Herbornerin berät die Mächtigen der Welt Teil 1

Von Siegfried Gerdau

Hatice Kücük ist eine leidenschaftliche Europäerin. Sie hat seit fünf Jahren ihren Lebensmittelpunkt in London und hält die Verbindung zu ihrer Familie aufrecht, so oft es nur geht. Die sehr sympathische Global-Playerin machte mit ihren 31 Jahren eine beispielhafte Karriere. Sie ist Chief Executive Officer (CEO) in einem britischen Unternehmen und hat bereits die halbe Welt bereist. Bedingt durch die Corona-Pandemie verbrachte sie jetzt längere Zeit in ihrer Heimatstadt Herborn. Durch die Vermittlung ihrer guten Freundin Gülcan Kaynak, die für ihre Partei (Grüne) einen Sitz im Herborner Magistrat hat, war es mir möglich mit der vielbeschäftigten jungen Frau ein Gespräch zu führen.

Hatice Kücük

Direkt nach dem Abitur im Herborner Johanneum-Gymnasium, begann sie ein Studium in Mannheim an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät in den Disziplinen Politikwissenschaften, Englisch und Betriebswirtschaft auf Bachelor. Sie war und ist politisch sehr interessiert und ganz besonders faszinierten sie die Strategien hinter den politischen „Kulissen“. Während eines Auslandstudiums in Miami und kam sie mit der amerikanischen Politik in Berührung. 2012 war sie sogar in die Obama-Wahl-Kampagne mit eingebunden und konnte sich ein persönliches Bild davon machen, wie Wahlkampf außerhalb Deutschlands geht. In London machte sie ihren Master in Politikwirtschaft. Kurz vorher jedoch arbeitete sie fast ein halbes Jahr an der Deutschen Botschaft in New York und bei den Vereinten Nationen (UN) in der Presseabteilung, sowie den Abteilungen Libyen und Ukraine. Besonders die UN-Generalversammlung hautnah zu erleben, erweiterte ihren Horizont derart, dass sich ihr Entschluss festigte in die Außenpolitik zu gehen. Ihr wurde klar, dass sie aus Deutschland weggeht, aber aktiv die Interessen Deutschlands in der Welt vertreten möchte. So schnupperte sie in die Hessische Landesregierung in Wiesbaden hinein und ging für sechs Monate in die hessische Landesvertretung der EU in Brüssel. Hier betrieb sie Lobbyarbeit für Hessen im Schwerpunkt Politik, Landwirtschaft und Umweltschutz. Das Masterstudium dauerte ein Jahr an der Universität an der auch Anna-Lena Baerbock studiert hat. Dort habe sie zahlreiche Politiker aus verschiedenen Ländern kennengelernt und auch erleben können, erinnert sich Hatice. Einer davon sei auch Gauland gewesen, aber der sei während eines Vortrags ziemlich fertig gemacht worden. Danach führte sie ihr Weg wieder zur EU nach Brüssel. „Mit meinen Kenntnissen wollte ich EU-Politik weiter betreiben.“ Es habe nicht lange gedauert bis sie von der Deutschen Botschaft an eine britische Politik-Beratungs-Firma vermittelt wurde. „20 000 politische Berater gibt es in Brüssel und der Begriff Lobbyist ist dort, aber auch in anderen Ländern der Welt, nicht so negativ besetzt wie in Deutschland“, fügt sie hinzu. Auf einmal sei sie auch eine davon gewesen.

Den Terror erlebte sie hautnah

Ein Schockerlebnis war der Terroranschlag am Morgen des 22. März 2016. Es sprengten sich zwei Terroristen am Flughafen Brüssel-Zaventem und ein weiterer in der Brüsseler Innenstadt im U-Bahnhof Maalbeek/Maelbeek in die Luft. Letzterer liegt in unmittelbarer Nähe zu Gebäuden einiger EU-Behörden, darunter der Europäischen Kommission. Auch das Büro ihres Unternehmens befand sich unmittelbar über dem Bahnhof. Es war ihr erster Arbeitstag und sie war alleine dort als es ganz fürchterlich knallte. Dieser Tag sollte für die nächsten drei Wochen auch ihr letzter sein. Sie entschied sich zu bleiben und daraus wurden dann eineinhalb Jahre.

„Politische Berater sind die Strippenzieher im Hintergrund“, erfuhr ich bei dieser Gelegenheit. Es seien Berater von Politikern und Großkonzernen. „Wir beraten oder schreiben die Reden von Politikern, beraten die Politiker in ihren Strategien bezüglich bestimmter Projekte und den dazu passenden Verhandlungsschritten.“ An Parteien oder bestimmte Richtungen sind wir absolut nicht gebunden“, wehrt Frau Kücük energisch ab. Im Gegenteil. Sie orientieren sich an bestimmten etischen Standards. So würde ihre Firma auch die AfD nie beraten. Auch die Tabakindustrie erhält keine Beratung. All dies sei auch ein Grund dafür gewesen, dass sie überhaupt in das Unternehmen eintrat. „Wir haben uns dafür entschieden keine Unternehmen zu unterstützen, die der Umwelt schaden und Rechte Parteien lassen wir grundsätzlich abblitzen.“ Ihr Chef sei selber vor langer Zeit EU-Abgeordneter für die Labour-Party gewesen und daher sei es auch kein Problem andere Parteien zu beraten, aber was in die extreme Ecke geht, ist für uns Tabu. Der pro-europäische Gedanke stehe immer im Vordergrund ihrer Arbeit. Lobbyismus stecke in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Das sei in den USA und England völlig anders. Es gehe im Idealfall doch darum den Politikern zu helfen, aber gleichzeitig auch das Allgemeinwohl zu berücksichtigen, hofft die Politikberaterin. Einen Grund den Lobbyismus, wie in Deutschland üblich, in Bausch und Bogen zu verpönen, gäbe es in ihren Augen nicht.

Querdenken ist kein Schimpfwort

Querdenken sei in Großbritannien kein Schimpfwort, wie seit einiger Zeit in Deutschland. Der Politiker, der Journalist, der CEO, alle sind in ihrer eigenen Blase und alle möchten ihre Zahlen steigern. Wir denken quer dazwischen und alles mit dem Ziel bestimmte Menschen miteinander verknüpfen, um Projekte voranzubringen. Auch weltweit agierende Unternehmen, die in Europa agieren möchten, rechtzeitig als mögliche Umweltbelaster erkennen und entsprechend den EU-Kommissaren die notwendigen Informationen zukommen lassen, damit solche Aktivitäten gestoppt werden, ist eine unserer Aufgaben.

Der spezielle Aufgabenbereich und die augenblickliche Zuständigkeit von Hatice Küncük ist das Ressort Gesundheit und Infektion. An dieser Stelle möchte ich den ersten Teil meines Blogs über die junge Frau beenden und mit Teil 2 in gerdaus-welt fortfahren.

Was ist ein CEO?

Die Bezeichnung Chief-Executive-Officer kommt aus dem angelsächsischen Raum, wo die Bezeichnung den alleinigen Vorstandsvorsitzenden eines Unternehmens meint. Der Begriff Chief-Executive-Officer wird abgekürzt mit CEO. Im Angelsächsischen ist der Begriff rechtskräftig, ähnlich der Bezeichnung „Geschäftsführer“ in Deutschland. Im Zuge der Globalisierung wird der Titel CEO nun auch immer öfter im deutschsprachigen Raum verwendet. Hier meint Chief-Executive-Officer die Geschäftsleitung. Anders als im englischsprachigen Raum kann es jedoch mehrere Geschäftsführer, aber nur einen CEO pro Unternehmen geben. Rechtlich gesehen hat der Titel CEO in Deutschland, im Gegensatz zum Titel des Geschäftsführers, keine Bedeutung. Die Bezeichnung Chief-Executive-Officer stellt in deutschen Unternehmen eine Art Zusatz dar und beschreibt vielmehr die Tätigkeit beziehungsweise Funktion einer Person innerhalb des Unternehmens.

Wickipedia

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