Urteil gegen Driedorfer Landwirt

Kommentar von Siegfried Gerdau

Der Driedorf-Rother Landwirt Bernd W. ist (wieder einmal) verurteilt worden. 4 900 Euro wegen mehrerer Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und mehrmaligem Fahren ohne Führerschein. Die Dillenburger Amtsrichterin Kathrin Schmidt (ich habe nur eine 50-Prozent-Stelle und drei Kinder) brauchte zwar am 1. Prozesstag neun Stunden zur Urteilsfindung, aber das Urteil fiel dann sicher ganz im Sinne seines Verteidigers José Tortell aus Frankfurt („mein Mandant ist ein mustergültiger Landwirt.

Foto: privat (liegt beim Veterinäramt Herborn vor)

Ich kenne keinen, der sich besser für seine Tiere einsetzt“) aus. Sein Kollege Mario F. Galvano verstieg sich sogar in der Behauptung die Zeugen hätten sich auf dem Gerichtsflur miteinander abgesprochen und das fand er doch gar nicht so nett. Im Prozess drohte er deswegen sogar einem der Zeugen mit einer „Unter-Eid-Aussage.

Die erbärmlichen Zustände rund um das Anwesen des Angeklagten und teilweise auch auf den Wiesen, waren im gesamten Prozess keine Silbe Wert. Kein Wort wurde über die langzeit-abgestellten Schrottautos in der Ortsmitte des Driedorfer Ortsteils verloren und auch die ständige Fremdbenutzung der Weiden anderer Dorfbewohner stand zu keiner Zeit zur Diskussion.

Im Gegenteil. Die einfühlsame Richterin sprach sehr verklausuliert von einem Belastungseifer der Zeugen. Ihr juristischer Kollege von der Gegenseite sogar von gezielter Stimmungsmache gegen seinen Mandanten. Auch die Presse bezog er damit ein, indem er von negativer Berichterstattung fabulierte.

Keine Rede war auch davon, dass die Rinder von W. fast täglich ausbrechen und die Kälber ständig den einlitzigen Elektrozaun unterlaufen. Auch dass die zuständige Polizeistation fast 200 Mal pro Jahr ausrücken muss, um die Verkehrssicherheit rund um Driedorf wieder herzustellen, blieb unerwähnt.

Das Thema Stimmungsmache oder neudeutsch Mobbing gegen den Angeklagten, stand bereits unausgesprochen während des Prozesses im Verhandlungsraum. Tortell: „Irgendjemand muss Stimmung gegen den Angeklagten gemacht haben“. Wen er genau meinte, blieb im Dunkeln.  

Der Staatsanwalt Berndt Stahl hatte zwar fast das doppelte (9 800 Euro) gefordert, konnte aber mit dem tatsächlichen Strafmaß offensichtlich gut leben.

Die Zeugen und Betroffenen fühlten sich ganz sicher wieder einmal verarscht. Wie so oft in den vergangenen Jahrzehnten wurde ihnen deutlich gemacht, dass man nur ein dickes Fell und die „passenden“ Rechtsanwälte braucht, um seine ureigenen Interessen durchzusetzen.

Der Prozess wäre sicher anders verlaufen, wenn sich die Juristen vor Ort von den malerischen Verhältnissen selber ein Bild gemacht hätten. Hätte, hätte Fahrradkette!

Fakt ist und bleibt: „Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand“.

Bleibt nur zu hoffen, dass der milde Verurteilte in sich geht und doch einmal versucht, sein Wirken ohne Beeinträchtigung der Dorfbewohner zu gestalten.   

3 Gedanken zu „Urteil gegen Driedorfer Landwirt

  • 28. Juli 2021 um 14:09 Uhr
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    Ja, würde sich doch das Gericht und die Staatsanwaltschaft selber ein Bild vor Ort machen, dann bräuchte die Bevölkerung keine „Stimmung machen“ , wie ihr vorgeworfen wird. Anscheinend denkt das Gericht der ganze Ort, die Gemeinde, die Ämter, die Polizei, etc. könnten durch einfache“ Stimmungs mache“ so leicht beeinflusst werden.
    Auch nett ist der erwähnte „belastungseifer“. Die Frage stellt sich : Kann man jemanden belasten, der sich gar nichts zu Schulden kommen läßt?
    Diese Frage kann jeder vor Ort selbst beantworten.
    Danke für deinen Artikel Siggi

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  • 28. Juli 2021 um 15:08 Uhr
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    Sehr gut und treffend beschrieben 👏

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  • 28. Juli 2021 um 16:51 Uhr
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    Sehr treffend geschrieben! Ich bin Herr W.’s Postbotin und sehe täglich das Elend und Ausmaß vor Ort…. schrecklich! Herr W. und seiner Lebensgefährtin gehört ein lebenslanges Tierhalteverbot ausgesprochen.
    Geldstrafen- und sind sie noch so hoch jucken ihn rein gar nicht…. Eigentlich ein Unding, dass seit Jahrzehnten da nichts unternommen wird und einfach weg geschaut wird….seitens der Richter und Ämter!

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