Soeben erhielt ich folgenden Leserbrief von einem anonym bleibenden, mir aber sehr gut bekannten Herborner Bürger.
„Liebe Stadtväter, wir freuen uns, dass Ihr in dieser schweren Zeit doch noch ein Event gestattet. Nürburgring und Hockenheimring sind geschlossen, aber der „Herbornring“ lebt. PS-starke Boliden rasen durch die Innenstadt und sorgen mit röhrendem Auspuff und knallenden Fehlzündungen für eine wahre Rennatmosphäre, die keine Wünsche offenlässt. Rund um die Stadt tragen rasende Biker mit überdrehten Motoren und ohne Schalldämpfer zur Stimmung bei. Das alles sehr zur Erbauung von Rentnern, Kurzarbeitern und Homeoffice Tätigen. Mein Vorschlag: Liebe Mitbürger, notiert euch die Kennzeichen und meldet sie ans Ordnungsamt, damit die Sieger entsprechend geehrt werden können. Eure dankbaren Herborner Mitbürger.“
Ungeachtet des deutlich herauslesbarem Sarkasmus, spricht dieser Mann mittleren Alters, der noch voll im Erwerbsleben steht, sicher nicht wenigen Menschen in der Bärenstadt aus dem Herzen. Wer es selber erleben möchte, stelle sich Abends einfach mal an die Rennstrecke Innenstadt, Schießplatz oder Schnellstraße von Burg nach Sinn. Junge Angeber in Fahrzeugen, die sich nicht mal ein Gewerbetreibender leisten kann, lassen ihre PS-starken Motoren aufheulen, um vermutlich irgendwelchen imaginären weiblichen Wesen ihre Stärke zu demonstrieren. Die sind aber in der Regel gar nicht anwesend, weil die meisten von ihnen intelligente „Bewerber“ vorziehen. Die Anwohner, Schichtarbeiter, kleine Kinder, Senioren und Menschen, die sicher alle schon einmal einen Motor gehört haben, sind jedoch einfach nur genervt. (sige)