Von Siegfried Gerdau
Eine Frau, die wie kaum eine andere sozialdemokratische Kreis-und Kommunalpolitik mitgestaltet hat und dabei nie die Menschen aus ihrem Blickfeld verlor, feiert am 11.Oktober ihren 80. Geburtstag in ihrem Geburts-und Wohnort Herbornseelbach. Helene Hilk gelang es sehr erfolgreich und pflichtbewusst ihre selbstgewählten Aufgaben als Ehefrau, Mutter, Berufstätige und Politikerin unter einen Hut zu bringen. „So ganz nebenbei“ ist sie „ihrem“ Aar-Gesangverein 1864 Herbornseelbach e.V. über viele Jahre treu und war auch dort in verantwortlicher Position tätig. Wie sehr ihre Arbeit im Verein geschätzt wird, beweist ihre Ernennung zur Ehrenvorsitzenden im Mai 2014.
Die Jubilarin wuchs in ihrem Wohnort auf. Die Familie war sicher nicht auf Rosen gebettet. Da der Vater erst 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft nach Hause kam, hatte er es schwer in der Heimat wieder Fuß zu fassen. Ihr Bruder starb mit vier Jahren an Hirnhautentzündung und so war sie das einzige Kind. Die Eltern übernahmen das großelterliche Haus. „Es war finanziell immer sehr eng gewesen“, erinnert sich Helene. Sie ging in die Mittelschule nach Herborn aber nur bis zur Konfirmation. Dann musste sie das Geld verdienen, dass die Familie so dringend brauchte. Sie begann bei der Gemeindeverwaltung Herbornseelbach eine Ausbildung. In deren Verlauf wurde sie unter anderem als ehrenamtliche Standesbeamtin eingesetzt und nahm die Aufgaben der Bürgermeister-Sekretärin wahr. Das ging dann bis 1977. Am 15. September 1961 heiratete sie ihren Mann Karl-Heinz Hilk, bekam 1963 den ersten Sohn und sie übernahm gemeinsam mit ihrem Ehemann eine Buchhandlung. Eigentlich wollte sie erst heiraten, wenn sie volljährig (damals mit 21 Jahren (Anm.sig)) war. Karl-Heinz musste jedoch zur Bundeswehr und als Verheirateter bekam er Unterhaltsicherung. Helene hatte eine größere OP zu erdulden. Als sie wieder so einigermaßen auf dem Damm war wollte sie eigentlich nicht mehr arbeiten. Sie bekam jedoch in dieser Zeit ein Angebot vom Krankenhaus Dillenburg. Erich Koob bot ihr an, in der Krankenhausverwaltung zu arbeiten. Donnerstags gab sie ihre Bewerbung ab und am Montag darauf konnte sie anfangen. Einige Wochen später bekam sie einen Anruf von Rolf Schlemper von den Herborner Stadtwerken. Sie hatte zu dieser Zeit einen Jungen und ein Mädchen. Ihre Tochter Barbara war noch nicht geboren. Das Angebot Schlempers war mehr als sozial und sie sagte zu. Das wiederum gefiel ihrem letzten Arbeitgeber so gar nicht, aber Helene machte ihm auf ihre charmante, unmissverständliche Art klar, „dass mir das Hemd näher als die Jacke ist“. Ihre Arbeitszeit konnte sie ganz nach ihren persönlichen Umständen einrichten und diese großzügige, menschliche und soziale Fürsorge hat sie Schlemper nie vergessen. Ihre Mutter war schwer krank und musste von ihr gepflegt werden, aber ihre Familie wollte auch noch gemanagt werden. Wahrscheinlich hat sie diese Erfahrung für ihr späteres Leben mehr als alles andere geprägt. 1998 ging sie in Altersteilzeit und zwei Jahre später in Rente.
Da gab es aber noch eine andere Helene Hilk. Das war die politisch sehr aktive und über die Parteigrenzen hinaus anerkannte immer freundliche Frau. Im Oktober 1981 wurde sie Parteimitglied in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Eigentlich wollte sie der Herbornseelbacher Hans Jackel in seine Partei holen. „Willst du nicht in die CDU eintreten“, habe er sie gefragt. Sie sagte dass sie daran schon früher gedacht habe, aber in die CDU wollte sie nicht, sondern in die SPD. Ihr Mann war damals schon lange bei den Sozialdemokraten und sie konnte sich nicht vorstellen zu Hause mit ihm in unterschiedlichen Lagern zu sein. Mehr als 10 Jahre lang war sie Beisitzerin im SPD-Ortsverband ihrer Gemeinde, anschließend im Vorstand der SPD Herbornseelbach und schließlich ab 1990 dort stellvertretende Vorsitzende. Bereits ein Jahr vorher wurde sie Kreistagsabgeordnete und arbeitete im Ausschuss für Landwirtschaft und Umwelt. Durch ihre engagierte, gradlinige Art stieg sie zur stellvertretenden Kreistagsvorsitzenden im Lahn-Dill-Kreis auf und arbeitete in der Krankenhauskommission der Dill-Kliniken mit. Wie das in allen Parteien Usus ist, wer sich engagiert bekommt noch mehr zu tun. Helene arbeitet auch im Aufsichtsrat der Krankenhausversorgungsbetriebe (KVB) mit.
1997 wurde sie Vorsitzende des Kreistages. Dieser Posten war der couragierten Frau sozusagen auf den Leib geschneidert und sie füllte ihn mit viel Herzblut bis zum Jahr 2006 bravourös aus. Im Anschluss daran nahm sie bis 2011 die Aufgaben einer Kreisbeigeordneten wahr und als Anerkennung ihrer langjährigen Leistungen wurde Helene Hilk 2009 zur Ehrenkreisbeigeordneten ernannt.
In diesen Jahren war sie im Anhörungsausschuss des LDK tätig, arbeitete im Wirtschafts-und Planungsausschuss des Hessischen Landkreistag und war stellvertretende Vorsitzende der Bezirksversammlung Mitte im Hessischen Landkreistag. Schon immer lebte Helene nach dem Motto „Alles oder gar nichts“. So war sie von 1997 bis 2005 Schöffin am Jugendgericht Dillenburg und danach bis 2015 Schöffin am Landgericht Limburg. Neun Jahre als Vorsitzende der Verbandsversammlung des Zweckverbandes der Sparkasse Dillenburg und 15 Jahre Mitglied in dessen Verwaltungsrat. Um das Maß auch ordentlich voll zu machen war die agile Frau von 2002 bis 2016 Beisitzerin im Vorstand der VdK-Ortsgruppe Herbornseelbach tätig und seit 2000 im Vorstand des Aargesangverein als Beisitzerin, Kassiererin, 1. Vorsitzende und seit 2014 als Ehrenvorsitzende.
Auch in der Herborner Vitos hinterließ sie ihre Spuren. Von September 2009 bis November 2016 nahm sie dort Aufgaben als Beiratsmitglied wahr.
Vom April 2006 bis zum März 2011 war sie SPD-Stadtverordnete im Herborner Parlament und von 2006 bis 2011 Mitglied im Herbornseelbacher Ortsbeirat.
Helene Hilk ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande (20.Juni 2006) und wurde von der Kreis-Feuerwehr für ihre langjährige Unterstützung geehrt.
Am Sonntag, den 11. Oktober 2020 lädt die Geburtstags-Jubilarin ab 14 Uhr alle Freunde, Wegbegleiter und Nachbarn in die Herbornseelbacher „Dernbachstuben, Fahler-Straße herzlich zu einem gemütlichen Beisammensein ein. „Wer nicht absagt, feiert mit“, so ihre pragmatische Ansage.
Kontakt: helene.hilk@gmx.de.
Fotos: Siegfried Gerdau