Forensik in Not-Psychiatrien überfüllt

Von Siegfried Gerdau

Eine Rentnerin fährt mit ihrem kleinen, alten Auto zum Briefkasten in der Nähe einer Psychiatrie und will gerade aussteigen. Plötzlich tauch ein Mann mit einem dicken Stein in der Hand vor dem Auto auf und traktiert die Windschutzscheibe solange bis die total zerdeppert ist. Die Rentnerin vor Schreck wie gelähmt, steigt aus und fragt den Mann voller Entsetzen „Was machen sie denn da?“ Der ruft nur „Polizei“ und sie sagt ihm, dass dies genau ihre Absicht sei. Die Ordnungshüter treffen ein und „diagnostizieren“ vor Ort eine psychische Störung bei dem Mann. Die Folge, er wird in der nahen Einrichtung abgeliefert. Die Frau bleibt Übrigens auf ihrem Schaden sitzen. Täglich hört man von Vorfällen dieser oder ähnlicher Art und fast immer den Satz, „der oder die Täter wurden wegen Verdacht auf psychische Störungen in eine Psychiatrie eingeliefert.“

Dem unbeteiligten und unbedarften Bürger drängt sich der Verdacht auf, dass es fast nur noch Täter mit psychischen Störungen gibt und die Gefängnisse demzufolge eigentlich leer stehen müssten.    

Nun schlägt auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Träger Psychiatrischer Krankenhäuser (BAG Psychiatrie) Alarm:

„Die anhaltende und weiter steigende Überbelegung der Maßregelvollzugskliniken belastet Patienten und Mitarbeiter gleichermaßen“, erklärt der BAG-Psychiatrie-Vorsitzende Reinhard Belling und ergänzt: „Dadurch droht die Behandlungsqualität zu sinken. Und das wird zu höheren Kosten führen“.

Reinhard Belling

Der Maßregelvollzug ist die freiheitsentziehende Unterbringung von psychisch kranken oder suchtkranken Straftätern nach dem deutschen Strafgesetzbuch (StGB). Psychisch kranke Straftäter werden nach § 63 StGB unter bestimmten Umständen in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht, suchtkranke Straftäter nach § 64 StGB in einer Entziehungsanstalt. Die forensische Psychiatrie ist für die Begutachtung der Straftäter und die Umsetzung des Maßregelvollzugs zuständig.

Der Maßregelvollzug ist vom Strafvollzug und von der Sicherungsverwahrung gefährlicher Straftäter nach § 66 StGB zu unterscheiden, die in Justizvollzugsanstalten stattfinden. Die freiheitsentziehenden Maßregeln der Besserung und Sicherung betreffen zwar auch die Sicherungsverwahrung, diese dient jedoch ausschließlich dem Schutz der Öffentlichkeit. Quelle: WIKIPEDIA

Die Zahl der Anordnungen gemäß § 63 StGB und der einstweiligen Anordnungen gemäß § 126a StPO sind während der letzten Jahre wieder deutlich gestiegen. Und das stellt die Maßregelvollzugskliniken bundesweit vor massive Probleme.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Träger Psychiatrischer Krankenhäuser (BAG Psychiatrie) sieht bei der Belegungs- und Kapazitätssituation aller Maßregelvollzugseinrichtungen dringenden Handlungsbedarf. Den hat sie an die Ministerien der Gesundheits- und Justizressorts des Bundes und der Länder herangetragen. Denn in fast allen Bundesländern steigen die Anordnungen gemäß § 64 StGB (Strafgesetzbuch) dramatisch. Die Anordnungszahlen gemäß 63 StGB steigen deutlich. Die meisten Kliniken für forensische Psychiatrie sind überbelegt, zum Teil dramatisch überbelegt.

Die Forderung an den Gesetzgeber:

Um diesen Trend zu stoppen, fordert die BAG Psychiatrie die Bildung einer interdisziplinären Arbeitsgruppe. Diese soll geeignete Maßnahmen entwickeln, um der aufgezeigten Entwicklung entgegenzuwirken.

Insbesondere der derzeit noch gesetzlich verankerte Fehlanreiz bedarf dringend einer gesetzlichen Korrektur. Die Unterbringung im Maßregelvollzug gemäß § 64 StGB darf nicht länger attraktiver sein als ein Aufenthalt im Justizvollzug, wie es derzeit unter bestimmten Bedingungen noch der Fall ist. Die BAG Psychiatrie fordert weiter eine gesetzlich verpflichtende vollständige Erhebung einheitlicher Kennzahlen für den Maßregelvollzug.

Schwierige Fachkräftegewinnung

Um neue Maßregelvollzugskapazitäten zu schaffen, braucht es in der Regel einen längeren zeitlichen Vorlauf. Vor allem muss zur Inbetriebnahme neuer Einrichtungen qualifiziertes Personal für die Arbeit im Maßregelvollzug gewonnen werden. Dies ist wegen des anhaltenden und zunehmenden Fachkräftemangels für alle Kliniken eine große Herausforderung.

Hintergrundinformationen

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Träger psychiatrischer Fachkrankenhäuser (BAG Psychiatrie) ist bundesweit der größte Zusammenschluss zur Vertretung der Träger von Akutversorgungskliniken für psychische, psychosomatische und neuropsychiatrische Erkrankungen. Sie bildet das gesamte Trägerspektrum der Bundesrepublik Deutschland ab. Denn sie vertritt kommunale, freigemeinnützige, kirchliche, private und staatliche Träger.

Mit 65.000 Betten und tagesklinischen Plätzen repräsentiert sie rund zwei Drittel der gesamten stationären und teilstationären klinischen Versorgungskapazitäten für psychische, psychosomatische und neuropsychiatrische Erkrankungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Viele der in der BAG organisierten Träger betreiben forensisch-psychiatrische Betten. In den Kliniken für forensische Psychiatrie behandeln sie zurzeit 12.500 Maßregelvollzugspatient/-innen.

Quelle: BAG Psychiatrie)

„Herborns Eiermann“ übergibt das Ruder

36 Jahre lang prägte der Waigandshainer Chef des „Eierhof Fuchskaute“ freitags das Gesicht des Herborner Wochenmarktes. Heute verlässt Wolfgang Schäfer die „Brücke“ und überlässt Tochter Carmen und Schwiegersohn Daniel Laufer auch das Ruder des Marktstandes auf dem Kornmarkt. Herborns Bürgermeisterin Katja Gronau sowie das Marktbetreiber-Ehepaar Helga und Karl-Ernst Oerter bedanken sich im Namen der Stadt und der Marktleute für sein großes Engagement und seine Standorttreue.

Sagen Dank und auf Wiedersehen. Von links: Karl-Ernst und Ehefrau Helga Oerter, Wolfgang Schäfer und Katja Gronau.

Auch Wolfgangs Schwester Ulla Menk, die ihm viele Jahre zur Seite stand, wird nicht mehr an dem Eier-Stand zu sehen sein. Alles hat seine Zeit, meinen Beide und übergeben ihren Job guten Gewissens an die nachfolgende Generation. Sie wissen, dass der bei den Laufers in fachlich guten Händen ist und hoffen, dass die Kundschaft auch den jungen Leuten treu sein wird.

Wolfgang Schäfer mit Schwester Ulla Menk und natürlich Gans Frieda.

Ganz leicht sei ihm dieser Entschluss nicht gefallen, gibt Wolfgang Schäfer (74) zu. „Heute ist einer meiner schwersten Tage und am liebsten hätte ich mich in eine Ecke verkrochen“, gesteht der Mann, der in den 36 Jahren keinen einzigen Markttag in Herborn versäumt hat. Das prägt und man kann gut verstehen, wie schwer dieser Abschied ist. Ganz bewusst habe er seinen „Abgang“ nicht groß angekündigt. Das hätte er nicht verkraftet. Dennoch möchte er auf diesem Wege seiner langjährigen Kundschaft zum letzten Mal ganz herzlich für deren Vertrauen danken. Ob Gans Frieda ohne ihren Papa in Zukunft auf dem Herborner Markt Dienst schiebt, ist noch nicht ganz sicher. Sie muss darüber noch nachdenken. sig/Fotos: Gerdau

Flora Herbornensis pflanzt wieder

Von Siegfried Gerdau

Eine bemerkenswerte Ausstellung findet derzeit in der Herborner Gärtnerei Kuhlmann in der Dr.-Siegfried-Straße 1 statt. Die „Freunde der Flora Herbornensis“ präsentieren in Zusammenarbeit mit den Inhabern des bekannten Gartenbaubetriebes eine Reihe von heimischen Bäumchen, die am Samstag, 6. November an der Dill gepflanzt werden. Zuvor sollten die jungen Pflanzlinge jedoch nach Möglichkeit eine Käuferin oder Käufer finden, die Quitte, Sandorn oder Heckenrose und Co anschließend in die Obhut des Vereins geben. Für den Kauf gibt es dafür vom Verein Spendenquittungen.

Beschau der Pflanzlinge. Von links: Anne Krüger-Zechlin, Gerhard Cunz und Hildegard Graffmann.

Schon am kommenden Samstag werden die Freunde der heimischen Flora gemeinsam mit freiwilligen Helfern viele Blumenstauden am Ufer der Dill pflanzen. Im zweiten Schritt, eine Woche später, kommen dann die Paten-Bäumchen dran.

Das Dillufer zwischen Dill-Center und AWO soll schon im kommenden Jahr in voller Farbenpracht blühen. Die Bäume und Büsche werden wohl ein wenig länger brauchen.  Hildegard Graffmann, die ehemalige Biologielehrerin und Vorstandsmitglied der Flora Herbornensis berichtet, dass eine Baumreihe entlang des ganzen Hangs entstehen soll. Sie ist ein wenig enttäuscht darüber, dass es nicht mehr gelingen kann, die Bäume in das Öko-System der Stadt einzubinden. Dann wäre die Wanderung von Insekten und Vögel an die Dill noch viel besser gegeben. Der Bauhof habe im vergangenen Jahr ein wenig dazwischen gefunkt und die Weiden an der Dill abgeholzt.

Der kleine Garten im Pflanzgebiet an der Dill, wurde im vergangenen Jahr von der Flora und den Dillkindern angelegt. Die Pflanzen bleiben genau so wie sie sind, als Unterschlupf für alle möglichen Insekten im kommenden Winter.

Mit der ehemaligen Vorsitzenden des Bienenzuchtvereins an der Dill Sarah Schlicht, hatte Graffmann einen Pflanzplan über die in Frage kommenden Bäume aufgestellt. Hierbei wurde auch sehr genau darauf geachtet, dass nicht nur die Honig-sondern auch die Wildbienen zu ihrem Recht kommen, fügte das künftige Vorstandsmitglied Anne Krüger-Zechlin hinzu.

„Jeder Baum der erhalten oder neu gepflanzt wird, trägt zur Klimaerneuerung bei“, sagte die 79-Jährige Hilde Graffmann. So verstehe sie auch nicht, dass alle Douglasien auf dem Friedhof abgeholzt werden, weil sie krank und damit sturzgefährdet seien. Sie könne ja verstehen, wenn einige gefällt werden müssten, aber ob alle 30 Bäume auf einmal nicht mehr standfest wären, erschien ihr doch sehr zweifelhaft.

In diesem Zusammenhang machte sie die drei Ziele des Vereins deutlich. „Wir wollen den Erhalt der Natur und des Klimas durch Aktionen wie die an der Dill voranbringen. So findet jedes Jahr eine „Erhaltungsmaßnahme“ für die Stadt und das Klima statt. Zum zweiten wollen wir unsere Umgebung in und außerhalb der Stadt bewusst machen. „Was man weiß, das lernt man auch zu schätzen“. Zum dritten schauen wir sehr genau nach, wo wir helfen können und wo müssen wir uns einmischen, weil etwas nach unserer Meinung verkehrt läuft.“  

Hildegard (Hilde) Graffmann die Gattin des 2011 verstorbenen Friedrich Graffmann hält am geistigen und ideellen Erbe ihres Mannes fest. Der ehemalige Biologielehrer am Herborner Gymnasium gründete den Verein „Freunde der Flora Herbornensis“ und war selber 34 Jahre der 1. Vorsitzende. Der Vereinsname erinnert an den Herborner Apotheker und Botaniker Johann Daniel Leers, der 1775 die „Flora Herbornensis“ schrieb. In dieser Lokal-Flora, trug der Apotheker der damaligen Hohen Schule alle Pflanzen um Herborn zusammen und verzeichnete sie mit ihren Fundorten. Leers wohnte Übrigens am Kornmarkt in dem Haus, welches heute den Weltladen beherbergt.

Friedrich Graffmann, der weitgereiste Privatgelehrte knöpfte sich die von Leers in lateinischer Schrift verfasste Enzyklopädie vor und übersetzte sie. Heraus kam ein Werk mit dem Namen „Neue Flora von Herborn und dem ehemaligen Dillkreis sowie ihre Entwicklung in den letzten 250 Jahren.“

Das Werk erlaubte es, den Zeitraum von 225 Jahren in drei Abschnitte zu unterteilen und Graffmann versuchte auf diesem Wege Begründungen für Veränderungen zu finden. Man kann auf jeden Fall deutlich erkennen, dass die stärksten Veränderungen in den letzten 50 Jahren stattgefunden haben. Tiefgreifende Umbrüche alleine in der Landwirtschaft, sind unter anderen die Gründe dafür. Durch sogenannte Sozial-Brachen ist die Region an der Dill wie keine andere in Deutschland betroffen. So ist deutlich eine Verarmung der Flora zu konstatieren.

Eine höfliche Bitte um Rücksicht für Tiere und Pflanzen.

Im kommenden Jahr soll der Fußweg entlang der Dill hinter Eitzenhöfer und Johanneum den großen Namen des Apothekers Leers erhalten. Hilde Graffmann wünscht sich zu diesem sichtbaren Zeichen viel mehr Sensibilität im Umgang mit der Natur und den klimaschadenden menschlichen Aktivitäten.

Ein weiterer Wunsch, auch von Gerhard Cunz ist, dass sich noch mehr Menschen und vielleicht auch jüngere, in den Dienst der guten Sache stellen und sich dem Verein Freunde der Flora Herbornensis anschließen. „Wir haben viele Mitglieder im vorgerückten Alter und sind daher auf jüngere geradezu angewiesen“, sagt Anne Krüger-Zechlin.

Wenn an den nächsten beiden Samstagen die Pflanzaktionen abgeschlossen sind, hat der rührige Verein wieder einen großen Schritt in die richtige Richtung getan. Fotos: Gerdau

Physik-Professor Sigismund Kobe: „Deutsche Energiewende wird wie Seifenblase platzen“

Ein EIFELON-Interview mit Professor Dr. Sigismund Kobe ist für mich derart interessant, dass ich es in vollem Umfang hier in gerdaus-welt abdrucke. Lediglich die dazugehörenden Grafiken habe ich nicht eingebaut, weil sie den Umfang meines Blogs sprengen würden.

China plant, seinen enorm steigenden Bedarf an Elektroenergie auch durch einen weiteren massiven Zubau von Kohlekraftwerken zu decken. 2020 soll deren Leistung 1.100 GW betragen, 2035 sogar 1.400 GW. Zum Vergleich: Die Kohlekraftwerke der EU verfügen über eine Leistung von 150 GW (1 GW = 1 Gigawatt sind 1 Million Kilowatt). Der deutsche Anteil beträgt derzeit noch 44 GW. Doch Deutschland möchte als erstes Land komplett aus der Kohle aussteigen und begründet dies mit dem Anspruch, als Vorreiter der Welt zeigen zu müssen, dass ein solcher Ausstieg technisch und ökonomisch realisierbar sei. Darüber hinaus sollen auch die Kernkraftwerke in Deutschland stillgelegt werden, die Strom nahezu CO2-emissionsfrei erzeugen können. Das Ziel ist es, Strom zu hundert Prozent aus regenerativen Energiequellen bereitzustellen. Professor Sigismund Kobe erklärt im EIFELON-Gespräch, dass dies in Deutschland aus physikalischen Gründen nicht möglich ist, solange es noch keine Speicher mit gigantisch großen Speicherkapazitäten gibt. Grundvoraussetzung für ein hochindustrialisiertes Land ist eine sichere stabile Stromversorgung, die auf Abruf jederzeit die Energie liefern kann, die gerade benötigt wird. Dr. Sigismund Kobe, Jahrgang 1940, ist emeritierter Physik-Professor an der Technischen Universität Dresden. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Optimierung komplexer Systeme (magnetische Festkörper, neuronale Netze, Proteine, Windenergie).

„Einer der Fehler, den die meisten Befürworter der Energiewende machen, ist es, alle erneuerbaren Energiequellen in einen Topf zu werfen, anstatt sie differenziert zu betrachten“, sagt Kobe. Aber erneuerbar sei nicht gleich erneuerbar. Mit Wasserkraft- und Biogasanlagen lasse sich Strom weitgehend nach den Bedürfnissen der Verbraucher bereitstellen, Windkraft- und Solaranlagen dagegen seien aus physikalischen Gründen dazu nicht in der Lage. Ein weiterer Zubau von Wasserkraftwerken ist geologisch und meteorologisch begrenzt: Deutschland hat anders als z.B. Norwegen und die Schweiz aufgrund seiner Topologie nicht genügend Regionen mit den erforderlichen Höhenunterschieden. Zudem reicht die jährliche Regenmenge für diesen Zweck nicht aus. Auch die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen in Deutschland seien bereits hinreichend aufgeteilt in solche für die Lebensmittel- und Futtermittelproduktion und solche für bioenergetische Nutzung. „Diese beiden erneuerbaren Energiequellen haben in Deutschland kein größeres Ausbaupotenzial mehr“, lautet das Fazit von Professor Kobe.

Windräder liefern zu einem Drittel der Zeit kaum bis keinen Strom
Für einen gedachten weiteren Zubau erneuerbarer Energiequellen in Deutschland verbleiben also nur Wind und Sonne. Diese haben allerdings die unangenehme Eigenschaft, dass der damit erzeugte Strom volatil sei, d.h. zeitlich schwanke, so Kobe weiter. Mal weht der Wind und dann drehen sich die Räder, mal weht er nicht und dann drehen sie sich nicht. Der letztgenannte Zustand ist sogar häufiger als allgemein bekannt. Statistisch gesehen ist der Beitrag aller Windenergieanlagen an der Stromerzeugung in Deutschland an einem Drittel der 8.760 Stunden eines Jahres gering bzw. sogar vernachlässigbar. Bei den Solaranlagen sieht es nicht besser aus. Der weitaus überwiegende Teil des jährlichen Anteils von Strom aus Photovoltaik-Anlagen an der Stromproduktion wird im Sommer und dann wiederum vor allem in wenigen Stunden um die Mittagszeit eingespeist, vorher und nachher ist der Anteil gering und nachts scheint die Sonne nie.

Eine WKA bei Hooksiel. Der Wind bläst und Strom könnte reichlich erzeugt werden, doch die Stromtrassen ins Landesinnere können ihn nicht transportieren, weil sie noch gar nicht gebaut wurden. Foto: Gerdau

Seit jeher ist das Netz auf das Auftreten von Schwankungen ausgelegt, muss doch die Anpassung an den unregelmäßigen Bedarf durch die Verbraucher sichergestellt werden. Nun waren in der Vergangenheit bei geringem Anteil von Wind- und Sonnenstrom die dadurch bedingten zusätzlichen Schwankungen auch kein besonderes Problem. Professor Kobe:

Quantitativ sind wir allerdings an eine Grenze gelangt, an der das Netz diese zusätzlichen Erzeugungsschwankungen nicht mehr verkraften kann.“

Die aktuelle Grafik des Energiedaten-Sammlers Rolf Schuster zeigt die Situation für November 2019: Sonnenstrom (gelb) spielt fast keine Rolle. Zeiten mit geringer Einspeisung der volatilen Erzeuger, die sogenannten „Dunkelflauten“, und Zeiten mit hohem Windaufkommen (blau), in denen dieses einen großen Teil des Bedarfs der Verbraucher (Last, braun) abdeckt, wechseln sich ab.

Professor Kobe fragt daher: „Was passiert, wenn, wie aktuell vielfach gefordert wird, noch mehr Wind- und Solaranlagen zugebaut werden? Lassen sich dadurch die Probleme bei Dunkelflaute und bei den Spitzenwerten der Einspeisung beheben?“ und liefert die Antwort gleich selbst: Null bleibe Null, d.h. die Probleme bei Dunkelflaute werden nicht dadurch gelöst, dass z.B. 10.000 statt 10 Windanlagen neu aufgestellt werden. Das zeigt auch die nachfolgende Grafik der Einspeisung für November, bei der simuliert wurde, dass jede einzelne Anlage in Deutschland am selben Ort durch drei gleichwertige ersetzt wird:

Wenn in ganz Deutschland kein Wind weht, bewegt sich kein einziges Windrad. Wenn andererseits zu viel Sonne scheint und zu viel Wind weht, die Anlagen also mehr produzieren als alle Verbraucher in Deutschland abnehmen können (in der letzten Grafik kommt dies mehrmals im Monat vor), dann ist die Versorgungssicherheit ebenfalls gefährdet. In einem solchen Fall müssten Sofortmaßnahmen getroffen werden, um zusätzliche Lasten zuzuschalten bzw. Erzeuger abzuschalten. Nur so kann das ganze System stabil gehalten werden.

Die Einbindung von volatilem Strom aus Wind- und Sonnenanlagen in das öffentliche Netz ist eine hoch komplexe Aufgabe. Die in jedem Moment durch die Verbraucher benötigte und abgerufene Leistung – die Last – ist zeitlich schwankend, aber natürlich folgen diese Schwankungen überwiegend nicht dem zur gleichen Zeit eingespeisten Energie-Angebot der Windräder und Solarpaneele. Für die Differenz zwischen momentaner Last, die von den Verbrauchern abgefordert wird, und der Leistung, die Wind- und Sonnenstrom liefern, wird der Begriff „Residuallast“ als verbleibende Lücke der Versorgung verwendet. Sie muss durch andere, insbesondere konventionelle Kraftwerke erbracht werden.

Lobbyisten täuschen Bürger
Die Residuallast in der Einheit Gigawatt ist eine Schlüsselgröße, wenn die Energiewende analysiert werden soll. Deshalb hat Rolf Schuster für jede Stunde des Jahres 2011 diese Größe als Punkt in einer Grafik eingetragen. Auf der zweiten Achse der Grafik wird der Börsenpreis des Stroms zur gleichen Zeit markiert. Dadurch entsteht für jedes Jahr eine „Punktwolke“ mit 8.760 Stunden-Punkten. Je mehr Wind- und Sonnenstrom in das Netz drängt, umso geringer ist die Residuallast und um so niedriger ist auch der Börsenpreis. „Dieser Sachverhalt wird von den Lobbyisten zur Täuschung der Öffentlichkeit verwendet und als Beweis dafür angeführt, dass Strom aus Wind und Sonne zu einer Verringerung des Strompreises führen würde“, meint Kobe. „Verschwiegen wird geflissentlich, dass Strom aus den Erneuerbaren überhaupt nicht am Marktgeschehen und somit auch nicht an der direkten Preisbildung an der Strombörse beteiligt ist, da dieser ja gemäß EEG mit einem subventionierten Festpreis vergütet wird.“

Die ganze Dramatik der aktuellen Situation wird deutlich, wenn die Schuster’sche Analyse für das Jahr 2019 wiederholt wird:

Der im Laufe eines Jahres auftretende Minimalwert der Residuallast ist seit 2011 von Jahr zu Jahr immer kleiner geworden und betrug 2019 nur noch 3 Gigawatt. Wind und Sonne können demnach zu einigen Stunden des Jahres bereits fast den gesamten Strombedarf Deutschlands decken. Wenn manche Befürworter der Energiewende dies als Zeichen für eine bald bevorstehende Vollversorgung mit Erneuerbaren werten, so ist das leider ein Trugschluss. Es wird dabei „vergessen“, dass zu anderen Zeiten kein Beitrag von Wind und Sonne kommt und diese Situation sich nicht im Geringsten dadurch ändert, dass immer mehr volatile Erzeuger zugebaut werden.

Ausland macht Reibach – Deutsche Stromkunden zahlen
Mit der Zunahme von Wind- und Sonnenstrom im Netz nehmen die Börsenpreise immer häufiger negative Werte an: „2019 musste an 232 Stunden überflüssiger Strom durch Zuzahlung einer Entsorgungsgebühr verklappt werden“, so Kobe. Immer dann, wenn zu viel Wind- und Solarstrom ins Netz drängt und dieser im Land nicht verbraucht werden kann, verkauft ihn Deutschland zu „negativen Preisen“ an das Ausland. So verdienen z.B. die Betreiber österreichischer Pumpspeicherwerke doppelt am deutschen Strom: Bei negativem Börsenpreis pumpen sie mit diesem Strom Wasser in die Oberbecken und werden für die Abnahme des Stroms auch noch von Deutschland bezahlt. Später, wenn bei uns Dunkelflaute herrscht, werfen sie die Turbinen an und verkaufen uns Strom zu höheren Preisen zurück. Verlierer sind die Stromkunden, denn sie müssen für die EEG-Umlage aufkommen, einer für die Dauer von 20 Jahren staatlich zugesicherter Festvergütung für die Betreiber von erneuerbaren Energiequellen.

„Strom sei nun einmal die verderblichste Handelsware der Welt“, so Kobe. Im selben Moment, in dem der Strom erzeugt wird, muss er auch verbraucht werden. Da die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Elektroenergie gleich der Lichtgeschwindigkeit ist, können Erzeuger und Verbraucher durchaus weit voneinander entfernt sein, wenn eine Verknüpfung durch das Stromnetz besteht. Allerdings können Stromüberschüsse im Netz selbst nicht gespeichert werden.

Deutschland hat nicht die benötigten Stromspeicher
Eine Lösung bestünde darin, den momentan zu viel erzeugten Strom zu speichern. Oft wird jedoch verschwiegen, dass Deutschland solche Speicher mit der notwendigen gigantischen Speicherkapazität weder jetzt zur Verfügung stehen, noch in absehbarer Zeit zur Verfügung stehen werden. „In den Medien werden manchmal große zusammengeschaltete Akkumulatoren als Beispiele für Großspeicher vorgeführt. Diese dienten in Wirklichkeit aber nicht der Stromspeicherung, sondern der Feinregulierung der Netzfrequenz“, erklärt der Physiker. Und was ist mit der Idee, die Akkus der Elektroautos als Stromspeicher einzusetzen? Unterstelle man eine maximal mögliche Speicherkapazität aller PkWs in Deutschland (vorausgesetzt alle diese 47 Millionen Autos wären bereits Stromer) von maximal 2.000 GWh und vergleiche diese mit dem Bedarf bei einer Dunkelflaute von z.B. zehn Tagen, komme man schnell zu dem Ergebnis, dass sie bei weitem nicht als Speicher ausreichten. Dazu komme, dass niemand ohne Entschädigung bereit sei, die Kosten für die Zwischenspeicherung von öffentlich benötigter Elektroenergie zu tragen, denn jeder Lade-Entlade-Vorgang lasse die Akkus altern. Kobe nennt Kosten von derzeit 3 bis 10 ct/kWh, die dabei zusätzlich entstehen. Der Autobesitzer müsse dann früher als geplant einen teuren neuen Akku kaufen.

Auch das Argument, die Akkus der E-Autos seien ja nicht als Langzeitspeicher gedacht, sondern sollten Regelenergie bereitstellen, lässt der Professor nicht gelten. Für diesen Zweck würde die Gesamtspeicherkapazität zwar reichen. Trotzdem sei die Idee unsinnig, weil Regelenergie im Bedarfsfall innerhalb von Minuten bereitstehen müsse. „Wie soll das realisiert werden? Vielleicht mit einem Alarm: ´Sofort alle E-Autos an die nächste Ladesäule zum Entladen!‘, fragt Kobe. Bevor in Deutschland die Speicherfrage nicht gelöst sei, nütze auch eine Nord-Südtrasse nichts. Der Flatterstrom aus dem Norden würde über diese Verbindung augenblicklich im Süden ankommen, aber natürlich wieder als Flatterstrom. Die Probleme würden damit nur verlagert, aber nicht gelöst.

Bliebe schließlich noch die Möglichkeit, volatile Stromerzeuger notfalls abzuregeln. Dass wir auch dabei längst an der Grenze des noch Vertretbaren angekommen sind, zeigt die Situation bei den zahlreichen Windenergieanlagen in Schleswig-Holstein. Diese allein sind bereits jetzt von mehr als der Hälfte aller Abschaltungen in Deutschland betroffen. Allein im ersten Quartal 2019 hätten in diesem Bundesland 1.800 GWh Strom mehr in das Netz eingespeist werden können. Aber auch dieser „Geisterstrom“ muss laut EEG den Anlagebetreibern vergütet werden. Nach Schätzungen der Bundesnetzagentur summieren sich die Entschädigungszahlungen für sogenannte Einspeisemanagement-Maßnahmen im ersten Quartal 2019 in Deutschland auf 394 Millionen Euro. Sie sind demnach gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 60 Prozent gestiegen. Professor Kobe:

Welche Volkswirtschaft der Welt kann es sich auf Dauer leisten, mehr als eine Million Euro pro Tag zum Fenster hinaus zu werfen?“

Monitoringberichte sind Augenwischerei
Die größte Sorge bereite Professor Kobe die Versorgungssicherheit. Wenn Politiker den angeblichen Erfolg der Energiewende preisen, dem Bürger einen hohen jahreskumulierten Stromertrag von Wind- und Solaranlagen präsentieren und diesen mit dem von konventioneller Kraftwerke vergleichen, aber die nicht vorhandene sekundengenaue Verfügbarkeit von Wind- und Solarenergie verschweigen, begehen sie Augenwischerei. „Man schaue sich z.B. den Monitoringbericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie nach § 63 i.V.m. § 51 EnWG zur Versorgungssicherheit im Bereich der leitungsgebundenen Versorgung mit Elektrizität vom Juni 2019 an. Sofort fällt auf: Dieser Bericht ist anonym, niemand will vermutlich seine Hand für die dort getroffenen Schlussfolgerungen ins Feuer legen. Dort heißt es u.a.: ‚Insgesamt ist die Verfügbarkeit der Energieträger für die Stromerzeugung als gesichert einzuschätzen.‘ Fachkundige sind entsetzt und schlagen Alarm“, sagt Kobe. Das Energiesystem ist sehr komplex, die technologischen Anforderungen unter den Bedingungen von zeitlich schwankender Stromeinspeisung wurden in der Vergangenheit „sträflichst vernachlässigt“. Darin sieht Kobe den Hauptgrund für die aktuell immer deutlicher werdenden Konflikte bei der Umsetzung der Maßnahmen der Energiewende. Die Schuldigen seien eben gerade nicht diejenigen Bürger, sich gegen einen weiteren Ausbau von Windenergieanlagen organisieren und die sich deshalb auch schon mal mit dem Begriff „Anti-Windkraft-Taliban“ beschimpfen lassen müssen. Professor Kobe:

Wenn weiterhin wie bisher natur- und ingenieurwissenschaftlichen Prinzipien ausgeblendet werden, wird das gesamte bisherige Konzept der Energiewende platzen wie eine bunte Seifenblase. Die Energiewende hat nur einen einzigen Feind, die Unwissenheit über die physikalischen Gesetze, die ihr zugrunde liegen.“


Update

Der Wissenschaftsjournalist Jean Pütz greift das EIFELON-Interview auf und verlinkt es auf seiner Facebook-Seite. Die Diskussion unter seinem Post ist sehr lesenswert.


Von 2000 bis 2019 betrug laut Bundesnetzagentur die durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vergütbare Strommenge 1.926.676 GWh. Die Betreiber der durch das EEG subventionierten Wind- und Solaranlagen erhielten für diese produzierte Strommenge 296,257 Milliarden Euro. Tatsächlich war dieser Strom am Markt nur 68,024 Milliarden Euro wert. Die Mehrbelastung der Stromkunden betrug 228,233 Milliarden Euro. Ein Ende ist nicht in Sicht. Zum Vergleich: Die Ausgaben im Bundeshaushalt für das Jahr 2019 betrugen etwa 356 Milliarden Euro.

Eifelon

Lesermeinung:

Als Diplom-Ingenieur (TUM) der Elektrotechnik stimme ich den Ausführungen Prof. Kobes vollumfänglich zu. Je mehr konventionelle Stromerzeuger abgeschaltet werden, desto wahrscheinlicher ist der Blackout, der totale Stromausfall in Deutschland. Möglicherweise rettet uns der vermehrte Stromzulauf aus dem Ausland noch davor. Strom aus französischen Kernkraftwerken beispielsweise, oder aus polnischen Kohlekraftwerken. Ganz nach dem Sankt Florians Prinzip.
Eine deutschlandweiter Stromausfall würde zu Milliardenschäden führen, der volkswirtschaftlich kaum noch zu bewältigen ist. Offenbar muss es aber erst dazu kommen, bevor die Bürgerinnen und Bürger aufwachen.

Wer oder was ist Eifelon?

Die Betreiber dieser Plattform skizzieren sich nachfolgend selber:

Immer mehr Lokalzeitungen legen ihre Redaktionen zusammen, fusionieren mit anderen Medien oder schließen ganz. Wo bleibt dann der Lokaljournalismus?

Wir von EIFELON sind eine Gruppe freier Journalisten und wollen dem etwas entgegensetzen: Wir wollen über die Menschen aus der Eifel, über unsere Region berichten. Deshalb werden wir in Zukunft besonders solche Themen aufgreifen, die in den lokalen Tageszeitungen oft nicht mehr zu lesen sind.

http://eifelon.de

Die Zeit

Von Siegfried Gerdau

Wenn es möglich wäre, den Herbst völlig unbelastet als schöne Jahreszeit zu betrachten, wäre ich froh. Leider erinnert er viel zu sehr an die eigene Vergänglichkeit. Klar, wenn ich noch jung wäre, würde ich diese Gedanken überhaupt nicht haben. Ich hätte unendlich viel Zeit vor mir und wäre nahezu unsterblich.

Herbstbaum. Foto: Gerdau

Leider ist die Realität eine andere. Die kurze Zeit, die wir auf dieser Welt verbringen dürfen, rast an uns vorbei. Kaum haben wir Fuß gefasst, kommen die ersten Querschläger und kurz darauf die Falten oder die Haare fangen an auszufallen. Deutliche Spuren der Vergänglichkeit, aber noch wehren wir uns. Wir fangen an zu raffen, Besitz und Macht zu ergattern und doch läuft die Uhr des Lebens unerbittlich in Richtung Null. Die fallenden Blätter des Herbstes sind Zeichen der Endlichkeit und machen rat- und oft rastlos. Es kann doch noch nicht vorbei sein, denken wir.

Vom Gefühl her, hat doch alles erst angefangen. Irrtum. Es ist schon vorbei, bevor es angefangen hat. Nur noch eine Frage der Zeit. Die Welt um uns herum erscheint völlig widersinnig. Alles hetzt und rennt hinter dem Glück her- was ist das denn überhaupt? Ein paar Tage Urlaub oder vielleicht auch ein wenig mehr. Wir wollen das Leben festhalten, immer weiter, höher schneller. Doch bei allem was wir tun, zerrinnt unsere Lebenszeit zwischen unseren Fingern und wir können machen was wir wollen, wir halten sie nicht auf. Wir halten uns an Menschen fest, die selber der Hilfe benötigen. Wir zerstören Beziehungen, weil wir in Egoismus baden. Erwartungen sind nicht erfüllbar, weil sie immer in die Vollen gehen. Wer selber kaum Erwartungen hat, kann auch andere nicht erfüllen.

Die Zeit. Die Zeit ist der schleichende Tod aller Planungen und Träume. Sie steht immer dann im Raum, wenn man sich ihrer bewusst ist. Sie ist unregierbar und ihre Berechenbarkeit eine fürchterliche Täuschung.

Das kleine Glück, nach dem sich jedes Lebewesen sehnt, kann niemand lange halten. Was heute das Schönste von der Welt ist, ist Morgen völlig normal und Übermorgen einfach nur noch Alltag. Er bestimmt unser Glück und die Regelmäßigkeit oder der Trott wird als Glück wahrgenommen. Aber der Kopf spielt da nicht mit. Er sehnt sich nach dem anderen. Dem vermeintlichen Glück und den überirdischen Empfindungen, die für immer anhalten.

Und dann kommt wieder der Herbst ins Spiel. Die Blätter fallen, sind noch mal schön in der schmeichelnden Herbstsonne. Der schon bald folgende Winter stellt schließlich mit Brutalität die Gewissensfrage.

Kraniche fliegen wieder

Von Siegfried Gerdau

Auf ihrem Weg in den Süden, queren Massen von Kraniche in jedem Herbst den Himmel über unserer Region. Die Vögel des Glücks, wie sie in den verschiedensten Kulturen genannt werden, haben in der kälteren Jahreszeit mit dem sinkenden Nahrungsangebot zu kämpfen und begeben sich deshalb auf die lange Reise nach Südeuropa und Nordafrika.

Na, wo wollen wir denn heute übernachten?

Der Graukranich ist im Flug leicht an seinem langen, gestreckten Hals zu erkennen. Auch sein Federkleid unterscheidet ihn von anderen Zugvögeln. Kopf und Hals sind schwarz-weiß gemustert, der restliche Körper mit grauem Gefieder bedeckt.

Stehend ist der schöne Vogel etwa 1,20 Meter groß. Seine Flügelspannweite beträgt bis zu 2,20 Meter.

Kranichformationen. Ziemlich sichere Zeichen, dass die Tage kälter und kürzer werden

Wann er in den Süden fliegt, ist bei dem Kranich nicht genau festgelegt. Werden die Tage kürzer und die Nahrung knapper, bereiteten die Vögel sich auf die Reise vor. Die Flugtagesstrecke beträgt zwischen 100 und 1000 Kilometer. Die Flughöhe liegt dabei zwischen 200 und 1000 Meter. Die maximale Flughöhe kann bis zu 4,6 Kilometer betragen.

Für Menschen ist der Flugmodus nicht auf den ersten Blick begreifbar, für die stolzen Vögel schon.

In mehr oder weniger großen Gruppen wird keilförmig geflogen, um den Luftwiderstand möglichst klein zu halten. Dieser Windschattenflug ist vergleichbar mit der Methode beim Fahrradfahren.

Ein Phänomen ist die Navigation der Vögel. Auffällige Landschaftsmerkmale und das Magnetfeld der Erde spielen dabei eine Rolle. Dieser sogenannte Magnetsinn ist aber bisher noch nicht umfassend erforscht. Fest steht, dass zu dieser tierischen Leistung der Mensch nicht in der Lage ist.

Es sieht nur so aus, als wenn dies eine gefährliche Begegnung wäre. Die Maschine fliegt in zirka 10 000 Meter Höhe und damit mindestes doppelt so hoch wie die Vögel.

Viele Kranicharten sind vom Aussterben bedroht und müssen geschützt werden. Am leichtesten geht das, indem man sie in Ruhe lässt. So müssen sie auf ihrem Weg für die Nacht immer ein ruhiges Plätzchen finden. Wenn man sie dabei nicht stört, hat man als Mensch schon eine intelligente Leistung vollbracht.

Zufällig war ich heute mit meiner Vollformat Canon 5 D Mark III und dem 150 bis 600er Sigma-Objektiv draußen und hörte die Vögel trompeten. Das Ergebnis dieses tollen Erlebnisses ist hier zu sehen.

Gelbe Bänder= Pflückerlaubnis

Die Apfelernte ist bei vielen Sorten noch nicht ganz vorbei. Viele der gesunden Früchte bleiben aber einfach an den Bäumen hängen, weil sie vermeintlich niemand braucht. Das täuscht. Es gibt nicht wenige Menschen, die sich gerne an den Äpfeln bedienen würden.

Foto: Gerdau

Doch Achtung: Wer sich an Obst vergreift, ob es noch am Baum hängt oder am Boden liegt, begeht eine Straftat, nämlich Diebstahl. Der Straftatbestand des Mundraubes, also das Pflücken von geringen Mengen Baumobst und dem anschließenden Verzehr, wurde 1975 abgeschafft. Heute redet der Gesetzgeber nur noch von Strafen für Diebstahl oder Unterschlagung.

Gut also wer vom Eigentümer eine Genehmigung zum Pflücken hat. Doch wie kommt man an den heran. In der Regel ist das kaum möglich, es sei denn man recherchiert in der Nachbarschaft.

Wenn jedoch ein Baum mit einem gelben Band versehen ist, ist der Weg zum ungestraften Pflücken frei. Eine tolle Möglichkeit die Früchte zu verwerten, haben sich bundesweit viele Obstbaumbesitzer gedacht, die ihre Ernte nicht mehr selbst verwerten wollen oder können.

Leider hat es sich diese Vorgehensweise nicht überall herumgesprochen. Man kann nur hoffen, dass sich die gelben Bänder noch mehr durchsetzen.

Dieser Apfelbaumbesitzer sollte sich auch ein gelbes Band besorgen.

Eine weitere Möglichkeit legal zu den begehrten Früchten zu kommen ist die Internetseite www.mundraub.org. Hier sind all die Standorte verzeichnet, wo jedermann kostenlos Früchte von Bäumen und Sträuchern ernten kann. Jeder, der auf eine solche „Obstquelle“ stößt und sich sicher ist, dass man dort straflos pflücken darf, trägt den Ort der Begierde auf der Seite ein. So ist im Laufe der Zeit eine Pflückkarte quer durch Deutschland entstanden, die man aufrufen kann.

So, und jetzt viel Spaß beim Suchen und ernten. sig

Der Oktober

Ein Meister hat sein Werk vollbracht

und hat das Bild, das er gemacht,

„Goldener Oktober“ überschrieben.

Zugvögel hatten schon gebucht.

Nun sind sie noch einmal versucht,

die Nord – Süd- Reise zu verschieben.

Die Kelterei hat Hochsaison.

Der Kellermeister weiß es schon,

es wird ein guter Tropfen.

Bald wird der edle Rebensaft

mit selbst erzeugter Gärungskraft

das Eichenfass beklopfen.

Der Monat strengt sich noch mal an

und bietet, was er bieten kann,

in überreicher Fülle:
vielleicht sogar zum Sonderpreis,

weil er vom nächsten Monat weiß,

dort folgt die Zeit der Stille.

Aus dem Gedichtzyklus „Jahreszeiten“ von Kurt Reihl

„Nur für kurze Zeit“

Mal etwas zum Nachdenken, bevor man über andere herzieht und lästert.
Wir sind Eintagsfliegen auf dieser Welt und keiner ist besser als der andere.
Keiner!
Du bist nackt gekommen, du wirst auch nackt wieder gehen.
Du bist gekommen, weil du schwach bist, so schwach wirst du wieder gehen.
Du bist ohne Geld und materiellen Besitz gekommen, du wirst auch ohne alles wieder gehen.
Deine erste Dusche war jemand, der dich gewaschen hat, deine letzte Person wird dich auch waschen, das ist der Mensch!
Also warum so viel Stolz, so viel Bosheit, so viel Neid, so viel Hass, Groll und so viel Egoismus?!
Wir haben nur eine begrenzte Zeit auf der Erde und verschwenden sie überwiegend für sinnloses…

Netzfund „Liebevolle Gedanken.“