt betreibt. Es werde der Gemeinschaftssinn und der Charakter eines Jeden geformt und gefördert fügt Schnurbein hinzu.

Detlef Oldenposl (links) und Marc Lindner waren Seemannskameraden auf der Gorch Fock.

Detlef Oldenposl, war mit einer sechsjährigen Dienstzeit auf dem Schiff, ein Altgefahrener. Auch er war Toppsgast in der Segelcrew. „Ja, wir haben gearbeitet und das nicht zu knapp. Die Segel werden ja alle per Handarbeit bewegt und man spürte manchmal nach der Wache seine Hände nicht mehr“, sagte der gebürtige Hamburger. Mit Marc Lindner hatte der älteste Mannschaftsdienstgrad an Bord Oldenposl wenig zu tun. Die unterschiedlichen Schichten ließen das nicht zu. Lindner: „Das erste was ich von ihm gehört habe, war „weg von der Back.“ Die Back ist der Esstisch und da hätte er als „Koffer“ noch nichts verloren gehabt.  Altgefahrene hätten eine Sonderstellung an Bord und das sei schon immer in der Marine so gewesen, sagte der heute 55-Jährige. Heute sei das hier in Herborn jedoch anders. „Wir sind ja nicht auf einem Gorch Fock Treffen, sondern auf einem Crew-Treffen.“

Für Detlef war und ist Kapitän Immo von Schurbein immer noch eine der wichtigsten Personen in seinem Leben. „Der Immo war nach meinem Opa und meinem Vater der drittbeste Kerl den ich je erlebt habe.“

Fregattenkapitän Thomas-Henry Louis war damals Oberleutnant zur See und für die Segelcrew verantwortlich. Er reiste zu dem Herborner Treffen eigens von seinem derzeitigen Dienstposten beim Marinekommando der Nato in London an. Der heute 59-jährige Offizier war 1992 während der Columbus-Regatta, dem Anlass für das Treffen nach 30 Jahren, einer von vier Segeloffiziere. Zugleich war Louis auch für die Ausbildung der jungen Kadetten verantwortlich.

Fregattenkapitän Thomas- Henry Louis

Die Segelcrew sei das „Butter und das Brot gewesen, die das Schiff am Laufen gehalten haben.“ Bei Schwerwetter seien natürlich auch die Kadetten im Einsatz gewesen, um die Segel zu bergen. Später, als Dienstältester Segeloffizier, hatte er jeden Samstag das zweifelhafte Vergnügen die Toppskontrolle am Großmast bis hoch in die schwindelerregende Mastspitze durchzuführen. „Ich muss jedoch anmerken, dass die Truppe, die sich jetzt hier befindet, mit ihrer Arbeit dafür gesorgt hat, dass alles toppi war.“

Die legendäre Kameradschaft der ehemaligen Gorch Fock Mannschaft 1992 macht nicht vor den Männern selber halt, sondern bindet auch deren Angehörige mit ein. Melanie Kraus erlebt dies immer wieder seit dem frühen Tod ihres Mannes Peter. Als der Vater von vier Kindern im Alter von 45 Jahren verstarb, unterstützten seine Kameraden sie in jeglicher Hinsicht. Er war der erste ihrer Gemeinschaft, den sie beerdigen mussten.

Melanie (Milly) Kraus vor einem Bild von der Gorch Fock

Seit damals hat sie mit ihrem neuen Lebensgefährten Christoph den Platz von Peter in der alten Kameradschaft eingenommen. Sie glaubt, dass die Seeleute eine positive Lebenseinstellung haben und Menschenfreunde sind. „Da wirst du keinen Rechten finden. Wer die Welt kennt, der mag sie mit all ihren unterschiedlichen Menschen und deshalb fühlen wir uns in diesem Kreis auch so wohl.“ Fotos: Gerdau

90 Jahre und noch immer aktiv.

Von Siegfried Gerdau

Der gebürtige Herborn-Merkenbacher Erhard Kolb blickt auf ein erfülltes Leben zurück, aber wer glaubt, der 90-jährige, der am 23. Mai Geburtstag hatte, sei nun zur Ruhe gekommen, sieht sich getäuscht. Es gehe alles ein wenig langsamer, räumt der geistig und körperlich fitte Mann ein. Seinen liebsten Hobbys, wie Orgel spielen, fotografieren und Filmen, frönt er noch immer mit Leidenschaft.

Erhard Kolb aus Merkenbach wurde 90.

Der Jubilar stammt aus einer Familie, deren Wurzeln bis ins Jahr 1584 zurück verfolgbar sind. Von Tuch-und Wollfärbern in der Herborner Mühlgasse bis hin zu Bürgermeistern seiner Geburtsgemeinde war alles dabei. Er selber wurde in eine gutsituierte landwirtschaftlich geprägte Familie hineingeboren. Als die A45 gebaut wurde, musste die Familie große Teile ihrer landwirtschaftlich genutzten Fläche abgeben, so dass sich deren Betrieb nicht mehr rentierte. Der Vater war in der nahe gelegenen Firma Berkenhoff tätig und erledigte nach der Arbeit seine Dienstgeschäfte als Merkenbacher Bürgermeister. Als der junge Erhard vier Jahre alt war, zog die Familie nach Aßlar. Das Familienoberhaupt wurde dort im Berkenhoff‘schen Werk gebraucht. Er selber ging damals in Aßlar zur Schule. Nach dem Rückzug nach Merkenbach besuchte er die Herborner Mittelschule. Dort wurde der junge Mann damals im nationalsozialistischen Geist erzogen und erst nach dem Ende des Krieges ging es auch hier wieder „normal“ weiter.

Nach der Schulentlassung fing er bei Berkenhoff als Praktikant mit Stationen in Aßlar und Kinzenbach an. In dieser Zeit besuchte er auch die Ingenieurschule und schloss diese 1955 mit dem Maschinenbau-Examen ab. Buderus in Wetzlar machte ihm ein lukratives Angebot als Ingenieur in der Forschung und Entwicklung zu arbeiten und er nahm an. Neben vielen anderen Aufgaben war er maßgeblich am Bau und der Erprobung der Tunnel-Segmente für den Hamburger Elbtunnel eingesetzt. Auf eigenen Wunsch verließ er nach Jahren intensiver Arbeit Buderus und ging nach Dillenburg zu Linde und Wiemann. Auch dort war Erhard Kolb in der Forschung und Entwicklung sowie der Erstellung von Prüfplänen der Autoindustrie tätig. Mit 63 ging der Ingenieur in die wohlverdiente Rente.

Nachdem er seine erste Ehefrau Johanna, mit der er drei Kinder (eins verstarb im Alter von 8 Monaten) hatte, verstorben war, heiratete er Margit, die vier Kinder mit in die Ehe brachte. Mittlerweile vergrößerte sich die Familie um vier Enkel und fünf Urenkel.

Eine seiner großen Leidenschaften war das Radfahren. Tausende Kilometer legte Erhard Kolb auf zwei Rädern zurück. Neben dem Orgelspiel faszinierte ihn der Orgelbau. Alleine 17 elektronische Orgeln baute er in seiner Freizeit, wovon noch eine in seinem Besitz ist. Dazu kamen das Filmen und Fotografieren sowie der Bau von Flugzeug-Modellen. Keine Frage, dass der rüstige Mann auch in der digitalen Welt ständig mitwuchs und wie selbstverständlich immer noch mit PC und Bildbearbeitungsprogrammen umgeht. Auch als Maler von wunderschönen Ölbildern hätte er, wenn er denn mehr Zeit gehabt hätte, Furore gemacht. Foto: Gerdau

Drei Sterne für den Löwen

Von Siegfried Gerdau

Über drei Sterne der Deutschen Hotelklassifizierung kann sich das Herborner Hotel Restaurant 1577 „Zum Löwen“ in der Turmstraße freuen. Am Dienstag übergaben DEHOGA Geschäftsführer Mittelhessen Oliver Seidel gemeinsam mit der DEHOGA Vorsitzenden Lahn-Dill Ingrid Schröder eine Urkunde und die entsprechende Plakette an den Hotel-und Restaurantbetreiber Achim Betz. Landrat Wolfgang Schuster (SPD) der ebenso wie die Herborner Bürgermeisterin Katja Gronau der Zeremonie beiwohnte, machte deutlich, wie schwer gerade die Situation des Gastronomiegewerbes in der Zeit der Corona-Pandemie war. Er freute sich, dass Unternehmer wie Betz mit viel Engagement und persönlichem Einsatz diese Krise gemeistert hätten.

Drei Sterne und ein Kochbuch vom Landrat. Von links: Oliver Seidel, Michael Volkwein, Ingrid Schröder, Achim Betz, Katja Gronau und Wolfgang Schuster.

Der Auszeichnung ging eine aufwändige Überprüfung nach dem Kriterienkatalog des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) voraus. Die reichten von Mindestvoraussetzungen wie Sauberkeit und Hygiene, über die Betten-und Zimmerausstattung bis hin zu Speiseangebote und dem Gesamteindruck des Hotels. DEHOGA-Co-Prüfer Michael Volkwein hatte genau hingeschaut und kam zu dem Ergebnis, dass das Hotel zum Löwen weit über der geforderten Punktezahl für die drei Sterne Klassifizierung liegt und auch bei der Einstufung Superior, also als Spitzenbetrieb, die Nase ganz weit vorne hat.

Als Gastgeschenk hatte Wolfgang Schuster ein Kochbuch für Achim Betz im Gepäck und das kam bei dem leidenschaftlichen Koch und Kochbuchsammler sehr gut an.  Fotos: Gerdau 

„Der bedrohte Friede“

Von Siegfried Gerdau

Es gab sie auf der Welt und gibt sie auch noch. Menschen wie der nachfolgend genannte Carl Friedrich von Weizsäcker, Spross einer Familie, die über Generationen tiefe, geschichtliche Spuren hinterlassen hat. Man hörte ihm zu und verehrte ihn. Seine philosophischen Betrachtungen über den Frieden oder besser Unfrieden, sind Gegenstand der Abhandlung in seinem 1981 erschienen Werk „Der bedrohte Frieden“, welches er 1994 auf den weltpolitisch, neusten Stand brachte. Die politischen Aufsätze 1945-1949 sind leider aktueller denn je und werden es vermutlich, was noch schlimmer ist, auch in Zukunft so bleiben.   

Carl Friedrich von Weizsäcker, geboren 28. Juni 1912, starb 28. April 2007 am Starnberger See. Der Sohn des später in Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilten Staatssekretärs im Auswärtigen Amt Ernst von Weizsäcker und Bruder des Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, war Physiker, Philosoph und Friedensforscher.

Carl Friedrich von Weizsäcker wurde zudem als Organisator der „Göttinger Erklärung“ von 1957 bekannt. Darin protestierten 18 renommierte deutsche Kernphysiker gegen die von Bundeskanzler Konrad Adenauer und Verteidigungsminister Franz Josef Strauß geplanten Aufrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen. Gleichzeitig plädierten die Verfasser für den Ausbau der zivilen Nutzung der Kernkraft.

Anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1963 an den Philosophen sagte Friedrich Wittig in seinem Grußwort: „Der deutsche Buchhandel möchte Carl Friedrich von Weizsäcker ermutigen, auf seinem Weg weiterzuschreiten, und mit ihm hoffen, dass sich über unsere schöne herrliche Welt nicht das Grauen einer Selbstzerstörung legt, die auszumalen auch die größte Realphantasie nicht ausreichen würde.“

In den folgenden Jahrzehnten profilierte sich Weizsäcker als radikaler Pazifist und Friedensphilosoph. Er forderte eine Weltinnenpolitik, der es gelingen müsse, „die Institution des Krieges zu überwinden“, nur so könne die Menschheit die Atombombe, überleben. Er krönte seine Aufklärungsarbeit 1970 durch die Gründung des Max-Planck-Instituts zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt in Starnberg, das Weizsäcker bis zu seiner Pensionierung 1980 gemeinsam mit dem Philosophen Jürgen Habermas leitete.

Der II. Weltkrieg wurde durch die totale Zerstörung Deutschlands und Niederschlagung seiner verbrecherischen Führungsclique faktisch beendet. Das entscheidende Moment war jedoch der Einsatz von zwei Atombomben durch die USA, auf die japanischen Städte Nagasaki und Hiroshima. Hunderttausende Menschen wurden getötet oder irreparabel verwundet und weite Teile des Landes durch Radioaktivität unbewohnbar gemacht.

Die Größenordnung der eingesetzten Bomben besaßen zusammen eine Sprengkraft von rund 40 000 Tonnen TNT. Wie wenig man damals tatsächlich über die Folgen dieser schrecklichen Waffe realisierte, wird durch die Tatsache deutlich, dass man ihnen die niedlichen Namen „Little Boy“ und „Fat Man“ gab.

Was damals unfassbar und in ihrer Grauenhaftigkeit scheinbar kaum noch zu toppen war, ist heute längst Geschichte. Neun Atommächte besitzen inzwischen zusammen etwa 12.700 Kernwaffen mit einer nicht vorstellbaren „Effizienz“. Die amerikanische Wasserstoffbombe B83 beispielsweise, von der die USA 650 Stück besitzt, gilt als stärkste im US-Arsenal. Mit einer Sprengkraft bis zu 1,2 Millionen Tonnen herkömmlichen TNT stellt sie alles bisher Dagewesene in den Schatten. Dass die zweite Atommacht Russland „Gleichwertiges“ in seinen Arsenalen hat, versteht sich von selber.

Seit dem Überfall Putins auf den ehemals kommunistischen Bruderstaat Ukraine wird (bisher zum Glück lediglich in philosophischen Betrachtungen) über die Möglichkeit des Einsatzes von taktischen Atomwaffen spekuliert.

Was sind taktische Atomwaffen: Taktische Kernwaffen sollen ähnlich wie „gewöhnliche“ Waffen im Gefecht eingesetzt werden – nur mit deutlich mehr Zerstörungskraft. Kleine Raketen gegen Ziele im Wasser, an Land und in der Luft spielen hier die Hauptrolle. Die Sprengleistungen sind im Vergleich zu strategischen Waffen gering, jedoch ungleich zerstörerischer als konventionelle Waffen. Was dabei völlig außer Acht gelassen wird, ist die nukleare Verseuchung der betroffenen Landstriche.

Der Einsatz von strategischen Atomwaffen hingegen wäre sozusagen das „Endziel“.  Schon viele Jahre lang sind Russland und die USA so weit, dass sie innerhalb kurzer Zeit jeden beliebigen Punkt auf der Welt mit der totalen Auslöschung überziehen können.

Um noch einmal auf Weizäcker zurückzukommen. Er schreibt in seinem Buch „Der bedrohte Frieden“: „Freilich wissen wir alle, dass die Regierungen der Weltmächte heute auf die Drohung mit der letzten Bereitschaft zum nuklearen Krieg noch nicht zu verzichten mögen. Aber diese Staatsmänner (hoffentlich auch Putin A.d.Red.) wissen selbst am besten, dass sie dabei zugleich mit dem Selbstmord alles dessen drohen, was sie selbst zu verteidigen wünschen. Wer diesen Krieg (III. Weltkrieg, A.d.Red) überleben würde-und in Europa würden es wenige sein-, der würde nur bedauern, dass er nicht unter den Toten ist.

Soweit schrieb Weizsäcker 1963 in Kapitel „Bedingungen des Friedens“. Das macht Mut in einer Zeit von Entwicklungen, die wir uns alle seit dem II. Weltkrieg nicht mehr vorstellen wollten oder konnten.

Ich kann allen Lesern nur empfehlen sich nicht auf die Meinung von Menschen einzulassen, die Krieg als Mittel der Politik im Bereich des Möglichen sehen. Kriegsgewinner sind lediglich die, die am Verkauf von Waffen partizipieren. Der Rest, bleibt auf der Strecke. Für denkende Menschen gibt es nur einen Weg bewaffnete Auseinandersetzungen zu verhindern oder zu beenden. Man muss miteinander zu reden. Dass dies auch mit „Durchgeknallten“ möglich ist, beweist die moderne psychiatrische Wissenschaft.

Quelle: Der bedrohte Frieden Carl Friedrich von Weizäcker, politische Ausätze 1945-1994. ISBN 978-3-86820-565-7.

Hessische Stiftung Friedens– und Konfliktforschung (HSFK) schreibt in ihrem HSFK-Report Nr. 1/2010:

„Im Vergleich zur Militärdoktrin aus dem Jahre 2000 nimmt die neue Doktrin deklaratorisch die Rolle der nuklearen Abschreckung etwas zurück. Bisher sollten Nuklearwaffen schon bei kritischen Situationen der nationalen Sicherheit (RUSMilDok 2000: Zif. 8) zum Einsatz kommen. Die neue Doktrin sieht dies – etwas zurückhaltender – nur noch bei einer existenziellen Bedrohung Russlands (RUSMilDok 2010: Zif. 22) vor.

Wann ist eine Stadt schön?

Von Siegfried Gerdau

Wann ist eine Stadt schön? Diese Frage werden die meisten ihrer Bewohner und vor allem Besucher ziemlich eindeutig beantworten. Es ist das Gesamt-Ensemble von baulicher Infrastruktur, dem Angebot an gastronomischen Betrieben, attraktivem Wohnraum und ausreichenden Versorgungsmöglichkeiten. Kurz gesagt: Der Mensch fühlt sich dort wohl, wo er gut leben kann und letztlich macht das eine Stadt schön.

Wie schön und sauber: Wasserbehälter Herborner Rehberg. Foto: Gerdau

Eine schöne Stadt muss aber auch sauber sein. Das heißt sie muss frei von Unrat und Abfall jeglicher Art gehalten werden. Besonders Auswärtige, die sich umschauen und die schöne Stadt mit einem ganz anderen Blickwinkel entdecken, sehen oft diese Schattenseiten der Schönheit viel deutlicher als die eigenen Bewohner.

Wenn denen vermehrt auffällt, sich in einer unsauberen Umgebung zu bewegen, muss dringend über Abhilfe nachgedacht werden. Bereiche, wo sich Menschen treffen und Zeit miteinander verbringen, sind oft an unschönen Hinterlassenschaften zu erkennen. Mit diesen Gruppierungen muss wohl jede Kommune leben. Es ist in dem Zusammenhang wenig hilfreich über fehlende Intelligenz oder Gemeinschaftssinn zu klagen.

Kaum nachvollziehbar ist, wenn es gerade in schulischen Umfeldern von Abfall nur so wimmelt. Gerade junge Menschen legen oft berechtigt den Finger in die offene Wunden der Gesellschaft. In ihrer eigenen Umgebung kommt erstaunlicherweise sehr oft eine gewisse Betriebsblindheit gegenüber weggespuckten Kaugummis, Zigarettenkippen leere Getränkedosen und Kaffeebecher vor. 

Gruppierungen wie die Herborner Dillkinderund manche anderen, haben das schon lange erkannt und beseitigen völlig uneigennützig den Unrat, den Dreckspatzen in der Umwelt verteilen. Den Dreck anderer beseitigen? So weit kommt es noch, mag sich manche Kommune denken und beschränkt sich darauf mit motorisierten Kehrmaschinen die Straßenmitten sauber zu halten. Die Ecken und Winkel voll mit Kaffeebechern, gebrauchten Schutzmasken, leere Flaschen und vielem mehr, werden umfahren oder gar nicht erst in Angriff genommen.

Stadttauben, die von manchen Menschen als Ratten der Lüfte bezeichnet werden, gehören ebenfalls zum Bild einer Stadt und mit ihnen müssen auch Taubenhasser leben. Die Hinterlassenschaften sind ebenso unschön wie Hundehäufchen und menschliche Exkremente in engen Gässchen. All das muss von Zeit zu Zeit entfernt und dies natürlich von allen bezahlt werden.

Offensichtlich reicht es nicht, wenn nur in bestimmten Zeitabständen motorisiert gesäubert wird. Besen, Schippen zu Fuß sind da oft effektiver. Das schont Umwelt und Klima.

Wie es funktioniert, kann man in vielen europäischen Groß-und Kleinstädten täglich beobachten. Spontan fällt mir Prag ein. Die Stadt ist blitzsauber und das kommt nicht von ungefähr. Ständig begegnet man kommunalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit Kehrwerkzeug und Wägelchen den scheinbar unvermeidlichen Hinterlassenschaften menschlich und tierischem Seins auf der Spur sind.

Ob die nach Flächen, Müllmengen oder Stunden bezahlt werden ist dabei völlig gleichgültig. Sie werden für etwas entlohnt, dass mit ein wenig Nachdenken und einer ordentlichen Erziehung gar nicht erst nötig sein dürfte. Ihre Tätigkeit beinhaltet viel mehr soziale Verantwortung gegenüber ihrem Dienstherrn und somit der Allgemeinheit, als mancher Kommunalpolitiker sich vorstellen kann.

Eine Stadt, die auf sich hält, betreibt auch gepflegte öffentliche Toiletten, sorgt für genügend und oft geleerte Mülleimer. Hält Straßen und Plätze sauber und geht, falls nötig, mit Hilfe ihrer Ordnungskräfte gegen Schmutzfinken vor.

Wie hässlich und abschreckend: Die Toilettenanlage am Herborner Stadtpark kann keiner mehr benutzen . Foto: Gerdau

Eine Kommune, die den sanften Tourismus fördern will, sorgt dafür, dass ihre „Haupteingänge“ wie Bahnhof und Bushaltestellen sauber und auch in den Abend und Nachtstunden ohne mulmiges Gefühl passierbar bleiben.

Uniformierte an diesen Brennpunkten dauern zu installieren ist sehr hilfreich, dient der präventiven Abschreckung und verschafft den Bürgern ein gutes Gefühl. Wenn das alles passt ist eine Stadt sicher noch schöner und ihre Besucher werden das entsprechend zu würdigen wissen.

Die Broken-Windows-Theorie

Die US-amerikanischen Sozialforscher James Q.Wilson und George L. Kelling illustrierten diese Theorie mit der Aussage, dass eine zerbrochene Fensterscheibe schnell repariert werden müsse, damit weitere Zerstörung im Stadtteil und damit vermehrte Delinquenz verhindert werde. Sie argumentieren weiter: Wird in einem Stadtteil nichts gegen Verfall, Unordnung, Vandalismus, Grafitti und herumliegenden Müll getan, wird dies zum Indiz dafür, dass sich niemand um die Straße/ das Objekt kümmert.

Herborner Parkplatzabbau-sinnvoll oder gefährlich

Kommentar von Siegfried Gerdau

Es gibt in Herborn Interessensgruppen, die möchten, dass der Kornmarkt ebenso wie der Holzmarkt zukünftig autofrei wird. Die Idee dazu schwingt schon länger im politischen Raum und wurde auch bereits als Versuchsballon getestet.

Jetzt folgt der zweite Streich und der soll nach Auffassung einer „Arbeitsgruppe“ in der Zeit vom 1. Juni bis zum 31. Oktober gelten. Mehrere Varianten stehen dabei im Raum. Ziel ist, Kornmarkt und nach Möglichkeit auch den Holzmarkt für den PKW-Verkehr zu sperren und alles zur Fußgängerzone erklären.

Auch der sehr gut angenommene Stadtmarkt auf dem Kornmarkt wird bei den Autofrei-Planungen nicht alt werden.

Keine Parkplätze mehr in Herborn?

Die Anwohner mit Parkausweis sollen auf dem bis dahin hoffentlich fertig gewordenen Parkplatz hinter dem Schloss-Hotel, parken dürfen. Abgesehen davon, dass dies ein auf städtische Kosten recht teurer Privatparkplatz wird, merken Schnelldenker schon recht bald, wohin der Hase läuft. Mit der Ablehnung des Parkhausprojekts Am Hintersand wird der öffentliche Parkraum in Herborns Innenstadt sukzessive in Richtung Null gefahren.   

Man wolle den Gewerbetreibenden die Möglichkeit geben, die freiwerdenden Flächen für ihre Zwecke zu nutzen. Da stellt sich doch die Frage, wozu bitte konkret?  Beispiel Kornmarkt. Es gibt am Anfang ein kleines Restaurant, gegenüber eine Kaffeerösterei und am anderen Ende ein Café. Die sollen sich jetzt über den gesamten Kornmarkt erweitern? Was ist mit den beiden Boutiquen, dem Friseursalon, dem Stadtmarkt? Sollen die auch ihre Einrichtungen auf dem Kornmarkt aufbauen und eine Spaßvermarktung praktizieren?

Zu schade für ideologische Stadtentwicklungsexperimente

Eigentlich ist die wunderschöne Fachwerkstadt Herborn viel zu schade für ideologische Stadtentwicklungsexperimente. Eine junge Frau brachte es auf den Punkt: „Es ist doch sehr gut so wie es ist. Warum lässt man es denn nicht so.“ Eine andere meinte: „Hat man bei allen Überlegungen auch an die große und immer älter werdende Zahl von Menschen gedacht, die auf fahrbare Untersätze gleich welcher Antriebsart angewiesen sind.“ Ein Gastronom ergänzt, indem er darauf hinweist, dass genau diese Leute das Geld in die Stadt bringen und wenn sie dort nur noch unter Schwierigkeiten hinkommen, für immer wegbleiben.

Wer sich einmal die Mühe macht auch nur einen halben Tag lang die Bewegungen in der Stadt zu beobachten, wird schnell feststellen, dass besonders viele ältere Menschen mit und ohne Behinderungen den Bereich von Markplatz, Korn- und Holzmarkt frequentieren. Viele davon suchen das einzige Reformhaus im Umkreis von 60 Kilometer auf, um dort ihren Einkauf zu erledigen. Ich hatte keine Scheu, einige davon anzusprechen. Eines der am meisten geäußerten Argumente waren die zwar per se knappen, aber dennoch vorhandenen Parkmöglichkeiten vor dem Haus. Das waren also alles keine Drive-In-Kunden von Theo Friedrichs Holzmarktküche. Wenn der Holzmarkt nicht mehr als Parkplatz nutzbar sein wird, werden diese Kunden, die teils von weither anreisen, ins Internet ausweichen und der Betreiber macht über kurz oder lang seinen alteingesessenen Laden dicht.

Passant kann die Notwendigkeit eines Parkplatzabbaus nicht erkennen

Ein Passant aus der Nachbarstadt Dillenburg will wissen, warum der ins Auge gefasste Parkplatzabbau in Herborn denn notwendig sei. Er könne es nicht verstehen, da für ihn das Miteinander von Fußgängern, Fahrradfahrern und PKW in der Bärenstadt sehr ausgewogen sei. Autofreiheit um jeden Preis, trage das hohe Risiko der nachfolgenden Einzelhandelsgeschäftsfreiheit. Den Verkehr in Herborns Innenstadt als „Drive-In zur Holzmarktküche“ zu bezeichnen (Artikel vom 12. Mai Herborner Tageblatt) zeugt von einer unbotmäßigen Negierung der Bemühungen aller Herborner Gewerbetreibenden und zeugt von völliger Unkenntnis der tatsächlichen Situation.

Dass die Fußgängerzone so erfolgreich ist, muss wohl der Tatsache geschuldet sein, dass sie von Parkmöglichkeiten umgeben ist. Dennoch nimmt dort gerade der Zulieferverkehr der unterschiedlichsten Paketdiensten ständig zu. Wenn dann noch die Innenstadt ihre Geschäfte mangels nachfragender Kunden irgendwann schließen, wird Amazon und Co noch mehr Transporter in die Altstadt schicken müssen.

Wer Spaß am Experimentieren hat, kann doch einmal eine laue Frühlingsnacht am Herborner Bahnhof oder an einer der zahlreichen Poser-Strecken in und um Herborn verbringen. Dort bietet sich ein weites Feld für ideenreiche Weltverbesserer an.

Steigende Lebenshaltungskosten werden auch Verkehrsaufkommen regeln

Wer jedoch nur noch ein paar Monate oder wenige Jahre warten kann, wird den Niedergang des derzeitigen Autoverkehrs mangels pekuniärer Möglichkeiten schon bald erkennen. Die zunehmende Inflation einhergehend mit überbordenden Lebensmittel-, Treibstoff-, Energie und Mietpreisen, regelt dann auch das Verkehrsaufkommen in der Herborner Innenstadt herunter.

Wer jetzt, in einer Zeit nach Corona und den damit verbundenen Einschränkungen, die Bevölkerung erneut in unnötiger Weise belasten will, ist entweder völlig weltfremd oder treibt mit den Menschen ideologische Spielchen. Es reicht doch, dass derzeit ein Diktator ganz in unserer Nähe ein Land mit einem verbrecherischen Krieg überzieht. Das geht auch an unserem Volk sicher nicht spurlos vorbei.

Jetzt zusätzlich ein innerstädtisches Fass, mit einem solch überflüssigem Thema aufzumachen, ist gelinde gesagt eine Dummheit. Auf solche Ideen können nur Menschen kommen, die finanziell nicht auf Kante genäht sind und mit einem Monatsbudget gesegnet sind, dass überreichlich vorhanden ist.  

Mein Vorschlag: Lassen wie es ist und abwarten, bis die Welt wieder in ruhigerem Fahrwasser segelt. Warum jetzt Kompromisse diskutieren, die allesamt keinerlei Notwendigkeiten erkennen lassen.

Noch blüht es um uns herum…..

Der sorgenreiche Frühling 2022 ist menschengemacht. Keinerlei Naturgewalten gaben zu dieser negativen Entwicklung einen Anlass. Einige Fehlgesteuerte, lassen sich von einem noch mehr Fehlgesteuerten seinen Willen aufzwingen und hunderttausende Menschen müssen darunter leiden. Wie pervers sind Gottes Geschöpfe eigentlich immer noch. Mein gesamtes bisheriges Leben nahm ich an, dass das gegenseitige Draufhauen inzwischen überwunden sei. Jedoch: Schon wieder segnen sogenannte Geistliche, immer schrecklichere Waffen. Politiker und Medien bereiten die Menschen sanft auf einen atomaren Schlagabtausch vor. Empfehlen Notvorräte anzulegen und denken laut über Bunkerbau nach.

Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende, sagte John F. Kennedy einst und ich glaube, dass er Recht hat.

Und dazu passt eine napoleonische Weisheit: “ Wer widerspricht, ist nicht gefährlich. Gefährlich ist wer zu feige ist, zu widersprechen“.

Foto: Gerdau