Stadtrundgang mit Gronau

Von Siegfried Gerdau

Die Herborner Bürgermeisterin Katja Gronau (parteilos) lud mich am vorletzten Julitag (Freitag) 2021 zu einem Rundgang durch „ihre Stadt“ ein, um mit den Gastronomen über deren Situation in dieser nicht ganz einfachen Zeit zu reden. Dass man nicht alle an einem Tag erreichen würde, war klar und deshalb soll diesem „Spaziergang“ schon bald der nächste folgen. Auch die Herborner Geschäftsleute werden in der Kernstadt, wie auch in den Stadtteilen, dann die Möglichkeit haben, sich mit ihrem Stadtoberhaupt vor Ort austauschen zu können.

Die Stadt war so belebt wie an jedem Freitag vor Corona und die Wirtsleute, Caféhausbesitzer und Restaurantbetreiber hatten alle Hände voll zu tun. Fast alle waren jedoch sehr froh, dass ihre Bürgermeisterin sich Zeit genommen hatte- „dafür opfere ich gerne einen meiner Urlaubstage“-, um sie zu besuchen.

Wir wollten uns um 11 Uhr im neuen Bistro von Anja Reuter am Leonardsturm in der Herborner Bahnhofstraße treffen. Sie machte den Fehler zu dicht an ihrem Arbeitsplatz Rathaus vorbei zu gehen und schwupps hatte man sie für einen kurzen Verwaltungsakt einkassiert. Aber nur kurz und wir konnten in Anjas Bistro den ersten Espresso schlürfen.

Anja Reuter: „Mein Konzept baut sich immer mehr auf und soll schon bald schlüssig werden. Gerne möchte ich meine Freiluftangebot noch ein wenig erweitern.“ Katja Gronau: „Wir geben unseren Gastronomen in der Stadt viele Möglichkeiten sich zu entfalten, da sollten hier auch noch drei Tische hinpassen. Die letzte Entscheidung hat darüber aber die Leiterin des Ordnungsamtes Kathrin Daum.“

Im Hotel „Zum Löwen“ mit Restaurant 1577 in der Herborner Turmstraße bedankt sich Betreiber Achim Betz bei der Bürgermeisterin für die Umwidmung der beiden Parkplätze vor dem Hotel. Dort dürfen ab sofort nur noch Kurzzeit-Parker zum Be-und Entladen ihre Fahrzeuge abstellen. Das ist auf dem entsprechenden Verkehrsschild erkennbar und bekanntlich schützt Unwissenheit oder ein „Übersehen-Haben“ nicht vor einem Bußgeld.

 Lindita Brahimi mit seinem Eiscafé „De Luca“ am Herborner Obertorkreisel, bedauert, dass in Herborn wegen der Corona-Auflagen derzeit keine Feste stattfinden können. Die hätten immer viel Menschen in die Stadt gebracht. Er wolle aber nicht klagen und mache mit seinem Team das Beste daraus.

Ein Paar, Gerda Lewandowsky und Peter Roth aus Oberkirch in Baden- Württemberg, nur 22 Kilometer von Straßburg entfernt, verbrachte seinen Urlaub in Herborn. Gerda Lewandowsky: „Wir finden die Stadt mit seinen wunderschönen Fachwerkhäusern richtig toll und wir haben uns hier sehr wohl gefühlt.“

Auch bei Markus Pöpperl Besitzer des „Franz Ferdinand“ in der Oberen Hauptstraße, läuft es fast wieder so, wie vor Corona. Er freut sich, dass er die „Außenterrasse“ vom ehemaligen Café Köppe noch mitbenutzen darf. „Dieser Antrag war die unbürokratischste Sache, die ich jemals erlebt habe.“  Die Stadt habe nur gesagt: „Wenn sie sich mit Köppe einig werden, können sie das gerne machen.“

Guido Schmidt, „La Momenta“, gleich gegenüber dem Rathaus in der Bahnhofstraße, hatte sich zwei Knöllchen gefangen. Kein ernsthaftes Problem, berichtete er der Bürgermeisterin. Er könne sich eigentlich nicht beschweren. Alles ist ein Geben und Nehmen und er versuche mit jedem gut auszukommen. „Wenn man mit dieser Devise durchs Leben geht, kommt man immer weiter.“ Katja Gronau ergänzt: „Redet mit euren Nachbarn und erklärt dem Ordnungsamt, was ihr vorhabt. Wir werden dann immer einen Weg finden.“

„Holz- Kretz“ am Rande des Herborner Markplatzes. Maximilian Kretz, Sohn der Inhaber: „Wir sind ja noch nicht so lange hier, fühlen uns aber schon sehr wohl in der Stadt. Wir hoffen, dass wir noch ein paar Ideen verwirklichen können. Wenn wir einmal wünschen dürften, sähen wir es gerne, wenn alle Geschäfte in der Stadt samstags bis 16 Uhr geöffnet hätten. Sehr viele Kunden sagen oft, „es ist doch so schön hier, warum haben denn die meisten Geschäfte zu.“ Gronau antwortet: „Ja, ich könnte mir das auch gut vorstellen.“

Michael Mehl von der Bitburger-Braugruppe: „Die Gastronomie läuft schleppend wieder an. Wenn ich hier in Herborn über den Marktplatz gehe und sehe wie er wieder gefüllt ist, freue ich mich sehr. Das Flair der Stadt ist ja auch Super. Dennoch, die Wirte haben schwer zu kämpfen. Das Hauptproblem ist der Personalmangel. Auch die Fest-Veranstalter leiden darunter, weil die Mitarbeiter nicht mehr zurückkommen. Sie wissen nicht wie die Zukunft in ihrem Gewerbe wird. Über die amtliche Unterstützung können die Gastronomen gerade in Herborn nicht klagen. Hier wurden die Außensitzflächen großzügig und sehr unbürokratisch erweitert. Das unterscheidet die Stadt von anderen Kommunen.“

Bürgerin Erika Nickel hat ganz andere Sorgen und ärgert sich über manch wenig rücksichtsvolle Verkehrsteilnehmer: „Viele Radfahrer ignorieren einfach die Fußgängerzone mitten in der Stadt und brettern oft mit viel Speed mitten durch die Pulks von Kindern, Senioren oder einkaufenden Bürger. Ich verstehe nicht, dass diese Radfahrer nicht lesen können. Auf den Schildern steht deutlich, dass es verboten ist.“ Die Bürgermeisterin gibt ihr unumwunden Recht. „Die Fußgängerzone ist für Fußgänger da. Radfahrer müssen absteigen und schieben. Kinder bis acht Jahre müssen den Gehweg benutzen, bis zehn Jahre dürfen sie es. Die Herborner Fußgängerzone hat aber keine Bürgersteige, somit ist diese Einschränkung unwirksam. Besonders mit den E-Bikern verschärft sich das Thema. Wir versuchen es aber mit dem Ordnungsamt in den Griff zu bekommen. So ganz nebenbei sind bei Zuwiderhandlung zwischen 15 und 30 Euro fällig.“

Der Chef vom Herborner Markcafé Marco Schmidt: „Froh macht mich nach wie vor, dass Herborn eine sehr lebendige Stadt ist. Das sucht seinesgleichen. Es kommt aber nicht von ungefähr, sondern liegt an der Zusammenarbeit von Gewerbetreibenden und natürlich auch uns Gastronomen mit der Stadt. Mich begeistert die tolle und enge Zusammenarbeit mit dem Herborner Ordnungsamt. Das sind kurze Wege, die meinen Job erleichtern.“ Einen Verbesserungsvorschlag habe ich aber dennoch, fügt er hinzu. „Zum Beispiel das Weinfest. Das ist immer eine tolle Geschichte für Herborn, weil es einfach eine Besonderheit für die Stadt darstellt. Mein Wunsch ist jedoch, uns Gastronomen damit einzubeziehen. Beispielsweise hätten wir das diesjährige Fest sehr schön Woche für Woche an jeweils anderen Plätzen durchführen können. Dabei hätte man die jeweils anliegenden Gastbetriebe mit einbinden können. Wenn wir dies hinbekommen würden, hätten wir eine Win-Win-Situation geschaffen, die jeden zufriedenstellen würde.“  

Inge Lauel von der gleichnamigen Kaffeerösterei am Herborner Kornmarkt: „Ich finde es toll, wenn ich so über den Platz schaue, dass Herborn auch in Corona-Zeiten sehr beliebt und vor allem ein touristischer Magnet ist. Gut fände ich, wenn man mal was gegen die vielen Tauben unternehmen würde. Wenn die Leute draußen sitzen und es fällt etwas von oben herunter, ist das nicht so prickelnd.“ Gronau: „Das sehe ich ähnlich und wir müssen nach mehr Lösungen suchen. Die vielen Zacken überall reichen offensichtlich nicht aus. Viele Menschen füttern auch die Tauben und das ist nicht nur kontraproduktiv, sondern auch verboten.“

Das Speiselokal „Gusto e Fantasia“ auf dem Herborner Kornmarkt von Maria und Giancarlo Pino: Wir müssen jeden Donnerstag unsere Tische und Stühle vor dem Lokal umstellen, damit die Marktbetreiber ihre Stellplätze am Freitag einnehmen können. Das ist sehr aufwändig, aber wir sind mit der Stadt und den Marktleuten im Gespräch, so dass wir eine, für alle Seiten zufriedenstellende, Lösung finden werden. Gronau: „Die müssen jedes Mal alles in die Schulstraße räumen und es ist derzeit noch gut, dass die gesperrt ist. Wir werden aber sicher den Wochenmarkt noch einmal neu aufbauen müssen und dessen Struktur völlig neu durchdenken. Dabei dürfen wir auch Sicherheitsaspekte nicht aus den Augen verlieren.

Das Dillenburger Ehepaar Christel und Norbert Trapp besucht schon seit Jahren jeden Freitag den Herborner Wochenmarkt. Christel: „Die wunderschöne Altstadt, der schöne Platz, das muntere Treiben darauf und das leckere italienische Essen bei Maria, machen mich immer wieder glücklich.“

Den Besitzer des Eiscafé Rialto Herborn Hauptstraße 52-54 freut es, dass die Stadt so wunderschön mit Blumen geschmückt ist. Auch die große Kompromissfähigkeit der Stadtverwaltung, besonders bei der Möglichkeit die Außenbestuhlung vor den Lokalen zu erweitern, findet bei ihm besonderen Anklang. Mit seinem Nachbarn, dem Modegeschäft „wünschdirwas“, habe er diesbezüglich eine Vereinbarung getroffen und ist der Besitzerin Cornelia Theiss unendlich dankbar für ihr Entgegenkommen. Katja Gronau: „Diese gegenseitige Rücksichtnahme ist genau im Interesse der Stadt und findet auch meine Unterstützung.“

Niko Mylonakis vom Café am Kornmarkt: „Die Stadt Herborn kommt ihren gastronomischen Unternehmen in einer geradezu vorbildlichen Form entgegen. Ich kann die anderen Anwohner des Kornmarktes gut verstehen, wenn sie ihre Einkäufe und anderes an den Wochenenden weiter als sonst schleppen müssen. Da ich ja fast immer da bin, macht es mir auch nichts aus, die Barrieren mal zur Seite zu räumen, jemand rein fahren zu lassen und anschließend, wenn er wieder wegfährt, die Absperrung zu schließen. Es ist doch immer ein Geben und Nehmen. Gronau: „Die Sperrung des Kornmarktes an den Wochenenden ist ja erst einmal ein Test. Wenn das bleiben soll, braucht man einen politischen Beschluss. Da kommen dann alle mit an den Tisch, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Alles steht und fällt natürlich mit den sich ständig ändernden Corona-Regeln. Aber darauf hat die Stadt wenig Einfluss. Eine temporäre, also zeitlich begrenzte Absperrung für bestimmte Aktionen, lässt sich aber sicherlich dennoch einbauen.“ Fotos: Gerdau

Anm.: Alle Beteiligten sind zweimal geimpft, nahmen die Maske jeweils für das Foto ab und verringerten wenn notwendig den Abstand zueinander immer nur wenige Sekunden für das Foto.

gerdaus-welt lebt

Ein wenig Werbung in eigener Sache wird man mir verzeihen. Ich bin sehr froh, dass mein Blog von Euch allen so angenommen wird. Herzlichen Dank dafür.

Der Zählerstand von heute übertrifft meine kühnsten Erwartungen.

Ich grüße alle Freunde und Bekannte, sowie Leser, die durch Zufall oder Hörensagen auf gerdaus-welt gestoßen sind. Es ist nicht schwer neue Themen zu öffnen. Die Welt ist voll davon. Viel schwerer ist es jedoch die Themen zu treffen, die Euch wichtig sind. Da ich als „Einzelkämpfer“ keine Möglichkeit habe mich in einem Redaktionskreis auszutauschen, bin ich auf Eure Meinung sehr angewiesen.

Bitte schreibt mir oder ruft mich an und sagt mir was Euch bewegt und ich werde mich damit befassen.

Liebe Grüße Euer Siggi Gerdau

Urteil gegen Driedorfer Landwirt

Kommentar von Siegfried Gerdau

Der Driedorf-Rother Landwirt Bernd W. ist (wieder einmal) verurteilt worden. 4 900 Euro wegen mehrerer Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und mehrmaligem Fahren ohne Führerschein. Die Dillenburger Amtsrichterin Kathrin Schmidt (ich habe nur eine 50-Prozent-Stelle und drei Kinder) brauchte zwar am 1. Prozesstag neun Stunden zur Urteilsfindung, aber das Urteil fiel dann sicher ganz im Sinne seines Verteidigers José Tortell aus Frankfurt („mein Mandant ist ein mustergültiger Landwirt.

Foto: privat (liegt beim Veterinäramt Herborn vor)

Ich kenne keinen, der sich besser für seine Tiere einsetzt“) aus. Sein Kollege Mario F. Galvano verstieg sich sogar in der Behauptung die Zeugen hätten sich auf dem Gerichtsflur miteinander abgesprochen und das fand er doch gar nicht so nett. Im Prozess drohte er deswegen sogar einem der Zeugen mit einer „Unter-Eid-Aussage.

Die erbärmlichen Zustände rund um das Anwesen des Angeklagten und teilweise auch auf den Wiesen, waren im gesamten Prozess keine Silbe Wert. Kein Wort wurde über die langzeit-abgestellten Schrottautos in der Ortsmitte des Driedorfer Ortsteils verloren und auch die ständige Fremdbenutzung der Weiden anderer Dorfbewohner stand zu keiner Zeit zur Diskussion.

Im Gegenteil. Die einfühlsame Richterin sprach sehr verklausuliert von einem Belastungseifer der Zeugen. Ihr juristischer Kollege von der Gegenseite sogar von gezielter Stimmungsmache gegen seinen Mandanten. Auch die Presse bezog er damit ein, indem er von negativer Berichterstattung fabulierte.

Keine Rede war auch davon, dass die Rinder von W. fast täglich ausbrechen und die Kälber ständig den einlitzigen Elektrozaun unterlaufen. Auch dass die zuständige Polizeistation fast 200 Mal pro Jahr ausrücken muss, um die Verkehrssicherheit rund um Driedorf wieder herzustellen, blieb unerwähnt.

Das Thema Stimmungsmache oder neudeutsch Mobbing gegen den Angeklagten, stand bereits unausgesprochen während des Prozesses im Verhandlungsraum. Tortell: „Irgendjemand muss Stimmung gegen den Angeklagten gemacht haben“. Wen er genau meinte, blieb im Dunkeln.  

Der Staatsanwalt Berndt Stahl hatte zwar fast das doppelte (9 800 Euro) gefordert, konnte aber mit dem tatsächlichen Strafmaß offensichtlich gut leben.

Die Zeugen und Betroffenen fühlten sich ganz sicher wieder einmal verarscht. Wie so oft in den vergangenen Jahrzehnten wurde ihnen deutlich gemacht, dass man nur ein dickes Fell und die „passenden“ Rechtsanwälte braucht, um seine ureigenen Interessen durchzusetzen.

Der Prozess wäre sicher anders verlaufen, wenn sich die Juristen vor Ort von den malerischen Verhältnissen selber ein Bild gemacht hätten. Hätte, hätte Fahrradkette!

Fakt ist und bleibt: „Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand“.

Bleibt nur zu hoffen, dass der milde Verurteilte in sich geht und doch einmal versucht, sein Wirken ohne Beeinträchtigung der Dorfbewohner zu gestalten.   

Herbornerin berät die Mächtigen der Welt Teil 2

Von Siegfried Gerdau

Hatice Kücük (31) ist Chief Executive Officer (CEO) in einem britischen Unternehmen und berät in dieser Eigenschaft weltweit Politiker und Großunternehmen. So ganz nebenbei gründet sie schon in den nächsten Tagen ihr eigenes Familienunternehmen. Sie heiratet den Australier Eren Beton im Herborner Standesamt.

Hatice Kücük

In den vergangenen fünf Jahren hat ihr britisches Politik-Beratungsunternehmen das Ressort Gesundheit und Infektion aufgebaut. Sie als CEO berät mit ihren Mitarbeitern zum Beispiel die G 20-Länder. Die G 20 setzt jedes Jahr eine neue Schwerpunkt-Agenda. Ihr Unternehmen ist im Bereich Gesundheit die Aktive. „Wir vertreten zurzeit die Interessen von 25 globalen Gesundheitsorganisationen, aber dies nicht ausschließlich“, betont Kücük. Mit diesen zusammen eruieren sie „was sind die gemeinsamen Probleme im Bereich Gesundheit.“ Die Ergebnisse sollen dann in die G20-Agenden einfließen.

Das Pandemie-Management sei bereits 2017 durch Deutschland, auf dem damaligen G20- Gipfel sehr stark in den Vordergrund gerückt worden. Damals gab es die Ebola-Krise und Deutschland hatte eine Krisensimulation in den Gipfel eingebracht, erinnert sich Hatice. Das alles interessierte damals bei uns kaum jemand, weil es ja „lediglich“ in Afrika ein Problem war. „Seit 2017 unterstützen wir die Gesundheitsthemen in der G20 und legen den Staaten immer die Themen und Gefahrenbereiche vor, auf die sie sich fokussieren können.“

Antibiotika-Resistente bedrohen die Weltgesundheit

„Wenn man bis spätestens 2030 beziehungsweise 2050 keine Vorkehrungen trifft, werden viel mehr Menschen an Antibiotika-Resistenten sterben als durch Krebserkrankungen“, warnt die Wissenschaftlerin. Dies sei vielen Menschen überhaupt noch nicht bewusst. Diese Pandemien könne man durchaus als Schleichende und Unsichtbare bezeichnen. Die WHO habe bereits 2012 vor der aktuellen Pandemie gewarnt und prognostiziert, dass diese die Weltwirtschaft viel mehr attackieren werde, als die Weltwirtschaftskrise 2008. Genau dies sei nun eingetreten. Die Welt-Wirtschaft werde bis 2020 mit 22 Billionen Euro belastet. Bereits schon jetzt haben die Länder 11 Billionen in die Bekämpfung gesteckt.

Gesundheit sei bis 2017 immer das Ressort der Gesundheitsminister gewesen. Den Finanzministern sei es salopp gesagt egal. Unser Unternehmen hat seitdem immer wieder den Finanzministern der einzelnen Staaten versucht klarzumachen, dass Gesundheit eine Investition ist. Die Türen seinen ihnen damals noch zugeschlagen worden, weil es ja nicht ihr Ressort sei. Als dann die Pandemie kam, änderte sich alles. Dieser „Weckruf“ habe alle erreicht, sagte Hatice Kücük. Jetzt ging es plötzlich ums Geld, dass nicht in ausreichender Menge bereitgestellt wurde oder einfach nicht verfügbar war. Wo die Gelder vorhanden waren, verursachte oft das Management, das Problem.

Pathogene bedrohen die gesamte Welt

Genau das ist jetzt ihr Themenbereich. Sie will und muss nach ihrem Verständnis die Finanzminister erreichen, damit die deutlich besser kooperieren. Auf meine Frage, warum die grassierenden Pandemien plötzlich und gerade jetzt so massiv ausbrechen, meinte sie: „Diese Pathogene betreffen uns jetzt global und treten nicht mehr „nur“ in Afrika und Asien auf. „Das ist auch auf die Globalisierung zurückzuführen.“ Wenn wir aus dieser Corona-Pandemie vielleicht im kommenden Jahr herauskommen, haben die Menschen sie schon wieder vergessen. Es sei wichtig, dass die Politiker sie nicht vergessen, fügt sie hinzu. Wenn man jetzt nicht vorsorge, werde es beim nächsten Mal noch viel schlimmer.

Die Regierungen müssen zur Rechenschaft gezogen werden

Die WHO will zusammen mit den G20-Ländern einen Rat gründen, und von dort aus soll jährlich die Finanzsituation der einzelnen Staaten betrachtet werden. Genauer: Es soll ein Budget- Überblick erstellt werden, wieviel die Länder jedes Jahr in Pandemievorsorge investiert haben. Der Effekt: „Nur die Gelder in einen Pott zu werfen und nicht zu schauen wo es dann hingeht, kann die Lösung nicht sein“, glaubt Kücük. Es sei also eine Form von Return-on-Investment (ROI) nötig. Die Parlamentarier sollen dadurch die Möglichkeiten haben, ihre Regierungen jährlich zur Rechenschaft ziehen zu können. In der aktuellen Pandemie wurden auch in unserem Land von der Regierung die Gelder bereitgestellt, aber es war meist nicht erkennbar, wo diese tatsächlich hingingen. Sie frage sich schon geraume Zeit, warum der Gesundheitsminister nicht ebenso wie die Verteidigungsministerin dem Parlament regelmäßig einen Rechenschaftsbericht vorlegen müsse. Das gäbe den Politikern die Möglichkeit rechtzeitig agieren und nicht nur reagieren zu können. Genau dieses Thema möchte ihr Unternehmen in den G20 Teilnehmer-Ländern durchpuschen. Die Menschen sollen einfach wissen was jetzt wirklich passiert.

Eine Denkfabrik vertritt globale Interessen

Frau Kücük machte noch einmal deutlich, dass ihre politische Beratungsfirma, für viele spezifische Zielgruppen durchaus gewinnorientiert arbeitet. Davon abgetrennt ist die eigentliche Denkfabrik der sie vorsteht. Hier werden ausschließlich globale Interessen vertreten. Deren Vertreter werden von ihrem Unternehmen in einem Vakuum zusammengeführt und man schaut, wie man die unterschiedlichen Interessen miteinander verbinden kann. „Diese „Non-Profit-Organisation“ innerhalb unseres Unternehmens hat nichts mit ihrer täglichen Arbeit zu tun.“

„Die WHO war in der Krise immer der Prügelknabe und hatte keine Chancen sich dagegen zur Wehr zu setzen. Somit fiel uns die Rolle der Mediatoren zu“, machte die Politikberaterin deutlich.   

Herbornerin berät die Mächtigen der Welt Teil 1

Von Siegfried Gerdau

Hatice Kücük ist eine leidenschaftliche Europäerin. Sie hat seit fünf Jahren ihren Lebensmittelpunkt in London und hält die Verbindung zu ihrer Familie aufrecht, so oft es nur geht. Die sehr sympathische Global-Playerin machte mit ihren 31 Jahren eine beispielhafte Karriere. Sie ist Chief Executive Officer (CEO) in einem britischen Unternehmen und hat bereits die halbe Welt bereist. Bedingt durch die Corona-Pandemie verbrachte sie jetzt längere Zeit in ihrer Heimatstadt Herborn. Durch die Vermittlung ihrer guten Freundin Gülcan Kaynak, die für ihre Partei (Grüne) einen Sitz im Herborner Magistrat hat, war es mir möglich mit der vielbeschäftigten jungen Frau ein Gespräch zu führen.

Hatice Kücük

Direkt nach dem Abitur im Herborner Johanneum-Gymnasium, begann sie ein Studium in Mannheim an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät in den Disziplinen Politikwissenschaften, Englisch und Betriebswirtschaft auf Bachelor. Sie war und ist politisch sehr interessiert und ganz besonders faszinierten sie die Strategien hinter den politischen „Kulissen“. Während eines Auslandstudiums in Miami und kam sie mit der amerikanischen Politik in Berührung. 2012 war sie sogar in die Obama-Wahl-Kampagne mit eingebunden und konnte sich ein persönliches Bild davon machen, wie Wahlkampf außerhalb Deutschlands geht. In London machte sie ihren Master in Politikwirtschaft. Kurz vorher jedoch arbeitete sie fast ein halbes Jahr an der Deutschen Botschaft in New York und bei den Vereinten Nationen (UN) in der Presseabteilung, sowie den Abteilungen Libyen und Ukraine. Besonders die UN-Generalversammlung hautnah zu erleben, erweiterte ihren Horizont derart, dass sich ihr Entschluss festigte in die Außenpolitik zu gehen. Ihr wurde klar, dass sie aus Deutschland weggeht, aber aktiv die Interessen Deutschlands in der Welt vertreten möchte. So schnupperte sie in die Hessische Landesregierung in Wiesbaden hinein und ging für sechs Monate in die hessische Landesvertretung der EU in Brüssel. Hier betrieb sie Lobbyarbeit für Hessen im Schwerpunkt Politik, Landwirtschaft und Umweltschutz. Das Masterstudium dauerte ein Jahr an der Universität an der auch Anna-Lena Baerbock studiert hat. Dort habe sie zahlreiche Politiker aus verschiedenen Ländern kennengelernt und auch erleben können, erinnert sich Hatice. Einer davon sei auch Gauland gewesen, aber der sei während eines Vortrags ziemlich fertig gemacht worden. Danach führte sie ihr Weg wieder zur EU nach Brüssel. „Mit meinen Kenntnissen wollte ich EU-Politik weiter betreiben.“ Es habe nicht lange gedauert bis sie von der Deutschen Botschaft an eine britische Politik-Beratungs-Firma vermittelt wurde. „20 000 politische Berater gibt es in Brüssel und der Begriff Lobbyist ist dort, aber auch in anderen Ländern der Welt, nicht so negativ besetzt wie in Deutschland“, fügt sie hinzu. Auf einmal sei sie auch eine davon gewesen.

Den Terror erlebte sie hautnah

Ein Schockerlebnis war der Terroranschlag am Morgen des 22. März 2016. Es sprengten sich zwei Terroristen am Flughafen Brüssel-Zaventem und ein weiterer in der Brüsseler Innenstadt im U-Bahnhof Maalbeek/Maelbeek in die Luft. Letzterer liegt in unmittelbarer Nähe zu Gebäuden einiger EU-Behörden, darunter der Europäischen Kommission. Auch das Büro ihres Unternehmens befand sich unmittelbar über dem Bahnhof. Es war ihr erster Arbeitstag und sie war alleine dort als es ganz fürchterlich knallte. Dieser Tag sollte für die nächsten drei Wochen auch ihr letzter sein. Sie entschied sich zu bleiben und daraus wurden dann eineinhalb Jahre.

„Politische Berater sind die Strippenzieher im Hintergrund“, erfuhr ich bei dieser Gelegenheit. Es seien Berater von Politikern und Großkonzernen. „Wir beraten oder schreiben die Reden von Politikern, beraten die Politiker in ihren Strategien bezüglich bestimmter Projekte und den dazu passenden Verhandlungsschritten.“ An Parteien oder bestimmte Richtungen sind wir absolut nicht gebunden“, wehrt Frau Kücük energisch ab. Im Gegenteil. Sie orientieren sich an bestimmten etischen Standards. So würde ihre Firma auch die AfD nie beraten. Auch die Tabakindustrie erhält keine Beratung. All dies sei auch ein Grund dafür gewesen, dass sie überhaupt in das Unternehmen eintrat. „Wir haben uns dafür entschieden keine Unternehmen zu unterstützen, die der Umwelt schaden und Rechte Parteien lassen wir grundsätzlich abblitzen.“ Ihr Chef sei selber vor langer Zeit EU-Abgeordneter für die Labour-Party gewesen und daher sei es auch kein Problem andere Parteien zu beraten, aber was in die extreme Ecke geht, ist für uns Tabu. Der pro-europäische Gedanke stehe immer im Vordergrund ihrer Arbeit. Lobbyismus stecke in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Das sei in den USA und England völlig anders. Es gehe im Idealfall doch darum den Politikern zu helfen, aber gleichzeitig auch das Allgemeinwohl zu berücksichtigen, hofft die Politikberaterin. Einen Grund den Lobbyismus, wie in Deutschland üblich, in Bausch und Bogen zu verpönen, gäbe es in ihren Augen nicht.

Querdenken ist kein Schimpfwort

Querdenken sei in Großbritannien kein Schimpfwort, wie seit einiger Zeit in Deutschland. Der Politiker, der Journalist, der CEO, alle sind in ihrer eigenen Blase und alle möchten ihre Zahlen steigern. Wir denken quer dazwischen und alles mit dem Ziel bestimmte Menschen miteinander verknüpfen, um Projekte voranzubringen. Auch weltweit agierende Unternehmen, die in Europa agieren möchten, rechtzeitig als mögliche Umweltbelaster erkennen und entsprechend den EU-Kommissaren die notwendigen Informationen zukommen lassen, damit solche Aktivitäten gestoppt werden, ist eine unserer Aufgaben.

Der spezielle Aufgabenbereich und die augenblickliche Zuständigkeit von Hatice Küncük ist das Ressort Gesundheit und Infektion. An dieser Stelle möchte ich den ersten Teil meines Blogs über die junge Frau beenden und mit Teil 2 in gerdaus-welt fortfahren.

Was ist ein CEO?

Die Bezeichnung Chief-Executive-Officer kommt aus dem angelsächsischen Raum, wo die Bezeichnung den alleinigen Vorstandsvorsitzenden eines Unternehmens meint. Der Begriff Chief-Executive-Officer wird abgekürzt mit CEO. Im Angelsächsischen ist der Begriff rechtskräftig, ähnlich der Bezeichnung „Geschäftsführer“ in Deutschland. Im Zuge der Globalisierung wird der Titel CEO nun auch immer öfter im deutschsprachigen Raum verwendet. Hier meint Chief-Executive-Officer die Geschäftsleitung. Anders als im englischsprachigen Raum kann es jedoch mehrere Geschäftsführer, aber nur einen CEO pro Unternehmen geben. Rechtlich gesehen hat der Titel CEO in Deutschland, im Gegensatz zum Titel des Geschäftsführers, keine Bedeutung. Die Bezeichnung Chief-Executive-Officer stellt in deutschen Unternehmen eine Art Zusatz dar und beschreibt vielmehr die Tätigkeit beziehungsweise Funktion einer Person innerhalb des Unternehmens.

Wickipedia

Buchbesprechung

Arabische Clans beherrschen mit tausenden Mitglieder die Berliner Unterwelt. Auch in Frankfurt, Bremen und Essen dominieren libanesisch-kurdische Großfamilien die „Geschäfte“ mit Raub, Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Prostitution und Geldwäsche. Mittlerweile sind die kriminellen Clans so stark, dass sie zum Angriff auf die Staatsgewalt übergehen. Sie versuchen, Familienmitglieder bei der Berliner Polizei einzuschleusen, suchen Konfrontation mit Justiz und Jugendämtern und machen Stadtteile zu No-Go-Areas. So oder ähnlich steht es auf der Rückseite eines nicht mehr ganz neuen Buches.

Der Migrationsforscher Ralph Ghadban macht das erschreckende Phänomen sichtbar. Er erklärt, woher die Clans kommen und wie sie sich entwickelt haben. Er benennt die Fehler in der Integrationsarbeit und warnt davor, dass neue Einwanderer ebenfalls Clan-Strukturen ausbilden und Banden unsere Städte terrorisieren. Ein kenntnisreiches und Augen öffnendes Buch. Quelle: Bücher.de

Mehr zufällig als beabsichtigt, stieß ich auf das vorliegende Buch. Da das Thema aktueller ist denn je, griff ich zu und habe es mittlerweile ausgelesen. Zugegeben, es ist sicher keine leichte Kost, aber das Thema und die damit verknüpften Geschehnisse direkt vor unserer Haustür ist es ja auch nicht.

Die Entwicklung mafiaähnlicher Strukturen, die man sonst eher süditalienischen Provinzen zuordnet, werden seit vielen Jahren eher mit geringem Interesse beachtet. Auch die „Normal-Bevölkerung“ besonders in den Problemstädten oder Bezirken nehmen sie mit einer Mischung von Angst, Gleichgültigkeit und oft als unaufhaltsames Schicksal hin.

Ralph Ghadban, Kenner besonders der Berliner Szene, geht einen anderen Weg. Er taucht in seinen Büchern, besonders dem vorliegenden, tief in die Abgründe, des für uns meist unverständlichen Geflechts aus familiären Bindungen, verbrecherischer Normalität und der täglichen Gewalt. Sehr intensiv versucht er seinen Lesern den Aufbau arabischer Familien nahezubringen und benutzt dabei teilweise deutliche Worte.

Der erste Teil des Buches befasst sich mit den archaischen Strukturen dieser Familie und deren Transformation mitten in unsere moderne Gesellschaft. Er beleuchtet besonders die Ursprungsgegenden aus denen diese stammen. Ghadban, selber Libanese, weiß genau wo die Sippen ursprünglich verortet sind und ist damit deutschen Behörden um Längen voraus. Auf den fast 300 Buchseiten geht es eher nicht spannend zu, doch wer wissen will, warum denn diese stark befestigten Clanstrukturen als unzerstörbare Parallelgesellschaften so gefährlich für unsere Demokratie sind, sollte sich auch durch die hoch wissenschaftliche ersten 150 Seiten durchkämpfen.

„Die Religiosität ist bei den Stämmen oberflächlich und ein moralisches Empfinden nach unserem Verständnis existiert bei ihnen nicht“, schreibt der Autor im 1. Kapitel seines Buchs über die einstigen Nomadenstämme.

Den ehemaligen Berliner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky zitiert er zu den heutigen jugendlichen Gewalttätern viele Generationen später: „Mitleid und Empathie für ihre Opfer ist etwas, was sie nicht kennen. Ghadban zitiert weiter. „Der Begriff Humanität existiert bei den Mhallami (aus der Türkei in den Libanon ausgewanderter Volksstamm) nicht, daher können sie auch kein inhumanes Verhalten feststellen.“

Themen wie Blutrache, die Scharia, und Zwangsheirat greift Ralph Ghadban ebenso beherzt auf, wie die organisierte Kriminalität mit Mord, Raubüberfällen und Menschen- Entführungen. Rauschgifthandel, Schutzgelderpressung und Prostitution bezeichnet er ebenso als feste Standbeine in den Clanstrukturen, wie die Alimentation durch den deutschen Staat.

„Der deutsche Staat interessiert mich nicht. Wir haben unsere eigenen Gesetze“, zitiert er einen jungen Kokain-Dealer. Auch dass der Islam nicht nur eine Religion sei, sondern zugleich eine politische Herrschaft und ein Rechtssystem. Während Europa sich mit der Aufklärung und der Modere kulturell verändert und weiterentwickelt habe, behielt die islamische Welt die Grundzüge ihrer Kultur weitgehend bei.  

Diese eher pauschalen Aussagen bleiben in gewissen Kreisen ebenso wenig unwidersprochen, wie in der islamischen Welt. Der Autor steht mittlerweile unter Polizeischutz und hat bereits mehrere Morddrohungen erhalten. Ralph Ghadban, dem man nun keine Nähe zu rechten Kreisen vorwerfen kann, schreibt in seinem Schlusswort: „Das Vakuum (der untätigen Gesellschaft d.Red.) verdanken wir der Multikulti-Ideologie. Sie stellt die größte Bedrohung unserer Rechtsordnung dar und untergräbt systematisch unser Wertesystem.“

Ich kann das Buch jedem, dem etwas an unserer demokratischen Grundordnung liegt, dringend zu Lektüre empfehlen. Um ausreichend differenzieren zu können, ist eine gute Portion Wissen sehr gut dazu geeignet und genau dies vermittelt das Buch „Arabische Clans“ von Ralph Ghadban im Ullstein- Verlag. ISBN-Nummer: 978-3-548-06087-3. sig  

Exklusiver Malkurs mit Benita von Wendt

Benita von Wendt hat 5 Jahre Grafik-Design in Paris studiert und arbeitet seit 1995 als freischaffende Künstlerin. Neben der Malerei gestaltet Frau von Wendt auch erfolgreich Grafiken, Skulpturen und Fotografien. Ihre Werke wurden bereits deutschlandweit ausgestellt. Sie lebt und arbeitet in Breitscheid.

Benita von Wendt

Mehr Infos zu Künstlerin finden Sie unter www.benita-von-wendt.de

Die Gemeinde Breitscheid veranstaltet nun einen Acrylmalkurs mit der Künstlerin für interessierte Anfänger und Fortgeschrittene während insgesamt 12 Terminen. Zum Kursbeginn am 22.08.2021 findet zunächst eine Exkursion in der Umgebung statt. Das Thema dieses Malkurses sollte sich mit der Gemeinde Breitscheid verknüpfen lassen. Es können Landschaftsbilder oder das Dorfleben gemalt werden. Wir möchten, dass sich die Teilnehmer mit der Schönheit ihrer Heimat auseinandersetzen, gleichzeitig sollen jegliche Kulturen und Menschen unterschiedlichen Alters zusammenfinden. Teilnehmen können natürlich auch Personen, die nicht in der Gemeinde Breitscheid wohnen. Der Kostenbeitrag für Malutensilien beträgt 20 EUR pro Person.

Fragen rund um die Malerei mit Acryl können Sie im Vorfeld direkt mit Benita von Wendt unter Mobiltelefon 0151 20 100 344 klären.

Anmeldungen nimmt das Kulturbüro der Gemeinde Breitscheid ab sofort unter der Telefonnummer 02777 91 33 21 oder per Mail an veranstaltungen@gemeinde-breitscheid.de

Die Teilnehmerzahl ist auf 10 Personen begrenzt. Anmeldeschluss ist der 13.08.2021. Der Acrylmalkurs beginnt am 22.08.2021 mit einer Exkursion. Ab dem 25.08.2021 finden 11 Doppelstunden mittwochs in der Zeit von 17.30 Uhr bis 19.30 Uhr in Erdbach statt. Der Malkurs wird im Rahmen der LandKulturPerlen-Landesvereinigung Kulturelle Bildung Hessen in Zusammenarbeit mit dem HMWK und der Gemeinde Breitscheid gefördert.

Weitere Informationen unter www.landkulturperlen.

Mammutprozess gegen Landwirt

Von Siegfried Gerdau

In einer neunstündigen Marathonsitzung wurde am Mittwoch gegen einen Landwirt und Kfz-Meister aus einer Westerwaldgemeinde vor dem Amtsgericht in Dillenburg verhandelt. Der Vorwurf gegen den 64-Jährigen: Unsachgemäßer Umgang mit seinen Rindern, Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, mehrfaches Fahren ohne gültige Fahrerlaubnis, Unfall mit anschließender Fahrerflucht und Beleidigung. Richterin Katrin Schmidt hatte einige Mühe Licht in das Geflecht von Lüge und Halbwahrheiten zu bringen. Neben 15 Zeugen waren auch eine sachverständige Pathologin vom Landesbetrieb Hessisches Landeslabor, sowie eine Amtsveterinärin aus Herborn geladen. Der Angeklagte wurde von zwei Rechtsanwälten vertreten.

Das schon etwas ältere Foto vom Anwesen des Angeklagten liegt auch dem Herborner Veterinäramt vor, war aber nicht Gegenstand der aktuellen Verhandlung. Foto: privat

In Anbetracht der umfangreichen und sehr gründlichen Beweisaufnahme durch die Vorsitzende zog sich das Verfahren über den ganzen Tag hin, ohne letztlich zum Abschluss zu kommen. Die Plädoyers und die anschließende Urteilsverkündung sollen am 26. Juli 2021 ab 10 Uhr im Dillenburger Amtsgericht erfolgen.

Die Tatvorwürfe wiegen schwer und jeden einzelnen davon nahm das Gericht akribisch unter die Lupe. Eine 14-jährige Kuh hatte sich in einem Stacheldraht verfangen und lag drei Tage im Todeskampf, bis sie schließlich starb. Der Landwirt, der davon nichts mitbekommen hatte, vermutete, dass ihr der Draht von wem auch immer um den rechten Hinterhuf gewickelt wurde. Die Richterin glaubt hingegen, dass die Kuh in ein herumliegendes Stacheldrahtbündel trat und sich nicht mehr befreien konnte. „Niemals“ rief der Landwirt und die Zuschauer mussten lachen und wurden von der jungen Richterin gerügt. Auch der jüngere der beiden Anwälte fand das Lachen im Gerichtssaal unangebracht.

Bisons, die er von einem anderen Tierhalter übernommen hatte, hielt der Angeklagte wochenlang in einem 70 Quadratmeter kleinen Gatter. Die Verschlammung des Untergrundes wurde immer dramatischer, das Futter mussten sich die Tiere aus mit Kunststoffnetzen umwickelten Ballen herausfressen und zum Widerkäuen hätte ihnen ein trockener, schlammfreier Platz gefehlt, so die Anklage. Die Tiere standen tief im Schlamm und hätten unter Schmerzen gelitten, sagt die den Betrieb überwachende Ärztin. „Das wird alles überbewertet, die Tiere haben keine Schmerzen“, winkte der Angeklagte ab. Besonders Wildtiere wie Bisons seien mit Haustieren überhaupt nicht vergleichbar und brauchen eine mindestens 5 000 Quadratmeter große Weidefläche, antwortete die Medizinerin. Dies stellte der Landwirt in Abrede und auch sein Rechtsbeistand bezweifelte die gesetzlichen Grundlagen dafür. Das er in diesem Zusammenhang den denkwürdigen Satz „Eine gute Weide ist der beste Zaun“, von sich gab, verwunderte besonders die Zeugen und Prozessbeobachter. Außerdem habe die kleine Bisonherde unter permanenter Beaufsichtigung seines Tierarztes gestanden und die Tiere seien alles andere als abgemagert gewesen. Dies sah das Veterinäramt in Herborn etwas anders. Die damalige Beschlagnahmung sei dringend nötig gewesen, um die Leiden der Tiere zu beenden. Eines der Tiere hatte die Schwanzwurzel gebrochen und machte einen leidenden Eindruck. „Die Tierwegnahme war eine Kurzschlussentscheidung des Amtes und als die rund 30 Menschen anrückten, sind die Tiere richtig nervös geworden und haben sich auch verletzt“, meinte der Angeklagte und fügte hinzu: „Was sind denn überhaupt langanhaltende Leiden und wer bestimmt das alles. Diese Behauptungen sollen mir doch nur Schaden zufügen.“  Der Staatsanwalt wollte noch wissen, was denn permanente Aufsicht bedeute. „Stündlich oder wie?“

Das Ringen ging weiter. Mit allen Mitteln wollten Verteidigung und Angeklagte beweisen, dass seine Tierhaltung artgerecht sei. Auch sein Tierarzt halte den Vorwurf, die Kuh sei letztendlich an dem Stacheldraht gestorben, für wenig glaubhaft. Für den Tod käme eher Altersschwäche oder ein Tumor in Frage und den Stacheldraht müsse dann jemand Post mortem also nach deren Tod, um den Huf gewickelt haben. Dies demonstrierte der Landwirt sehr eindrücklich am Richterpult. Die Pathologin argumentierte eher schwach dagegen und glaubte zu wissen, dass der Draht noch zu Lebzeiten der Kuh an deren Bein festgebunden war. Die Anwälte nutzten die überwiegend argumentative Unsicherheit der Frau und versuchten in deren Fachbereich recht erfolglos zu „bohren“. Der Amtstierärztin, die ebenfalls als Sachverständige geladen war ging diese Posse erkennbar gegen den Strich. Obwohl der gesamte Vorgang mit allen Anklagepunkten bereits mehrfach dokumentiert ist, beschrieb sie noch einmal den gesamten, wie sie sagte Leidensweg der Bisons und der schließlich verendeten Kuh. Unzählige Male sei sie und ihre Kollegen vor Ort gewesen und immer wieder sei der uneinsichtige Landwirt auf die Zustände in seinem Betrieb hingewiesen worden. Obwohl der auf 31 Jahre Tierhaltungserfahrung verwies, unterstellte sie ihm mangelnde Kenntnisse in Sachen Wildtierhaltung. „Die Tierwegnahme war schließlich die Ultima Ratio.“ Die Tiere seien in keinem guten Ernährungs-Zustand gewesen, erzählte sie dem Gericht. Der Beschuldigte: „Ich habe täglich Kontakt zu meinen Tieren und setze dafür meine gesamte mir zur Verfügung stehende Zeit ein.“ Einer der Anwälte warf der Ärztin vor, nur wenig zum Sachverhalt beitragen zu können, da sie keine eigenen Erkenntnisse habe. Sie konterte und gab dem Anwalt in Sachen Aufgabenbereich einer Amtstierärztin eine kleine Nachhilfestunde. Sein Kollege wollte wissen: „Ist die tierärztliche Norm denn ein Gesetz oder nur eine Empfehlung“? Da war auch die anschließende Frage aus der Verteidigerbank, wie es denn Hänsel und Gretel (Bisons) jetzt gehe, wenig überzeugend. Der Landwirt der sich bis dahin gut im Griff hatte, glaubte sich dann doch noch wortstark zu Wort melden zu müssen, wurde von der Richterin entsprechend in seine Schranken verwiesen.

Nach einer kurzen Verschnaufpause wurde der Hauptblock der Anklage in Angriff genommen. Die Zahl der unerlaubten, weil ohne gültigen Führerschein, durchgeführten oder nicht durchgeführten) Fahrten, ist rekordverdächtig. Der Angeklagte hatte für alle Vorwürfe eine mehr oder weniger plausible Erklärung. Den zahlreichen Zeugen, darunter auch der Driedorfer Bürgermeister Carsten Braun, von denen einer mehrmals darum bat, unter Eid aussagen zu dürfen, unterstellte er immer wieder, dass sie ihm nur böses wollten. Ihm sei lange Zeit überhaupt nicht bekannt gewesen, dass er keine Fahrerlaubnis mehr gehabt habe. „Von einem entsprechenden Beschluss war mir lange nichts bekannt.“ Die gleichen Gedächtnislücken hatte erstaunlicherweise auch sein Anwalt, obwohl der bei der fraglichen Verhandlung anwesend war. Die Richterin verwies auf Protokoll und Aktenlage. Immer wieder wurde der Landwirt am Steuer diverser Traktoren oder einem seiner PKW gesehen. Das sei fast immer seine Lebensgefährtin gewesen, meinte der und außerdem dürfe er auf einem mit einer Elektro-Litze eingezäunten Wiesenstück fahren, weil es dann nicht mehr der öffentliche Verkehrsraum sei. Die Richterin fragte einen der Zeugen, ob er jeden im Dorf anzeigen würde, wenn der ohne vermeintliche Fahrerlaubnis mit einem KfZ unterwegs sei. Sie erntete daraufhin ein klares Ja. Der jüngere der beiden Anwälte wunderte sich, dass ein Polizeihauptkommissar schon vor ihm, dem Anwalt, wissen konnte, dass dem Angeklagten die Fahrerlaubnis entzogen war. Der Polizist, der als Zeuge gegen den Landwirt aussagte, belehrte den forschen Mann daraufhin entsprechend.

Der Prozess zog sich mit Vorlagen und Einsichtnahme von Flurkarten und Fotos hin. Wer oder welches Fahrzeug standen wo, in welche Richtung und um welche Zeit. Warum befand sich einer der Zeugen ausgerechnet um diese Zeit an dem Ort und hatte er denn überhaupt den Angeklagten, den er schon von Kindheit an kannte, zweifelsfrei gesehen. (Fast) alle Zeugen blieben unmissverständlich bei ihren Aussagen. Wenn es zu eng für den Beschuldigten wurde, hatte er plötzlich wieder eine Litze gezogen und damit den öffentlichen Wiesenweg zu einem privaten, nämlich zu seinem, umgewidmet. Die Lebensgefährtin versuchte ihren Partner so gut es ging mit ihren Aussagen zu unterstützen. Wenn es zu kompliziert wurde, hatte auch sie einige Gedächtnislücken. Mal war ein grüner Traktor, obwohl der mit dem Landwirt am Steuer vermeintlich klar gesehen wurde, angeblich schon lange nicht mehr fahrbereit oder an einem ganz anderen Ort. War es Wahrheit Lüge oder Gedächtnisschwund, keine leichte Aufgabe für Richterin und Staatsanwalt. Dieser nahm einen der Zeugen ordentlich auseinander, obwohl der angab den Angeklagten zweifelsfrei am Steuer seines Traktors gesehen zu haben. Das Ergebnis: Der Zeuge, ein guter Bekannter des Landwirts, war danach so verunsichert, dass er nicht mehr genau wusste, was er denn wo gesehen hatte. Er wurde daraufhin ergebnislos entlassen. Wohlgemerkt, das war der Staatsanwalt und nicht der Verteidiger.

Die Rechtslage, ob denn ein von dem Landwirt eigenhändig eingezäuntes Gelände durch diese Maßnahme zu einem privaten nicht mehr öffentlichen umgewidmet werde, wurde in dem gesamten Prozessverlauf nicht geklärt. Einer der zwei Anwälte fragte noch einmal nach der gängigen Rechtsprechung oder Gesetzeslage. Die Frage verhallte im Saal und blieb ohne Antwort. Dabei war dies genau der Dreh-und Angelpunkt des zweiten Prozessteils. Durfte der Angeklagte auf den Wiesenwegen ohne Führerschein fahren oder nicht. Das gesamte Verfahren hätte deutlich mehr abgekürzt werden können. Der Landwirt konnte sich auch überhaupt nicht erklären ob und warum es Zwist zwischen ihm und der Dorfbevölkerung gäbe. Auf dem Flur habe er die Zeugen und Besucher schon einmal gefragt, „ob sie den Scheiterhaufen schon errichtet und das Verbrennungsopfer gefunden hätten.“ Sehr hintergründig befuhren auch die Anwälte die Mobbingschiene. „Wie gut waren denn die Nachbarschaftsverhältnisse?“, befragten sie die Zeugen ein ums andere Mal. Die hielten mit ihrer Meinung über den Angeklagten nicht hinter dem Berg und dies teilweise sehr deutlich. Ein Anwalt sprach von einer deutlichen Stimmung im Dorf gegen den Angeklagten.

Im letzten Prozesspunkt ging es um die Beleidigung eines Gemeindeangestellten. Der Landwirt soll den Mann mit Ausdrücken wie Blödmann, Drecksack und ähnlichem belegt haben. Das bestätigte auch ein Zeuge, ebenfalls zur damaligen Zeit ein Gemeindebediensteter. Das stimme so nicht, behaupteter dieser. Er habe lediglich gesagt: „Du hättest einen guten Gauleiter in der NS-Zeit abgegeben.“ Was letztendlich gesagt wurde blieb offen. Lediglich der jüngere Anwalt versuchte den zweiten Gemeindemitarbeiter in die Zange zu nehmen und warf ihm Absprache der Aussagen vor und drohte ihm mit einer Vereidigung. Als die Richterin den Angeklagten nach seinem Monatseinkommen fragte, wich dieser aus und legte sich schließlich auf 1 000 Euro fest. „Davon bezahlen sie auch noch die Restschuld führ ihren Traktor in Höhe von 50 000 Euro?“ So befragt wuchs das Einkommen dann auf 2 500 Euro an.

Fazit: Ein langer Prozesstag mit knallharten Anklagepunkten, (fast) ausnahmslos standhaften Zeugen, einer eher schwachen Verteidigung und einem sehr zurückhaltenden Staatsanwalt, ging ohne Ergebnis zu Ende. Die Richterin hatte sich große Mühe gegeben und verlor sich teilweise in dem Wust von Flurkarten und Prozessakten. Dass bei allen Prozess-Beteiligten schließlich die Luft raus war, lag vielleicht auch daran, dass sie es einen ganzen Tag lang ohne einen Schluck Wasser, geschweige denn ein belegtes Brötchen schaffen mussten. Nur drei kurze Pausen waren einfach zu knapp, um sich in der Stadt etwas Trinkbares zu besorgen und das Dillenburger Amtsgericht hat schließlich anderes zu tun, als Wasser zu verkaufen. Ein Tipp: Es gibt Trink-Automaten, die von ihren Betreibern sicher gerne im Gerichts-Flur aufgestellt werden.

Am Montag 26. Juli geht’s weiter und wenn es gelingt, dass das Gericht zu einem Urteil findet, wird man mehr erfahren.

Der Juli

Von Kurt Reihl

Das Korn reift seinem Schnitt entgegen.

Noch wogt das goldene Ährenmeer.

Darüber sieht man sich bewegen

ein summendes Insektenheer.

Die allerbesten Leckerbissen

erhaschen sich da Fink und  Star.

Und auch die Schwalbe wollte wissen,

wie reich gedeckt der Tisch heut war.

Foto: Gerdau

Kornblumen, Mohn und Margeriten

sind des Feldes bunte Welt.

Doch wenn Schnitter bald antreten,

bleibt nichts als das Stoppelfeld.

Der Wanderer, weitab von den Straßen,

vernimmt den Lärm der Autobahn.

Es treten jetzt Kolonnenmassen

die Urlaubsfahrt gen Süden an.

Kein Blick den Korn- und Weizenfeldern,

an denen sie vorüberziehn.

Der Duft von Wiesen, grünen Wäldern,

vermischt sich mit Normalbenzin.