„Der gefährlichste Mann der Welt“

Eine Buchbesprechung von Siegfried Gerdau

Wer umfassende Informationen über Donald J.Trump, den umstrittenen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika erwartete, sah sich schon nach der Hälfte der Lektüre des 278-Seiten-Werks „ZU VIEL IST NIE GENUG“ von Mary L. Trump enttäuscht. Die Nichte des 74-Jährigen Plutokraten hatte offensichtlich nie die Absicht sich in epischer Breite über ihren Onkel Donald auszulassen. Da ihr auch Zeitlebens die körperliche Nähe zu ihm fehlte, wäre das auch nur sehr lückenhaft gewesen. Marys Antrieb war wohl eher von Rache befeuert. Rache für ihren Vater Freddy, den Bruder von Donald, der bei seinem Vater, dem Großvater und Gründer des Trump-Imperiums Fred Trump nichts galt. Rache auch dafür, dass vom Erbe des Großvaters für ihre Familie nichts übrigblieb. Donald das geborene und ewig bleibende „Enfant terrible“ hatte die Sympathie seines Vaters, obwohl er der klassische reiche Versager war und dies auch noch mit dem ihm eigenen Stolz zur Schau trug. Die promovierte Psychologin Mary mag sich auch gedacht haben mit den Pfunden der Familiengeschichte Trump zu wuchern und so ein wenig von dem Reichtum zurück zu bekommen.

Egal, wer das Buch liest, wird am Ende sogar ein wenig Verständnis und vielleicht ein wenig Mitleid mit dem Mann haben, der seine Kindheit zwischen einer empathielosen Mutter und einem geldgierigen, despotischen Vater verbringen musste. Donald passte sich jedoch dem Trumpschen System perfekt an und nahm sich ausgerechnet den harten und gnadenlosen Vater zum Vorbild. Seinen älteren Bruder Freddy, den Vater von Mary, kostete die Unfähigkeit sich ebenso anzupassen, die Achtung, den Respekt und letztlich die zweifelhafte Liebe seines Vaters. Er zerbrach an dem Zwiespalt, sich nach eigenen Vorstellungen zu entwickeln und trotzdem die Liebe und Anerkennung des Vaters doch irgendwann noch zu bekommen. Marys Familie brach auseinander, während Donald in der Firmenhierarchie immer weiter nach oben stieg und diesen Weg rücksichtslos verfolgte. Egal welchen Mist er dabei machte, Vater Fred deckte ihn. So konnte Donald Trump irgendwann überhaupt nicht mehr unterscheiden, was er selber vollbracht oder lediglich kaputtgemacht hatte. Nach dem Tod des Vaters begann er gemeinsam mit einem weiteren Familienangehörigen einen gnadenlosen, jahrelangen Kampf um dessen Erbe. Er hatte damals nur ein Ziel, die Familie seines Bruders auszubooten. Später schaffte es durch seine Unfähigkeit, die er großmäulig zu vertuschen verstand, das Imperium an die Wand zu fahren und mit Hilfe intelligenteren Mitstreitern wieder auf Kurs zu bringen. Nun als Präsident der USA diene ihm die Regierung in ihrer aktuellen Zusammensetzung, zu der die Exekutive wie auch der halbe Kongress und die Mehrheit des Supreme Cort gehöre, sein Ego zu schonen.  „Die ihm eigene Monstrosität ist die Verkörperung genau der Schwäche in ihm, vor der er schon sein Leben lang davon zu laufen versuchte“, schreibt Mary L. Trump. In seinen Augen habe es nie eine andere Option gegeben, als Stärke zu zeigen.  

Fazit: Man kann das Buch lesen. Neuheiten über die Person Donald J. Trump bringt es wohl kaum. Es beleuchtet jedoch in großer Intensivität warum und wie sich der amerikanische Präsident so entwickelt, wie er sich heute darstellt. Mitleid mit diesem Mann ist sicher Fehl am Platze. Man lernt zumindest zu verstehen ohne Verständnis zu entwickeln.  Das Buch ist im Heyne-Verlag erschienen und kostet aktuell 22 Euro. Die ISBN lautet: 978-3-453-21815-4.  Foto: sig

Helene Hilk wird 80

Von Siegfried Gerdau

Eine Frau, die wie kaum eine andere sozialdemokratische Kreis-und Kommunalpolitik mitgestaltet hat und dabei nie die Menschen aus ihrem Blickfeld verlor, feiert am 11.Oktober ihren 80. Geburtstag in ihrem Geburts-und Wohnort Herbornseelbach. Helene Hilk gelang es sehr erfolgreich und pflichtbewusst ihre selbstgewählten Aufgaben als Ehefrau, Mutter, Berufstätige und Politikerin unter einen Hut zu bringen. „So ganz nebenbei“ ist sie „ihrem“ Aar-Gesangverein 1864 Herbornseelbach e.V. über viele Jahre treu und war auch dort in verantwortlicher Position tätig. Wie sehr ihre Arbeit im Verein geschätzt wird, beweist ihre Ernennung zur Ehrenvorsitzenden im Mai 2014.

Helene Hilk. Eine Sozialdemokratin mit unendlich viel Charisma.

Die Jubilarin wuchs in ihrem Wohnort auf. Die Familie war sicher nicht auf Rosen gebettet. Da der Vater erst 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft nach Hause kam, hatte er es schwer in der Heimat wieder Fuß zu fassen. Ihr Bruder starb mit vier Jahren an Hirnhautentzündung und so war sie das einzige Kind. Die Eltern übernahmen das großelterliche Haus. „Es war finanziell immer sehr eng gewesen“, erinnert sich Helene. Sie ging in die Mittelschule nach Herborn aber nur bis zur Konfirmation. Dann musste sie das Geld verdienen, dass die Familie so dringend brauchte. Sie begann bei der Gemeindeverwaltung Herbornseelbach eine Ausbildung. In deren Verlauf wurde sie unter anderem als ehrenamtliche Standesbeamtin eingesetzt und nahm die Aufgaben der Bürgermeister-Sekretärin wahr. Das ging dann bis 1977. Am 15. September 1961 heiratete sie ihren Mann Karl-Heinz Hilk, bekam 1963 den ersten Sohn und sie übernahm gemeinsam mit ihrem Ehemann eine Buchhandlung. Eigentlich wollte sie erst heiraten, wenn sie volljährig (damals mit 21 Jahren (Anm.sig)) war. Karl-Heinz musste jedoch zur Bundeswehr und als Verheirateter bekam er Unterhaltsicherung. Helene hatte eine größere OP zu erdulden. Als sie wieder so einigermaßen auf dem Damm war wollte sie eigentlich nicht mehr arbeiten. Sie bekam jedoch in dieser Zeit ein Angebot vom Krankenhaus Dillenburg. Erich Koob bot ihr an, in der Krankenhausverwaltung zu arbeiten. Donnerstags gab sie ihre Bewerbung ab und am Montag darauf konnte sie anfangen. Einige Wochen später bekam sie einen Anruf von Rolf Schlemper von den Herborner Stadtwerken. Sie hatte zu dieser Zeit einen Jungen und ein Mädchen. Ihre Tochter Barbara war noch nicht geboren. Das Angebot Schlempers war mehr als sozial und sie sagte zu. Das wiederum gefiel ihrem letzten Arbeitgeber so gar nicht, aber Helene machte ihm auf ihre charmante, unmissverständliche Art klar, „dass mir das Hemd näher als die Jacke ist“. Ihre Arbeitszeit konnte sie ganz nach ihren persönlichen Umständen einrichten und diese großzügige, menschliche und soziale Fürsorge hat sie Schlemper nie vergessen. Ihre Mutter war schwer krank und musste von ihr gepflegt werden, aber ihre Familie wollte auch noch gemanagt werden. Wahrscheinlich hat sie diese Erfahrung für ihr späteres Leben mehr als alles andere geprägt. 1998 ging sie in Altersteilzeit und zwei Jahre später in Rente.

Noch immer sitzt Helene Hilk gerne in ihrem gemütlichen Arbeitszimmer an ihrem PC.

Da gab es aber noch eine andere Helene Hilk. Das war die politisch sehr aktive und über die Parteigrenzen hinaus anerkannte immer freundliche Frau. Im Oktober 1981 wurde sie Parteimitglied in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Eigentlich wollte sie der Herbornseelbacher Hans Jackel in seine Partei holen. „Willst du nicht in die CDU eintreten“, habe er sie gefragt. Sie sagte dass sie daran schon früher gedacht habe, aber in die CDU wollte sie nicht, sondern in die SPD. Ihr Mann war damals schon lange bei den Sozialdemokraten und sie konnte sich nicht vorstellen zu Hause mit ihm in unterschiedlichen Lagern zu sein. Mehr als 10 Jahre lang war sie Beisitzerin im SPD-Ortsverband ihrer Gemeinde, anschließend im Vorstand der SPD Herbornseelbach und schließlich ab 1990 dort stellvertretende Vorsitzende. Bereits ein Jahr vorher wurde sie Kreistagsabgeordnete und arbeitete im Ausschuss für Landwirtschaft und Umwelt. Durch ihre engagierte, gradlinige Art stieg sie zur stellvertretenden Kreistagsvorsitzenden im Lahn-Dill-Kreis auf und arbeitete in der Krankenhauskommission der Dill-Kliniken mit. Wie das in allen Parteien Usus ist, wer sich engagiert bekommt noch mehr zu tun. Helene arbeitet auch im Aufsichtsrat der Krankenhausversorgungsbetriebe (KVB) mit.

1997 wurde sie Vorsitzende des Kreistages. Dieser Posten war der couragierten Frau sozusagen auf den Leib geschneidert und sie füllte ihn mit viel Herzblut bis zum Jahr 2006 bravourös aus. Im Anschluss daran nahm sie bis 2011 die Aufgaben einer Kreisbeigeordneten wahr und als Anerkennung ihrer langjährigen Leistungen wurde Helene Hilk 2009 zur Ehrenkreisbeigeordneten ernannt.

Das war das offizielle Begleitschreiben.

In diesen Jahren war sie im Anhörungsausschuss des LDK tätig, arbeitete im Wirtschafts-und Planungsausschuss des Hessischen Landkreistag und war stellvertretende Vorsitzende der Bezirksversammlung Mitte im Hessischen Landkreistag. Schon immer lebte Helene nach dem Motto „Alles oder gar nichts“. So war sie von 1997 bis 2005 Schöffin am Jugendgericht Dillenburg und danach bis 2015 Schöffin am Landgericht Limburg. Neun Jahre als Vorsitzende der Verbandsversammlung des Zweckverbandes der Sparkasse Dillenburg und 15 Jahre Mitglied in dessen Verwaltungsrat. Um das Maß auch ordentlich voll zu machen war die agile Frau von 2002 bis 2016 Beisitzerin im Vorstand der VdK-Ortsgruppe Herbornseelbach tätig und seit 2000 im Vorstand des Aargesangverein als Beisitzerin, Kassiererin, 1. Vorsitzende und seit 2014 als Ehrenvorsitzende.

Auch in der Herborner Vitos hinterließ sie ihre Spuren. Von September 2009 bis November 2016 nahm sie dort Aufgaben als Beiratsmitglied wahr.

Vom April 2006 bis zum März 2011 war sie SPD-Stadtverordnete im Herborner Parlament und von 2006 bis 2011 Mitglied im Herbornseelbacher Ortsbeirat.  

Helene Hilk ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande (20.Juni 2006) und wurde von der Kreis-Feuerwehr für ihre langjährige Unterstützung geehrt.

Das Bundesverdienstkreuz ist eine verdiente Ehrung für Helene Hilk.

Am Sonntag, den 11. Oktober 2020 lädt die Geburtstags-Jubilarin ab 14 Uhr alle Freunde, Wegbegleiter und Nachbarn in die Herbornseelbacher „Dernbachstuben, Fahler-Straße herzlich zu einem gemütlichen Beisammensein ein. „Wer nicht absagt, feiert mit“, so ihre pragmatische Ansage.

Kontakt: helene.hilk@gmx.de.

Fotos: Siegfried Gerdau

Korrektur zum Artikel: Corona im Haus des Lebens

Nach einer aktuellen Information sind im Herborner Haus des Lebens nicht zwölf Personen infiziert, sondern „lediglich“ vier. So schlimm das auch für die Betroffenen sein kann, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Senioreneinrichtungen sind bestens auf diese Fälle vorbereitet und tun alles Menschenmögliche, um ein weiteres Ausbreiten des Virus zu verhindern. Auch in der Vergangenheit schafften sie es mit umsichtigen Maßnahmen, eine Infektion zu verhindern. Wenn jedoch infizierte Besucher trotz besseren Wissens das Haus betreten, nützten alle Vorsichtsmaßnahmen nichts.

Im Haus des Lebens in der Herborner Kaiserstraße wurde lediglich bei vier Personen der Virus Covid-19 festgestellt.

Daher bitten die Verantwortlichen um Verständnis für die verschärften Kontaktregeln. Auch die große Zahl der Anrufe ins Haus des Lebens sind eher kontraproduktiv und halten das Personal ständig von ihren wichtigen Aufgaben ab.

Wichtige Informationen einzelne Heimbewohner betreffend werden nicht zurückgehalten und erreichen zeitnah die Angehörigen.

Bibelschwingende Missionare

Eine Publikation in „evangelisch.de“ der Baden-Württembergischen Landeskirche macht derzeit von sich reden und ich möchte sie hier in gerdaus-welt zu Diskussion stellen. Das 208 Seiten starke Werk „Ich ein Fremder gewesen“ befasst sich mit dem christlichen Verhalten gegenüber Migranten und wird aufgrund der Brisanz seiner Aussagen sicher nicht unwidersprochen bleiben.

Mein Amado, ein Freund und Begleiter, der mir mindestens genauso wertvoll wie meine menschlichen Freunde war.

Zum Flüchtling keinen Hund mitnehmen. Württembergs Kirche wirbt für bessere Willkommenskultur. Fluchtursachen bekämpfen und Flüchtlinge willkommen heißen – das ist nach Ansicht der württembergischen Kirche das Gebot der Stunde. Ein neues Buch soll zeigen, wie das praktisch geht, und erklärt, wie man Missverständnisse vermeiden kann.

Eine „flüchtlingsbereite“ Kirche will die Evangelische Landeskirche in Württemberg sein, so hat es ihr Bischof Frank Otfried July immer wieder angemahnt. Doch wie geht das praktisch? Darüber haben sich die Mitglieder der Württembergischen Arbeitsgemeinschaft für Weltmission (WAW) Gedanken gemacht und ein mehr als 200 Seiten starkes Buch („Ich ein Fremder gewesen. Mission zwischen Fluchtursachenbekämpfung und Willkommenskultur“) für den Gemeindealltag herausgebracht. Ziel ist es, durch Grundsatzartikel, biblische Impulse, beispielhafte Geschichten von Flüchtlingen und Verhaltenstipps zu mehr Begegnungen mit Migranten zu motivieren. Auch das Engagement zur Bekämpfung von Fluchtursachen soll verstärkt werden.

Gisela Schneider, WAW-Vorsitzende und Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (Difäm) in Tübingen, zeichnet ein düsteres Bild von der globalen Situation. „Alle drei Sekunden flieht ein Mensch“, schreibt sie und erinnert daran, dass sieben von acht Geflüchteten nicht nach Europa kommen, sondern innerhalb ihres Landes oder in Nachbarregionen verweilen. Wer es bis aufs Mittelmeer geschafft hat, muss immer noch um sein Leben fürchten: In den vergangenen Jahren sind dort rund 40 000 ertrunken. Leseempfehlung „Wir schicken ein Schiff“ Kirchenschiffe stehen sonst auf festem Grund, doch bald wird ein schwimmendes Kirchenschiff im Mittelmeer Geflüchtete retten: Die „Sea-Watch 4“ ist kurz vor ihrer ersten Mission. Gut ein Jahr haben die Vorbereitungen gedauert.

Für die zunehmende Fluchtbewegung gibt es sehr unterschiedliche Gründe, das arbeiten mehrere Autoren heraus. Eine korrupte und menschenfeindliche Politik in vielen Heimatstaaten, aber eben auch Umstände, an denen die westlichen Länder nicht unschuldig sind, darunter unfaire Handelsbedingungen für afrikanische Staaten und die Folgen des Klimawandels. Die biblischen Impulse in dem Buch machen deutlich, dass eine Unterstützung für Migranten insbesondere für Christen geboten ist.

Insgesamt 36 Fallbeispiele beleuchten, was Missionswerke in Ländern des Südens tun, um das Leben der Menschen zu verbessern. Ob Wasserversorgung, Bildung für Frauen oder Ökoprojekte – die Beispiele belegen eindrücklich, dass das Bild vom bibelschwingenden Missionar, dem die Lebensumstände seiner Zuhörer egal sind, nicht passt und vielleicht nie gepasst hat. Vielmehr stehen die christlichen Botschafter heute offenbar an vorderster Front im Kampf gegen Fluchtursachen.

Kulturelle Tipps und praktische Anregungen

Das Buch endet mit kulturellen Tipps, wenn man zum ersten Mal Zeit mit Menschen aus zum Beispiel orientalischen Ländern verbringt. Seinen Hund sollte man zu Hause lassen, er gilt in vielen Kulturen als unrein. Seinem Gegenüber sollte man nie direkt widersprechen, sondern indirekt, das sei eine Frage des Ehrverständnisses. Körperliche Berührungen – auch Händeschütteln – mit Personen des anderen Geschlechts gelten bei einigen als tabu, auch hier ist den Autoren zufolge Zurückhaltung angebracht.

Detlef Blöcher, Andreas Kümmerle (Hg.): Ich ein Fremder gewesen. Mission zwischen Fluchtursachenbekämpfung und Willkommenskultur. 208 Seiten, 14,95 Euro. Evangelischer Verlag Stuttgart 2020.

Werbung in eigener Sache

Ein wenig Werbung für gerdaus-welt gehört nun einmal dazu. Auf die unten angehängte Statistik bin ich schon ein wenig Stolz. Als ich Anfang dieses Jahres meinen langgehegten Wunsch, einen eigenen Blog auf den Weg zu bringen, in die Tat umsetzte, hielt ich es nicht für möglich, so viele Menschen erreichen zu können. Heute hat mein Zähler insgesamt 35 311 Aufrufe-alleine am heutigen Tag 1161- registriert und dafür danke ich allen, die meinem Blog die Treue halten.

Immer wieder erreichen mich Mails oder Anrufe, weil Leser meine Seite www.gerdaus-welt.de nicht öffnen können. Wer auf seinem PC diese Seite öffnet bekommt die Übersichtseite des Blogs zu sehen. In der oberen Ecke muss er dann Blog anklicken und kann alle Beiträge scrollen. Auch von Facebook aus ist es die gleiche Prozedur. Meist schreibe ich in Facebook die URL (blau) dazu, die man nur anklicken muss, um die gewünschte Seite automatisch zu öffnen.

Vielen Dank Euer Siggi Gerdau

Drago hat seinen letzten Kampf für immer verloren

Ein sehr vielen Menschen bekanntes Herborner Gesicht ist nicht mehr. Drago Marelja (78), der Mann, der für Mensch und Tier immer ein gutes Wort oder mindestens ein Lächeln hatte, ist am Donnerstagabend (24. September 2020) in einem Siegener Hospiz gestorben.

So kannte man ihn. Immer gut gekleidet und mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen.

Der gebürtige Kroate wohnte in der Bahnhofstraße über der ehemaligen Geschäftsstelle des Herborner Tageblatts am Herborner Marktplatz. Viele kannten ihn auch von seinem Arbeitsplatz bei Balzer und Nassauer. Drago der Mann mit Hut, den man nicht nach seinem Alter fragte, war Menschen-und Tierfreund gleichermaßen. Er gehörte zu Herborn und jeder kannte ihn. Immer gut angezogen und charmant, genoss er auch bei der Damenwelt hohes Ansehen. In seiner bescheidenen, höflichen Art war er genauso Respektperson wie guter Kumpel. Weltgereist und immer fröhlich, konnte man sich überhaupt nicht vorstellen, dass er einmal nicht mehr sein würde. Noch im Herbst des vergangenen Jahres hatte er eine Reise nach Südafrika gebucht. Bereits damals ahnte er aber schon, dass etwas mit seinem Körper nicht stimmte und es aus dieser Reise nichts mehr werden würde. Als ich ihn im September 2019 nach fünf Wochen wiedertraf, fiel mir auf, dass Drago sehr dünn geworden war. Als ich danach fragte, wiegelte er ab. Nur kein Aufheben um seine Person. Das war seine Art. Ich ließ nicht locker und dann erzählte er mir unter Tränen, dass bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert worden sei. Er wollte doch noch so gerne Leben, Reisen und einfach nur unter seinen geliebten Menschen sein. Manches mal ging er in den Stadtpark, umarmte die Bäume und klagte ihnen ihr Leid. Chemotherapien und wochenlange Krankenhausaufenthalte halfen nichts. Die gemeine Krankheit ließ den armen Mann nicht mehr aus den Krallen. Die Menschen die ihn näher kannten und wie die meisten Menschen auch sehr mochten, machten sich Gedanken. „Hast du gesehen, die Fenster bei Drago sind immer noch geschlossen. Hoffentlich ist nichts passiert“, hieß es ein ums andere Mal. Michael Franz, ein Freund von ihm und selber nicht gut zu Fuß, brachte ihm oft Essen, wenn er darum bat und sich etwas Spezielles wünschte. Er aß es jedoch meistens nicht mehr auf, weil es schon nicht mehr ging. Irgendwann schaffte er auch die vielen Treppenstufen zu seiner Wohnung nicht mehr hoch. Er verlor seinen leidenschaftlich geführten Kampf gegen den verdammten Krebs immer mehr.

Auch das war Drago. In einem wallenden Gewand saß er in der Eisdiele bei seinem Freund und nahm sich dabei selber auf die Schippe.

Ich lernte ihn vor rund 13 Jahren kennen und schnell schätzen. Durch seine Weltreisen wusste er viel zu erzählen und war gleichzeitig ein sehr guter Zuhörer. Wenn ich mit meinem kleinen Amado über den Marktplatz ging rief er oft aus dem Fenster „Siggi warte mal“. Er hatte ein Leckerli oder im Sommer sogar eine Schale Wasser für ihn. „Du kümmerst dich viel zu wenig um deinen Hund. Siehst du nicht wie er Hunger und Durst hat“? Sein herzliches Lachen dabei verschönte den Tag und oft dachte ich, was wäre es schön auf der Welt, wenn es nur solche Menschen gäbe. Ein anderes Mal, wenn sich die Innenstadt geleert hatte, sah man Drago mit Besen, Schippe und Unkrautkratzer das Kopfsteinpflaster des Marktplatzes säubern. Alles möglichst so, dass es niemand sah. Man hätte ihn ja loben können oder noch schlimmer, sogar danken.

Das bleibt auch von einem der Besten letztlich übrig. Jetzt zählt nur noch die Erinnerung.

Von seiner letzten Fahrt nach Siegen ist er nun nicht mehr zurückgekommen. Ich hoffe, dass er bei seinen Ahnen einen ihm entsprechenden Platz gefunden hat und es ihm in einem anderen Sein gut geht. Im Herzen seiner Freunde und Bekannte und vielen anderen Herbornern wird er zusätzlich immer seinen Platz haben.

Drago ich verneige mich vor dir. Du warst einer von den ganz Großen.  

Oliver Scheld ist der 1. Bevollmächtigte der IGM Herborn

Nach 22 Jahren ein neues Gesicht an der Spitze der Geschäftsstelle

Die IG Metall Herborn hat heute mit ihren 68 Delegierten, sowie deren Stellvertreter*innen die eigentlich für den 9. Mai 2020 angesetzte Konstituierenden Delegiertenversammlung nachgeholt. Die „mit Abstand“ ungewöhnlichsten Zeiten erforderten ungewöhnliche Maßnahmen. Damit die Versammlung trotz der Corona-Pandemie für alle Beteiligten so sicher wie möglich stattfinden konnte, hatte die Geschäftsstelle ein umfangreiches Hygienekonzept erarbeitet und mit diszipliniertem Umgang aller Beteiligten was Abstandsregelung und Maskenpflicht betrifft entstand trotz allen Hürden eine entspannte Atmosphäre.

Wahlen

Oliver Scheld wurde als neuer Erster Bevollmächtigter und Kassierer mit 97,8% der Stimmen in sein neues Amt gewählt.
Sein ebenfalls neugewählter ehrenamtlicher Zweiter Bevollmächtigter Martin Fuchs, Betriebsratsvorsitzender Linde und Wiemann, Werk Dillenburg, wurde mit 100% der Stimmen bestätigt.

Abschied

Hans-Peter Wieth trat nach 22 Jahren als Erster Bevollmächtigter nicht erneut zur Wahl an. Seit dem 1. Mai 1991 ist er in der Geschäftsstelle Herborn tätig, davon zwischen 1998 und 2020 als Erster Bevollmächtigter.
Elmar Lehr, seit 2019 2. ehrenamtlicher Bevollmächtigter, seit 2011 im Ortsvorstand, trat ebenfalls nicht erneut zur Wahl an.
Reinhard Riess, Revisor und langjähriges Ortsvorstandsmitgied verabschiedet sich in den wohlverdienten Ruhestand.

Hans-Peter Wieth

Ortsvorstand

Detlef Becker, GEA Wallau
Armin Bohn, Cloos Haiger
Frank Busch, Bosch Thermotechnik Eibelshausen – Neu gewählt
Sybille Brandenburger, Selzer Fertigungstechnik Driedorf
Kim-Jeanny Diehl, Isabellenhütte Dillenburg
Ralf Heppenstiel, Outokumpu Nirosta Dillenburg
Oliver John, Buderus Guss Breidenbach
Thilo Pick, Berkenhoff Herborn – Neu gewählt
Wolfgang Reikischke, Safran Herborn

Oliver Scheld, neuer 1. Bevollmächtigter, beendete die Sitzung mit dem Hinweis „Noch nie war es so wichtig, Teil einer starken Gewerkschaft zu sein. Besonders in dieser „anderen“ Zeit voller Herausforderungen. Nur gemeinsam können wir diese Krise überstehen und die Herausforderungen meistern!“

Herzlichen Glückwunsch mein lieber Freund und langjähriger Weggefährte Oliver Scheld für dieses schwere aber für dich genau richtige Amt. Ich weiß, dass du der Mann bist, der die Geschäftsstelle in eine gute Zukunft führen wird. Auch wenn die Zeit mittlerweile nicht leichter geworden ist, für die Gewerkschaft war sie es noch nie. Also Glück auf und für dich und für deine Familie alles erdenklich Gute.

Siggi Gerdau

Corona im Haus des Lebens

Ungeachtet der zahlreichen (immer noch) Corona-Verharmloser bereitet sich das Virus auch in unserer Region mit erschreckender Geschwindigkeit aus. Jetzt hat der „unsichtbare Drecksack“ das Herborner Seniorenheim Haus des Lebens in der Kaiserstraße erreicht. Obwohl sich Heimleitung und das gesamte Pflegepersonal in den vergangenen Monaten mit all den verfügbaren Mitteln bemüht haben eine Ansteckung zu verhindern, Covid-19 hat einen Weg ins Haus gefunden. Nach dem letzten Stand sind 12 Heimbewohner positiv und es können noch mehr sein oder werden. Die Konsequenz: Die totale Abriegelung des Altenheims mit all seinen Beschwernissen für das Personal und die Bewohner. Es ist müßig über eine mögliche Ansteckungsquelle zu spekulieren. Das Virus kann von den Bediensteten trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ebenso eingeschleppt worden sein, wie durch Besucher. Auch über Gegenstände, Päckchen und viele andere Dinge kann es seinen Weg gefunden haben.

Seit Monaten waren die Sicherheitsmaßnahmen im und um des Herborner Haus des Lebens äußerst wirkungsvoll. Jetzt hat das fiese Corona-Virus einen Weg in die Einrichtung gefunden . Archiv-Foto: Siegfried Gerdau

Jetzt gilt es sehr fair gegenüber allen Verantwortlichen zu sein. Keine Schuldzuweisungen und kein Meckern über erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. Das was ist, reicht allemal. Bleibt nur zu hoffen, dass sich alles bald zum Guten wendet. Man kann der Heimleitung, allen Mitarbeitern und den Bewohnerinnen und Bewohnern nur viel Kraft und Gesundheit wünschen. sig

Richtfest und Richtspruch-eine alte Zimmermannstradition

Das Richtfest, ist bis zum heutigen Tage ein weitgehend gleichgebliebenes Ritual aus dem 14. Jahrhundert. Damit wird das Aufrichten des Dachstuhls und das Ende des ersten großen Bauabschnitts gefeiert. Die Konturen des künftigen Heims sind jetzt schon deutlich erkennbar. Viele Bauherren nutzen das Fest, um den Bauleuten und Handwerkern zu danken, Nachbarn und Freunde einzuladen und ihnen stolz den Baufortschritt zu präsentieren. Das dabei auch der Schmaus nicht zu kurz kommt, ist selbstverständlich.

Ebenfalls nach einer alten Tradition überreichte AWO-Geschäftsführer dem Bauherrn Jörg Fischer (links) Brot und Salz.

Nach der alten Zimmermannstradition hält einer von ihnen den Richtspruch und schmettert am Ende das ausgetrunkene Glas in die Tiefe. So geschehen auch am Donnerstag (25. September 2020) beim Richtfest für das neue AWO-Alters-und Seniorenheim in der Herborner Au.

Hier war es einer der beiden Chefs der renommierten Zimmermannsfirma Rinn aus Heuchelheim, Jürgen Rinn. Er sagte aus luftiger Höhe den Spruch in freier Rede auf und war so nett ihn mir am Ende der Veranstaltung extra aufzuschreiben.

Nein, in diesem feinen Zwirn hat der Zimmermeister Jürgen Rinn noch nie gearbeitet. Der „Ausgehanzug“ der Zimmerleute wird nur bei feierlichen Veranstaltungen getragen.

Liebe versammelte Richtfestgäste. Lasst grüßen euch aufs Allerbeste, denn wie ihr seht es ist so weit, ein neuer Bau steht hier bereit. In fertiger Form nun zu erkennen, so dass wir auch das Richtfest feiern können.

Ja, noch können Regen und Sonnenschein so hier und da ins Gebäude hinein. Doch das wird sich nun zügig zu Ende gestalten und gut betreut die Senioren bald Einzug halten. Doch vorher lasst mich wie es gebührt Dank sagen an alle die den Neu-und Umbau ausgeführt haben. Allen Handwerkern, Meistern, Gesellen und Lehrlinge danke ich für ihren Fleiß und des Bauwerks gelingen. Einen Dank den Architekten bring ich dar, die zuständig für Planung und Gestaltung waren. Aber auch dem Bauträger habe ich zu danken, denn der zahlt für gewöhnlich zum Richtfest das Bier.

Aber wir danken allesamt auch Gott, dass er zu jeder Frist hier am Bau gewesen ist. Mir ist nichts zu Ohren gekommen, dass einer der Handwerker Schaden genommen. ER beschütze auch zukünftig dieses Haus und alle die da gehen ein und aus. Euch allen die ihr da unten steh‘n, wünsch ich noch viel Glück und Wohlergeh’n.

Natürlich gehört der Hut auf den Kopf. Erst dann ist die zünftige Kluft komplett.

Ich trinke auf euch und dieses Haus, mein frisch gefülltes Glas jetzt aus. Zum Schluss noch mein Glas zerspringe im Grund. Die Scherben mögen bringen Glück und Segen dem Haus und dieser Stund.  Verfasser: Jürgen Rinn. Fotos: Siegfried Gerdau

Der Artikel zum AWO-Richtfest ist in der Samstagsausgabe (26.09.2020) des Herborner Tageblatts nachlesbar.

Challenge „der Seissler läuft“ ein voller Erfolg

Da ich mir schon vor 14 Tagen die Arbeit gemacht habe, wollte ich meinen Artikel wenigstens hier in gerdaus-welt veröffentlichen. Die Aktion des Herborner Sportgeschäftes Seissler verdient es sicher, dass man darüber spricht und das will ich jetzt endlich tun.

Glückliche Gesichter bei der Preisverleihung. Rechts im Bild: Nina-Verena Wollberg
An der Benefiz-Sportveranstaltung des Herborner Sporthaus Seissler nahmen 250 Läuferinnen und Läufer teil. Unter dem Motto „Der Seissler läuft“ versuchten die Challenge-Teilnehmer so viel wie mögliche Laufkilometer zu absolvieren. Ziel der Aktion war: Möglichst viele Menschen zu sportlicher Aktivität zu animieren und gleichzeitig Gelder für einen guten Zweck zu generieren. Am Freitag wurden die Teilnehmer geehrt und die Preisgelder in den Räumen des Sporthauses Seissler im Herborner Dill-Center an die Empfänger ausgehändigt. Die Inhaberin des Sporthauses Nina-Verena Wollberg, gleichzeitig Initiatorin der Veranstaltung und Preisgeld-Stifterin hatte im Schwerpunkt die Läufer-Community in den sozialen Medien im Auge. Als die vor zwei Jahren die kleine Luna im benachbarten Mademühlen unterstützten, reifte bei Wollberg der Entschluss ebenfalls eine solche Aktion zu starten. Ihre Zielgruppen war die Ironman-Hilfe von Christoph Selbach für Rheuma-Kinderklinik in Garmisch- Partenkirchen, das DRK-Pflegezentrum, Herborn von Ute Teich und das Seniorenheim Haus des Lebens unter der Leitung von Monika Rupenthal ebenfalls in Herborn. Als die Vorbereitungen für „Der Seissler läuft“ in vollem Gang waren, kam Corona. Im Zuge dieser Pandemie, mit all ihren Einschränkungen, wurde für die Geschäftsfrau deutlich, dass es gerade die alten Menschen besonders hart traf. „Seissler läuft“ fand trotz Corona statt und da Läufer per se Individualsportler sind, gab es auch überhaupt keine Probleme Sicherheitsabständen und anderen Auflagen einzuhalten. Nach der Registrierung im Sporthaus Seissler stellten die Läufer ihre Tageskilometer mit jeweils einem Foto bei Facebook und Instagram mit dem Hashtag „Der Seissler läuft“ ein. „Es war also verpflichtend die eigenen Leistungen öffentlich zu posten und ich habe die Listen geführt“, ergänzte Nina-Verena Wollberg. Ihren größten Erfolg sah sie in der Tatsache, dass zum Einen die Läuferliste international besetzt war und sich gerade junge Frauen wieder auf die Läufersocken machten. Menschen die sie gar nicht kannte, sprachen sie auf der Straße an und sagten, dass sie auf jeden Fall mitmachen. Die fünf besten Läufer oder Läuferpaare (mit den meisten Kilometern) bekamen einen Frühstücksgutschein und diverse Sportartikel. Den Vertretern der sozialen Einrichtungen überreichte sie je einen Scheck in Höhe von 350 Euro. Agnes und Heinz Hain aus Dillenburg haben mit weit über 1000 Kilometer die Challenge gewonnen. Die Herausforderung war: Alle Läufer mussten zusammen mindestens die Einwohnerzahl Herborns in Kilometern erlaufen und so stand über allen Aktionen immer die Zahl 20 000. Wollberg möchte die Veranstaltung auch 2021 wiederholen und den sportlichen Event- wenn Corona nicht mehr im Raum steht- mit einer großen Abschlussveranstaltung und einem Zieleinlauf krönen. „Wenn wir das alles in Verbindung mit einem kleinen Volksfest hinbekommen, bin ich glücklich“. Wir wollen das Leben feiern“, ergänzt die junge Frau und strahlt dabei mit ihrem Partner Rolf Selzer um die Wette. sig/Foto: Siegfried Gerdau