Alles in Ordnung im Land?

Von Siegfried Gerdau

Ob politisch oder nicht, die Gesellschaft respektive der Staat, kann nicht zulassen, dass seine Exekutivkräfte derart vorgeführt werden. Es ist ja leider kein Einzelfall, sondern fast schon so etwas wie Normalität. Stuttgart ist ein Fanal und wenn spätestens nicht jetzt ein Umdenken in Politik und anderen Führungskreisen stattfindet, ist der „Macht der Straße“ Tür und Tor geöffnet. Allen Beschwichtigungs- und Relativierungsversuchen zum Trotze nimmt eine gesellschaftliche Entwicklung Überhand, vor der seit Jahren immer wieder gewarnt wird. Dem haben Ordnungs-und Sicherheitskräfte bisher nur wenig entgegenzusetzen. Alle Deeskalationsversuche verpuffen Angesichts roher Gewalt, die nur Kaputtmachen und Verletzen oder gar Töten im Sinne hat. Anders als in den 1968er Jahren, als der Mob mit dem Ruf „Macht kaputt was euch kaputt macht“ durch die Straßen zog, fehlt den heutigen Randalierern das politische Konzept. Das Ergebnis ist jedoch für den Gewerbetreibenden in den betroffenen Vierteln, der vor den Trümmern seiner Existenz steht, dass Gleiche.

Vereidigung junger Kommissar-Anwärterinnen und Kommissare auf dem Herborner Hessentag 2016

Auch die Polizisten, meist junge Menschen, die auf Auseinandersetzungen mit zivilisierten Menschen geschult wurden, stehen diesen archaischen Gewaltorgien recht hilflos gegenüber. Das ist nicht, überhaupt nicht ihre Schuld. Alleine die hilflosen Versuche bestimmter Kreise, im Nachhinein die Schläger und Zerstörer nach Hautfarben und Staatszugehörigkeit zu sortieren, zeigt wie wenig man begriffen hat, um was es letztlich geht.

Es ist nicht das Ventil einer angeblich unterdrückten Rasse, Klasse oder was auch immer für eine Gruppierung. Die Menschen die in Stuttgart plündernd, grölend und draufschlagend unterwegs waren, sind ebenso in Berlin oder anderswo anzutreffen. Ihnen geht es darum ihr Verständnis von „Party oder Events“ zu realisieren. Es sind nicht die Entrechteten und Ausgestoßenen der Gesellschaft. Im Gegenteil. Unsere Gesellschaft investiert sehr viel Geld und Kraft in deren Integration und steht einer solchen Fehlentwicklung relativ ratlos gegenüber. Nein es waren nicht die Flüchtlinge oder wie man die Einwanderer immer bezeichnen will. Es waren mit Masse die, die schon länger in unserem Land leben und teilweise auch die Staatsbürgerschaft der Bundesrepublik besitzen.

Sich jetzt an runden Tischen hinzusetzen und endlos zu diskutieren, was da beim Pampern falsch gelaufen ist, bringt kurz und mittelfristig nicht viel. Was sich da scheinbar ungeordnet in den Straßen zusammengerottet hat, ist mit Handauflegen und gutem Zureden nicht zu zivilisieren. Hier müssen die Exekutivorgane und deren Vordenker ihre „Umgangsformen“ ändern. Es kann nicht sein, dass sich die Polizei darauf beschränken muss ihre Haut in Sicherheit zu bringen. Sie muss das System, unsere auf demokratischen Prinzipien basierende Gesellschaft schützen und natürlich Elemente, ob politisch motiviert oder nicht, zur Raison bringen. Was in den Großstädten schon lange aus dem Ruder gelaufen ist, macht sich jetzt auch in kleineren Kommunen breit. Die Bevölkerung ob Netz-oder medieninformiert bekommt häppchenweise fast täglich Gewalttaten, Einbruch und Diebstahl serviert.

Beschwichtiger weisen gebetsmühlenhaft darauf hin, dass dies schon immer so gewesen sei. Früher sei man lediglich weniger informiert worden. Völlig egal. Die alte Dame, der die Handtasche entrissen wurde, der Bürger der schlichtend in eine Auseinandersetzung eingreifen wollte und dies fast mit seinem Leben bezahlt hätte, oder Otto Normalverbraucher, der mit einem Einbruch in sein privatestes Umfeld leben muss, sieht das sicher ein wenig realer. Immer wieder wird dabei sortiert, wer denn für die Missetaten verantwortlich ist. War es ein Mensch „aus dem Süden“, wie Medienschaffende gerne titulieren, einer aus Osteuropa oder sonst wo auf der Welt geboren. Dem Betroffenen ist es gleichgültig und dennoch begreift er nicht, dass Menschen, denen Deutschland Schutz, Geld und Unterkunft gewährt überhaupt solche Taten begehen. Er begreift nicht, dass Menschen aus vielen Ländern rund um den Globus (O-Ton einer Stuttgarter Polizei-Führungskraft) auf die Straßen gehen und das zerstören, was andere wiederaufbauen und bezahlen müssen. Er begreift nicht, dass es Richter gibt, die mit den geringsten Strafen wie Bewährung und Ermahnungen solche Kapitalverbrechen sühnen wollen. Er begreift nicht, dass er, der sich an Recht und Gesetz hält und brav seine Steuern abdrückt, von den gleichen Richtern unnachsichtig bei den kleinsten Verstößen gegen das Strafgesetz an den Hammelbeinen gezogen wird. Er begreift nicht, dass wenn er seine Bedenken offen zum Ausdruck bringt, man ihn der Hetze bezichtigt oder gar als Radikaler abstempelt.

Er begreift aber spätestens nach den Ausschreitungen der vergangenen Sonntagnacht, dass etwas in unserem Lande passiert, mit dem die Staatsorgane nicht fertig werden. Nicht er, sondern Teile der Bevölkerung radikalisieren sich immer stärker und rütteln an den Grundfesten unserer staatlichen Ordnung. Wenn der Stuttgarter Polizeichef erst gestern erklärt, dass er in seinen 46 Dienstjahren eine solche Gewalt noch nicht erlebt hat, ist das nicht besonders hilfreich und der fassungslose Bürger fühlt sich sehr alleine gelassen. Sein Freund und Helfer hat offensichtlich mit sich selber so viel zu tun, dass er keine Kapazitäten mehr für seine eigentliche Aufgabe frei hat. Der Verfassungsschutz ganz lapidar in Welt online: Man halte es für möglich, dass sich terroristische Strukturen im Linksextremismus herausbilden. „Die Gewaltbereitschaft bis zur gezielten Tötung steigt“ titelte dazu die Welt online am 21.Juni 2020. Haben die klardenkenden Politiker im Lande noch die Kraft sich gegen die zerstörerischen Wirrköpfe in den eigenen Reihen durchzusetzen? Ich hoffe es für unser Land, seinen vielen gesetzestreuen Bürgern, egal welcher Hautfarbe und im Interesse unserer Nachkommen.

2 Gedanken zu „Alles in Ordnung im Land?

  • 22. Juni 2020 um 12:33 Uhr
    Permalink

    Alles richtig, was du schreibst.
    Für mein Teil gibt es zu viel Weltverbesserer, Gutmenschen, keine Ahnung wie man sie noch beschreiben kann, die die Welt nicht sehen wie sie ist und darüber hinaus ist denen auch scheißegal, was mit denen passiert, die dann in der ersten Reihe stehen. Utopia ist halt nicht! Darwin, Hauen und Stechen, dass ist die Wahrheit, ein genetischer Code, der Leben erst möglich gemacht hat, tausende von Jahren erprobt und verfeinert. Das ist halt so, mir ist auch egal woher die Bande kommt. Die volle Härte des Gesetzes, absoluter Rückhalt für die Polizei, Hilfe für Betroffene und ein dicker Knüppel zwischen die Augen. So sehe ich es und es entspricht unserem Wesen.

    Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert