LOCKDOWN LIGHT in Herborn

Die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten haben für ganz Deutschland hart durchgegriffen. Seit Montag, dem 2. November, gelten folgenden Regelungen und sind erstmal für den November befristet:

° Treffen mit maximal zehn Personen aus zwei Haushalten

° Einschränkung der Freizeitmöglichkeiten mit Schließung von Kinos, Theatern, Freizeitparks oder    Fitnessstudios, Konzerthäuser, Messen, Saunen, Spielhallen, Spielbanken und Bordelle. Alle Veranstaltungen, die der Unterhaltung dienen, werden untersagt. Gottesdienste bleiben erlaubt – unter Beachtung der Hygieneregeln.

° Restaurants, Cafés und Gaststätten werden geschlossen (Essen zum Abholen bleibt möglich)

° Sport: Der Amateursportbetrieb wird eingestellt, Vereine dürfen also nicht mehr trainieren. Individualsport, also etwa joggen gehen, ist weiter erlaubt – allein, zu zweit oder mit dem eigenen Hausstand. Profisport wie die Fußball-Bundesliga ist nur ohne Zuschauer zugelassen.

° Kosmetikstudios, Massagepraxen und Tattoo-Studios werden geschlossen. Medizinisch notwendige Behandlungen etwa beim Physiotherapeuten sind weiter möglich. Auch Friseure bleiben geöffnet. Industriebetriebe und Handwerk sollen ebenfalls geöffnet bleiben.

° Auf Reisen, auch innerhalb Deutschlands, soll verzichtet werden. Hotels müssen (für Touristen) schließen.

° Groß- und Einzelhandel bleiben unter strengeren Hygieneauflagen geöffnet

° Schulen und Kindergärten sollen geöffnet bleiben

Dies alles sind notwendige Maßnahmen, um einer weiteren Verbreitung der Covid-19- Pandemie Einhalt zu bieten. So sagen es zumindest die Experten. Aber sie schränken damit nicht nur die Wirtschaft, sondern alle Bereiche des menschlichen Lebens sehr ein.

Ich wollte wissen, was dies denn für den einzelnen Gewerbetreibenden konkret bedeutet und sprach darüber mit dem 52-jährigen Besitzer des Herborner Marktcafés Marco Schmidt. Er hatte seinen Betrieb-wie alle anderen auch- am gestrigen Sonntag (1.November) zum letzten Mal geöffnet und hofft ihn Anfang nächsten  Monats wieder öffnen zu können.

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Herr Schmidt, Sie haben ihr Marktcafe am 24. November 2017, also vor fast genau drei Jahren eröffnet. Nun im Jubiläumsmonat müssen sie ihren Betrieb, zu dem auch noch das Café La Momenta in der Bahnhofstraße gegenüber dem Herborner Rathauses gehört, zum zweiten Mal wegen der Corona-Pandemie schließen.

Schmidt: „Am Freitag des 20. März in diesem Jahr hatten wir unser Cafés geschlossen und erst am 15. Mai wieder „öffnen“ dürfen  und nun stehe ich zum zweiten Mal vor einer ähnlichen Situation mit der Option „hoffentlich Anfang nächsten“ Monats wieder öffnen zu können.

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Was bedeutet das für Sie und wie gehen Sie damit um?

Schmidt: „Na, erst einmal gehe ich wohl nicht mehr wie ich es gewohnt bin frühmorgens ins Café, um all die Dinge zu tun, damit der Betrieb anlaufen kann. Auch in der Küche helfe ich bei Bedarf mit, wenn es notwendig ist . Man ist als Mensch ja immer in  bestimmten  Abläufen gewohnheitsmäßig eingebunden und das ist auch gut so. Dieser plosive Alltag fällt jetzt erst einmal wieder weg. Je nachdem wie lange es jetzt wieder dauert,  bis wir wieder öffnen dürfen,  kostet Geld und Nerven und viele fragen sich wie und wann wird es weitergehen. Das treibt mich und viele meiner „Leidensgenossen“ gewaltig“ um. Wir Gastronomen haben schon seit Beginn der Pandemie Auflagen erhalten, die ganz schön ins Geld gingen. Sei es die viel strengeren Hygieneverordnungen zu erfüllen oder die Anwesenheit der Gäste zu dokumentieren. Da ich mir meiner Verantwortung gegenüber meinem Team und meinen Kunden sehr bewusst bin, nehme ich diese Dinge nicht auf die leichte Schulter. Leider haben das nicht alle Gäste akzeptiert und wir mussten  uns nicht selten den Diskussionen annehmen , die diese Auflagen und die teilweise auch leichten Einschränkungen  nicht einsehen wollten. Dabei geht es hier doch um die Vorsorge und Gesundheit aller, die jedem wichtig sein sollte und um gesetzliche Vorgaben, die es zu erfüllen gilt. Das kostet manchmal Nerven zu der zusätzlichen Belastung, ganztägig die Maske tragen zu müssen.  Doch zum Glück gibt es auch viele Gäste, die dies positiv sehen und uns dabei unterstützen. 

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Sie reden oft im Plural. Wieviel Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen sie denn in ihren beiden Betrieben?

Schmidt: Zuerst möchte ich einmal betonen, dass wir ein starkes Team sind und darauf bin ich sehr stolz. Ohne diese, über den beruflichen Level hinaus, tolle Zusammenarbeit, würden beide Betriebe nicht so gut laufen. Mit meinen beiden Köchen, von denen einer erst heute angefangen hat, zwei Vollzeit-Service-Kräften plus einer Auszubildenden und sieben bis acht 450 Euro-Kräften im Marktcafé und eineinhalb fest Angestellten, inkl. meinem Bruder als Geschäftsführer im La Momenta, zuzüglich dort noch vier 450 Euro-Kräfte, sind wir in beiden Cafés wirklich gut aufgestellt. 

Die Betreiber des La Momenta nutzen die vorübergehende Schließung für eine umfassende Renovierung des Cafés.

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Sie haben mir eben einen aktuellen Werbespot des Landes Hessen gezeigt, den Sie sehr ernst genommen haben: „Halt dich an die Regel, dann behalt ich meinen Job“. Ist der jetzt Angesichts der Betriebsschließungen in der Gastronomie nicht ein wenig makaber?

Schmidt: „Mein Team und ich haben uns daran gehalten und gehofft, dass es der richtige Weg sei. Was jetzt kam, ist mehr als heftig….Entschuldigung ich bekomme gerade Gänsehaut…. (S. ringt mit der Fassung). Meine Mitarbeiter stellen auf einmal fest: „Wir sind jetzt erst einmal arbeitslos. Dem habe ich widersprochen, „Nein, das seid ihr nicht“. Das ist alles andere als leicht und ich vermute, dass man sich an den zuständigen Stellen kaum vorstellen kann, was man der Branche mit dem LOCKDOWN LIGHT angetan hat. Ausgerechnet wir, die wir in der Branche nachweislich sehr wenig an der Verbreitung des Virus beteiligt waren, werden wieder einmal pauschal mit der Schließung bestraft. Ich frage mich schon geraume Zeit, warum haben die zuständigen Behörden nicht schon lange bei illegalen Partys, gegen Verstöße und größeren Veranstaltungen härter eingegriffen, die nachweislich zur Verbreitung des Virus beigetragen haben? Warum verweigert man jetzt den Menschen den Zutritt zu Restaurants und Cafés in denen geregelte Abläufe, Abstände und Hygienemaßnahmen umgesetzt werden? Unsere Betriebe und wenn ich das so sage, meine ich die Mehrzahl aller Betriebe, sind Orte , fast ohne nennenswertes Ansteckungsrisiko. Für mich und mein Team und viele andere, die davon betroffen sind, ist diese erneute Schließung eine große persönliche und finanzielle Herausforderung und ich glaube nicht, dass sich dadurch die Ausbreitung von Covi-19 besser verhindern lässt.  

Siggi Gerdau (links) im Gespräch mit Marco Schmidt

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Wenn ich ihre berechtigten Sorgen aber auch Entrüstung richtig verstehe, fühlen Sie sich zu Unrecht negativ behandelt.

Schmidt:  Ja das stimmt. Außerdem: All die zugesagten Hilfen sind nur zu einem Teil abgerufen worden. In Berlin brüstet man sich mit den Hilfen, aber vor Ort sind die Hürden dermaßen hoch, dass nur wenige in den Genuss der Gelder kommen. Wir hatten und hier rede ich wieder von Markt-Café und La Momenta, ein gutes Sommergeschäft. Wir haben uns die Hacken abgelaufen, um alle Gäste zufriedenzustellen und das ist uns trotz der Platzeinschränkung auch gelungen. Wir haben die Tische vor und nach der Benutzung desinfiziert, haben die Gäste gebeten innerhalb des Gebäudes bis zum Platz nehmen die Maske zu tragen, haben sie selber trotz schwerer körperlicher Arbeit den ganzen Tag getragen. Haben immer wieder auf unsere hauseigene Desinfektionsstation hingewiesen und lüften regelmäßig. 

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Man sagt Ihnen nicht nur in Herborn nach, dass sie es mit der Corona-Prophylaxe und der Hygiene generell sehr ernst nehmen und auf diesem Gebiet als Caféhaus-Betreiber sicher ein Vorreiter sind.

Schmidt: Wenn man das sagt, bin ich sogar ein wenig Stolz und es wird für mich Ansporn sein, auch in Zukunft genauso weiterzumachen, um meinen Beitrag gegen die Verbreitung des Virus beizutragen. 

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Trotzdem haben Sie, wie auch Kollegen, die es mit diesen Dingen vielleicht nicht so genau nehmen, ebenfalls ab heute schließen müssen.

Schmidt: Das ist genau der Punkt. Ich glaube nicht, dass die Pauschalisierung in den Vorbeugungsbemühungen der Weisheit letzter Schluss ist. Wir haben schon vor Monaten in sehr guter Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt eine praktikable und ansteckungssichere Raumaufteilung vorgenommen. Danach hatten wir statt 90 nur noch 42 Sitzplätze im Inneren unseres Hauses zur Verfügung. Diese Aufteilung ist bis heute unverändert geblieben. Meinen Gästen will ich größtmögliche Sicherheit garantieren und natürlich meinem Team auch.  

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Ihr Team, dass sie mehr als einmal ganz sicher berechtig lobten, geht jetzt ebenfalls nach Hause in die Kurzarbeit. Das macht sie, wie wir bereits an anderer Stelle besprachen, alles andere als glücklich.

Schmidt: Zum Glück gibt es ja mittlerweile eine Verlängerung des Kurzarbeits-Geldes. Diese Dinge einschließlich einer Erhöhungsoption, lasse ich derzeit von meinem Steuerberater prüfen. In diesem Zusammenhang wünschte ich mir, dass sich unsere Regierungsvertreter statt sich in dieser Krise, die das ganze Volk beutelt, ihre Diäten nicht auch noch schamlos erhöhen würden. Wenn schon von Diäten gesprochen wird, dann sollte das „Gehalt“ der Volksvertreter eigentlich nach unten korrigiert werden. Das wäre Angesichts der Krise anständig. Um noch mal auf meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück zu kommen. Wir sind nun einmal eine große Familie und da berührt es mich sehr, wenn es einem von denen möglicherweise nicht gut geht. Außerdem möchte ich die Cafés ja noch weiter betreiben. Daher will ich nach dem LOCKDOWN LIGHT meine Mannschaft wieder komplett an Bord haben und das ist ebenfalls ein Grund mich zu bemühen und dafür Sorge zu tragen.

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Die Stadt wird sich jetzt in der Corona-bedingten Lähmungsphase nicht mehr so beschwingt und lebenslustig darstellen. Die Menschen haben Angst, mögen die Maske nicht tragen und ihnen fehlen außerdem die gastlichen Einrichtungen der Stadt und bleiben deshalb weg.

Dunkle Wolken über dem leeren Herborner Marktplatz.

Schmidt: In der Tat, wir müssen uns dringend etwas einfallen lassen. Wir haben schon fertige Überlegungen für eine Markisenanlage am Marktcafé in der Schublade, die vom Denkmalschutz aktuell jedoch nicht mit sehr viel Wohlwollen betrachtet wird. Das ist jedoch eine gute Chance für uns und auch für meine Gäste von nah und fern, auch wettergeschützt draußen sitzen und bewirten zu können. Zudem haben wir in umweltfreundliche Infrarotstrahler investiert.  

Viele Gastronomen investieren und versuchen alles, um den Wünschen der Gäste gerecht zu werden und so viele Gäste wie erlaubt bedienen zu können. Wenn wir jetzt nicht mit neuen Ideen der Pandemie und ihren Folgen begegnen, werden nicht nur wir, sondern auch unsere schöne Fachwerkstadt schweren Schaden nehmen. Bezüglich des Denkmalschutzes hoffe ich, dass er nicht mit unterschiedlichem Maße misst. In vielen Teilen der Altstadt haben die meisten Häuser Markisen und ich wünsche mir, dass dies am Marktcafé bald auch möglich ist.  

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Was halten Sie von einem sogenannten runden Tisch um die Dinge anzupacken?

Schmidt: Da halte ich sehr viel von. Da müssen dann aber alle dransitzen und völlig wertneutral ihre Ideen einbringen können. Ich kenne das aus der Industrie und dem Bereich der Werbung. Dort nennt man eine derartige Zusammenkunft „Brainstorming“ und das könnte auch für Herborn sehr hilfreich sein. Noch wichtiger wäre, wenn die Landesregierung da mitmacht. Das heißt: Uns Herbornern signalisiert, wenn bestimmte Parameter wie zum Beispiel der Zurückgang der Fallzahlen in der Region erkennbar ist, dass man dann im Gegenzug verschiedene Maßnahmen aufheben kann. Das meinte ich Eingangs mit der Pauschalierung, die alle derartigen Bemühungen konterkariert.

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Herr Schmidt, wir danken für dieses Gespräch.

Corona im Haus des Lebens

Ungeachtet der zahlreichen (immer noch) Corona-Verharmloser bereitet sich das Virus auch in unserer Region mit erschreckender Geschwindigkeit aus. Jetzt hat der „unsichtbare Drecksack“ das Herborner Seniorenheim Haus des Lebens in der Kaiserstraße erreicht. Obwohl sich Heimleitung und das gesamte Pflegepersonal in den vergangenen Monaten mit all den verfügbaren Mitteln bemüht haben eine Ansteckung zu verhindern, Covid-19 hat einen Weg ins Haus gefunden. Nach dem letzten Stand sind 12 Heimbewohner positiv und es können noch mehr sein oder werden. Die Konsequenz: Die totale Abriegelung des Altenheims mit all seinen Beschwernissen für das Personal und die Bewohner. Es ist müßig über eine mögliche Ansteckungsquelle zu spekulieren. Das Virus kann von den Bediensteten trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ebenso eingeschleppt worden sein, wie durch Besucher. Auch über Gegenstände, Päckchen und viele andere Dinge kann es seinen Weg gefunden haben.

Seit Monaten waren die Sicherheitsmaßnahmen im und um des Herborner Haus des Lebens äußerst wirkungsvoll. Jetzt hat das fiese Corona-Virus einen Weg in die Einrichtung gefunden . Archiv-Foto: Siegfried Gerdau

Jetzt gilt es sehr fair gegenüber allen Verantwortlichen zu sein. Keine Schuldzuweisungen und kein Meckern über erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. Das was ist, reicht allemal. Bleibt nur zu hoffen, dass sich alles bald zum Guten wendet. Man kann der Heimleitung, allen Mitarbeitern und den Bewohnerinnen und Bewohnern nur viel Kraft und Gesundheit wünschen. sig

Gehört, gesehen und erlebt.

Corona hat sich mit einem Paukenschlag zurückgemeldet. Allen Leugnern und Ignoranten zum Trotz, der fiese kleine Drecksack lebt und erfreut sich bester Gesundheit. Während die meisten Menschen sich bemühen, seiner Ausbreitung mit Maske und Abstand einen Riegel vorzuschieben, helfen andere dem Virus fleißig sich zu vermehren. Man fliegt in Urlaub- „das wird man sich ja wohl noch gönnen dürfen“- feiert fröhlich masken-und abstandsfreie Partys und bezichtigt Mahner als Spaßverderber und Panikmacher. Die steigenden Fall-Zahlen und R-Faktoren sprechen eigentlich eine deutliche Sprache.  OK, wir werden sehen wer Recht hat, aber leider weiß man das immer erst hinterher. Bis dahin wird jedoch noch so mancher Beatmungsschlauch in irgendwelche Lungenflügeln geschoben worden sein.

Einkauf mit Maske, aber der Abstand muss auch gehalten werden.

Ernst beiseite, es gibt natürlich auch noch spaßige Begebenheiten wie zum Beispiel vor kurzem in Herborn. Gold und Silber An-und Verkaufsläden sind existenziell von höchster Bedeutung für eine kleine Stadt. Was machen deren Bürger denn nur mit den Bergen von Zahngold ihrer verstorbenen Angehörigen. Auch deren hinterlassene Pelze wollen schließlich nicht nur mit Mottenkugeln in irgendwelchen muffigen Schränken ihr Dasein fristen. Das dachte sich auch ein Zeitgenosse und ließ sich in Herborns oberer Hauptstraße nieder. Gold und Silber Ankauf und Verkauf sowie der Ankauf von Pelzen aller Art und Größe sein Begehr. Doch die Freude den Bürgern der Bärenstadt etwas Gutes zu tun, währte nicht lange. Kaum zwei Stunden eröffnet, schon waren die Ordnungshüter zur Stelle und der Laden war schon wieder Geschichte. Über die Hintergründe der guinnessreifen Aktion war bisher noch nichts in Erfahrung zu bringen.

Das Restaurant im „Hotel zum Löwen“ in Herborn läuft. Auch die hessische Umweltministerin Priska Hinz überzeugte sich mitsamt Gatten Manfred Rompf am Samstagabend von der Schmackhaftigkeit der Gerichte und dem Ambiente des neu eröffneten Restaurants in der Turmstraße. Von der vermutlich 1577 herrschenden Ruhe- dieses stattliche Alter sieht man dem jugendlich frischen Haus nicht an-war jedoch wie meist an Sommerabenden auf der idyllischen Terrasse nichts zu spüren. Spätpubertierende „Möchte-Gern-Rennfahrer“ ließen Papas oder Luxusauto-Verleihers Lamborghini, Audi R 8 und Co an dem Anwesen vorbeiröhren, dass es eine Wonne für Bronchien und Ohren war. Ganz sicher wird der Herborner Stadtrat noch lange nicht so weit sein, diese und andere innerstädtischen Straßen, wie auch den schmalen Weg, für Poser- und Durchgangsverkehr einfach dicht zu machen. Es wird noch viel eigenes Erleben und Proteste der Anwohner bedürfen, um einen solch komplizierten Denkprozess in Gang zu setzen.

Der Pächter des Herborner Löwen Achim Betz (61) ist mit der Resonanz auf sein Restaurant ganz zufrieden.

Apropos Polizei. Was zurzeit in Deutschland mit den Menschen gemacht wird, die Sicherheit garantieren sollen und dafür ihre eigene Gesundheit und auch ihr Leben einsetzen, ist schlichtweg ungeheuerlich. Polizistinnen und Polizisten stehen wieder einmal am Dauer-Pranger und (fast) alle Medien machen fleißig mit. Was sich da am linken Rand der Politik zusammenbraut, ist in seiner Tragweite für unsere Republik bisher noch kaum ganz zu überschauen. Polizisten sind Rassisten, wenn sie Andersfarbige kontrollieren, sind Nazis, wenn sie Gewalttäter aktiv zur Ordnung rufen, sind Scheiß-Bullen, wenn sie Verkehrs-Rowdys erzieherisch mit Bußgeld belegen. So tönt es allenthalben aus linken Kreisen und die Medien machen fleißig mit. Der sogenannte brave Bürger ist irritiert und fühlt sich alleine gelassen, wenn er Gewaltorgien wie in Stuttgart oder Frankfurt miterleben muss. Er bekommt die Hilflosigkeit der Beamtinnen und Beamten hautnah mit und fragt sich was da eigentlich abgeht. Liegt es an Ausrüstung und Ausbildung? Nein, ganz sicher nicht.

Der Staat lässt seine Exekutive einfach im Regen stehen und die Justiz spielt den Gesetzesbrechern immer mehr in die Hände. Taschendiebe die gefasst, am nächsten Tag wieder ihrem Handwerk nachgehen, Dealer die im Schutze ihres Andersseins völlig unbehelligt in der Öffentlichkeit ihr Gift besonders an junge Menschen verticken. Ist das alles unabänderlich? Ganz sicher nicht. Aber es hat System vermutet Otto Normalverbraucher und wirft den Verantwortlichen mehr oder weniger berechtigt Totalversagen oder noch schlimmer Absicht vor. Die Polizei springt derweilen immer mehr im Kreis, weiß schon nicht mehr welche Ausgabe der Straßenverkehrsordnung aktuell gilt oder schon wieder überholt ist.

Der alte Streifenhelfer vom 1.12.2017 gilt wieder. Wer ihn nicht weggeworfen hat ist jetzt in einer glücklichen Lage.

Die Männer und Frauen versuchen immer noch verzweifelt Recht und Ordnung zu garantieren. Das alles ohne den Rückhalt, den Gesetzeshüter dringen brauchen. Da fallen die Ministerpräsidentin Genossin Malu Dreyer und besonders die SPD-Heilsbringerin Eskens über die ach so böse Polizei her und fordern Überprüfungen und Ahndung angeblicher Polizeigewalt. Jetzt stehen sogar Polizeiabfragen auf dem Prüfstein. Über die Gewalt der Straße dagegen, sprechen und schreiben meine Kollegen von der überregionalen Tagespresse nicht besonders gerne. Wohl aber akzeptieren sie Hetz-Artikel wie den von taz, indem eine „Journalistin“ fordert, dass die Polizei auf den Müll gehört. Wo bleibt der ansonsten übliche Aufschrei der Anständigen. Was passiert denn, wenn die Polizei wie schon mancherorts praktiziert, einfach wegschaut, um allem aus dem Wege zu gehen. Wollen wir einen anarchistischen Staat? Ganz sicher nicht. Wenn das alles so weiter geht, bekommen wir ihn garantiert. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die gesellschaftliche Degeneration mit Riesenschritten fortschreitet. Text und Fotos: Siegfried Gerdau