Spenden über 380.000 Euro für Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien

Gemeinsam stark: 580.000 Euro-Spenden für Erdbebenopfer und für soziale Zwecke

Mut machen, Not lindern, Zeichen setzen, gerade wenn es Menschen hart getroffen hat. Das ist ein Herzensanliegen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Unternehmensführung der Friedhelm Loh Group – und zwar überall, wo sie leben und arbeiten, regional und international. Nach den erschütternden Bildern aus der Türkei und Syrien sammelten sie daher gemeinsam innerhalb kürzester Zeit 380.000 Euro für die Erdbebenopfer in den beiden Ländern. Schon bei der jährlichen Mitarbeiterspende 2022 kamen 200.000 Euro für wohltätige Zwecke zusammen, die jetzt über die Rittal Foundation auf elf Organisationen verteilt werden. „Ihre Bereitschaft, an dem Leid von Menschen Anteil zu nehmen und zu helfen, ist bewegend und beispielhaft“, richtet sich Prof. Friedhelm Loh, Inhaber und Vorstandsvorsitzender der Friedhelm Loh Group, nach der schnellen Sonderspendenaktion für die Erdbebenopfer in Syrien und der Türkei an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit der Verdreifachung der Spendensumme durch den Inhaber kamen insgesamt 380.000 für die Betroffenen zusammen. Jetzt wird geprüft, an welche Institutionen die Mittel weitergegeben werden: „Diese Katastrophe geht uns allen nahe. Wir stehen solidarisch an der Seite der Betroffenen – und wir werden gemeinsam mit einigen unserer türkischen Mitarbeiter sicherstellen, dass unsere Spende direkt bei den notleidenden Menschen ankommt“, so Prof. Loh.

Unbürokratische Hilfe und nachhaltiges Engagement

Gemeinsam anpacken – das ist auch das Motto der traditionellen Mitarbeiter-Jahresspende der Unternehmensgruppe. Neben der schnellen Nothilfe für die Erdbebenopfer können deshalb jetzt weitere 200.000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen in den Regionen der Unternehmensstandorte sowie an internationale Hilfsorganisationen verteilt werden. Insgesamt elf Organisationen werden unterstützt: Bedacht werden die Debora Foundation India, das diakonische Hilfswerk Hephata in Schwalmstadt-Treysa, das SOS Kinderdorf in Gera, die ev. Integrative Kindertagesstätte in Monheim, die Caritas Werkstätten Montabaur, der Christlicher Hospitzdienst Görlitz, die Lebenshilfe Dillenburg, die Diakonie- u. Sozialstation Heckengäu, die Oberlausitzer Kinderhilfe, die hessischen Tafeln und die Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung im Landkreis Altenkirchen.

2018 gegründet und benannt nach Debora Loh, Ehefrau von Prof. Friedhelm Loh, ist es die Vision der Stiftung, Kindern und Jugendlichen aus armen Verhältnissen eine Ausbildung zu ermöglichen. Neben Nothilfe werden nachhaltige Projekte wie die Nähschulen oder der Bau eines Education Centers vorangetrieben. Bisher haben 90 Frauen an den Nähkursen teilgenommen, außerdem werden fast 600 Kinder mit Nachhilfeunterricht in Bildungseinrichtungen in den Dörfern rund um Bangalore gefördert – und die Zahl steigt. Unterstützt werden diese Projekte aus der Jahresspende der Gruppe mit 50.000 Euro.

Zu den Spendenempfängern gehören auch die hessischen Tafeln. Der Ukrainekrieg und die hohe Inflation sorgten für ungebremsten Zulauf, sagt Willi Schmid, Vorsitzender des Landesverband Tafel Hessen. Insgesamt werden hessenweit 135.000 bedürftige Menschen mit Lebensmitteln unterstützt. Das sind 35.000 Menschen mehr als vor einem Jahr, darunter viele geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Für die meist ehrenamtlichen Mitarbeiter und Fahrer bedeutet das eine logistische Mammutaufgabe. „Das geht nur durch externe finanzielle Unterstützung“, betont Schmid.

Die 20.000 Euro Hilfsgelder aus der Jahresspende reihten sich deshalb in ein zweijähriges Unterstützungsprogramm ein, sagt Rainer Reissner, Geschäftsführer der Rittal Foundation, gemeinnützigen Stiftung der Friedhelm Loh Group. „Das Projekt liegt uns ganz besonders am Herzen“, so Reissner. „Wir nehmen unsere Verantwortung ernst und freuen uns, dass unsere Hilfe die Situation vieler Menschen hier in der Region spürbar verbessert.“

„Es ist unsere gemeinsame Gesellschaft“

Wie die Hilfe zu den Menschen kommt: Im Jahr 2011 gründete Prof. Friedhelm Loh anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von Rittal, dem größten Unternehmen der Gruppe, die Rittal Foundation. Mit den Erlösen ihres Stiftungskapitals fördert sie seither wohltätige Organisationen und Projekte in den Bereichen Bildung, Diakonie, Integration, Umwelt sowie Kultur und Wissenschaft. „Es ist unsere gemeinsame Gesellschaft, in der wir leben. Wir alle haben eine Verantwortung und stehen zusammen – mit und für die Schwächeren unseres Umfelds. Gerade in bewegten Zeiten. Das nehmen wir als Unternehmensgruppe ernst“, betont Prof. Friedhelm Loh. Rittal

Zeitzeichen

Am 23. März 1933, also vor 85 Jahren, billigten die Abgeordneten des Reichstags mit großer Mehrheit das Ermächtigungsgesetz. Das Parlament als demokratische Institution war damit abgeschafft.

Die Abgeordneten der NSDAP und insgesamt sieben weiterer Parteien nahmen das Ermächtigungsgesetz mit 444 Stimmen („Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“) an. Damit war die zentrale Voraussetzung für den systematischen Übergang von der Demokratie in die nationalsozialistische Diktatur geschaffen. Die 94 anwesenden Abgeordneten der SPD stimmten ungeachtet der massiven Drohungen als einzige Fraktion geschlossen gegen die Selbstentmachtung des Parlaments.

Zuvor hatte Hitler am 30. Januar 1933 die Macht übernommen und war zum Reichskanzler ernannt worden. Durch Terror und halblegale Methoden gelingt den Nationalsozialisten in kürzester Zeit die Ausschaltung des Rechtsstaats und der Übergang zur Diktatur.

Das Erschreckende daran: Hitlers Machtübernahme war auf legalem Weg erfolgt. Die NSDAP erhielt die meisten Stimmen und Hitler wurde als ihr Vorsitzender deshalb auf Basis der Weimarer Verfassung zum Reichskanzler ernannt. sig

Der Mond ist aufgegangen

Der Mond ist aufgegangen,

die goldnen Sternlein prangen

am Himmel hell und klar;

der Wald steht schwarz und schweiget,

und aus den Wiesen steiget

der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille

und in der Dämmrung Hülle

so traulich und so hold

als eine stille Kammer,

wo ihr des Tages Jammer

verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen?

Er ist nur halb zu sehen

und ist doch rund und schön.

So sind wohl manche Sachen,

die wir getrost belachen,

weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolze Menschenkinder

sind eitel arme Sünder

und wissen gar nicht viel;

wir spinnen Luftgespinste

und suchen viele Künste

und kommen weiter von dem Ziel.

Gott, laß dein Heil uns schauen,

auf nichts Vergänglichs bauen,

nicht Eitelkeit uns freun;

laß uns einfältig werden

und vor dir hier auf Erden

wie Kinder fromm und fröhlich sein.

Wollst endlich sonder Grämen

aus dieser Welt uns nehmen

durch einen sanften Tod;

und wenn du uns genommen,

laß uns in Himmel kommen,

du unser Herr und unser Gott.

So legt euch denn, ihr Brüder,

in Gottes Namen nieder;

kalt ist der Abendhauch.

Verschon uns, Gott, mit Strafen

und laß uns ruhig schlafen

und unsern kranken Nachbar auch.

Matthias Claudius (1740–1815)

Kommentar

Heute hatte ich ein Déjà-vu-Erlebnis vom Feinsten. Die oft angefeindete und nicht selten abgelehnte Gruppierung „Herborn steht auf“ hat sich einem neuen Thema zugewandt, welches derzeit die Menschen in höchstem Maße bewegt.

„Frieden schaffen ohne Waffen“ oder „Eine waffenfreie Welt“ und vieles mehr, trugen sie am Samstag bei einer Schilderdemo in Herborn zur Schau.

Wie oft hatte ich diese Sprüche in den vergangenen Jahrzehnten bei Ostermärschen, Kasernenblockaden oder auf Markplätzen (auch in Herborn gehört). Die, die damals in den ersten Reihen gegen den Nachrüstungsbeschluss und andere Aufrüstungsvorhaben zu Felde zogen, rekrutierten sich überwiegend aus dem Grünen und Roten Spektrum.

 Was ist passiert, dass dieses Klientel heute auf der anderen Seite steht oder besser gesagt eine Wendung um 180 Grad hingelegt hat. „Krieg ist Frieden“ textete Orwell einst in seinem Wälzer „1984“. Ist das der Grund?

Zwei 80-Jährige, eine Frau und ein Mann, standen mit ihren Schildern inmitten ihrer Gesinnungsfreunde an der Straße. Auf meine Frage, dass sie sicher genau wüssten, warum sie hier stehen, antwortete der Mann: „Oh ja, dass weiß ich sehr genau.“

Die Demonstranten aus dem links/grünen Spektrum glaubten noch bis vor wenigen Jahren ebenfalls, dass sie zu Recht forderten „ Schwertern zu Pflugscharen“ um zu schmieden. Noch 1984 wollten sie die Bundeswehr völlig abgeschafft wissen, „weil wir ja ausschließlich von Freunden umgeben seien.“

Wer auf der richtigen Seite sein wollte, lehnte den Kriegsdienst oder zumindest den Wehrdienst ab. Wer sich ihnen nicht anschloss und seinen Wehrdienst ableistete, wurde im günstigsten Fall ignoriert oder auch schon einmal mit Häme überschüttet.

Die gleichen Leute von damals greifen heute die, die nicht mit dem Kriegskurs der Regierung einverstanden sind, als Putin-Versteher an. Das muss man verstehen, aber es fällt schwer.

Gegen Krieg zu sein, heißt doch nicht den Angriffskrieg von Putin zu billigen. Wenn heute ein Minister sagt, dass er keine Angst vor Krieg habe, weil ihn das ja nicht tangiere, zeugt das von großer Dummheit oder davon, dass er schon sein Schlupfloch vorbereitet hat.

„Wer will denn schon Krieg“, fragte mich heute ein Theologe. Er fügte hinzu ob ich eine Lösung wüsste wie alles weitergeht. Die habe ich natürlich auch nicht, sonst wäre ich mindestens der amerikanische Präsident. Was ich aber sicher weiß, dass die armen Menschen in der Ukraine die Hauptlast dieses Krieges zu tragen haben und viele davon noch ihr Leben verlieren werden.

Da darf man schon einmal fragen, ob Verhandlungen nicht ein gangbarer Weg seien. Wenn dieses Elend so weitergeht, Russland seine erst im vergangenen Jahr erneuerte Militärdoktrin umsetzt, ist der Einsatz von Atomwaffen, in welcher Form auch immer, eine Option. Die wenigsten Menschen unseres Landes machen sich darüber Gedanken. Ein paar jedoch und da sind auch viele ehemalige Soldaten dabei.

Die wissen zumindest theoretisch was, wie und mit welchen Folgen abläuft. Die früheren Kriegsgegner und heutige Befürworter schienen das damals auch zu wissen, sonst hätten sie sich einst nicht so gegen Waffen und Uniformen ausgesprochen und sogar mit Steinen nach der Polizei geworfen.

Die heute das Gleiche fordern, wie damals Grün und Rot, haben doch sicher auch das Recht dazu.    

„Frieden schaffen ohne Waffen“

Mit einer Schilderdemo am Herborner REWE-Kreisel machte am Samstagmittag die Gruppe „Herborn steht auf“ die Bürger auf die Ausweitung der Kriegsgefahr aufmerksam. Auf den mitgebrachten Schildern bekundeten die angemeldeten Demonstrantinnen und Demonstranten ihre Meinung zu dem derzeitigen Krieg in der Ukraine. Die Gefahr, dass sich die brutalen Kampfhandlungen zwischen der russischen und der ukrainischen Armee verselbständigen könnten, um schließlich zu einem Weltbrand auszuarten, sei nicht zu unterschätzen, sagte einer der Teilnehmer.

Ein Slogan, der seit Jahrzehnten von der Friedensbewegung propagiert wurde.

Die vorbeifahrenden Menschen reagierten ganz unterschiedlich auf die Demo. Da diese völlig friedlich und ohne Behinderung für den Straßenverkehr von statten ging, gab es auch keinerlei Probleme. Manche Autofahrer machten eindeutige Zeichen und brachten damit ihr Unverständnis gegenüber der Aktion zum Ausdruck. Zustimmung gab es hingegen sehr oft, besonders von ausländischen Mitbürgern, die mit Daumen hoch ihr Einverständnis signalisierten.

Die Demonstranten zwischen 30 und 80 Jahren, rekrutierten sich aus der Mitte der Gesellschaft und von Extremen war keine Spur zu sehen. Bei den meisten herrschte die Angst um ihre Kindes und Kindeskindern vor, die an den Folgen dieses zweifellos von Russland angezettelten Krieges noch lange zu tragen haben würden.

Sollte es zu einem Worst Case, also einem schlimmsten anzunehmenden Fall, nämlich dem Einsatz von Atomwaffen kommen, seien die Folgen so grauenhaft, dass sie sich dem menschlichen Vorstellungsvermögen entzögen, meinte ein anderer.

Nur wenige Polizeibeamte schauten sich den Verlauf der zweistündigen Aktion an und waren schnell wieder weg. Lediglich die Herborner Stadtpolizei zeigte länger Präsenz. sig/Fotos: Gerdau         

Häusliche Gewalt ist keine Privatangelegenheit

Mit einer Aktion „Nein zu häuslicher Gewalt“ machten am Freitag Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreisausschusses Frauenbüro des Lahn-Dill-Kreises auf dem Herborner Marktplatz aufmerksam. In Zusammenarbeit mit der Wetzlarer Polizei bieten die Beratungs-und Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt, das Frauenbüro des Lahn-Dill-Kreises und das Gleichstellungsbüro der Stadt Wetzlar Hilfe an.

Gemeinsam gegen Gewalt

Was für ein “normales“ Hirn kaum vorstellbar ist, findet dennoch mitten unter uns und täglich in Familien und Partnerschaftsbeziehungen statt. Häusliche Gewalt, erklärt die Kreis-Frauenbeauftragte LDK Petra Schneider so: „Es geht dabei um Schlagen, Treten, Würgen oder Gewalt in anderer Form durch den Partner.“ Auch wenn er Sie zum Sex oder anderen sexuellen Handlungen zwingt.

Wenn Partner bedrohen, einsperren, beleidigen oder Sachen des anderen zerstören. Den Leumund zerstören oder die Kinder als Druckmittel, einsetzen, kontrollieren oder drohen die Kinder wegzunehmen ist häusliche Gewalt im Spiel. Das Geld wegzunehmen, den Partner zur Arbeit zwingen oder gar die Arbeit verbiete, gehört ebenfalls dazu.

Ständige Anrufe des Ex-Partners, immer wieder Briefe schreib (dies auch in den sozialen Medien), obwohl man dies nicht möchte (Stalking) ist ebenfalls nicht hinzunehmende Gewalt.

Sie ist keine Privatangelegenheit und wer Gewalt ausgesetzt ist, kann sich Hilfe holen. Auch Kinder sind immer wieder häuslicher Gewalt ausgesetzt und gerade auch sie brauchen dann dringend Unterstützung.

Hinsehen-Helfen-Hilfe holen! Das geht allean, wegschauen ist unter Umständen tödlich.

Das Wetzlarer Frauenhaus bietet Opfern von häuslicher Gewalt und Stalking Beratung und Unterstützung an. Wenn der Ehemann, Partner, Freund der ein Bekannter, Sohn, Vater oder Mitbewohner gewalttätig wird sollte man sich nicht scheuen die Polizei über 110 anzurufen.

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Frauenhauses sind darüber hinaus unter der Telefonnummer 06441 463 64 zu erreichen.

Fragen zum Thema häusliche Gewalt beantworten Petra Schneider, Frauenbeauftragte des LDK, Telefon 06441 407-1240.

Petra Hoffmann vom Gleichstellungsbüro der Stadt Wetzlar Telefon 06441 99-oder 1062 sowie Julia Steinert von der Interventionsstelle des Frauenhauses Wetzlar Telefon 06441 463 64 sind ebenfalls Ansprechpartnerinnen.

Beratungen in Sachen häuslicher Gewalt sind im Übrigen kostenlos.

Auch Männer, die Täter geworden sind, benötigen Hilfe. Sie können sich an die Beratungsstellen wenden, um Unterstützung zur Veränderung ihrer Situation zu erhalten. sig/Fotos: Gerdau  

Individuelle Geschenke in Handarbeit

Aus ihrem Hobby wurde eine Geschäftsidee. Die Wahl-Herbornerin aus der Alsbach, Stephanie Kutzer, stellt seit geraumer Zeit schöne, der Jahreszeit angepasste, Dekorationsfiguren und Geschenke her.

Stephanie Kutzer

Mit ihren kleinen, personalisierten Figuren aus Ragsin/Keraflott, war sie im vergangenen Jahr auf dem Weihnachtsmarkt in ihrem Geburtsort Lahnau Atzbach unterwegs. Die Ausstellung lief Super. Den Menschen gefiel Steffis Handarbeit. Das spornte sie an, es auch einmal in Herborn zu versuchen. Guido Schmidt vom La Momenta in der Herborner Bahnhofstraße gefiel ihr Engagement und er räumte Stephanie Kutzer ohne zu zögern den nötigen Platz vor seinem Café ein. Das Wetter spielte am vergangenen Freitag mit und zum baldigen Osterfest trifft sie mit ihren Hasen und Co genau den richtigen Nerv ihrer Kundschaft.

Persönliche Wünsche versucht Stephanie immer umzusetzen und Online, auf Instagram, ist sie unter „Schwutzerinchens“ ebenfalls vertreten. Schon bald will sie einen kleinen Elsy-Shop im Internet aufbauen. Die nächste Ausstellung hat die 39-Jährige für den 02. April („Brutzelsonntag“) in Herborn geplant. Mehr Infos per Handy 0491 717051213. sig/Foto: Gerdau

„Der III.Weltkrieg“

Durch einen glücklichen Umstand ist mir ein Buch wieder in die Hände gefallen, dass mir einer meiner Kommandeure vor vielen Jahren schenkte.

Der britische General Sir John Hackett schrieb 1978 den 371 Seiten umfassenden Wälzer über eine Fiktion, die bereits wenige Jahre nach dem II. Weltkrieg die Menschheit beschäftigte. „Der III. Weltkrieg-Hauptschauplatz Deutschland“, so der Titel des Werkes, welches im weitesten Sinne durchaus ein Gefahrenpotential der Gegenwart erkennen lässt.

Der am 9. September 1997 Verstorbene war britischer Offizier, Schriftsteller und Universitätsleiter. Der zielstrebige Mann qualifizierte sich auch als Dolmetscher für Französisch, Deutsch und Italienisch, studierte Arabisch und beherrschte schließlich zehn Sprachen fließend.

Hackett hatte zahlreiche Kommandos und Kriegseinsätze. Unter anderem stellte er 1944 die 4. Fallschirmbrigade für den Angriff der Alliierten auf Arnhem im Rahmen der Operation Market Garden auf und befehligte sie. In der Schlacht von Arnheim wurde Brigadier Hackett schwer im Magen verwundet. Am 14. April 1966 wurde er zum Kommandeur der British Army of the Rhine (BAOR) und zum parallelen Kommandeur der NATO – Heeresgruppe Nord ernannt.

Insgesamt kann man davon ausgehen, dass Hackett wusste wovon er schrieb. 1968, zwei Jahre nach seiner Amtsniederlegung, schrieb er einen äußerst umstrittenen Brief an The Times , in dem er die offensichtliche Unbesorgtheit der britischen Regierung über die Stärke der NATO-Streitkräfte in Europa kritisierte.

Es ist wichtig zu wissen, dass er General sich bei der Verfassung seines Werkes auf die Fachkenntnis mehrerer Offiziere in höherem Rang sowie hohen Politikern stützte.

Zum Roman: Den Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums prognostizierte ein russischer Historiker für das 1985. Dazu kam es zwar in dieser Form nicht, aber durch die Friedensinitiativen des letzten sowjetischen Staatspräsidenten Michail Sergejewitsch Gorbatschow zur Auflösung des Imperiums.

Dies war für Hackett damals jedoch noch nicht erkennbar.

Für ihn begann bereits am 4. August 1985 der Angriff sowjetischer Truppen mit dem Überschreiten der Demarkationslinie, die beide Deutsche Staaten teilte. Sehr minutiös schilderte er im Folgenden den Zusammenstoß zwischen Nato und sowjetischen Truppenteilen.

Hackett befasste sich in seinem Roman sehr ausführlich mit der weltpolitischen Situation im Jahr vor der Invasion sowjetischer Truppen auf Nato-Gebiet. Die damalige sowjetische Regierung zeige sich besorgt über die Unzufriedenheit in der Roten Armee und dass die jüngere Generation von der damals dreijährigen Wehrpflicht nicht gerade begeistert sei.

Die gegenseitige Abschreckung durch die Verbreitung nuklearer Kapazität und die Dauerrivalität zwischen den USA und der Sowjetunion war damals nicht anders als heute. Es gab zahlreiche Warnungen einflussreicher Amerikaner, die davor warnten den russischen Bären zu diesem Zeitpunkt bewusst zu reizen. Es sei möglich, dass ein dritter Weltkrieg durch eine falsche Lagebeurteilung ausgelöst werden könnte. Langatmige, philosophische und politische Betrachtungen über die Konfliktherde im mittleren Osten und in Afrika folgten in dem Buch.

Wohlgemerkt, es wurde im Jahr 1078 geschrieben. Die Bedrohung durch den Ostblock war deutlich, aber nicht alle westlichen Politiker nahmen sie zur Kenntnis. Erst nach und nach rangen sie sich Ende der 1970er Jahre dazu durch, die Verteidigung der Allianz aus dem bedrohlichen Zustand der Schwäche zu befreien.

Angriffen der sowjetischen Armee damals an der innerdeutschen Grenze, frontal im Rahmen einer sogenannten „Vorneverteidigung“ zu begegnen, erwies sich als unmöglich. Man sprach daher von einer beweglichen Verteidigung in der Tiefe des Raumes mit konventionellen, aber auch als Antwort auf den Einsatz von atomaren Waffen, mit atomaren Vergeltungsschlägen. Was dies für die Bundesrepublik und deren Bevölkerung bedeutet, war klar.

Der englische General legte in seinem Buch logischerweise den Focus auf die britische Armee und auf Großbritannien.

Fakt ist, dass man sich für das Buch Zeit nehmen muss. Die zahlt sich jedoch für jeden aus, der auch die aktuellen Geschehnisse auf der Welt begreifen möchte.

In dem Wälzer spitzen sich erst zum Ende hin die kriegerischen Auseinandersetzungen derart zu, dass es schließlich zu dem lange für unmöglich gehaltenen Einsatz atomarer Kampfmittel kommt.

Vom dritten Weltkrieg würde angenommen, dass er der erste Atomkrieg sei- und vielleicht der letzte, schreibt John Hackett. Ob der nächste Satz trostspendend sein kann-„Kriege beschleunigen im allgemeinen den technischen Fortschritt“, mag jeder für sich selbst entscheiden.

Fazit: Das hochinteressante Buch lese ich nun zum zweiten Mal. Nicht weil mich meine 30-jährige Militärvergangenheit dazu auffordert. Im Gegenteil. Mir blieb es zum Glück erspart, mich in solchen kriegerischen Auseinandersetzungen bewähren zu müssen. Mich erschreckt schon geraume Zeit, wie völlig „unbeleckte“ Menschen mit dem Thema Krieg umgehen. Dazu kann ich nicht begreifen, dass Zeitgenossen, darunter auch viele Frauen, plötzlich eine Wendung vom absoluten Antimilitarismus hin zu Befürworter eines totalen Krieges werden.

Noch vor wenigen Jahren wurde mir und meinen Kameraden vorgeworfen wir seien alles potentielle Mörder. Pfarrer weigerten sich Soldaten in Uniform zu trauen und schon ein Holzgewehr in Kinderhand war ein Erziehungsversagen. Alles Schnee von gestern? Nein, denn ich sage es ist kollektiver Schwachsinn. Das damalige Gebrüll: „Nie wieder Krieg“, „Frieden schaffen ohne Waffen“ oder „Schwerter zu Flugscharen.“ War das alles skandierter Blödsinn von Idioten? Ich stand damals auf der anderen Seite und musste Buh-Rufe, Kasernenblockaden und persönliche Verachtung wegen meines Berufes, selbst von angeblichen Freunden, hinnehmen.

Wenn ich heute warne und zu bedenken gebe, dass für intelligente Menschen Krieg eben nicht die Ultima Ratio sein kann, werde ich wieder von dem gleichen Klientel niedergebrüllt und sogar als Putin-Versteher beschimpft. Wenn das nicht Schizophrenie par Exzellenz ist, dann weiß ich es nicht.

Natürlich ist auch für mich der Überfall der russischen Armee auf ein souveränes Land ungeheuerlich und dem muss begegnet werden. Bitte aber nicht nur unter Einsatz von immer mehr Waffen. Man muss auch an die Menschen denken die mitten im Kriegsgebiet leben und nicht selten durch Kriegswaffen sterben.

Sollte es zum gegenseitigen Austausch atomarer Sprengkörper, gleich welcher Art, kommen, wären wir alle schlauer, sofern wir es denn überleben. General Sir John Hackett hat diese unheilvolle Eskalation sehr gut beschrieben und schon Clausewitz stellte in seinem zwischen 1816 und 1830 geschrieben Werk „Vom Krieg“ fest: „Krieg kennt keine Sieger, jeder militärische Triumph erweist sich in Wahrheit als Niederlage aller Beteiligten.“ ISBN 3-570-01861-x

sig/Foto: Gerdau  

Abschreckung ist wichtiger denn je

Neujahrsempfang und deutliche Worte

Oberst Wüstner, der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes (DBwV) zeigte großes Verständnis dafür, dass die Verbündeten an der Nordost-Flanke des Bündnisgebiets (Baltische Staaten d.Red) es gerne sähen, wenn nicht nur eine „normale“ Nato-Brigade, sondern eine Brigade + ihre Sicherheit unterstützen würde.

Der Heeresoffizier ist seit 2013 Vorsitzender des Deutschen Bundeswehr Verband, der eine überparteiliche und finanziell unabhängige Institution ist. Er vertritt in allen Fragen des Dienst-, Sozial- und Versorgungsrechts die Interessen seiner rund 200.000 Mitglieder – aktive Soldaten, Reservisten, Ehemalige und Hinterbliebene, zivile Angehörige der Bundeswehr sowie fördernde Mitglieder.

Anlässlich des Neujahrsempfangs des Sanitätsregiments 2 „Westerwald“ in der Renneroder Stadthalle konnte er als kompetenter Redner von Regimentskommandeur Oberstarzt Dr. Sven Funke gewonnen werden. Für den Oberst war der Besuch in Rennerod ein Heimspiel. Er wohnt mit seiner Familie in Montabauer.

Oberstarzt Dr. Sven Funke (links) und Oberst André Wüstner

Wüstner betonte, dass das Kanzlerwort von der Zeitenwende aufzeige, dass die Dinge nicht mehr so sein werden, wie sie einmal waren. Da helfe auch kein Verdrängungsmechanismus, sowohl energiepolitisch, wirtschaftlich als auch Verteidigungspolitisch. „Wir müssen wieder lernen in Sicherheit zu investieren.“

Die Geschehnisse seit einem Jahr in der Ukraine, die sich bereits seit der russischen Annexion der Krim abzeichneten, hätten damals im Deutschen Parlament nach dem Motto „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“, wenig Wirkung gezeigt, sagte Wüstner.

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine sähe man Bilder im Fernsehen, die älteren Kameraden zumindest noch aus deren Ausbildung bekannt seien. Handbücher über kriegsnahe Ausbildung wurden „entschärft“, da sie zu martialisch seien.

Nun sei es so, dass man wieder von Kriegstauglichkeit oder von  glaubhafter Abschreckung spricht und Sätze wie „kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen“ zum militärischen Alltag gehören. Es sei richtig, dass man in der Bundeswehr und der Politik wieder refokussiere: „Was wir einmal konnten ist mit Teilen verloren gegangen und das gilt es wieder aufzubauen.“ Oberst Wüstner lobte die Worte des Bundeskanzlers, als der im Februar des vergangenen Jahres über die Wehrhaftigkeit und die Fähigkeit zur Abschreckung sprach. Dabei sei es neben den militärischen Fähigkeiten auch um die zivile Verteidigung, egal für welche Szenarien, gegangen.

„Wir haben seit 2014 unsere Verbündete enttäuscht und müssen besonders in Krisenzeiten wie derzeit dringend unsere Glaubwürdigkeit wiederherstellen.“ Dazu gehört auch die zugesagte Erhöhung der Verteidigungsausgaben, betonte Oberst Wüstner. Es sei klar, dass die zugesagten 100 Milliarden für die Verteidigung nicht reichen , sondern man müsse sich darauf einstellen in den kommenden 10 Jahren fast 300 Milliarden auszugeben. Man dürfe auch nicht vergessen, dass die Munition und das Kriegsgerät, das von der Bundeswehr an die ukrainische Armee abgegeben werde, ersetzt werden müsse.

Wüstner lobte den „jungen“ Vereidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der obwohl erst kurze Zeit im Amt den richtigen Ton treffe und besonders in dieser schwierigen Zeit die notwendigen Dinge abarbeite.

Er sprach davon dass die Beschaffung der Ausrüstung in der Bundeswehr nicht mehr so funktionieren könne, wie in den vergangenen 30 Jahren und machte deutlich, dass hier viel schnellere und kürzere Wege zur Rüstungsindustrie beschritten werden müssen.

Die Beschaffung hänge eben nicht nur an Koblenz (er meinte das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung) sondern auch an parlamentarisch gestrafften Abläufe. Es sei falsch, wenn es um Materialbeschaffung gehe, immer nur die Bundeswehr zu erwähnen. Es sei in erster Linie eine Sache der Regierungskoalition und der zuständigen Ministerien. „Alle müssen ihren Beitrag dazu liefern, dass es schneller geht“, sagte der Oberst und wies daraufhin, dass man eben nicht mehr zwei Jahre für solche Abläufe habe. Die Kameralistik ließe es derzeit eben nicht zu, dass man die abgegeben 18 Leoparden einfach nur zu ersetzen brauche. „Ich bin daher froh, dass der neue Verteidigungsminister Druck macht und deutlich sagt, dass man mit der Beschaffung nicht erst im zweiten Quartal beginnen könne. Er hoffe, dass es Pistorius gelinge, das Kabinett von einer erheblichen Beschleunigung zu überzeugen. Ganz offen sagte Wüstner auch, dass die Panzertruppe gerade einmal über 30 Prozent ihres ursprünglichen Bestands verfüge. Dies habe erhebliche Auswirkung auf die Soldatinnen und Soldaten, denen einfach ihre Panzer zur Ausbildung fehlten. Fatal sei darüber hinaus, dass die ukrainische Armee monatlich so viel Munition verschieße, wie die europäische Industrie gerade einmal im gesamten Jahr liefern könne. In aller Deutlichkeit machte er klar, dass man in der Bundesrepublik industrielle Kapazitäten in Form von neuen Fabriken schaffen müsse, um dem gerecht zu werden. Das alles muß verstanden werden und dass man eben nicht 11 Jahre Zeit habe, dies zu verwirklichen.

„Putin hat sein gesamtes Land auf Kriegswirtschaft eingerichtet und er kauft ein. Das kann er und Russland ist wirtschaftlich dazu in der Lage, weil die Standards in dem Land ganz anders als bei uns sind.“ Putin stelle seine Gesellschaft auf längere System-Konflikte mit dem Westen ein, meinte der bestens informierte Vorsitzende. Es genüge nicht nur die Ukraine zu unterstützen, weil man eben nicht wisse wie und wann er seine weiteren Ziele, die Destabilisierung Europas, verfolgen werde. „Dies bedeutet für uns, dass Abschreckung wichtiger denn je ist.“ Der Gegenüber müsse erkennen, dass hier ist eine Linie ist, die zu überschreiten für ihn mit großen Risiken verbunden sei.

Er hoffe dass dies alle Verantwortlichen, auch in Berlin, verstünden und nicht wie zwei Jahre nach 2014 wieder in den Modus fallen, „na ja, es wird schon irgendwie gut gehen.“

Es sei eben nicht davon auszugehen, dass Putin sich „verschießt“. Er hat eine andere Industrie als wir in Deutschland. „Kein Mensch weiß, wie das in der Ukraine ausgeht“ sagte Wüstner. Er verstehe, dass Politik sagt, „natürlich unterstützen wir die Ukraine so lange, bis Putin diesen Krieg verloren hat.“ Kein Mensch wisse jedoch wann und ob das passiert, warnte der Oberst. Auch wenn es durch Verhandlungen zum „Einfrieren“ käme, wisse man nicht was Putin daraus mache. Er wird solche Pausen nützen, um wieder aufzurüsten. Das alles bleibe für die westlichen Gesellschaften eine große Herausforderung. „Wir brauchen einen langen Atem und das kostet Deutschland auch viel Geld.“ Dennoch, „wir müssen wieder viel mehr Verantwortung für unsere eigene Sicherheit übernehmen.“

Volles Haus beim Neujahrsempfang.

Die Rede kam wohl bei den meisten der Zuhörer sehr gut an und die waren dankbar für die deutlichen Worte des Bundeswehrverbands-Vorsitzenden. Man hätte während des Vortrages eine Stecknadel hätte fallen hören können. sig/Fotos: Gerdau