Walzenmühle Herbornseelbach

Am Radweg Herborn-Burg – Seelbach – Ballersbach – Mittenaar-Offenbach, steht ein altes, schon von weitem sichtbares Fachwerkgebäude. Die Walzenmühle im Aartal südlich des Herborner Stadtteils Herbornseelbach hat sicher schon bessere Zeiten gesehen. Urkundlich erwähnt wurde sie erstmals im 14. Jahrhundert. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Mühle neu aufgebaut. Heute befindet sich das Kulturdenkmal in einem bedauernswerten Zustand. Die letzten größeren Umbaumaßnahmen wurden 1932 vorgenommen. Im Zuge der damaligen Baumaßnahmen wurde ein großer Teil der Gebäude mit heute kaum noch lesbaren Sprüchen versehen.

Der alte Mühlgraben, direkt an der Mühle, ist nur noch zu erahnen. Links unten im Bild die Aar.

Auch diese heimische Mühle entging dem großen Mühlensterben nicht, wurde aber erst 1997 stillgelegt.

Die Mühle aus der Vogelperspektive zwischen Aar und Aartal-Radweg.
Rechts oberhalb der Mühle ist ist ein Teil von Herbornseelbach erkennbar.

Die Herbornseelbacher Klaus Benner und Christian Görzel haben sich mit der Geschichte des noch immer imponierenden Bauwerks in einem Herbornseelbacher Heimat-und Geschichtsverein zu beziehenden Heft: „Die Walzenmühle Herborn – Seelbach“-Geschichte einer Mühle im unteren Aartal“ eingehend befasst.

Das ziemlich verwahrloste Mühlen-Ensemble wartet auf seine Renaissance.

Das Heft zeigt die Ursprünge der Mühle mit einer allgemeinen Einführung in das Thema Mühlen. Dazu Baugeschichte, Müllerfamilien, Mühlenpersonal und der Betriebsablauf in der Walzenmühle.
Zahlreiche Bilder und Grafiken dokumentieren die Vergangenheit der alten Mühle an der Aar.

Mit derartigen teils unlesbaren Sinn-Sprüchen sind Teile der Hauswände „verziert“.

Die gesamte Anlage ist für Unbefugte nicht zugänglich und teilweise vom Einsturz bedroht. Mit der notwendigen Ausrüstung gelang es mir dennoch ohne das Grundstück zu betreten ein paar schöne Fotos zu machen. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich dabei als stolzer Mühlenbesitzer, der dass von den Bauern der näheren Umgebung mit Kuhfuhrwerken angelieferte Getreide entgegennahm und ihnen die entsprechenden Mengen Mehl dafür aushändigte.

Der Eingangsbereich sieht so aus, als wenn jeden Moment jemand heraustreten wollte.
„Der Staat diene dem Volke und nicht umgekehrt“, steht auf dem Fachwerkputz.

Aus der Geschichte weiß man von oft nicht ganz ungetrübten Verhältnissen zwischen Bauern und Müller. Immer ging es dabei um vermeintliche oder tatsächliche unberechtigte Vorteilsnahmen durch die Müller. In der Regel waren die auch sehr betucht, was schon alleine den Unmut der meist kleinbäuerlichen Kundschaft hervorrief. Ob das auch auf die Besitzer der Walzenmühle am Ortsrand von Herbornseelbach zutraf, bleibt im Dunkel der Geschichte verborgen.

Ein Sprüche-Ratespiel, dass viel Vergnügen bereitet.

Das nötige Kleingeld vorausgesetzt und die Bereitschaft der Besitzer zum Verkauf dieses Kleinods, wäre die gesamte Anlage die Meine. An die Renovierungskosten will ich dabei gar nicht denken. Schade, das alte Gemäuer hat bestimmt viel zu erzählen und lädt den fantasievollen Betrachter zu einer träumerischen Zeitreise ein.

Im Internet-Verzeichnis der getreideverarbeitetenden Betriebe Hessens steht ebenfalls der Name des letzten Besitzers der Mühle Benner Franz Walzenmühle, Herbornseelbach, Tel: 2772 628 04

Text und Fotos: Siegfried Gerdau

Der Radweg R8 von Herborn nach Driedorf ist schon lange kein Geheimtipp mehr-dennoch kennen ihn viele immer noch nicht

Von Siegfried Gerdau

Warum erst lange Strecken mit Auto und Fahrrad am Heck fahren, wenn die schönsten Radwege praktisch direkt vor der Haustüre beginnen. Einen davon haben wir am Mittwoch wieder einmal unter die Pneus genommen und festgestellt, dass der R 8 bei weitem nicht so bekannt ist wie der Lahnradweg. Das ist sehr schade und deshalb möchte ich hier einmal Werbung für einen kleinen Ausflug mit dem Rad in den schönen hessischen Westerwald machen.

Eine Rad-Tour, die in Erinnerung bleiben wird

Der schon seit vielen Jahren ausgebaute Weg auf der ehemaligen Westerwald-Querbahn von Herborn über Driedorf nach Rennerod war das Objekt unserer pseudo-sportlichen Begierde. Pseudo-sportlich wegen der relativ geringen körperlichen Anforderung. Auch Anfänger, besonders wenn sie mit Pedelecs ausgestattet sind, haben hier keine Probleme. Dennoch verbraucht man auf der Strecke Kalorien und die Muskulatur wird zwar sanft aber dennoch gefordert. An Wochenenden kann man ab Herborn, Bischoffen oder Driedorf mit der Blauen-Buslinie fahren und jederzeit auf der Strecke zwischen Aartalsee und Driedorf zu-oder aussteigen. Das Bike fährt sicher auf dem Busanhänger mit. In der Woche heißt es entsprechend etwas anders zu planen.

Wasser, Wald und beschauliche Ruhe

Wir fuhren vom Herborner Schießberg durch die Stadt und dann nach Burg zum Kreisel. Um es gleich vorab zu sagen, die Durchfahrt durchs schöne Herborn ist eher ein Durchmarsch. Vom Obertor-Kreisel in Richtung Burger Kreisel ist die Fahrt auf den „Radwegen“ dann jedoch eine Zumutung. Die Radfahrer müssen sich Anfangs die Straße mit PKW und LKW teilen und anschließend zwischen den mehr oder weniger zahlreichen Fußgänger auf dem Bürger-Fahrradsteig Slalom fahren. Wenn das Burger Eck geschafft ist, bleibt nur noch die Fußgängerampel vor dem Burger Ortsausgang. Dann wird es romantisch. Gemäß der gut sichtbaren Ausschilderung geht es immer am Bach entlang, an dem ehemaligen Möbelgeschäft vorbei und am Ortsausgang Uckersdorf (Achtung gefährlich!) über die Straße auf den Radweg Richtung Schönbach.

Fachwerkhaus in Schönbach

Sehr entspannt erreicht man Amdorf und danach die Steinmühle rechts am Weg. In Schönbach wird es etwas anstrengender. Man muss ansteigend durch den Ort und auf Höhe Jungbecker geht’s am Friedhof vorbei wieder auf die alte Bahnstrecke. Warum die Strecke durch den Schönbacher Tunnel einst nicht ausgebaut wurde, bleibt ein Rätsel. Das wäre ein Highlight auf dem ansonsten wunderschönen Weg. Jetzt geht der Radweg fast unmerklich stetig bergan durch wunderschöne Laubwälder, entlang an grünen Wiesen und Weiden.

Die Heuernte ist in vollem Gange

An einem der schönsten Übersichtspunkte auf halber Strecke zwischen Schönbach und Driedorf steht ein großes Kreuz. Dort lässt sich prächtig in die Ferne bis hin zur Angelburg, Sackpfeife und nach Herborn zu Reuterberg schauen.

Ein wundervoller Blick weit ins hessische Land

Bänke laden zum Verweilen und zum Verzehr des Pausenbrotes ein. Vorbei an dem Sägewerk in Roth geht es rechts ab, ein Stück entlang des Bahnhofs und wieder auf die alte Bahnlinie.

Blick über Gunterdsorf und Schönbach auf Herborn

Das Radverkehrsaufkommen hält sich in Grenzen und wenn die dynamischen „Radweltmeister“ nicht wären könnte man der scheinbar unberührten Natur noch mehr Aufmerksamkeit widmen. Entlang der Strecke würde ein Fahrradklingelverkäufer steinreich werden. Fast kein Radfahrer scheint eine der preisgünstigen Warneinrichtungen zu besitzen. Das erinnert stark an die vielen defekten Blinkeinrichtungen an PKW.

Idyll im Zuge des Energielehrpfades Rehbachtal

Es geht an einem wunderschönen, idyllischen See vorbei, dem einst der triste Namen „Speicherbecken Heiligenborn verpasst wurde“. Im Herzen von Driedorf erreicht man das ehemalige Junkern-Schloss.

Junkernschloss-Ruine in Driedorf

Wer jetzt noch mag, kann entlang der Talsperre Driedorf zur Krombachtalsperre weiterfahren und von dort aus über die Landesgrenze ins Rheinland-Pfälzische Rennerod. Wir zogen es vor, nach einem kleinen selbst mitgebrachten Imbiss am Junkernschloss, der Rückweg anzutreten und mit mehr als die Hälfte gefülltem Akku erschöpft aber glücklich in Herborn anzukommen. Wie gut, dass es in der Altstadt drei Eisdielen gibt.

Ob als germanischer Thing-Platz oder „nur“ als kühle Rastanlage. Hier lässt es sich auf und an Säulenbasaltmöbeln gut leben.

Mammografie in Herborn

Auf Anraten besorgter Frauen habe ich mich entschlossen meinen Artikel über die Möglichkeiten der Vorsorgeuntersuchung im Bereich der weiblichen Brust auch in meinem Blog zu veröffentlichen. Ich habe mich sehr gut am derzeitigen Standort des Mammobil I informieren können und hatte in der Leiterin des Referenzzentrums Marburg Dr. med Karin Bock eine sehr kompetente Ansprechpartnerin.

Das Mammobil I der Mammographie Screening-Einheit Marburg hat am Wochenende anseinem derzeitigen Standort in Herborn vor Edeka einen neuen Auflieger bekommen. Wie die programmverantwortliche Ärztin und Referenzzentrumsleiterin Dr. Karin Bock erklärte, sei der neue Röntgenwagen mit neuen Geräten und einem freundlicheren Ambiente ausgestattet.

Kathrin Schopphoven die leitende MTRA, freut sich auf die Arbeit in ihrem technisch und optisch auf den neuesten Stand gebrachten Untersuchungswagen.

Neben den 94 stationären Screening-Einheiten gibt es diese Wagen als Röntgenstation auf Rädern. Das Mammographie-Screening, also eine Röntgenreihenuntersuchung, ist ein Programm zur Früherkennung von Brustkrebs bei Frauen zwischen 50 und 69 Lebensjahren die bisher noch frei von Symptomen waren.

Die Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust eignet sich zur Brustkrebsfrüherkennung, weil sie schon sehr kleine, nicht tastbare Tumoren in einem frühen Stadium sichtbar machen kann. Karin Bock erteilte gleichzeitig der manuellen Eigenuntersuchung, dem sogenannten Abtasten, eine klare Absage. Das sei ungefähr so, als wolle man eine Erbse unter einem Stuhlkissen ertasten. Das funktioniere auch nicht, sagte sie. „Wenn man selber tumorverdächtige Knoten ertastet, sind die meist größer als zwei Zentimeter“, warnte die Fachärztin.  Das Mammographie-Screening-Programm hingegen habe das Ziel, Brustkrebs in einem sehr frühen Stadium zu entdecken, in dem der Tumor noch klein ist und die Lymphknoten noch nicht befallen sind. Dadurch hätten Frauen die Chance auf eine günstige Prognose und würden so vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt werden. Das Programm habe erreicht, dass 80 Prozent der Befunde unter zwei Zentimeter blieben. Zur Untersuchung würden alle Frauen in dem entsprechende Altersspektrum alle zwei Jahre eingeladen. Die Kosten werden im Übrigen in der Regel von den Kassen übernommen. Leider würden von den angeschriebenen Frauen lediglich 50 Prozent kommen. Man habe es immer noch mit Vorbehalten, wie dass es bei der Untersuchung zu doll drückt oder das Ergebnis nicht ganz sicher sein könnte, zu tun. Ja, räumte Karin Bock ein, es kann auch schon mal etwas schmerzhaft sein, wenn die weibliche Brust gepresst werden müsse. Hier sei die Frau mit einer größeren Brust benachteiligt. Das Röntgenpersonal werde aber immer bestrebt sein, diese Unannehmlichkeiten auf ein Minimum zu beschränken. Es sei nun einmal so, dass nur bei größtmöglichem noch vertretbarem Zusammenpressen alle Bereiche der zu untersuchenden Brust bei minimalem Einsatz der Röntgenstrahlung abgelichtet werden. Leider gäbe es natürlich Frauen, die Angst vor einem positiven Ergebnis hätten. „Die verschließen lieber die Augen und meiden den Gang zur Mammographie.“  Für Bock ist es wichtig, dass alle Frauen unabhängig von einem Haus-oder Facharzt die mobile Einrichtung praktisch vor der eigenen Haustüre aufsuchen können und dadurch eine absolute Chancengleichheit gegeben sei. Im Rahmen des Programms sehen deren Ärztinnen und Ärzte die Aufnahmen von mindestens 5000 Frauen. Pro Frau werden vier Bilder geschossen und diese werden immer doppelt, das heißt von zwei Ärzten unabhängig voneinander angesehen. Das habe nachweislich den Vorteil, dass mindestens 10 Prozent mehr positive Befunde erkannt würden. „Brustkrebs ist die häufigste bösartige Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland, gefolgt von Dickdarm und Lungenkrebs“, stellte Dr. Bock mit Bedauern fest. Bei Männern sind es in erster Linie Prostata, Dickdarm und dann Lungenkrebs. „Pro Jahr erkranken 70 000 Frauen neu an Brustkrebs. Davon sterben ungefähr 19 000“, machte sie deutlich. Es sei das Ziel der Früherkennung diese Zahlen deutlich zu verringern. Bis zu 40 Frauen können am Tag in der mobilen Röntgeneinrichtung untersucht werden. Karin Bock erklärt, dass man sich bewusst Zeit für jede Frau nähme. Die neuen Kabinen wurden entsprechend geräumig, hell und ansprechend gestaltet. Damit auch in Corona-Zeiten die Ansteckungsgefahr ausgeschlossen werden kann, sind entsprechende Maßnahmen wie Desinfektion, Abstand und Mund-und Nasenschutz ein Muss. Durch großzügige zeitliche Abstände kann sich das Fachpersonal besonders für Frauen, die zum ersten Mal an einer derartigen Untersuchung teilnehmen, viel mehr Zeit nehmen. Das Screening- Team von Dr. Bock setzt mehr auf Qualität als Quantität. Die Frauen sollen dadurch mehr in ihrer Persönlichkeit wahrgenommen werden, erläuterte die Chefin die Vorgehensweise. Das Team steht mit dem Mammobil I-es gibt in Marburg auch noch ein Mammobil II- noch bis zum 24.07.2020 auf dem Edeka/Herkules Parkplatz Herborn.

Informationen und Anmeldungen über die „Zentrale Stelle Hessen“, Telefon: 069 24741-7676.

Alles in Ordnung im Land?

Von Siegfried Gerdau

Ob politisch oder nicht, die Gesellschaft respektive der Staat, kann nicht zulassen, dass seine Exekutivkräfte derart vorgeführt werden. Es ist ja leider kein Einzelfall, sondern fast schon so etwas wie Normalität. Stuttgart ist ein Fanal und wenn spätestens nicht jetzt ein Umdenken in Politik und anderen Führungskreisen stattfindet, ist der „Macht der Straße“ Tür und Tor geöffnet. Allen Beschwichtigungs- und Relativierungsversuchen zum Trotze nimmt eine gesellschaftliche Entwicklung Überhand, vor der seit Jahren immer wieder gewarnt wird. Dem haben Ordnungs-und Sicherheitskräfte bisher nur wenig entgegenzusetzen. Alle Deeskalationsversuche verpuffen Angesichts roher Gewalt, die nur Kaputtmachen und Verletzen oder gar Töten im Sinne hat. Anders als in den 1968er Jahren, als der Mob mit dem Ruf „Macht kaputt was euch kaputt macht“ durch die Straßen zog, fehlt den heutigen Randalierern das politische Konzept. Das Ergebnis ist jedoch für den Gewerbetreibenden in den betroffenen Vierteln, der vor den Trümmern seiner Existenz steht, dass Gleiche.

Vereidigung junger Kommissar-Anwärterinnen und Kommissare auf dem Herborner Hessentag 2016

Auch die Polizisten, meist junge Menschen, die auf Auseinandersetzungen mit zivilisierten Menschen geschult wurden, stehen diesen archaischen Gewaltorgien recht hilflos gegenüber. Das ist nicht, überhaupt nicht ihre Schuld. Alleine die hilflosen Versuche bestimmter Kreise, im Nachhinein die Schläger und Zerstörer nach Hautfarben und Staatszugehörigkeit zu sortieren, zeigt wie wenig man begriffen hat, um was es letztlich geht.

Es ist nicht das Ventil einer angeblich unterdrückten Rasse, Klasse oder was auch immer für eine Gruppierung. Die Menschen die in Stuttgart plündernd, grölend und draufschlagend unterwegs waren, sind ebenso in Berlin oder anderswo anzutreffen. Ihnen geht es darum ihr Verständnis von „Party oder Events“ zu realisieren. Es sind nicht die Entrechteten und Ausgestoßenen der Gesellschaft. Im Gegenteil. Unsere Gesellschaft investiert sehr viel Geld und Kraft in deren Integration und steht einer solchen Fehlentwicklung relativ ratlos gegenüber. Nein es waren nicht die Flüchtlinge oder wie man die Einwanderer immer bezeichnen will. Es waren mit Masse die, die schon länger in unserem Land leben und teilweise auch die Staatsbürgerschaft der Bundesrepublik besitzen.

Sich jetzt an runden Tischen hinzusetzen und endlos zu diskutieren, was da beim Pampern falsch gelaufen ist, bringt kurz und mittelfristig nicht viel. Was sich da scheinbar ungeordnet in den Straßen zusammengerottet hat, ist mit Handauflegen und gutem Zureden nicht zu zivilisieren. Hier müssen die Exekutivorgane und deren Vordenker ihre „Umgangsformen“ ändern. Es kann nicht sein, dass sich die Polizei darauf beschränken muss ihre Haut in Sicherheit zu bringen. Sie muss das System, unsere auf demokratischen Prinzipien basierende Gesellschaft schützen und natürlich Elemente, ob politisch motiviert oder nicht, zur Raison bringen. Was in den Großstädten schon lange aus dem Ruder gelaufen ist, macht sich jetzt auch in kleineren Kommunen breit. Die Bevölkerung ob Netz-oder medieninformiert bekommt häppchenweise fast täglich Gewalttaten, Einbruch und Diebstahl serviert.

Beschwichtiger weisen gebetsmühlenhaft darauf hin, dass dies schon immer so gewesen sei. Früher sei man lediglich weniger informiert worden. Völlig egal. Die alte Dame, der die Handtasche entrissen wurde, der Bürger der schlichtend in eine Auseinandersetzung eingreifen wollte und dies fast mit seinem Leben bezahlt hätte, oder Otto Normalverbraucher, der mit einem Einbruch in sein privatestes Umfeld leben muss, sieht das sicher ein wenig realer. Immer wieder wird dabei sortiert, wer denn für die Missetaten verantwortlich ist. War es ein Mensch „aus dem Süden“, wie Medienschaffende gerne titulieren, einer aus Osteuropa oder sonst wo auf der Welt geboren. Dem Betroffenen ist es gleichgültig und dennoch begreift er nicht, dass Menschen, denen Deutschland Schutz, Geld und Unterkunft gewährt überhaupt solche Taten begehen. Er begreift nicht, dass Menschen aus vielen Ländern rund um den Globus (O-Ton einer Stuttgarter Polizei-Führungskraft) auf die Straßen gehen und das zerstören, was andere wiederaufbauen und bezahlen müssen. Er begreift nicht, dass es Richter gibt, die mit den geringsten Strafen wie Bewährung und Ermahnungen solche Kapitalverbrechen sühnen wollen. Er begreift nicht, dass er, der sich an Recht und Gesetz hält und brav seine Steuern abdrückt, von den gleichen Richtern unnachsichtig bei den kleinsten Verstößen gegen das Strafgesetz an den Hammelbeinen gezogen wird. Er begreift nicht, dass wenn er seine Bedenken offen zum Ausdruck bringt, man ihn der Hetze bezichtigt oder gar als Radikaler abstempelt.

Er begreift aber spätestens nach den Ausschreitungen der vergangenen Sonntagnacht, dass etwas in unserem Lande passiert, mit dem die Staatsorgane nicht fertig werden. Nicht er, sondern Teile der Bevölkerung radikalisieren sich immer stärker und rütteln an den Grundfesten unserer staatlichen Ordnung. Wenn der Stuttgarter Polizeichef erst gestern erklärt, dass er in seinen 46 Dienstjahren eine solche Gewalt noch nicht erlebt hat, ist das nicht besonders hilfreich und der fassungslose Bürger fühlt sich sehr alleine gelassen. Sein Freund und Helfer hat offensichtlich mit sich selber so viel zu tun, dass er keine Kapazitäten mehr für seine eigentliche Aufgabe frei hat. Der Verfassungsschutz ganz lapidar in Welt online: Man halte es für möglich, dass sich terroristische Strukturen im Linksextremismus herausbilden. „Die Gewaltbereitschaft bis zur gezielten Tötung steigt“ titelte dazu die Welt online am 21.Juni 2020. Haben die klardenkenden Politiker im Lande noch die Kraft sich gegen die zerstörerischen Wirrköpfe in den eigenen Reihen durchzusetzen? Ich hoffe es für unser Land, seinen vielen gesetzestreuen Bürgern, egal welcher Hautfarbe und im Interesse unserer Nachkommen.

Corona-App polarisiert

Seit gestern (16.Juni 2020) ist die von der Bundesregierung herausgegebene sogenannte Corona-App am Start. Laut offizieller Berichterstattung ist es die beste der Welt. Sie soll die Infektionskette schon frühzeitig unterbrechen oder erst gar nicht entstehen lassen. So weit so gut. Bei meiner gestrigen Umfrage unter der Bevölkerung, musste ich feststellen, dass die Informationen zu der stark beworbenen Applikation, wie diese Apps vollständig heißen, noch lange nicht in der Breite angekommen sind. Auch haben sich nur wenige Menschen bisher intensiv damit beschäftigt. Mir fiel jedoch auf, dass zahlreiche Befragte die App als maßgebliche Bastion gegen eine Ansteckung mit dem COVID-19-Erreger betrachten. Im Klartext: Wer sie installiert hat, ist geschützt. Viele andere, genauer gesagt, der größere Teil, hat Bedenken wegen des Datenschutzes und misstraut den gegenteiligen Beteuerungen offizieller Stellen in hohem Maße. Die Menschen sind verunsichert, weil im Verlauf der Krise zu viel Experten oftmals in kürzester Zeit ihre eigenen Aussagen über den Haufen geworfen oder sich gegenseitig zu diskretisieren versucht haben. Wer will den Menschen jetzt übel nehmen, wenn sie mehr und intensiver dass hinterfragen, was sie selber nur mit ihrem klaren Verstand beurteilen können. In meinen folgenden Thesen, versuche auch ich logisch zu denken und will auf keinen Fall irgend jemanden davon abhalten, die „Bundes-Wunderwaffe“ gegen die Corona-App auf seinem Smartphone zu installieren.

Vielleicht noch mal zum Verständnis. Wenn ich diese App auf meinem Phone installiert habe, kommuniziert sie mit dem Phone meines Nachbarn, den ich unterwegs getroffen habe. Wenn der an Corona erkrankt, aber nicht oder noch nicht bei einem Gesundheitsamt erfasst ist, was passiert dann? Nichts, denke ich. Die App kann ja nicht riechen, ob der andere den Drecksack, wie Landrat Wolfgang Schuster das Virus nennt, eingefangen hat. Das heißt für mich im Klartext: Nur die App eines aktenkundig Erkrankten kann dies meiner App mitteilen. Dieser Mensch wäre aber eigentlich in Quarantäne. Wenn meine App ihn also außerhalb seiner Quarantäne-Behausung erwischt, wird er bestraft und auch ich gehe in Quarantäne. Die Dunkelziffer-Corona-Träger, also Menschen die erkrankt, aber noch nicht vom Gesundheitsamt erfasst sind, weilen weiterhin unerkannt unter uns. Keine noch so gute Corona-App kann sie aufspüren. Wenn das also so ist, dient dann die Corona-App vielleicht einzig der Überwachung der amtlich erfassten Kranken, die ihre Quarantäne-Anordnung ignorieren? Kann es auch sein, dass ich da total falsch liege. Man wird es mir sicher erklären.

Fest steht schon jetzt. Viele App-Installierer werden sich im „Schutze“ ihres Smartphones in Sicherheit wähnen und alle anderen Schutzmaßnahmen schleifen lassen. Eine gefährliche vermeintliche Sicherheit, die weitere Ausbrüche geradezu vorprogrammiert. Trotzdem und noch einmal: Ich rate niemandem von der Installation ab, nur absolut vertrauen sollte man ihr nicht. Das kann ins Auge gehen.

Zum Thema Datenschutz möchte ich lediglich einen Artikel aus dem Herborner Tageblatt von gestern wiedergeben. Darin ist, so glaube ich, vieles gesagt.

Was jedoch nicht gesagt und auch kaum woanders zu lesen ist, ist die Tatsache, dass sich die Apps zwar austauschen, aber nur wenn auf einer von ihnen oder auch auf beiden, Daten bezüglich einer Erkrankung gespeichert sind. Ansonsten geht das bildlich gesprochen so aus. Hi, ich bin die App 007, wer bist du? Ebenfalls Hi, ich bin die 008. Willst du mir was sagen? Nö, ich weiß nix. Ich auch nicht und Tschüss.

Strafen bei Missachtung der Quarantäne-Anordnung gefunden auf der heutigen Internetseite vom 1. Deutschen Fernsehen.

Der Verstoß gegen eine Quarantäne-Verordnung ist nach Angaben von Verwaltungsrechtsexperte Jost Hüttenbrink strafbar. Wie er im Interview mit dem „Spiegel“ erklärt, drohen bei Verstößen sogar bis zu zwei Jahre Freiheitsstrafe oder Geldstrafen, die sich aus Tagessätzen ergeben. Das besagt Paragraph 75 des Infektionsschutzgesetzes. Würde ein Betroffener durch einen Verstoß jemanden anstecken, könne er sich zudem wegen fahrlässiger Körperverletzung strafbar machen, so Hüttenbrink weiter.

Text und Foto: Siegfried Gerdau

Ode an den Hohen Westerwald

Der Westerwald ist für Kenner eine Landschaft, die ihren ganz besonderen Reiz hat. Wer hier ausgefallene Attraktionen sucht, wird enttäuscht sein.

Besonders der Hohe Westerwald zwischen Rennerod und Driedorf besticht durch seine Ruhe, eine beschauliche Schwermut und eine Kultur-Landschaft die zum Verweilen einlädt.

Während früher hier oben in Höhen zwischen 450 und 600 Meter über NN große Rinderherden weideten, lässt es sich heute wunderschön wandern und auch Radfahren.

Es gibt sie noch die großen Viehweiden und auf manchen grasen Rinderherden in weitgehend unberührter Natur. Der Rote Milan oder auch Gabelweihe, wegen seines gepfeilten Schwanzes so genannt, kreist über den weiten Flächen und bei schönem Wetter sieht man mehr von den stolzen Raubvögeln als irgendwo anders.

Zwischen Knoten, Höllkopf und Fuchskaute kann der Besucher, der die Ruhe dem hektischen Treiben der Touristenmetropolen vorzieht, zu sich selber finden. Wer mit offenen Augen und Herzen hinschaut, dem öffnet sich der Reiz der natürlichen Schönheiten in solchem Maße, dass die Gefühle überfließen.

Ein Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein, stahlblauem Himmel und grandiosen Wolkenformationen auf einer ehemaligen Viehweide kann ein unvergessenes Erlebnis nicht nur für Fotografen sein.

Die einzelnstehenden Büsche, das hohe Gras mit seinen vielen Lebewesen und dazu der sanfte Wind, der alles in Bewegung hält, laden ein zum Träumen und zum Vergessen der Alltagssorgen. Text und Fotos: Siegfried Gerdau   

Unvernunft, Dummheit oder Suizid verliebt?

Die Maßnahmen, um die Menschen vor dem Corona-Virus Covid-19 weitgehend zu schützen, werden Zug um Zug gelockert. Dennoch weisen die verantwortlichen Stellen der Bundesländer immer wieder daraufhin, dass Leichtsinn ein Wiederaufflammen der Pandemie hervorrufen kann. Es wird auch weiterhin das Tragen von Mund-und Nasen-Schutz angeraten und auch der Abstand von Mensch zu Mensch sollte mindestens 1,80 Zentimeter betragen. Während man zahlreiche Menschen sieht, die selbst alleine in ihren PKW oder auf einsamen Spaziergängen ihre Maske brav über Mund und Nase tragen, sieht man andernorts genau das Gegenteil davon.

Eben bekam ich einige Fotos und einen gar nicht so aufbauenden Erlebnisbericht von einem guten Freund. Er hält sich zurzeit zu einem Kuraufenthalt auf der Nordseeinsel Föhr auf und schreibt:

“ Wenn ich das Treiben rund herum so anschaue, mag ich nicht glauben, dass es immer noch eine Pandemie mit COVID-19 gibt. Die Menschen drängen sich zu hunderten durch die Straßen und vor den Geschäften und Gaststätten. Mund- und Nasenschutz ist in der Regel nicht vorhanden und Abstand hält so gut wie niemand. Den Hammer der Woche erlebte ich gestern am Eingang eines Restaurants, dass täglich von 11- 21 Uhr geöffnet hat. Ein Schild weist daraufhin, dass in den Wirtsräumen nur Menschen ohne Mundschutz gern gesehen sind. Nicht zu fassen und in der Hoffnung, dass das alles mal gut geht verbleibe ich Euer Freund.“

Da fehlen einem wirklich die Worte besonders dann, wenn man wie ich gerade erst die „Wiedergeburt“ eines guten Bekannten aus dem Corona-Koma erlebt hat. Der 50-Jährige wurde 14 Tage lang ins künstliche Koma gelegt und beatmet. Insgesamt dauerte sein Krankenhausaufenthalt vier Wochen. Jetzt kann er den linken Arm nicht mehr bewegen und hat kognitive Ausfallerscheinungen. Vielleicht sollten sich die Masken- und Abstandsverweigerer einmal auf diversen Krankenhausstationen umschauen. Aber leider ist das ja wegen der Ansteckungsgefahr nicht möglich.

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Nordseeinsel Föhr am 10. und 11. 2020

Nachzulesen auch bei Facebook unter Siegfried Gerdau

Die geheime Leidenschaft der Herborner Bürgermeisterin.

Herborns Bürgermeisterin Katja Gronau hat ein nicht alltägliches Hobby und das ist die Bienenzucht. Immer wenn es ihre knappe Zeit zulässt, verbringt sie die auf der Wiese unter den schönen Obstbäumen unweit ihres Hauses in Herborn-Guntersdorf.

Hobby-Imkerin Katja Gronau

Hier hat sich die 50-Jährige ein Refugium geschaffen, dass es ihr ermöglicht den Stress langer Sitzungstage und Verwaltungs-Aufgaben abzubauen. „Wer mit Bienen verantwortungsvoll umgehen will, muss dies mit äußerster Ruhe tun“, erklärt die ehemalige Kripobeamtin.

Die Bürgermeisterin im Interview mit Mike Marklov

Schon in ihrer Zeit als Polizistin habe sie sich ihrer Bienenzucht gewidmet und in den vielen Jahren immer wieder dazu gelernt. Zwischen 30 und 50 000 der Tierchen, die in hochsozialen Gemeinschaftsformen leben, werden von Katja Gronau betreut. HR-Radio-Reporter Mike Marklov will von der Bürgermeisterin wissen, wie es dazu gekommen sei, dass sie eigene Bienen habe.

file:///C:/Users/gerda/Desktop/Podcast_ Bürgermeisterin und Imkerin – in Herborn (15_30Uhr). _ hr4.de _ Podcast.html

„Ja, das kann ich ihnen gar nicht so genau sagen“, antwortet sie lachend und fügt hinzu: „Da war 2010/2011 so ein Gedanke, dass ich mehr über Bienen wissen wollte.“ Sie beschaffte sich Literatur, aber dadurch konnte sie sich nicht so informieren, wie sie es sich vorgestellt hatte.

Imkerei auf der grünen Wiese.

Sie wollte Praxiserfahrung sammeln und ein Bekannter, ebenfalls Imker, hat sie darin bestätigt es ihm gleichzutun. Reizvoll sei für sie gewesen, sich dadurch aktiv im Naturschutz betätigen zu können. Im folgenden Jahr musste sie allerdings feststellen, dass die Honigproduzentinnen richtig viel Arbeit machen. Beim Erzählen verliert sie sich im Fachchinesisch und muss immer wieder erklären was Entdeckeln, Honigwaben herausnehmen, Schleudern, Rühren bedeutet. Mit all diesen Tätigkeiten gehöre die Saison von Ende April bis Anfang August ihren Bienen.

Kontrolle muss sein

Es habe tatsächlich vom ersten Anlauf geklappt und das sei der Tatsache geschuldet, dass ein Bienenvolk zu den Naturvölkern gehöre und „wenn man die nicht ärgert kommen die ganz gut zurecht und sind vor allen Dingen friedlich.“ Ihr gebe die Arbeit mit diesen hochintelligenten Insekten einen freien Kopf. Vorrausetzung sei jedoch, dass sie vor dem Gang zum Bienenvolk ihren Stress ablege. „Wenn ich angespannt hingehe, merken die Bienen das sofort und reagieren entsprechend-auch mal aggressiv.“  Lachend gibt sie zu, dass sie das erste Mal, als sie diese Regel nicht beachtete, die volle Dröhnung abbekommen habe.

1. Lektion: Als Besucher nie die Einflugschneise verdecken.

In fünf Stöcken, ähnlich einem Mehrfamilienhaus leben Gronaus Tiere und die Nektar-Beschafferinnen unter ihnen kennen im Umkreis von drei Kilometer jede schmackhafte Blüte. Das ist Übrigens die Aufgabe einer bestimmten Kaste der weiblichen Bienen, die Männer auch Drohnen genannt stehen lediglich der Königin als Begatter zur Verfügung und da sie ansonsten nur unnütze Fresser sind, werden sie am Ende der Saison in die Wüste gejagt.

Die Drohne oder vom Imker nur Drohn genannt, hat keinen Stachel.

Jedes Volk habe nur eine Königin und die sorge unaufhörlich für Nachwuchs. Für dessen Aufzucht und Pflege seien wiederum die Arbeitsbienen zuständig, weiß die Hobby-Imkerin. „Der Sozialstaat der Bienen ist eine Demokratie, in dem die Macht ausschließlich vom Bienenvolk und nicht von der Königin ausgeht“, erklärt die Guntersdorferin.  

Die Königin ist auch in Gronaus Stock mit einem Farbpunkt gekennzeichnet.

Das Volk entscheidet -ausgenommen der Drohnen- darüber ob sie ihre Königin behalten, verjagen oder sogar töten will. Wenn diese nicht in der Lage ist den notwendigen Nachwuchs zu produzieren, hat sie ihre Position verwirkt und das Volk züchtet sich eine neue. In diesem Zusammenhang ist es auch kein Imkerlatein, dass die Bienen perfekt miteinander kommunizieren.

Gut sind die Larven in den sechseckigen Waben zu erkennen.
Ganz rechts schlüpft gerade eine Biene
In der Bildmitte die Biene mit den auf dem Rücken gefalteten Flügel ist gerade geschlüpft.

Die Aufgabenhierarchie ist ebenfalls im Staat klar geregelt. Kaum geschlüpft, muss die Biene Putzaufgaben in den von ihren Vorgängerinnen perfekt konstruierten sechseckigen Waben übernehmen und füttert danach die Brut. Das Gleiche gilt für ihren Aufstieg als Wächterinnen, Wachsproduzentinnen, Nektarsammlerin oder sogar als Produzentin der Königinnennahrung, dem Gelee Royal. Die Königin- die von den Imkern meist mit einem Farbpunkt gekennzeichnet wird- wiederum entscheidet sich bei der Eiablage für eine Drohne oder eine Biene. Dazu misst sie mit ihren Fühlern die Waben aus. Diese sind für die Bienen rund fünf und die für Drohen sechs Millimeter im Durchmesser. „Drei, fünf, acht, Königin gemacht, bedeutet drei Tage Ei, fünf Tage Larve und acht Tage in der Puppe bis zur Reifung und die Königin schlüpft“, doziert Katja Gronau. Bei der Biene dauert es 21 Tagen und der Drohn braucht 24 Tage um das Licht der Welt zu erblicken, ergänzt sie das Gesagte.

Was für den Mensch ein gnadenloses Gewimmel ist, hat im Bienenvolk eine sinnvolle Ordnung.

Man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass die Züchterin Respekt vor den Tieren hat. Daraufhin angesprochen meint sie: „Wenn man mit Tieren als auch mit Menschen arbeitet muss man Respekt haben, sonst hat man es nicht verdient“, so ihre einfache Erklärung. „Wer profitiert eigentlich am Ende von ihrem Wirken, will der Rundfunkmann wissen. „Die Biene und die Natur“, antwortet Gronau wie aus der Pistole geschossen.

Als Imker könne man nichts verdienen, gleichwohl sie ihren Honig gerne veräußert. Die Einnahmen flössen den Tieren wieder zu, sei es für die Winterfütterung, den Bau und die Instandhaltung der Kästen und so weiter. Der Aufenthalt beim Bienenvolk war im Übrigen wenig spektakulär. Gut behütet und mit der entsprechenden Schutzkleidung ausgestattet konnten wir uns ganz nah an den Bienenkästen bewegen.

Wenn man richtig mit ihnen umgeht, lassen sich die possierlichen Tierchen nicht stören.

Auch als Katja Gronau die Kästen öffnete und einzelne Rahmen herausnahm, blieben die Tiere auffallend friedlich. Sie spürten offenbar, dass ihnen keine Gefahr droht. Sogar einige Kostproben des edlen Honigs aus den Waben mit den bloßen Fingern entnommen, akzeptierten sie. Meine Hochachtung vor diesen Lebewesen war schon immer groß, jetzt ist sie ins Uferlose gewachsen. Text und Fotos: Siegfried Gerdau

BESORGNISERREGENDE STUDIE

In 4400 Gemeinden droht Lokalzeitungen das Aus

Dieser „Netz-Fund“ hat mich dazu bewogen, zu einem Thema Stellung zu nehmen, welches mir persönlich aus den unterschiedlichsten Gründen am Herzen liegt. Nachfolgend gebe ich das wieder, was Christian Erhardt zum Thema Lokal- und Tageszeitung zu Papier gebracht hat. Was mich besonders freut, ist die Tatsache, dass einige Facebook-User in ihren Kommentaren sehr konkret dazu Stellung bezogen haben.

VON CHRISTIAN ERHARDT

Chefredakteur | KOMMUNAL

9. JUNI 2020

Die Lokalzeitung vor Ort ist auch für Kommunalpolitiker und Rathäuser häufig neben dem Amtsblatt die einzige Möglichkeit, sich und seine Kommunalpolitik vor Ort zu erklären. Eine neue Studie sagt nun, dass die Lokalzeitungen in 40 Prozent aller Kommunen in Deutschland schon in fünf Jahren nicht mehr wirtschaftlich sein werden. In 4400 Gemeinden droht somit das Sterben der Lokalzeitungen. Welche Auswirkungen das hätte, zeigen verschiedene Studien.

Die Lokalzeitungen in Deutschland geraten seit wenigen Jahren in eine enorme Schieflage. Waren im Jahr 2014 noch in allen 11.000 deutschen Gemeinden Lokalzeitungen betriebswirtschaftlich zustellbar, ist dies heute schon in 720 Gemeinden nicht mehr der Fall. Laut Studie des Bundesverbandes Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) können in diesen Gemeinden die Verlagshäuser die Bürger nicht mehr zu betriebswirtschaftlich sinnvollen Konditionen mit Abos beliefern. Und die Prognose für die Lokalzeitungen sieht düster aus: Bis zum Jahr 2020 soll der Versorgungsengpass 4400 Kommunen betreffen – also rund 40 Prozent aller Städte und Gemeinden in Deutschland.

Warum kommt die Lokalzeitung nicht einfach digital daher?

Viele Verlagshäuser bemühen sich bereits, digitale Angebote vorzuhalten. Hier tun sich laut Zeitungsverlegerverband aber zwei Probleme auf. Erstens: Durch die gleichzeitig sinkende Zahl der Abonnenten ist auch dieses Modell oft nicht wirtschaftlich. Denn immer mehr Leser weichen auf kostenfreie Angebote im Netz aus, verzichten im Zweifel auf eine lokale Berichterstattung. Zudem rechnet der Verband vor, dass es mit Blick auf digitale Bezahlangebote eine Übergangslücke von mindestens fünf Jahren gibt. Das bedeutete, frühestens fünf Jahre nach der Umstellung auf „digital“ greife das Geschäftsmodell. Eine Zeit, die viele Verlage nicht überstehen würden, so der Verband.

Zweites Problem: Vor allem Ältere Leser sind nicht bereit und in der Lage, von der gedruckten auf die digitale Version umzustellen. Das laufe schon deshalb ins Leere, weil es bis heute in Deutschland vielerorts „an der notwendigen Netzabdeckung mangele“, so ein Sprecher.

Der Verband fordert deshalb eine Förderung bei den Zustellkosten. Diese belaufen sich deutschlandweit pro Jahr auf fast 1,4 Milliarden Euro – Tendenz stark steigend. Hier waren die Kosten mit der Einführung des Mindestlohns bereits deutlich gestiegen. In den nächsten fünf Jahren dürften die Zustellkosten auf rund 1,8 Milliarden Euro steigen. Im Gegenzug sinken die Werbeeinnahmen der Verlage seit Jahren. Die Coronakrise habe die Situation nun noch drastisch verschärft. Die Kosten für das Austragen einer Lokalzeitung belaufen sich im Moment auf durchschnittlich gut 45 Cent. Der Bund hat bereits eine Förderung bei der Zustellung beschlossen.- knapp ein Cent pro ausgetragenem Zeitungsexemplar. Das reiche jedoch nicht – der Verband verweist auf die Förderung der Computer- und Filmindustrie, in dem Bereich sei die Förderung 22 Mal so hoch, wie es für die Unterstützung der Zeitungszustellung vorgesehen sei.

Studien weisen Zusammenhang zwischen Sterben der Lokalzeitungen und Bedrohung der Demokratie nach

Inzwischen gibt es mehrere anerkannte Studien, die einen klaren Zusammenhang zwischen dem Sterben der Lokalzeitung vor Ort und der Wahlbeteiligung vor Ort sehen. KOMMUNAL hatte in einem Leitartikel bereits vor über einem Jahr ausführlich eine Studie aus der Schweiz zu dem Thema vorgestellt. Den Beitrag können Sie HIER noch einmal in Ruhe lesen.

Schon etwas älter, aber nicht weniger aktuell und dramatisch ist eine empirische Studie aus den USA. Zwei Forschern war es dort gelungen, einen klaren Zusammenhang zwischen dem Zeitungssterben und dem politischen Leben in einer Region herzustellen. Die Princeton-Wissenschaftler untersuchten dazu ein Gebiet im US-Bundesstaat Kentucky.

In der Region wurde im Jahr 2007 die Tageszeitung „Cincinatti Post“ eingestellt. somit gab es in der Region ab dem Zeitpunkt nur noch eine Tageszeitung, nämlich den „Cincinnati Enquier“. Die Forscher stellten fest, dass diese sich mit einigen Orten des Veröffentlichungsgebietes weniger stark beschäftigte, als zuvor die „Post“. In genau diesen Orten ging die Wahlbeteiligung in den darauffolgenden Jahren spürbar zurück, in den anderen Orten bei weitem nicht so stark. Die Ergebnisse wurden Jahre später durch eine Langzeituntersuchung durch Wissenschaftler aus Havard und Chicago ebenfalls bestätigt. Die Wahlbeteiligung sank auch langfristig deutlich.

Auch Politikwissenschaftler im deutschsprachigen Raum weisen Zusammenhang zwischen Lokalzeitungen und Wahlbeteiligung nach

Der Politikwissenschaftler Daniel Kübler von der Universität Zürich hat im vergangenen Jahr eine ähnliche Studie in der Schweiz durchgeführt. Die Uni hat gut 400 Gemeinden in der Schweiz untersucht. und die dortige Kongruenz des lokalen Zeitungsmarktes untersucht. Das heißt, inwiefern der Markt der Lokalzeitungen einem Raum entspricht, etwa einer oder mehrerer Wahlgemeinden. Im Interview mit dem Fachmagazin Drehscheibe beschreibt Kübler die Studie wie folgt: „Wenn alle Leser der im Verbreitungsgebiet erscheinenden Zeitungen auch im Verbreitungsgebiet leben, ist die Kongruenz gleich eins. Wenn keiner der Leser der Zeitung im Verbreitungsgebiet lebt, ist die Kongruenz gleich null. Empirisch liegt der Wert immer irgendwo dazwischen. Man kann aber davon ausgehen, dass eine höhere Kongruenz dazu führt, dass Medien über politische Ereignisse in diesem Raum berichten. Was wiederum zu einer höheren Wahlbeteiligung führt.“

Im Ergebnis fand er heraus: Wenn sich ein Einzugsgebiet einer Lokalzeitung geografisch erhöht und somit weniger aus den einzelnen Gemeinden berichtet wird, führt das zu einer De-Lokalisierung und zu einer Ent-Öffentlichung des Lokalen. Die Folgen beschreibt Kübler wie folgt: „Es würde zu einer Entfremdung zwischen Gemeindepolitik und Bevölkerung kommen. Letztens wurde ich gefragt, ob das für die Gemeindepolitiker nicht auch angenehm wäre – schließlich würde niemand mehr kritisch über sie berichten. Aber diese Sichtweise ist falsch. Weil die Politik mit der Bevölkerung abgestimmt sein muss. Wenn sie es nicht ist, kann es sein, dass Politiker etwas beschließen, das völlig gegen die Interessen der Bevölkerung gerichtet ist. Dann kann es zu Protesten kommen. Die Politik würde so unberechenbar, das wäre auch für die Behörden ein Problem.“

Die Uni Zürich liefert zudem einen Grund, warum die Digitalisierung der Lokalzeitungen wirtschaftlich – mal abgesehen von der Zahl der Abos – wenig erfolgreich ist: „Je kleiner der Markt, desto schwieriger ist es. Früher haben lokale Medien davon profitiert, dass Unternehmen aus der Region auf ihren Seiten Anzeigen geschaltet haben. Heute ist das entkoppelt. Sie können den Guardian oder die New York Times lesen und bekommen dabei Werbung für ihren lokalen Metzger angezeigt. Die neuen Möglichkeiten der Online-Werbung haben den klassischen Werbemodellen den Boden entzogen, besonders im Lokaljournalismus.“

Zeitungssterben bedroht lokale Demokratie

Je weniger die Medien über lokale Politik berichten, desto geringer ist die Wahlbeteiligung – das zeigt eine neue Studie. Was tun? Ein Kommentar!

Zeitungssterben führt auch zum „Kampf“ gegen Amtsblätter vieler Kommunen

Je stärker die Lokalzeitungen unter Druck geraten, desto härter gehen die Verlage übrigens auch gegen Kommunen vor, die versuchen, diese Lücke der Berichterstattung in immer größeren Einzugsgebieten zu schließen. Immer häufiger kommt es zu Klagen gegen Amtsblätter der Kommunen, wenn diese „journalistische Berichterstattung“ betrieben oder Anzeigen in ihren Lokalzeitungen veröffentlichen. Beides ist in der Tat rechtlich nicht erlaubt. Amtsblätter dürfen nicht „journalistisch“ berichten und auch Anzeigen sind maximal in einem sehr eng gefassten Rahmen erlaubt. Was rechtlich zulässig ist und was nicht, darüber haben wir bei KOMMUNAL mehrfach ausführlich berichtet, unter anderem in einem Audio-Podcast mit dem Deutschlandfunk, den Sie HIER Nachhören können.

Meine persönliche Meinung zum Thema:

Die Entscheidung ob Zeitung bleibt oder nicht, trifft alleine der Bürger. Wer jedoch glaubt der Gegenwert von fünf Päckchen Zigaretten im Monat sei für eine Tageszeitung zuviel, braucht sich nicht zu beschweren, wenn er in absehbarer Zeit keine Informationen aus seinem Umfeld mehr erhält. Sicherlich gibt es auch noch andere Faktoren,  die an der Existenz der gedruckten Medien nagen. Zeitung ist jedoch auch ein Kulturgut und wer darauf Wert legt, sollte sich wirklich überlegen, ob er dies wegen ein paar Euro im Monat aufs Spiel setzen möchte. Das große Sterben der Lokalzeitungen wird sich rasant beschleunigen – das dies ist eine Gefahr für die lokale Demokratie, zeigen Studien

Kommentare

Anna-Lena Wallenfels

Wenn ja wenigstens noch was Lokales drin stehen würde. Das hat so sehr nachgelassen und es geht fast nur noch ums Weltgeschehen (was natürlich nicht weniger wichtig ist). Das ist bei vielen Leuten die ich kenne der Grund, dass sie keine Tageszeitung mehr wollen.

 · Antworten · 19 Std. ·

Anke

Das ist wie mit so vielem was Kultur betrifft – immer eine Frage des Geldbeutels. Und die Armut in Deutschland wächst leider unaufhaltsam, da überlegt man dreimal ob man eine Zeitung kauft. Zumal der Lokalteil wirklich den geringsten Teil der „lokalen“ Zeitung ausmacht.

 · Antworten · 19 Std.

Helga Krell

Ich kämpfe auch schon geraume Zeit mit mir und dem Gedanken die Zeitung ab zu bestellen. 42.80€ ist viel für das Wenige im Lokalteil und die Todesanzeige. Die aktuellen Weltnachrichten habe ich bereits am Abend zuvor im TV gesehen. Sport interessiert mich nur wenn es den heimischen Raum betrifft. Also, was bleibt? 🤷‍♂️Warum kommt auch der Herborner Anzeiger nicht mehr mit der Zeitung? Wenn ich ihn erhalten will bin ich gezwungen den ganzen Reklamemist von Kompakt dazu zu nehmen. 😫

 · Antworten · 18 Std.

Birgit Weigel-Rodius

Für mich gehört meine Tageszeitung unbedingt dazu. Ich kann‘s mir gar nicht anders vorstellen. Auch wenn sie natürlich besser war, als ich noch dort gearbeitet habe😂. Wenn man allerdings als Jounalist für seine Mitarbeit heute noch genauso mies bezahlt wird wie vor 30 Jahren, können keine schönen Geschichten entstehen. Trotzdem bleib ich dem Ding treu bis zum Untergang. Mitarbeiten werde ich zum Selbstkostenpreis nicht mehr. Schade, Ideen hatte ich viele …

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Jürgen Heckmann

Wie immer, auf den Inhalt kommt es an. Leider ist gerade das Herborner Tagblatt ein gutes Beispiel für die Veränderung einer Tageszeitung, wenn Hauptentscheidungsträger sehr weit weg vom Puls der Leser sind. Die Samstag-Sontag Ausgabe hat gefühlt 5% lokalen Anteil am Gesamtumfang. Dann kommt ein fetter Teil Ratgeber, Krankheit und Kultur, dann die Einnahmequelle (wichtig sonst wäre eine Tageszeitung noch teurer) dann noch viel Internationales, alt weil von gestern (Nachteil einer Zeitung). Alles nicht mehr so prickelnd.

Ich hänge aber an meiner Zeitung. Morgens mit einer guten Tasse Kaffee in Ruhe Zeitung lesen (dafür stehe ich auch früher auf) ist kult.

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Peter Heidrich

Ich brauche auch meine Tageszeitung. Ich bin an den Edersee gezogen und bekomme die Waldecker Zeitung in Papier und das Herborner Tageblatt als E-Paper. Ich möchte auch weiter teilhaben an den Herborner Nachrichten. Zeitung ist ein wichtiges Kulturgut.

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Hans-Dieter Wieden

Lieber Siggi, da muss ich Dir recht geben. Man gibt soviel unnötig Geld für Dinge aus, die man nicht braucht. Die Zeitung, ob in Papier oder digital gehört zur Heimat. Außerdem brauche ich das Herborner Tageblatt allein schon um Deine tollen Bilder zu sehen.

 · Antworten · 17 Std.

Lukas Philipp Winkler

Ist nicht nur eine Frage des Geldbeutels. Unsere Zeitungsgruppe sorgt leider mit vielen Entscheidungen, die in Mainz getroffen werden, dafür, dass Leser unzufrieden werden. Das Herborner Zeitungshaus ist dicht. War eine frequentierte Anlaufstelle inmitten der Altstadt. Ich freue mich jede Woche auf Deine Unfrage, lieber Siggi. Allerdings finde ich es furchtbar, dass Vereine und Parteien seit Jahren zu Veranstaltungen einladen und einfach niemand von der Presse anwesend ist. Danach nehmen wir uns die Zeit, eigene Artikel zu verfassen, die dann entweder verkürzt, nach langem Bitten und Betteln oder häufig einfach gar nicht veröffentlicht werden.

Ich fand es schon sehr schade, dass die heimische Presse beim Besuch des Kanzleramtsministers am 1. Februar in Seelbach mit über 80 Gästen nicht anwesend war und der Artikel erst auf mehrfache Nachfrage Ende Februar veröffentlicht wurde. So etwas macht einfach unzufrieden.

 · Antworten · 16 Std.

Siegfried Gerdau

Ich bin sehr froh über diese sehr nachdenkenswerten Kommentare. Hoffentlich erreichen sie die zuständigen Stellen. Ich hoffe auf weitere Zuschriften zum Thema.

 · Antworten · 13 Std.

Carsten Geiß-Preuschoff

Ich kann mich Lukas Philipp Winkler nur anschließen! Die regionalen Nachrichten haben stark nachgelassen, Vereine fallen völlig „hinten runter“, Berichterstattung über Veranstaltungen derselben ebenso oder werden lieblos irgendwie „abgefrühstückt“. Eine richtige kulturelle Besprechung z.b. von Vereinskonzerten findet gar nicht statt. So kommt es, dass die Zeitung sogar Schuld ist am kulturellen Einerlei: Beispiel des Wirkkreislaufs anhand der Chorszene der Region: es gibt rund 60 Chöre in der Gegend Haiger-Dillenburg-Herborn. Davon sind einige aktiver, andere nicht, einige „besser“, andere legen andere Schwerpunkte. Das merkt man deren Auftritten auch an. Das soll nicht wertend gemeint sein. Wenn nun bei Konzerten seit Jahren nur das Programmheft mit verbindenden Worten abgeschrieben wird oder der Verein schreibt den Artikel selbst, ist natürlich die Besprechung des Konzerts nicht vorhanden. Das merken irgendwann auch die Leser und lesen es nicht mehr. Das wiederum merken die Redaktionen und drucken es nicht mehr mit der Begründung, es interessiere ja niemanden (selbst wörtlich so gehört!). Also erscheinen Chöre nicht mehr in der Zeitung und rücken in der Wahrnehmung der Leute stark nach hinten, es gehen weniger leute zu Konzerten oder nehmen Erfolge wie Wettbewerbsteilnahmen usw wahr. So kommt es, dass die Haltung der Zeitung zum Niedergang der Kulturszene beiträgt, das frustriert, nimmt die aktiven und deren Anhang nicht unbedingt für die Zeitung ein. Siggi, du hast uns selbst gehört, es kann nicht sein, dass ein Großteil der Leute gar nicht weiß, dass wir – ohne zu übertreiben – hessenweit zu den besten Chören zählen! Das ist auch ein „Verdienst“ der Zeitung…

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Ralf Triesch

Das waren noch Zeiten 😅

Herz der Provence

Im Herzen der Provence I

 

Eine der schönsten und liebreizenden Gegenden, die ich in meinem bisherigen Leben besucht habe, ist zweifelsohne die Provence. Ohne COVID- 19 wäre ich jetzt auch dort wieder unterwegs und würde die Seele baumeln lassen, gut Essen und Trinken und vor allem immer wieder fotografieren.

Das Schöne ist immer bizarr

Wenn ich von der Provence spreche, meine ich nicht den Küstenabschnitt Cote d´Azur am Mittelmeer. Die Heimat des „Homme de Provence“ ist ganz grob umrissen: Cavaillon im Westen, St-Saturnin-les-Apt im Norden, Manosque im Osten und Pertuis im Süden. Hier ist man Frankreich und den Franzosen am nächsten oder fühlt es zumindest so.

Wochenendhaus im Luberon in der Hautes Prairies. Im Hintergrund rechts der „le Tour du Luberon“

Auch der provenzalische Dialekt ist uns Deutschen vielleicht deshalb so sympathisch, weil er den hochfranzösischen Ohren immer ein wenig weh tut. Verstehen tun ihn Franzosen und auch Deutsche nie so ganz richtig, aber das haben Dialekte, wenn sie akkurat gesprochen werden, ja so an sich. Was ist denn nun der eigentliche Reiz einer Gegend, die weder Strände noch Ballermänner hat? Schwer zu beschreiben. Man muss die Provence erfahren und mit allen Sinnen erleben. Angefangen beim Klima, dem Licht, den Farben und natürlich der Lebensfreude und dem „savoir vivre“, dem Wissen zu leben.

Cucuron

Wir Deutschen leben, um zu arbeiten unsere Nachbarn hingegen arbeiten um zu leben, heißt ein Spruch, der viel Wahrheit enthält und dennoch eher ein Klischee ist.

Frühstück im Café Gabi in Loumarin

Die Provence ist keine Gegend die man in der Hochsaison bereist. Dann ist es voll, sehr heiß und auch der Service leidet darunter. Auch die Preise sind dem Ansturm angepasst. Am besten reist man im französischen Frühjahr oder im Herbst bis Ende September. Welcher Jahreszeit ich den Vorzug gebe habe ich in den langen 40 Reisejahren zu unseren französischen Nachbarn noch nicht herausgefunden. Einzig die Lavendelblüte im Ende Mai/Juni ist mir in all den Jahren fast immer durch die Lappen gegangen.

Die kultivierten Reichen und Schönen haben die Traumlandschaft schon lange für sich entdeckt. Sie sind da, wohnen in wunderschön restaurierten Häusern, aber Protz ist selten anzutreffen. Alles passt in die Landschaft und so leben Otto-Normalverbraucher und Millionär eher in einer guten Symbiose.

Centre Ville Loumarin (Café Gabi am Place Ormeau)

Franzosen gehen gerne essen und das bevorzugt an den Wochenenden. Also sind Plätze in guten Restaurants nur mit Reservierung zu haben. Diese sogenannten guten Restaurants sind nicht immer auf den ersten oder zweiten Blick von außen erkennbar. Da hilft schon eher die Speisekarte mit oft den sehr gepflegten Preisen weiter.

Déjeuner in Pertuis

Dass die Gallier sich nur von Schnecken ernähren stimmt übrigens so wenig, wie es die deutschen Sauerkrautesser gibt. Davon abgesehen sind Schnecken und besonders die Saucen dazu sehr lecker.

Ockerfelsen bei Roussilion

Ein weiteres Vorurteil, welches in der Regel von durchrasenden Spanienurlauber gepflegt wird, ist das Märchen vom unsauberen Land, baufälligen Häusern und verrosteten Autos. Alles Käse, und den essen die Franzosen liebend gerne. Er fehlt bei keinem Nachtisch. Bei mehr als 200 Käsesorten aller Geschmacksrichtung kein Wunder.

Bories bei Saignon

Was den Individualreisenden, ob mit PKW oder Wohnmobil, interessieren dürfte. Ich habe in den letzten Jahren nirgendwo so viele Radareinrichtungen gesehen. Erleben möchte ich sie nicht, denn die Bußgelder in Frankreich sind für unsere Verhältnisse dramatisch hoch. In geschlossenen Ortschaften Tempo 50. Auf Landstraßen 80 und auf den „Route Nationale“ ist 90 (bei vier Spuren 110) angesagt. Die meist mautpflichtigen Autobahnen begrenzen bei Tempo 130. Die große Mehrheit der französischen Autofahrer hält sich daran und die meisten sind sehr rücksichtsvolle und höfliche Zeitgenossen. In großen Städten mag das anders sein, aber hirnlose Raser findet man auf der Autoroute sicher selten. Handy am Ohr kostet in Frankreich 135 Euro. Bei Alkohol reagiert die Gendarmerie Nationale sehr empfindlich. Unter 0,5 Promille bis 0,8 kostet es 135 Euro Strafe, ab 0,8 drohen zwei Jahre Gefängnis und ein Bußgeld von 4 500 Euro. Ein Atem-Alkoholtester leistet da oft gute Dienste um das Risiko nach einem schönen Abend einschätzen zu können. Apropos: Ein Kfz-Schutzbrief wird beim Frankreich-Urlaub empfohlen.

Von Montfuron ein Blick auf die französischen Alpen

Fazit: Man sollte sich aber nicht von Dingen schrecken lassen, die man selber herbeiführt und demzufolge auch unterlassen kann. Frankreich ist ein tolles Urlaubsland und wer immer noch glaubt es gäbe Deutschen gegenüber Ressentiments hat sich möglicherweise selber in seinem schlechtesten Licht dargestellt und dabei als Deutscher geoutet.

Der provencale Reichtum an Duft und Farbe ist der im Juni/Juli blühende Lavendel

Vive la France und ich liebe es, aber ganz besonders die Provence. Text und Fotos: Siegfried Gerdau  

Demnächst: Im Herzen der Provence II