LOCKDOWN LIGHT in Herborn

Die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten haben für ganz Deutschland hart durchgegriffen. Seit Montag, dem 2. November, gelten folgenden Regelungen und sind erstmal für den November befristet:

° Treffen mit maximal zehn Personen aus zwei Haushalten

° Einschränkung der Freizeitmöglichkeiten mit Schließung von Kinos, Theatern, Freizeitparks oder    Fitnessstudios, Konzerthäuser, Messen, Saunen, Spielhallen, Spielbanken und Bordelle. Alle Veranstaltungen, die der Unterhaltung dienen, werden untersagt. Gottesdienste bleiben erlaubt – unter Beachtung der Hygieneregeln.

° Restaurants, Cafés und Gaststätten werden geschlossen (Essen zum Abholen bleibt möglich)

° Sport: Der Amateursportbetrieb wird eingestellt, Vereine dürfen also nicht mehr trainieren. Individualsport, also etwa joggen gehen, ist weiter erlaubt – allein, zu zweit oder mit dem eigenen Hausstand. Profisport wie die Fußball-Bundesliga ist nur ohne Zuschauer zugelassen.

° Kosmetikstudios, Massagepraxen und Tattoo-Studios werden geschlossen. Medizinisch notwendige Behandlungen etwa beim Physiotherapeuten sind weiter möglich. Auch Friseure bleiben geöffnet. Industriebetriebe und Handwerk sollen ebenfalls geöffnet bleiben.

° Auf Reisen, auch innerhalb Deutschlands, soll verzichtet werden. Hotels müssen (für Touristen) schließen.

° Groß- und Einzelhandel bleiben unter strengeren Hygieneauflagen geöffnet

° Schulen und Kindergärten sollen geöffnet bleiben

Dies alles sind notwendige Maßnahmen, um einer weiteren Verbreitung der Covid-19- Pandemie Einhalt zu bieten. So sagen es zumindest die Experten. Aber sie schränken damit nicht nur die Wirtschaft, sondern alle Bereiche des menschlichen Lebens sehr ein.

Ich wollte wissen, was dies denn für den einzelnen Gewerbetreibenden konkret bedeutet und sprach darüber mit dem 52-jährigen Besitzer des Herborner Marktcafés Marco Schmidt. Er hatte seinen Betrieb-wie alle anderen auch- am gestrigen Sonntag (1.November) zum letzten Mal geöffnet und hofft ihn Anfang nächsten  Monats wieder öffnen zu können.

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Herr Schmidt, Sie haben ihr Marktcafe am 24. November 2017, also vor fast genau drei Jahren eröffnet. Nun im Jubiläumsmonat müssen sie ihren Betrieb, zu dem auch noch das Café La Momenta in der Bahnhofstraße gegenüber dem Herborner Rathauses gehört, zum zweiten Mal wegen der Corona-Pandemie schließen.

Schmidt: „Am Freitag des 20. März in diesem Jahr hatten wir unser Cafés geschlossen und erst am 15. Mai wieder „öffnen“ dürfen  und nun stehe ich zum zweiten Mal vor einer ähnlichen Situation mit der Option „hoffentlich Anfang nächsten“ Monats wieder öffnen zu können.

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Was bedeutet das für Sie und wie gehen Sie damit um?

Schmidt: „Na, erst einmal gehe ich wohl nicht mehr wie ich es gewohnt bin frühmorgens ins Café, um all die Dinge zu tun, damit der Betrieb anlaufen kann. Auch in der Küche helfe ich bei Bedarf mit, wenn es notwendig ist . Man ist als Mensch ja immer in  bestimmten  Abläufen gewohnheitsmäßig eingebunden und das ist auch gut so. Dieser plosive Alltag fällt jetzt erst einmal wieder weg. Je nachdem wie lange es jetzt wieder dauert,  bis wir wieder öffnen dürfen,  kostet Geld und Nerven und viele fragen sich wie und wann wird es weitergehen. Das treibt mich und viele meiner „Leidensgenossen“ gewaltig“ um. Wir Gastronomen haben schon seit Beginn der Pandemie Auflagen erhalten, die ganz schön ins Geld gingen. Sei es die viel strengeren Hygieneverordnungen zu erfüllen oder die Anwesenheit der Gäste zu dokumentieren. Da ich mir meiner Verantwortung gegenüber meinem Team und meinen Kunden sehr bewusst bin, nehme ich diese Dinge nicht auf die leichte Schulter. Leider haben das nicht alle Gäste akzeptiert und wir mussten  uns nicht selten den Diskussionen annehmen , die diese Auflagen und die teilweise auch leichten Einschränkungen  nicht einsehen wollten. Dabei geht es hier doch um die Vorsorge und Gesundheit aller, die jedem wichtig sein sollte und um gesetzliche Vorgaben, die es zu erfüllen gilt. Das kostet manchmal Nerven zu der zusätzlichen Belastung, ganztägig die Maske tragen zu müssen.  Doch zum Glück gibt es auch viele Gäste, die dies positiv sehen und uns dabei unterstützen. 

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Sie reden oft im Plural. Wieviel Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen sie denn in ihren beiden Betrieben?

Schmidt: Zuerst möchte ich einmal betonen, dass wir ein starkes Team sind und darauf bin ich sehr stolz. Ohne diese, über den beruflichen Level hinaus, tolle Zusammenarbeit, würden beide Betriebe nicht so gut laufen. Mit meinen beiden Köchen, von denen einer erst heute angefangen hat, zwei Vollzeit-Service-Kräften plus einer Auszubildenden und sieben bis acht 450 Euro-Kräften im Marktcafé und eineinhalb fest Angestellten, inkl. meinem Bruder als Geschäftsführer im La Momenta, zuzüglich dort noch vier 450 Euro-Kräfte, sind wir in beiden Cafés wirklich gut aufgestellt. 

Die Betreiber des La Momenta nutzen die vorübergehende Schließung für eine umfassende Renovierung des Cafés.

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Sie haben mir eben einen aktuellen Werbespot des Landes Hessen gezeigt, den Sie sehr ernst genommen haben: „Halt dich an die Regel, dann behalt ich meinen Job“. Ist der jetzt Angesichts der Betriebsschließungen in der Gastronomie nicht ein wenig makaber?

Schmidt: „Mein Team und ich haben uns daran gehalten und gehofft, dass es der richtige Weg sei. Was jetzt kam, ist mehr als heftig….Entschuldigung ich bekomme gerade Gänsehaut…. (S. ringt mit der Fassung). Meine Mitarbeiter stellen auf einmal fest: „Wir sind jetzt erst einmal arbeitslos. Dem habe ich widersprochen, „Nein, das seid ihr nicht“. Das ist alles andere als leicht und ich vermute, dass man sich an den zuständigen Stellen kaum vorstellen kann, was man der Branche mit dem LOCKDOWN LIGHT angetan hat. Ausgerechnet wir, die wir in der Branche nachweislich sehr wenig an der Verbreitung des Virus beteiligt waren, werden wieder einmal pauschal mit der Schließung bestraft. Ich frage mich schon geraume Zeit, warum haben die zuständigen Behörden nicht schon lange bei illegalen Partys, gegen Verstöße und größeren Veranstaltungen härter eingegriffen, die nachweislich zur Verbreitung des Virus beigetragen haben? Warum verweigert man jetzt den Menschen den Zutritt zu Restaurants und Cafés in denen geregelte Abläufe, Abstände und Hygienemaßnahmen umgesetzt werden? Unsere Betriebe und wenn ich das so sage, meine ich die Mehrzahl aller Betriebe, sind Orte , fast ohne nennenswertes Ansteckungsrisiko. Für mich und mein Team und viele andere, die davon betroffen sind, ist diese erneute Schließung eine große persönliche und finanzielle Herausforderung und ich glaube nicht, dass sich dadurch die Ausbreitung von Covi-19 besser verhindern lässt.  

Siggi Gerdau (links) im Gespräch mit Marco Schmidt

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Wenn ich ihre berechtigten Sorgen aber auch Entrüstung richtig verstehe, fühlen Sie sich zu Unrecht negativ behandelt.

Schmidt:  Ja das stimmt. Außerdem: All die zugesagten Hilfen sind nur zu einem Teil abgerufen worden. In Berlin brüstet man sich mit den Hilfen, aber vor Ort sind die Hürden dermaßen hoch, dass nur wenige in den Genuss der Gelder kommen. Wir hatten und hier rede ich wieder von Markt-Café und La Momenta, ein gutes Sommergeschäft. Wir haben uns die Hacken abgelaufen, um alle Gäste zufriedenzustellen und das ist uns trotz der Platzeinschränkung auch gelungen. Wir haben die Tische vor und nach der Benutzung desinfiziert, haben die Gäste gebeten innerhalb des Gebäudes bis zum Platz nehmen die Maske zu tragen, haben sie selber trotz schwerer körperlicher Arbeit den ganzen Tag getragen. Haben immer wieder auf unsere hauseigene Desinfektionsstation hingewiesen und lüften regelmäßig. 

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Man sagt Ihnen nicht nur in Herborn nach, dass sie es mit der Corona-Prophylaxe und der Hygiene generell sehr ernst nehmen und auf diesem Gebiet als Caféhaus-Betreiber sicher ein Vorreiter sind.

Schmidt: Wenn man das sagt, bin ich sogar ein wenig Stolz und es wird für mich Ansporn sein, auch in Zukunft genauso weiterzumachen, um meinen Beitrag gegen die Verbreitung des Virus beizutragen. 

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Trotzdem haben Sie, wie auch Kollegen, die es mit diesen Dingen vielleicht nicht so genau nehmen, ebenfalls ab heute schließen müssen.

Schmidt: Das ist genau der Punkt. Ich glaube nicht, dass die Pauschalisierung in den Vorbeugungsbemühungen der Weisheit letzter Schluss ist. Wir haben schon vor Monaten in sehr guter Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt eine praktikable und ansteckungssichere Raumaufteilung vorgenommen. Danach hatten wir statt 90 nur noch 42 Sitzplätze im Inneren unseres Hauses zur Verfügung. Diese Aufteilung ist bis heute unverändert geblieben. Meinen Gästen will ich größtmögliche Sicherheit garantieren und natürlich meinem Team auch.  

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Ihr Team, dass sie mehr als einmal ganz sicher berechtig lobten, geht jetzt ebenfalls nach Hause in die Kurzarbeit. Das macht sie, wie wir bereits an anderer Stelle besprachen, alles andere als glücklich.

Schmidt: Zum Glück gibt es ja mittlerweile eine Verlängerung des Kurzarbeits-Geldes. Diese Dinge einschließlich einer Erhöhungsoption, lasse ich derzeit von meinem Steuerberater prüfen. In diesem Zusammenhang wünschte ich mir, dass sich unsere Regierungsvertreter statt sich in dieser Krise, die das ganze Volk beutelt, ihre Diäten nicht auch noch schamlos erhöhen würden. Wenn schon von Diäten gesprochen wird, dann sollte das „Gehalt“ der Volksvertreter eigentlich nach unten korrigiert werden. Das wäre Angesichts der Krise anständig. Um noch mal auf meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück zu kommen. Wir sind nun einmal eine große Familie und da berührt es mich sehr, wenn es einem von denen möglicherweise nicht gut geht. Außerdem möchte ich die Cafés ja noch weiter betreiben. Daher will ich nach dem LOCKDOWN LIGHT meine Mannschaft wieder komplett an Bord haben und das ist ebenfalls ein Grund mich zu bemühen und dafür Sorge zu tragen.

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Die Stadt wird sich jetzt in der Corona-bedingten Lähmungsphase nicht mehr so beschwingt und lebenslustig darstellen. Die Menschen haben Angst, mögen die Maske nicht tragen und ihnen fehlen außerdem die gastlichen Einrichtungen der Stadt und bleiben deshalb weg.

Dunkle Wolken über dem leeren Herborner Marktplatz.

Schmidt: In der Tat, wir müssen uns dringend etwas einfallen lassen. Wir haben schon fertige Überlegungen für eine Markisenanlage am Marktcafé in der Schublade, die vom Denkmalschutz aktuell jedoch nicht mit sehr viel Wohlwollen betrachtet wird. Das ist jedoch eine gute Chance für uns und auch für meine Gäste von nah und fern, auch wettergeschützt draußen sitzen und bewirten zu können. Zudem haben wir in umweltfreundliche Infrarotstrahler investiert.  

Viele Gastronomen investieren und versuchen alles, um den Wünschen der Gäste gerecht zu werden und so viele Gäste wie erlaubt bedienen zu können. Wenn wir jetzt nicht mit neuen Ideen der Pandemie und ihren Folgen begegnen, werden nicht nur wir, sondern auch unsere schöne Fachwerkstadt schweren Schaden nehmen. Bezüglich des Denkmalschutzes hoffe ich, dass er nicht mit unterschiedlichem Maße misst. In vielen Teilen der Altstadt haben die meisten Häuser Markisen und ich wünsche mir, dass dies am Marktcafé bald auch möglich ist.  

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Was halten Sie von einem sogenannten runden Tisch um die Dinge anzupacken?

Schmidt: Da halte ich sehr viel von. Da müssen dann aber alle dransitzen und völlig wertneutral ihre Ideen einbringen können. Ich kenne das aus der Industrie und dem Bereich der Werbung. Dort nennt man eine derartige Zusammenkunft „Brainstorming“ und das könnte auch für Herborn sehr hilfreich sein. Noch wichtiger wäre, wenn die Landesregierung da mitmacht. Das heißt: Uns Herbornern signalisiert, wenn bestimmte Parameter wie zum Beispiel der Zurückgang der Fallzahlen in der Region erkennbar ist, dass man dann im Gegenzug verschiedene Maßnahmen aufheben kann. Das meinte ich Eingangs mit der Pauschalierung, die alle derartigen Bemühungen konterkariert.

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Herr Schmidt, wir danken für dieses Gespräch.

Dillkinder halten Herborn sauber

Herborn ist eine saubere Stadt. Was bitteschön machen da die Sauberfrauen und Männer von „Dillkind“? Ganz einfach sie räumen den Müll fort, den man nicht immer auf den ersten Blick sieht. Entlang der Dill haben sie bereits tonnenweise das gesammelt, was achtlose Ignoranten in die Landschaft werfen. Da ist alles dabei, was man sich oftmals nicht vorstellen kann. Es fängt bei Zigarettenkippen an und hört bei Dachblechen auf. Dazwischen immer wieder Flaschen und andere Behältnisse, die bei feucht-fröhlichen Zusammenkünften geleert und an Ort und Stelle in die Büsche oder direkt am Platz entsorgt werden.


Kerngruppe der Dillkinder sind Eileen Bornhütter aus Fleisbach (nicht auf dem Foto), Julia Hecker und Kristin Grau aus Herborn (von links)

 

Am Sonntag trafen sich wieder einmal elf Frauen, Männer und Kinder auf dem Herborner Schießplatz zum gemeinsamen Müllsammeln. Eimer, Mülltüten, Handschuhe, Warnwesten und Müllgreifer hatten die Organisatorinnen Kristin Grau und Julia Hecker (34) dabei oder wurden von den anderen Helfern mitgebracht.

Auch auf Facebook und Instagram werben die Dillkinder um Mit-Helfer.

„Wir treffen uns einmal im Monat, meist am 1. Sonntag um 10.30 Uhr hier am Schießplatz, um dann die Müll-Hot Spots abzugrasen“, erzählt Kristin. Jetzt in Zeiten von Corona teilen sie sich in kleine Grüppchen auf, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Die Gruppe um Uli Reil hatte sich mal wieder den Bereich des Edeka-Parkplatzes und das anschließende Dill-Ufer vorgenommen. Ein weiteres dankbares Betätigungsfeld war die gepflasterte Rampe zwischen den Bahngleisen und den ehemaligen Shell-Hallen (heute Safran).

Julia fügt eine Hinterlassenschaft nach der anderen in ihren Eimer.

Julia staunte nicht schlecht wie viel Müll sich hier in den vergangenen vier Wochen schon wieder angesammelt hatte. Sie vermutet, dass dieser Abschnitt eine heimliche Party-Meile ist. Zumindest ließ die Müllart darauf schließen. Die 38-jährige Kristin, der kein Gestrüpp zu dicht ist, findet einige stark verrostete Dachbleche. „Wenn ich so weiter mache entdecke ich irgendwann noch einmal eine Leiche“, so ihr sarkastischer Kommentar. Zu den sonntäglichen Reinigungstreffen kommen immer zwischen 5 und 22 Personen, weiß die Wahl-Herbornerin. Der Informationsaustausch läuft über Facebook, Instagram und dem Dillkind-Blog.

„Einer muss es ja machen“, meint Kristin Grau ganz pragmatisch.

Sie selber ist mit ihrer Freundin Julia bei einer gemeinsamen Radtour auf den umherliegenden Müll aufmerksam geworden. Die Idee mit vielen verantwortungsbewussten Menschen anderer Leute Müll aufzusammeln war geboren. Da Müll aller Sorten und Größe gerade an Gewässern ein großes Problem ist, schauen sie sich besonders die Dill-Uferbereiche an.

…Das Wasser der Dill mündet irgendwann im großen Meer. Genauso wie unser Müll. Der geht uns also alle etwas an. Fangen wir also bei uns an und sorgen für eine saubere und nachhaltige Region. (Dillkinder)

So entstand der Name Dillkinder, auch wenn der eine oder andere schon dem Kindesalter entwachsen ist. Die Stadtverwaltung unterstützt die Sammelbewegung mit Müllsäcken und anderen Gerätschaften. Auch die immer prall gefüllten Behältnisse nach jedem Sammeltag holt der Bauhof ab. „Wir wollten nicht nur darüber reden, wie dem weltweiten Müllproblem begegnet werden kann, sondern auch aktiv werden. Schließlich muss es jemand tun und das sind dann eben wir“, meint Julia Hecker. Beide Frauen verbindet auch die Liebe zum Fußballsport. Sie sind im Fleisbacher TSV aktiv und schon lange miteinander befreundet.

Julia Hecker(links) und Kristin Grau sind nicht nur beim Müllsammeln ein Team.

 Am 19. September findet der World Cleanup Day statt, die größte Bottom-Up-Bürgerbewegung der Welt zur Beseitigung von Umweltverschmutzung und Plastikmüll. 2019 beteiligten sich 21 Millionen Menschen weltweit in 180 Ländern am World Cleanup Day und setzten durch ihre Cleanups (Müllsammelaktionen) ein starkes Zeichen für eine saubere, gesunde und plastik-müllfreie Umwelt. Mach mit bei der weltweit größten Clean Up Sammelaktion World Cleanup Day. Sei auch Du dabei! und befreie unsere Straßen, Parks, Strände, Wälder, Flüsse, Flussufer, Beaches und die Meere von achtlos beseitigtem Abfall und Plastikmüll. (Dillkinder)

Auch „überregional“ ist Dillkind aktiv.

In Kooperation mit der Stadt Dillenburg @oranienstadt_dillenburg und dem weltweiten „World-Clean-Up-Day“ @worldcleanup organisieren wir am Samstag, den 19. September um 10.30 Uhr (Treffpunkt: Parkplatz bei McDonald/Aldi, Dillenburg) den nächsten Clean-Up in der Oranienstadt und freuen uns über begeisterte Helfer und Mitstreiter. 💚 Falls vorhanden, bitte Müllgreifer, Handschuhe und einen Eimer mitbringen. 🧤🗑 (Dillkinder)

Der am Sonntag eingesammelte Müll war wie immer ziemlich umfangreich. Fotos: privat

Wer Lust hat und etwas für seine Region tun will, kann sich bei Julia Hecker mobil: 0170 984 6815 informieren und wenn er möchte auch seine Hilfe anbieten. Text und nicht namentlich gekennzeichnete Fotos: Siegfried Gerdau

Geht es der letzten grünen Lunge Herborns an den Kragen?

Die Gerüchteküche brodelt. Nichts Genaues weiß man nicht und die Verantwortlichen in Herborn hüllen sich weitgehend in Schweigen. Es geht um eine Bebauung des Gebietes am Herborner „Weinberg“. Genauer um die Abholzung und Zersiedelung eines mit alten Laubbäumen bewachsenen Waldstreifens, der nicht nur eine grüne Lunge für Herborn ist. Das Objekt der Begierde heißt im Volksmund „Pfeifers Loch“. Es bildet mit seinen alten Bäumen nicht nur eine Schutzbarriere vor den Schadstoffen der naheliegenden Autobahn A 45. Zahlreiche Tiere siedeln hier. Angefangen von Fuchs, Reh und Hase über Wildschweine und vor allem Fledermäuse. Von den immer mehr durch ähnliche Bauvorhaben zurückgedrängten Vogelarten gar nicht erst zu reden.

Pfeifers Loch bildet eine Baum-Barriere zwischen A 45 und der Stadt. Foto: privat

Hier oben wollen Investoren eine Reihe Streif-Fertighäuser bauen und dies ohne Rücksicht auf die noch intakte Natur und den Klima regulierenden Faktoren. Wenn man auf die Facebook-Seite von Streif Herborn geht, bekommt man eine Vorstellung von der Bauweise der Häuser. Streif Herborn wirbt mit seinem Musterhaus in der Schönbacher Str. 39 a in Herborn-Hörbach. So hat man mal eine Vorstellung wie diese Häuser zwischen der Burger Landstraße und der Zufahrt zur Autobahnraststätte Dollenberg aussehen könnten.

Hier, in dem blau umrandeten Gebiet, sollen die Bäume fallen und die Häuser gebaut werden. Foto: privat

Besonders schmerzhaft ist die Tatsache, dass angeblich die rund 100 Laubbäume schon in den nächsten Wochen gefällt werden sollen. Diese Bäume, mit ihren weit ausladenden Kronen, sind ja nicht nur ein schöner Anblick, sondern haben als Schadstofffilter gerade in unserer immer mehr belasteten Umwelt eine sehr wichtige Funktion. Ihre Wurzeln verfestigen einen Schiefer-Hangbereich, der bei Starkregen ohne diese natürlichen Anker in Bewegung geraten könnte. Die Auswirkungen mag man sich nicht vorstellen.

Wird auf das Naturdenkmal Weinberg keine Rücksicht genommen?

Als Zufahrt für sämtliche Baufahrzeuge und Materialtransporte wird die sehr steile und schmale Straße Am Weinberg dienen. Sie soll wohl auch nach Fertigstellung der Häuser den Bewohnern als Straße zur Verfügung stehen. Vermutlich muss die Stadt auch bei der Verlegung der Versorgungsleitungen dem Naturdenkmal Weinberg ein wenig zu Leibe rücken. Ob das im Sinne von Denkmal- und Naturschutz ist, darf bezweifelt werden. Den Herborner Bürgern, die mit Masse und berechtigter Weise vom Denkmalschutz gegängelt werden, stellt sich schon die Frage wie man plötzlich mit einem Naturdenkmal derart frevelhaft umgehen will.  

Die schmale Zufahrtsstraße Am Weinberg müsste drastisch verbreitert werden.
Ein Idyll für Fauna und Flora soll schon bald Geschichte sein.

Der Sturm der Entrüstung über die angedachte Fällung eines alten Baums auf dem Hintersandparkplatz ist noch nicht verklungen. Man spricht von „grüner Lunge“ und deren Bedeutung für die Stadt. Der Weinberg ist die letzte große grüne Lunge und hier geht es nicht um einen, sondern um rund hundert Bäume und die Tierwelt, die ohne nicht überleben kann. Grund genug laut und vernehmlich darüber nachzudenken, ob man die einfach so absägt, um Platz für gerade einmal vier oder fünf Häuser zu schaffen. Man müsste in diesem Fall von Anachronismus sprechen. In diesem Zusammenhang fällt mir eine Aussage des ehemaligen Herborner Bürgermeisters Hans Benner (SPD) ein. Er sprach vor Jahren anlässlich der Freigabe des Baugebietes in der oberen Alsbach von der letzten Maßnahme dieser Art.

Der ausufernden Zersiedelung der Landschaft muss dringend Einhalt geboten werden. Besonders eine Stadt wie Herborn, die immer mehr auf Erholung suchende Menschen und Kurzzeittourismus setzt, muss darüber nachdenken, wie sie die immer mehr zurückgehende Industrie kompensiert. Sich auf die kreativen Unternehmer zu verlassen, die Herborn immer mehr zu einer Erlebnisstadt mit kaum noch einer überschaubaren Anzahl von Café-Häusern und einer funktionierenden Gastronomie machen, ist zu dünn. Hier muss die Administration die besten Rahmenbedingungen schaffen und darauf achten, dass nicht die Interessen einzelner Vorrang bekommen.

Wenn diese grüne Lunge platt gemacht wird, hat das Auswirkungen aufs Herborner Klima.

Die schöne und liebenswerte Stadt an der Dill darf nicht weiter zersiedelt werden. Wie es gehen muss, zeigt schon seit ein paar Jahren ein innovativer Investor mit großem Lokalpatriotismus. Er kauft Häuser bevorzugt in der Innenstadt auf, renoviert sie mit viel Einsatz und Geldmittel, um sie anschließend sehr erfolgreich und bezahlbar zu vermieten oder auch zu verkaufen. So bleibt der Stadtkern am Leben und eine Zersiedelung mit Neubauten an der Peripherie der Stadt ist unnötig.

Herborn lebt nicht zuletzt durch seine Schönheit im Kern der Stadt und nicht wegen Neubauten an der Peripherie.

Die Verantwortlichen der Stadt Herborn wiegeln noch ab. Und doch haben aber wie man hört die Streif-Haus-Investoren Jessica und Frank Gierlichs aus Hörbach schon vor längerer Zeit das Flurstück „Pfeifers Loch“ für „nen Appel und en Ei“, also vergleichsweise geringen Betrag, gekauft, der aber angeblich noch nicht geflossen sei. Es sieht so aus, dass wenn der Bauantrag für dieses zum Bauland erklärte Gebiet bei der Stadt eingeht, er auch bearbeitet werden muss.

Ob hier tatsächlich „nur“ Einfamilien- oder höhere Mehrfamilienhäuser gebaut werden, liegt im Bereich der Spekulation. Der ist im Übrigen bei der derzeitigen Verschleierungspolitik Tür und Tor geöffnet und die Gerüchteküche kocht bereits über. Die Menschen wünschen sich eine transparente Politik und möchten an Vorhaben, die sie direkt oder indirekt betreffen, angemessen beteiligt werden. Die Straße Am Weinberg, die eher einem geteerten Feldweg ähnelt soll angeblich in aller nächster Zeit verbreitert und neu angelegt werden. Dies sei aber unabhängig von irgendwelchen Baumaßnahmen schon länger geplant, vernahm man aus dem Rathaus. Man kann nur hoffen, dass das Hinweisschild „Naturdenkmal“ dabei nicht zu Schaden kommt und entfernt werden muss. Die Herborner Grünen in Gestalt von Dorothea Garotti und Reiner Dworschak sind bereits involviert und waren auch schon vor Ort, um sich einen Überblick zu verschaffen. Text und Fotos: sig

Nachtrag

Nach einem ausführlichen Gespräch mit der Herborner Bürgermeisterin Katja Gronau (parteilos) kristallisierte sich heraus, dass bei der Stadtverwaltung bisher noch kein Bauantrag beziehungsweise Bauanfrage eingegangen ist. Somit kann Gronau auch keine detaillierten Auskünfte zum Thema Weinberg-Bebauung erteilen. Ihr sei lediglich bekannt, dass das Grundstück (hier genannt) Pfeifers Loch) von einem Privat-Eigentümer an die Investoren Jessica und Frank Gierlichs verkauft worden sei.

Wenn also jetzt ein Bauantrag von den beiden Genannten eingehen sollte, wird er entsprechend der gesetzlichen Vorgaben und der Beteiligung aller zuständigen Stellen wie Naturschutzbehörde etc. völlig ergebnisoffen bearbeitet.

Davon völlig unabhängig könnte jedoch im Vorfeld die Fällung der auf dem Grundstück stehenden Bäume ab dem 31.August 2020 erfolgen. Dazu nachfolgend das entsprechende Gesetz.

Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz – BNatSchG) (Auszug)

§ 39 Allgemeiner Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen; Ermächtigung zum Erlass von Rechtsverordnungen

(1) Es ist verboten,

1.

wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten,

2.

wild lebende Pflanzen ohne vernünftigen Grund von ihrem Standort zu entnehmen oder zu nutzen oder ihre Bestände niederzuschlagen oder auf sonstige Weise zu verwüsten,

3.

Lebensstätten wild lebender Tiere und Pflanzen ohne vernünftigen Grund zu beeinträchtigen oder zu zerstören.

(2) Vorbehaltlich jagd- oder fischereirechtlicher Bestimmungen ist es verboten, wild lebende Tiere und Pflanzen der in Anhang V der Richtlinie 92/43/EWG aufgeführten Arten aus der Natur zu entnehmen. Die Länder können Ausnahmen von Satz 1 unter den Voraussetzungen des § 45 Absatz 7 oder des Artikels 14 der Richtlinie 92/43/EWG zulassen.

(3) Jeder darf abweichend von Absatz 1 Nummer 2 wild lebende Blumen, Gräser, Farne, Moose, Flechten, Früchte, Pilze, Tee- und Heilkräuter sowie Zweige wild lebender Pflanzen aus der Natur an Stellen, die keinem Betretungsverbot unterliegen, in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf pfleglich entnehmen und sich aneignen.

2.

Bäume, die außerhalb des Waldes, von Kurzumtriebsplantagen oder gärtnerisch genutzten Grundflächen stehen, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuschneiden, auf den Stock zu setzen oder zu beseitigen; zulässig sind schonende Form- und Pflegeschnitte zur Beseitigung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung von Bäumen,

3.

nach § 15 zulässige Eingriffe in Natur und Landschaft,

4.

zulässige Bauvorhaben, wenn nur geringfügiger Gehölzbewuchs zur Verwirklichung der Baumaßnahmen beseitigt werden muss.

Die Landesregierungen werden ermächtigt, durch Rechtsverordnung bei den Verboten des Satzes 1 Nummer 2 und 3 für den Bereich eines Landes oder für Teile des Landes erweiterte Verbotszeiträume vorzusehen und den Verbotszeitraum aus klimatischen Gründen um bis zu zwei Wochen zu verschieben. Sie können die Ermächtigung nach Satz 3 durch Rechtsverordnung auf andere Landesbehörden übertragen.

(6) Es ist verboten, Höhlen, Stollen, Erdkeller oder ähnliche Räume, die als Winterquartier von Fledermäusen dienen, in der Zeit vom 1. Oktober bis zum 31. März aufzusuchen; dies gilt nicht zur Durchführung unaufschiebbarer und nur geringfügig störender Handlungen sowie für touristisch erschlossene oder stark genutzte Bereiche.

(7) Weiter gehende Schutzvorschriften insbesondere des Kapitels 4 und des Abschnitts 3 des Kapitels 5 einschließlich der Bestimmungen über Ausnahmen und Befreiungen bleiben unberührt.

Dieses seltene Exemplar wohnt auch in Pfeifers Loch. Foto: privat

     

Wie schön, dass es so nah an der Stadt noch diese Waldbewohner gibt. Foto: privat

Neuste Haarmode?

Was auf den ersten Blick wie eine futuristisch angehauchte neue Haarmode aussieht, entpuppte sich schlicht und ergreifend als der Entwicklungsschritt auf dem Weg zu einer Strähnchenfrisur, die eine Herborner Coiffeuse ihrer Kundin kreierte. Die hübsche Frau dachte sich, dass sie die Wartezeit bis zum nächsten Schritt auch ganz relaxt in der schönen Sonne auf dem Kornmarkt verbringen könnte. Ein mit seinem schweren LKW vorbeifahrender Handwerker konnte sich nicht verkneifen, ihr Bewunderung mittels hochgestrecktem Daumen zu zollen.

Das ist Herborn mit seinen entspannten, lebensbejahenden Menschen wie es auch viele auswärtige Besucher lieben. Text und Foto: Siegfried Gerdau

Keine Ferienpause und Gartenarbeit ist angesagt, aber Gerdaus-Welt geht weiter.

In den nächsten Tagen werde ich in einem neuen Blog über ein Juwel auf dem Westerwald berichten, dass aber noch nicht in Betrieb gegangen ist.

In Herborn hat sich die Café-Haus-Szene etwas verändert. Lulas ist nicht mehr-der Betrieb geht aber unter neuer Adresse weiter. Mehr dazu in der kommenden Woche.

Auch Danis Café in der Mühlgasse ist leider Gottes passé, was daraus wird, werden wir noch erleben.

Es gibt auch schönes zu berichten. Diese Tabakpflanze war es mir Wert sie auf meinen Chip zu bannen.

Die Stadt hat den „Radweg“ durch die Stadt mit entsprechenden Zeichen auf den Straßen gekennzeichnet. Wenn’s hilft, dann OK.

Vielleicht hätte dieses Schild am Herborner Weinberg leserlicher sein sollen. Das hätte Menschen mit Bebauungsgedanken sicher abgeschreckt?!

Die geplante oder noch nicht geplante Bebauung des Herborner Weinbergs, wird ebenfalls ein Thema in Gerdaus-Welt sein. Ich persönlich hoffe noch immer auf ein Umdenken. Das Thema stand schon vor vielen Jahren auf der Agenda und durch entsprechendes Abwehrfeuer hatte man damals den Gedanken verworfen. Herborn braucht sicher Wohnungen, die bezahlbar sind. Das sollte der Hauptantrieb für die Verantwortlichen der Stadt sein. Eine zweite Sünde wie die Bebauung des Pertuis-Platzes darf sich nicht wiederholen. Ich hoffe, dass sich die politische Landschaft in der Stadt zum positiven geändert hat und dass im Rathaus die Umwelt und der ideelle Lebenswert mehr im Vordergrund stehen.

Immer wieder klagen besonders die direkt oder auch indirekt von dem Lärm nicht bezahlter aber getunter Limousinen und Motorräder Betroffenen über nächtliche Ruhestörungen. Die Fahrzeuge entfalten einen Lärm, der einfach nicht hinnehmbar ist. Der Polizei will ich keinesfalls einen Vorwurf machen. Sie schaffen mit den wenigen Beamten kaum ihr Pensum und wer weiß welchen Raum sie damit pro Schicht abdecken müssen, wird kaum mehr Einsatz fordern.

Hier könnte ich mir vorstellen, die Geschwindigkeitsüberwachung auch einmal auf die Nacht zu verlegen und die Ordnungspolizisten ebenfalls einmal zu Zeiten, die nicht unbedingt in die tägliche Dienstzeit passt, einzusetzen. Bei der Landespolizei, die in etwa das gleiche Gehalt bekommen, heißt so etwas Schichtbetrieb.

Der ruhende Verkehr besonders an der Peripherie verdient es ebenfalls, dass mal ein Auge darauf geworfen wird. Die Innenstadt ist ja von der Verkehrsüberwachung durch die städtischen Ordnungshüter sehr gut abgedeckt und das wissen leidgeprüfte Knöllchensammler am besten. Der Beamte, der jedoch nur die Westerwaldstraße hoch fährt, hätte an einem normalen Spätnachmittag schon einen Großteil seines Knöllchenblocks vollgeschrieben. Da gehört das Parken an Einmündungen und auf den Bürgersteigen zur Tagesordnung. Leider trifft das aber auf die meisten Herborner Nebenstraßen zu.

Um beim Thema zu bleiben. Der Herborner Bahnhof entwickelt sich immer mehr zu einem negativen Hotspot für gelangweilte Individuen, die den „normalen“ Reisenden durch ihr aggressives Verhalten Angst einflößen.

Darüber schrieb ich schon einmal vor wenigen Jahren und löste einen kleinen Tsunami im Rathaus aus. Damals verwies ich auf die Drogenszene, die immer ungestörter ihr Unwesen treibt. Wer nicht glaubt was ich gerade geschrieben habe, sollte sich einmal außerhalb der normalen Dienststunden im Bahnhofsumfeld aufhalten. Am besten aber sehr unauffällig damit er keine Prügel bezieht.

Hier rächt sich die Ignoranz der vorherigen Rathaus-Administration Viele Politiker quer durch die Parteienlandschaft hatten immer wieder gefordert die Ordnungspolizei im Bahnhof sesshaft zu machen. Das begrüßt sogar die Bahnpolizei, die ja bis zum Bahnhofsgebäude zuständig ist und gerne die Unterstützung der Stadtpolizei in Anspruch nähme. Es geschah bis heute nichts.

Die Zeiten haben sich drastisch geändert und vielleicht auch bald die Einsicht etwas tun zu müssen. Dazu gehört auch eine ordentliche Videoüberwachung und keine lächerlichen Dummies.

So das wars. Ich alter Pessimist gehe davon aus, dass meine Anregungen kaum etwas bewirken werden. Vielleicht habe ich mich aber diesmal getäuscht. Es würde mich und besonders die genervten Herborner Bürger sicher freuen.

Etwas sehr trauriges noch zum Schluss. Mein Freund Hans-Otto Repp, der in Herborn und besonders in den Schützenvereinen des Kreises und darüber hinaus so etwas wie eine Institution war, ist gestorben. Zwei Tage vorher traf ich ihn wie an den meisten Tagen in den ich in der Stadt unterwegs war in seinem Lieblingscafé La Momenta gegenüber des Rathauses. Das Bild, dass ich aus einer Laune heraus schoss, hat sich mir mittlerweile eingebrannt. Hans-Otto mach’s gut. Du wirst unserer kleinen Welt sehr fehlen. Ich und viele andere werden dich nie vergessen. Ich verneige mich tief vor einem guten Freund.

Hans-Otto Repp ist für immer von uns gegangen.

Ich wünsche euch dennoch einen schönen Abend und denkt daran: Das Leben mit Anstand genießen ist die Parole. Man kann nichts nachholen und mitnehmen erst Recht nicht. Euer Siggi

Sue Werrerrr

Pfarrer i. R. und Stadtführer Ronald Lommel beherrscht das Westerwälder Platt wie kaum ein anderer. Besonders schön klingt es, wenn er seine selbst getexteten Gedichte in dieser Mundart vorträgt. Übers Wetter kann man immer sprechen, mag er sich da gedacht haben und wer in versteht, dem gefällt dieses wunderschöne Gedicht sicher sehr gut.

Mitten unter den Menschen fühlt sich Ronald Lommel am wohlsten.

Sue Werrerrr

De Sonn sticht strak vom Him-mel her,

 ganz gna-den-los id Land.

De Men-sche kimmt doat ko-misch ver,

 hoed sue noch net ge-kannt.

De Luft es häeß, en setzt wej Blei

 i je-der E-cke denn.                                                

Doat gieht ze weit, ihr lejwe Leu                       

 Wann dowt dej Hetz`verschwenn?  

Etz wär-det Zeit, doat et bahl raant                      

 sust gieh mir hej noch i –

nur blo-er Him-mel uss be-gaant

 doat es etz nau-mi schie.

Uff emohl hiert mer i der Hetze

 ganz weit a lei-ses Grolln

Doat kimmt, wej aich-ed i-schät-ze

 Sue schwinn als häd-det Rolln

Donkel wär-det aach ganz plötz-lich              

 dicke Wolge  ver dr Sonn

Et blitzt en doont barwarsch en schrecklich

 als wärt de letzte Stonn.

De Vi-jel flej dicht ew-werm Burre,

 Beme läe sich i de Wend

Schun feng-tet anoch oe ze scher-re

  Gewirrer,  sue a Ge-werrer

Et kracht en blitzt, et stürmt en jaht

 im Nu esst trät-sche-nass

wer häd-de doat verher ge-ahnt                       

 Sue Werrer mächt ken Spaß   

Doch schwinn wejt kom, genget ver-ewer

 Der Him-mel farbt sich werre blo

Nur kurz woar des-mohl doat Ge-werrer

  • de Sonn es werre gleunich do…

                                   2019 Ronald Lommel

Entwickelt sich Herborn immer mehr zu einem zweiten Nürburgring?

Soeben erhielt ich folgenden Leserbrief von einem anonym bleibenden, mir aber sehr gut bekannten Herborner Bürger.

Liebe Stadtväter, wir freuen uns, dass Ihr in dieser schweren Zeit doch noch ein Event gestattet. Nürburgring und Hockenheimring sind geschlossen, aber der „Herbornring“ lebt. PS-starke Boliden rasen durch die Innenstadt und sorgen mit röhrendem Auspuff und knallenden Fehlzündungen für eine wahre Rennatmosphäre, die keine Wünsche offenlässt. Rund um die Stadt tragen rasende Biker mit überdrehten Motoren und ohne Schalldämpfer zur Stimmung bei. Das alles sehr zur Erbauung  von Rentnern, Kurzarbeitern und Homeoffice Tätigen. Mein Vorschlag: Liebe Mitbürger, notiert euch die Kennzeichen und meldet sie ans Ordnungsamt, damit die Sieger entsprechend geehrt werden können. Eure dankbaren Herborner Mitbürger.“

Die Fahrzeugbelastung der Herborner Innenstadt ist wie hier an einem Freitagmittag in der Nassaustraße schon erheblich. Wenn dann abends und nachts noch der „Rennverkehr“ dazu kommt, reicht es auch den geduldigsten Bürgern. Foto: Gerdau

Ungeachtet des deutlich herauslesbarem Sarkasmus, spricht dieser Mann mittleren Alters, der noch voll im Erwerbsleben steht, sicher nicht wenigen Menschen in der Bärenstadt aus dem Herzen. Wer es selber erleben möchte, stelle sich Abends einfach mal an die Rennstrecke Innenstadt, Schießplatz oder Schnellstraße von Burg nach Sinn. Junge Angeber in Fahrzeugen, die sich nicht mal ein Gewerbetreibender leisten kann, lassen ihre PS-starken Motoren aufheulen, um vermutlich irgendwelchen imaginären weiblichen Wesen ihre Stärke zu demonstrieren. Die sind aber in der Regel gar nicht anwesend, weil die meisten von ihnen intelligente „Bewerber“ vorziehen. Die Anwohner, Schichtarbeiter, kleine Kinder, Senioren und Menschen, die sicher alle schon einmal einen Motor gehört haben, sind jedoch einfach nur genervt. (sige)