Herborn trauert um Rüdiger Wilhelm Störkel.

Von Siegfried Gerdau

In tiefer Trauer denke auch ich an den Mann, den ich so lange ich ihn kenne, immer verehrt habe. Rüdiger Wilhelm Störkel ist am 26. Dezember 2021 nach relativ kurzer, schwerer Krankheit von uns gegangen. Der langjährige Stadtarchivar hat in seiner 40-jährigen Amtszeit tiefe Spuren in Herborn hinterlassen. Auch nach seiner offiziellen Pensionierung war er immer für seine Stadt da. Bescheiden und nie in vorderster Reihe stehend, stellte der leidenschaftliche Historiker sein beispielloses Wissen jedem, der danach verlangte, zur Verfügung.

Rüdiger Störkel war nicht nur ein anerkannter Historiker und Buchautor, sondern auch ein brillanter Redner. Foto: Gerdau

Unzählige Male kam ich in den Genuss, davon profitieren zu können. Seine überragenden Geschichtskenntnisse konnte er wie kein anderer bildlich darstellen und man fühlte sich dabei in die jeweilige Epoche zurückversetzt.

Jeder kannte den Mann mit Hut und Rucksack. Wenn er durch die Stadt eilte, vermittelte er stets den Eindruck keine Zeit zu haben. Immer war er zu Fuß unterwegs und ob er überhaupt einen fahrbaren Untersatz hatte, wusste wohl niemand so genau. Nur einmal fragte ich ihn vor Beginn einer Laudatio, ob ich am Ende seines Vortrags sein Manuskript haben könnte. Er schaute mich mit seinem einnehmenden Lächeln an und sagte: „Manuskripte habe ich noch nie gebraucht.“ Ich fragte ihn nie wieder und hatte den Schreib-Stift aber immer schon in Bereitschaft, wenn ich mit ihm zu tun hatte. Er starb mit 73 Jahren, nur wenige Wochen nach dem Tod seines Vaters, der die Hundert überschreiten durfte.

Es tut weh, wenn ein Mensch seines Formates die Welt verlassen muss. Ich hatte so oft ich ihn traf immer eine Frage und es war klar, mit einer knappen Antwort war nie zu rechnen. Er wusste alles mit Namen, Daten und den jeweiligen Zusammenhängen. Einmal ritt mich der Schalk und ich bot ihm an sein Wissen per USB-Stick abzuzapfen. Wir haben beide herzlich bei dieser Vorstellung gelacht. Seine Herzlichkeit und fröhlich-gewinnende Art war es, die es ihm leicht machte, die Herzen der Menschen zu gewinnen. Wenn er jedoch fest von einer Sache und dem geschichtlichen Hintergrund überzeugt war, konnte Rüdiger Störkel auch sehr hartnäckig sein. Das löste nicht selten lange Dispute im Kreis seiner Freunde und Mitstreiter aus. Der Herborner Geschichtsverein, wird sein langjähriges Wirken noch schmerzlich vermissen.

Rüdiger Wilhelm Störkel, ich verneige mich vor diesem großen Menschen. Mit sehr viel Mitgefühl denke ich an seine Lieben und kann ihren Schmerz so gut nachvollziehen. Mein herzliches Beileid.

Auszüge aus dem Dillenburger Wochenblatt von 1859

Ein verspätetes Weihnachtsgeschenk machte mir heute Wolfgang Leichthammer mit einer kompletten Sammlung des Dillenburger Wochenblattes aus dem Jahr 1859. Das „Amtliche Organ für den Bezirk Dillenburg“ erschien jeden Dienstag und Freitag zu einem halbjährlichen Pränumerationspreis von 54 Kreuzer (kr). Der Botenlohn zu dem Im-Voraus-zu-bezahlenden-Preis kam extra dazu. Wenn auch die Terminologie eine andere als heute war, die Aussagen, Anordnungen und viele „wichtige“ Dinge, die von der Administration an die Frau beziehungsweise den Mann gebracht werden mussten, deckt sich mit ähnlichen heutigen Verlautbarungen. Die Lektüre gehörte zum Leben dazu und war trotz knapper Familienkassen in den meisten Haushalten zu finden- der durchschnittliche Tages-Verdienst eines Arbeiters betrug rund 55 Kreuzer. Ich möchte gerne in loser Folge aus diesem reichhaltigen Fundus, einer doch noch gar nicht so lange zurückliegenden Zeit, zitieren.

Am 4. Januar 1859 las der geneigte Leser (Gendern war damals noch nicht gebräuchlich) unter Bekanntmachungen folgendes:

(Oberscheld.) Samstag den 29. Januar dieses Jahres, Nachmittags 2 Uhr, werden in der Gemeindestube zu Oberscheld die dem Thomas Ridge Hacket, dermalen unbekannt, wo ? abwesend, an der Eisenerzgrube „Augustzeche“ bei Oberscheld zustehenden, zu 665 Gulden taxierten 64 Kuxen zwangsweise versteigert. Dillenburg, den 27. December 1858. Herzogl. Nass. Landoberschultheißerei. Roth.

Die Kuxe war ein Wertpapier über den Anteil an einer bergrechtlichen Gewerkschaft, ähnlich einer Aktie (d.red).

Dem 90. Geburtstag von Ernst Moritz Arndt am 26. Dezember 1858 widmete das Dillenburger Wochenblatt am 4. Januar 1859 eine halbe Seite. Arndt (* 26. Dezember 1769 in Groß Schoritz; † 29. Januar 1860 in Bonn) war ein deutscher nationalistischer und demokratischer Schriftsteller, Historiker und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. Als Publizist und Dichter widmete er sich hauptsächlich der Mobilisierung gegen die Herrschaft Napoleon Bonapartes in Deutschland. Daher wird er auch als Freiheitskämpfer bezeichnet. Er gilt als bedeutender Lyriker der Epoche der Befreiungskriege.

Auf der gleichen Seite berichtet das von E. Weidenbachs Witwe in Dillenburg gedruckte Blatt: Oberitalien. Es wurden wieder mehrere Cigarrenraucher misshandelt, aber nur durch die Schlechtigkeit ihrer Cigarren selber.

Auch das war dieser Ausgabe ein paar Zeilen Wert: „Der Fürst von Porcia, Edler von Görz, welcher die Erzherzogin mit der Cigarre grüßte, ist ausgewiesen worden. Unter dem Namen Graf von Lümmellowsky nach Genua gereist und im Hotel zum goldenen Flegel abgestiegen.“ Wie zu lesen ist, hatten die Redakteure auch damals schon Sinn für Humor.

Am 5. Januar 1859 verkündet Dillenburgs Bürgermeister Gail: „In der gestrigen Sitzung des Gemeinderathes wurden zu Armenpfleger erwählt. (Es folgten sechs Namen für sechs Bezirke). Es wird dieß hiermit veröffentlicht, damit die Armen wissen, an wen sie sich zur Abhilfe bei eintretender Noth zunächst zu wenden haben. Gleichzeitig wird milden Gebern die Gelegenheit geboten, ihre desfallsigen Gaben durch die genannten Herren Armenpfleger den Hülfsbedürftigen zukommen zu lassen.

Auch für Privatanzeigen war Platz und so suchte ein im Schreibfach geübter junger Mann, welcher bereits auf einigen Bureaux zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten fungierte, eine Stelle als Schreiber. Näheres in der Redaction d.Bl.

Bei Gutbrod, wohl in der Stadt bestens bekannt, war 1858r Aepfelwein, in größerer und kleinerer Quantität, billigst zu haben.  sig

Gedanken zu Weihnachten

Von Frank Loh

Weihnachten 2021

Zu meiner Kindheit kam der Weihnachtsmann, heute kommt der völlig überlastete Paketdienst!

Blick ins Weihnachtsschaufenster der Herborner Schloss-Buchhandlung. Foto: Gerdau

Wir wünschten uns Fußball ⚽️ Schuhe,

unsere Kinder wünschen sich eine Playstation!

Kinder werden heute gemoppt wenn Sie kein IPhone haben!

Das nennt man „Wandel“

Früher war alles besser , stimmt das?

Es war anders , und es wird anders , vieles wird sich dramatisch ändern!

Die bittere Wahrheit ist eine Frage :

Bist Du bereit, für diese Veränderung?

Bist Du bereit, zu lernen?

Bist Du bereit, neu anzufangen?

Bist Du bereit, den Wandel als Chance zu begreifen?

Diese Welt 🌍 steht vor dramatischen Veränderungen, die einzige Frage ist, bist Du dabei oder nicht?

Gibt es deinen Job in 5 Jahren noch?

Was ist dein eigentliches Talent, was machst Du gerne , was liebst Du ?

Wer hätte vor 10 Jahren an Facebook, Google, Apple, Amazon und Tesla gedacht? Wer hätte gedacht, dass wir Bankgeschäfte mehr oder weniger nur noch online machen! Werden neue Bankfilialen eröffnet oder werden Sie zugemacht? Was passiert mit unserem Einzelhandel, die schönen kleinen inhabergeführten Läden, werden Sie bestehen gegen Amazon?

Raten Sie Ihren Kindern heute noch zu einer Banklehre oder ist es vielleicht eine Überlegung wert , Handwerkliche Berufe wieder in Betracht zu nehmen?

In unseren kleinen Stadt entscheiden wir jeden Tag, wem wir unser Geld geben! Delivery Heroes oder den kleinen, feinen Restaurants !

Esszimmer, Franco , Martin Theis,

Schloß Hotel, Holzmarkt Küche, Anjas Bistro, 1577 ect .

Unterstützen wir Herrn Eitzenhöfer und das Ehepaar Pfeiffer , Frau Kanakaris und Frau Magnus, Susanne Reh , Rita Weigel !

Unterstützen wir Familie Gockel und Tafelski oder die großen Filialen!

Buchen wir unsere Reise online oder sichern wir Arbeitsplätze wie den von Beate Böhm !

Gehen wir zu unseren heimischen Metzgern, oder geben wir Rewe unser Geld?

Es wird an uns liegen, wie Herborn in 10 Jahren aussieht, wir haben es selbst in der Hand!!

Ich werde weiter versuchen meinen Teil dazu beizutragen, meine Leute und ich werden auch zukünftig versuchen die alte Substanz zu erhalten und nicht abzureißen! An dieser Stelle bedanke ich mich bei der Familie Rometsch , bei der Familie Fuhrländer , bei der Familie Klapper , bei der Familie Chavdarla ,

bei der Familie Merte, bei der Familie Weber und bei der Familie Klös ! Kaufen ist das eine , Sanieren ist das andere !

Ich möchte unbedingt, dass Handwerker aus unserer Region die Sanierungen machen, sie zahlen hier Ihre Gewerbe-Steuer, unsere Kinder können dort eine Ausbildung machen!

Was mir sehr am Herzen liegt, sind unsere Sportvereine, Fußball, Reitsport, Tennis, Turnen !

Die Kinder unserer Stadt brauchen besonders heute diese Aktivitäten als Ausgleich, ich habe hier in der Vergangenheit geholfen und werde das sehr gerne auch weiterhin machen!

Ich finde unsere Stadt braucht unbedingt ein Kinder Orchester, die Kleinen können dort spielerisch herangeführt werden, wenn es an der Finanzierung der Instrumente scheitern sollte, helfe ich gerne!

Wir als Stadt mit den Ortsteilen müssen unser Glück 🍀 selbst in die Hand nehmen, Talente entdecken und fördern, Mut zu sprechen und gemeinsam nach vorne gehen!

Den Wind des Wandels, werden wir nicht aufhalten, aber wir können die Segel richtig setzen!!

Seien wir dankbar für unsere Perle an der Dill, die wunderschöne Hauptstraße, die netten Geschäfte und Boutiquen, die Kaffees und Bistros, den Zeitungsladen !

Es ist an uns, dieses zu erhalten!

In diesem Sinne, frohe Weihnachten und Herborn „Glück auf“

Impfaktion im Erdbacher Schützenhaus

Am Sonntag (2.Januar 2022) kann man sich im Erdbacher Schützenhaus mit Impfstoffen von Biontech/Pfizer (Comirnaty) und Moderna (Spikewax) gegen Corona impfen lassen. Biontech/Pfizer für alle unter 30 Jahren.

Die Termine sind in 5 Minuten Abständen getaktet.

Wem es technisch möglich ist, sollte die Online-Terminbuchung (Link am Ende des Artikels) nutzen. Andernfalls telefonisch unter 02777 – 912 523.

Bitte mitbringen: Impfausweis, Aufklärung zur Impfung, Anamnesebogen      

Empfehlung zur Zulassung der Impfung für Kinder im Alter von 5-11 Jahren, allerdings ist der gesonderte “Kinder-Impfstoff” erst in der darauffolgenden Woche verfügbar.

https://www.praxis-loeh.de/kontakt/erdbacher-impfaktion

Erinnerung an Herborns schwärzesten Tag

Von Siegfried Gerdau

Am 7. Juli 1987 kommt es in Herborn an der Dill zu einem schrecklichen Unfall. Ein mit mehr als 30.000 Litern beladener Tanklaster rast, wegen defekter Bremsen (wie später Sachverständige feststellen) die steile Westerwaldstraße herunter und kracht in eine Eisdiele. Bei der anschließenden Explosion sterben sechs Menschen, fast 40 werden verletzt.

Binnen weniger Sekunden steht das ganze Viertel in Flammen. Die Druckwelle der Explosion legt den kompletten Straßenzug in Schutt und Asche, neun Gebäude stürzen ein.

Große Mengen Benzin laufen in die Kanalisation, entwickeln dort ein hochexplosives Gasgemisch. Verpuffungen im Abwassernetz schleudern Kanaldeckel noch in 700 Metern Entfernung hoch, auf dem nahe gelegenen Fluss Dill verteilt sich brennender Treibstoff.

Die Bilder der Katastrophe gehen um die gesamte Welt und Herborn erlangt dadurch eine traurige Berühmtheit.

1989 lässt die Stadt eine Notfallspur neben der abschüssigen Westerwaldstraße errichten. Dennoch 1992 brettert ein mit Ziegelsteinen beladener Sattelzug an der Notfallspur vorbei direkt in die Innenstadt und verletzt drei Menschen. Später wird parallel zu der Spur eine ein Meter hohe Schikane aus Beton gebaut, um Laster wirkungsvoll zu stoppen.

Der Jahrestag des schlimmen Ereignisses ist zwar vorbei, aber heute bekam ich von Bärbel Hümer ein kleines Fotoalbum. Franz Krämer, der Vater des pensionierten Polizeidirektors Rolf Krämer hatte Fotos am Unglücksort „geschossen“. Mit dem Einverständnis seines Sohnes darf ich sie in meinem Blog veröffentlichen. Danke dafür.

Impfgegner demonstrieren in Herborn

Von Siegfried Gerdau

„Ich bin hier, weil ich mich gegen die zu erwartende Impfpflicht wehre“, sagte eine Teilnehmerin an der heutigen (Montag) Demonstration am späten Nachmittag mitten in Herborn. 711 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren laut Veranstalter-die Polizei hatte 750 geschätzt-einem Aufruf gefolgt, der sich gegen die aktuelle Impfpolitik der Regierung richtet. Bei der Ordnungs-Behörde waren bis zu 400 Teilnehmer angemeldet. Um 17 Uhr füllte sich der Herborner Marktplatz immer mehr. Viele Demonstranten hatten Teelichter und ähnliches dabei. Auch Kinder sah man hier und da. Die Polizei war mit vielen Beamten vor Ort und beobachteten teils in Zivil die Szene. Um es gleich vorweg zu nehmen, viel zu beobachten gab es nicht. Alles verlief sehr friedlich und das bestätigte der Polizeisprecher und Chef der Herborner Polizei Markus Schmitt ebenfalls. Er und seine Beamten hätten unter den Demonstranten keine Nazis oder andere Extremisten erkannt. Er stellte den Veranstaltern insgesamt ein gutes Zeugnis aus.

Ein Schildermeer begleitete die Demonstration

Unverständnis und Zustimmung hielten sich die Waage

Während einige der umstehenden Passanten ihr Unverständnis über die Veranstaltung zum Ausdruck brachten, gab es gleichzeitig viel Zustimmung. Alkoholische Getränke waren generell verboten.

Der Demonstrationszug setzte sich in Bewegung und die Menschen zogen von der Hauptstraße, über Walther-Rathenau-Strauße, Bahnhofstraße, Turmstraße und wieder per Hauptstraße zum Marktplatz zurück.

„Nicht alle Impfgegner sind Nazis und Querdenker“

„Ich halte von dem Impfen gegen Corona nichts und lasse mich auch nicht impfen, weil ich keinen Sinn darin sehe“, sagte eine junge Frau aus einem Westerwalddorf. Ein männlicher Teilnehmer: „Mein Vater ist nur wenige Tage nach der 3. Impfung gestorben. Ob das mit dem Impfen zusammenhing weiß ich nicht. Ich lass mich trotzdem nicht impfen.“ Immer wieder hört man, dass die diskutierte Impflicht, einige sprechen sogar von Impfzwang, nicht in Ordnung sei. „Ich lasse mich nicht impfen, weil ich nicht davon überzeugt bin, dass die Nebenwirkungen der Corona-Vakzine lange genug und ausreichend erforscht sind“, sagte ein Mann und seine Frau stimmte ihm zu. Fast alle Befragten gaben an, nicht geimpft zu sein und verteidigten ihre Weigerung mit den unterschiedlichsten Begründungen. Einer der Nichtgeimpften sagte, dass er sehr krank sei und deshalb seinen Zustand durch eine Impfung nicht noch verschlechtern wolle. Er zeigte sich entsetzt über die teils martialische Ablehnung, die ihm deshalb auch aus dem Freundeskreis entgegenschlage. „Nicht jeder Impfverweigerer ist ein Querdenker, Nazi oder Covidiot“, so seine Überzeugung. Viele Menschen hätten sehr gute Gründe, sich gegen eine Impfung stellen.  

Beim genauen Hinsehen, konnte man erkennen, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Querschnitt durch die Bevölkerung darstellten. Ob auch Demonstranten von außerhalb angereist waren, konnte die Polizei nicht bestätigen.

Der Hauptredner Thomas Espey stellte der Polizei ein gutes Zeugnis aus und bedankte sich sogar bei ihnen für ihren umsichtigen Einsatz. Die Presse hingegen griff er in scharfen Worten an und warf ihr vor, sich nicht mal im Ansatz mit den Beweggründen und Zielen ihrer Bewegung auseinanderzusetzen und überwiegend einseitig über die Impfverweigerer zu berichten.

Bevor sich die Veranstaltung von ganz alleine, lange vor der angedachten Zeit (20 Uhr) auflöste, sang man gemeinsam unter Trompetenbegleitung „Die Gedanken sind frei…“ .

Fotos: Gerdau

Herborner Menschen

Von Siegfried Gerdau

Wovon lebt ein Gemeinwesen, ein Dorf, eine Stadt? Von ihren Menschen natürlich und je überschaubarer eine Kommune ist, desto intensiver finden Kommunikation und Miteinander statt. Was aber ist mit den Bürgern, die zwar einen Wohnsitz haben, aber den größten Teil des Tages woanders verbringen.

Diese sogenannten Pendler möchte ich gerne in meinem Blog in unregelmäßiger Reihenfolge und Abständen vorstellen.

Hans Dieter Wieden. Foto: Siegfried Gerdau

Hans Dieter Wieden, ein Sohn der Stadt

Hans Dieter Wieden soll den Anfang machen. Warum gerade er? Weil mich mit Hans Dieter ein Interessengebiet verbindet, welches uns beiden am Herzen liegt.

Schon bin ich in medias res. Es ist die Fotografie, die seinen beeindruckenden Werdegang immer begleitet hat. Ohne Kamera sieht man ihn selten und seine Fotografien zeugen von einer intensiven, produktiven Beschäftigung mit seiner Umwelt.

Wer den 60-Jährigen jedoch auf sein sicher „formatfüllendes“ Hobby reduziert, ist viele Meter zu kurz gesprungen.

Der gebürtige Marburger begann nach einem abgeschlossenen Jurastudium (Erstes Staatsexamen 1988, Zweites Staatsexamen 1990) seine Laufbahn in der hessischen Steuerverwaltung und war vier Jahre lang Leiter des Finanzamtes Weilburg. Dem folgte eine siebenjährige Verwendung als Leiter der Abteilung Revision und Vergabe im Lahn-Dill-Kreis.

Als die Stadt Frankfurt rief, konnte und wollte der umtriebige Mann nicht widerstehen. Seit 2011 ist er Verwaltungsdirektor und Amtsleiter des Revisionsamtes der Stadt Frankfurt am Main und damit Chef von fast 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Das sind alles sehr qualifizierte Leute wie Bauingenieure, technische Prüfer und Architekten, die die Projekte und die Magistratsvorlagen sehr genau und in kürzester Zeit beurteilen können. Das ist das große Glück in diesem Amt“, sagt Wieden und weist daraufhin, dass Revision keine Einmischung in die Politik ist.

Sein Amt erinnert jedoch immer wieder die Verwaltung und besonders die Politik an den sparsamen Umgang mit Steuergeldern und das gefällt sicher nicht jedem.

Wir beschränken uns längst nicht mehr auf die Prüfungen von Rechnungen

In diesem Monat feiert das Revisionsamt der Stadt Frankfurt sein 125-jähriges Jubiläum. Grund genug einmal nachzufragen, was denn die Aufgaben des Amtsleiters Hans Dieter Wieden, respektive seines Teams sind.

Wieden: Das Revisionsamt ist für alle Prüfungen im Bereich der Stadtverwaltung und der städtischen Beteiligungen wie Unternehmen und Stiftungen zuständig. Zu allen Beschlussvorlagen, die im Magistrat beraten werden, können wir Stellung nehmen. Unsere Prüfungsmaßstäbe sind Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit und Ordnungsmäßigkeit.

Wie die Rechnungshöfe sind wir unabhängig, neutral und keinerlei Weisungen unterworfen aber können selbst keine Weisungen erteilen.

Was wir prüfen, wie wir und mit welchen Ergebnissen wir prüfen, entscheiden alleine wir. Als Amt unterliegen wir dem Dienstrecht der Stadt, was z.B. die Personalfragen betrifft. Unsere Unabhängigkeit wird davon aber nicht tangiert. Dienstrechtlich unterstehen wir direkt dem Oberbürgermeister, der uns aber nicht vorschreiben kann, was wir wie im Bereich der Stadtverwaltung und anderer städtischer Einrichtungen zu prüfen haben. Das ist, wie bereits gesagt, unsere alleinige und von allen äußeren Einflüssen oder internen Weisungen unabhängige Entscheidung.

Hans Dieter Wieden bringt seine reichhaltige Erfahrung auch als Dozent bei der University of applied sciences (UAS) Frankfurt, der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie (VWA) Stuttgart, der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) und dem Institut für Rechnungsprüferinnen und Prüfer ein.

Er ist Gründungsmitglied, Verwaltungsratsvorsitzender und seit November 2016 Vorsitzender des „Institut der Rechnungsprüfer“ (IDR). Damit nicht genug ist er auch noch Vorsitzender der AG der Leitungen der Revisionsämter im Hessischen Städtetag und Mitglied der AG im Deutschen Städtetag.

Hans Dieter Wieden ist mit Marlene Wieden verheiratet und wohnt in Herborn.

Wer also beim nächsten Stadtbummel oder bei der Zugfahrt nach Frankfurt den bescheiden und sehr höflichen „Fotografen“ entdeckt, weiß mit wem er es zu tun hat und wird ihm vielleicht die vertrauliche Frage stellen: „Herr Wieden sagen sie mir doch bitte, warum die Stadt Frankfurt bei ihrer und der finanztechnischen Kompetenz ihres Amtes einen solchen Schuldenberg vor sich herschiebt?“

Seine Antwort wird die Gleiche sein, wie sie möglicherweise alle Amtsträger seines Genres geben könnten: „Wenn man doch nur auf uns hören würde.“    

Dezember

Von Kurt Reihl

Der Dezember

In der Stadt herrscht reges Treiben.

aus den großen Fensterscheiben

lockt das Weihnachtsangebot

lange vor den Weihnachtstagen.

Schenkideen nachzujagen

setzt uns unter Zeitdrucknot.

Welch Geschiebe und Gedränge

durch die überfüllten Gänge

in dem großen Warenhaus!

Unaufhörlich, immer wieder

tönen auf die gleichen Lieder,

hängen bald zum Ohr heraus.

Schwer ist’s, sich zu überwinden

und genügend Zeit zu finden

zur Besinnung im Advent.

Anstatt übertrieben schenken,

sollte man an jene denken,

deren Not die Seel’ verbrennt.

Kinder, von Natur bescheiden,

unter unsrer Hektik leiden!

„Werdet, wie die Kinder sind!“

Weihnacht will letztendlich heißen,

dass ein kleines Kind wir preisen!

Mensch bedenke: Gott wird Kind!

Aus dem Zyklus Monatsgedichte von Kurt Reihl Herborn

Der Herborner Chresbahm

Von Roland Lommel (Herborner Pfarrer in Ruhe)

Er hat es tatsächlich wahrgemacht und mit den nachfolgenden Versen  59 und 60 den Herborner Weihnachtsbaum 2021 betextet. Lieber Pfarrer mir freue sich gewaltig und das sage ich stellvertretend für alle die dich kennen und mögen.

Herborner Weihnachtsmarktplatz 2021. Foto: Siegfried Gerdau

Der Christbaum ist der schönste Baum… bezogen auf den Herborner Baum 2021

Der Chresbahm hoat i dessem Joahr, aach noch en schiene Nome;
der kimmt wohl aussem Ahle Testament,
wue mer aach schun en Jo-achim kennt,
en jo, jo, jo, jo, Jo-achim
en jo, jo, jo, jo, Jo-achim
en Jo-ach-chim

Hauptsach hä häst net Omikron, doat wär en Katastrophe;
Doa missde mer noch, bis Ustern,
den arme Bahm noch bus-hus- tern,
Jo, jo, jo, jo, noch bus-tern,
Jo, jo, jo, jo, noch bus-tern,
noch buh-hus-tern.

Herzliche, hölzerne Weihnachtsgrüße
Ronald

Der Christbaum–Originaltext und Melodie

Für alle, die den Originaltext und die Melodie dazu hören wollen, hier ist er. Quelle: Youtube