Die geheime Leidenschaft der Herborner Bürgermeisterin.

Herborns Bürgermeisterin Katja Gronau hat ein nicht alltägliches Hobby und das ist die Bienenzucht. Immer wenn es ihre knappe Zeit zulässt, verbringt sie die auf der Wiese unter den schönen Obstbäumen unweit ihres Hauses in Herborn-Guntersdorf.

Hobby-Imkerin Katja Gronau

Hier hat sich die 50-Jährige ein Refugium geschaffen, dass es ihr ermöglicht den Stress langer Sitzungstage und Verwaltungs-Aufgaben abzubauen. „Wer mit Bienen verantwortungsvoll umgehen will, muss dies mit äußerster Ruhe tun“, erklärt die ehemalige Kripobeamtin.

Die Bürgermeisterin im Interview mit Mike Marklov

Schon in ihrer Zeit als Polizistin habe sie sich ihrer Bienenzucht gewidmet und in den vielen Jahren immer wieder dazu gelernt. Zwischen 30 und 50 000 der Tierchen, die in hochsozialen Gemeinschaftsformen leben, werden von Katja Gronau betreut. HR-Radio-Reporter Mike Marklov will von der Bürgermeisterin wissen, wie es dazu gekommen sei, dass sie eigene Bienen habe.

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„Ja, das kann ich ihnen gar nicht so genau sagen“, antwortet sie lachend und fügt hinzu: „Da war 2010/2011 so ein Gedanke, dass ich mehr über Bienen wissen wollte.“ Sie beschaffte sich Literatur, aber dadurch konnte sie sich nicht so informieren, wie sie es sich vorgestellt hatte.

Imkerei auf der grünen Wiese.

Sie wollte Praxiserfahrung sammeln und ein Bekannter, ebenfalls Imker, hat sie darin bestätigt es ihm gleichzutun. Reizvoll sei für sie gewesen, sich dadurch aktiv im Naturschutz betätigen zu können. Im folgenden Jahr musste sie allerdings feststellen, dass die Honigproduzentinnen richtig viel Arbeit machen. Beim Erzählen verliert sie sich im Fachchinesisch und muss immer wieder erklären was Entdeckeln, Honigwaben herausnehmen, Schleudern, Rühren bedeutet. Mit all diesen Tätigkeiten gehöre die Saison von Ende April bis Anfang August ihren Bienen.

Kontrolle muss sein

Es habe tatsächlich vom ersten Anlauf geklappt und das sei der Tatsache geschuldet, dass ein Bienenvolk zu den Naturvölkern gehöre und „wenn man die nicht ärgert kommen die ganz gut zurecht und sind vor allen Dingen friedlich.“ Ihr gebe die Arbeit mit diesen hochintelligenten Insekten einen freien Kopf. Vorrausetzung sei jedoch, dass sie vor dem Gang zum Bienenvolk ihren Stress ablege. „Wenn ich angespannt hingehe, merken die Bienen das sofort und reagieren entsprechend-auch mal aggressiv.“  Lachend gibt sie zu, dass sie das erste Mal, als sie diese Regel nicht beachtete, die volle Dröhnung abbekommen habe.

1. Lektion: Als Besucher nie die Einflugschneise verdecken.

In fünf Stöcken, ähnlich einem Mehrfamilienhaus leben Gronaus Tiere und die Nektar-Beschafferinnen unter ihnen kennen im Umkreis von drei Kilometer jede schmackhafte Blüte. Das ist Übrigens die Aufgabe einer bestimmten Kaste der weiblichen Bienen, die Männer auch Drohnen genannt stehen lediglich der Königin als Begatter zur Verfügung und da sie ansonsten nur unnütze Fresser sind, werden sie am Ende der Saison in die Wüste gejagt.

Die Drohne oder vom Imker nur Drohn genannt, hat keinen Stachel.

Jedes Volk habe nur eine Königin und die sorge unaufhörlich für Nachwuchs. Für dessen Aufzucht und Pflege seien wiederum die Arbeitsbienen zuständig, weiß die Hobby-Imkerin. „Der Sozialstaat der Bienen ist eine Demokratie, in dem die Macht ausschließlich vom Bienenvolk und nicht von der Königin ausgeht“, erklärt die Guntersdorferin.  

Die Königin ist auch in Gronaus Stock mit einem Farbpunkt gekennzeichnet.

Das Volk entscheidet -ausgenommen der Drohnen- darüber ob sie ihre Königin behalten, verjagen oder sogar töten will. Wenn diese nicht in der Lage ist den notwendigen Nachwuchs zu produzieren, hat sie ihre Position verwirkt und das Volk züchtet sich eine neue. In diesem Zusammenhang ist es auch kein Imkerlatein, dass die Bienen perfekt miteinander kommunizieren.

Gut sind die Larven in den sechseckigen Waben zu erkennen.
Ganz rechts schlüpft gerade eine Biene
In der Bildmitte die Biene mit den auf dem Rücken gefalteten Flügel ist gerade geschlüpft.

Die Aufgabenhierarchie ist ebenfalls im Staat klar geregelt. Kaum geschlüpft, muss die Biene Putzaufgaben in den von ihren Vorgängerinnen perfekt konstruierten sechseckigen Waben übernehmen und füttert danach die Brut. Das Gleiche gilt für ihren Aufstieg als Wächterinnen, Wachsproduzentinnen, Nektarsammlerin oder sogar als Produzentin der Königinnennahrung, dem Gelee Royal. Die Königin- die von den Imkern meist mit einem Farbpunkt gekennzeichnet wird- wiederum entscheidet sich bei der Eiablage für eine Drohne oder eine Biene. Dazu misst sie mit ihren Fühlern die Waben aus. Diese sind für die Bienen rund fünf und die für Drohen sechs Millimeter im Durchmesser. „Drei, fünf, acht, Königin gemacht, bedeutet drei Tage Ei, fünf Tage Larve und acht Tage in der Puppe bis zur Reifung und die Königin schlüpft“, doziert Katja Gronau. Bei der Biene dauert es 21 Tagen und der Drohn braucht 24 Tage um das Licht der Welt zu erblicken, ergänzt sie das Gesagte.

Was für den Mensch ein gnadenloses Gewimmel ist, hat im Bienenvolk eine sinnvolle Ordnung.

Man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass die Züchterin Respekt vor den Tieren hat. Daraufhin angesprochen meint sie: „Wenn man mit Tieren als auch mit Menschen arbeitet muss man Respekt haben, sonst hat man es nicht verdient“, so ihre einfache Erklärung. „Wer profitiert eigentlich am Ende von ihrem Wirken, will der Rundfunkmann wissen. „Die Biene und die Natur“, antwortet Gronau wie aus der Pistole geschossen.

Als Imker könne man nichts verdienen, gleichwohl sie ihren Honig gerne veräußert. Die Einnahmen flössen den Tieren wieder zu, sei es für die Winterfütterung, den Bau und die Instandhaltung der Kästen und so weiter. Der Aufenthalt beim Bienenvolk war im Übrigen wenig spektakulär. Gut behütet und mit der entsprechenden Schutzkleidung ausgestattet konnten wir uns ganz nah an den Bienenkästen bewegen.

Wenn man richtig mit ihnen umgeht, lassen sich die possierlichen Tierchen nicht stören.

Auch als Katja Gronau die Kästen öffnete und einzelne Rahmen herausnahm, blieben die Tiere auffallend friedlich. Sie spürten offenbar, dass ihnen keine Gefahr droht. Sogar einige Kostproben des edlen Honigs aus den Waben mit den bloßen Fingern entnommen, akzeptierten sie. Meine Hochachtung vor diesen Lebewesen war schon immer groß, jetzt ist sie ins Uferlose gewachsen. Text und Fotos: Siegfried Gerdau

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