Ein lieber Mensch ist nicht mehr unter uns

Erinnerung an glückliche Tage: Klaus-Dieter im Einsatz bei einem EVE-Konzert in Haiger.

Heute musste ich per Todesanzeige aus der Zeitung, für die er viele Jahre gearbeitet hatte, erfahren, dass Klaus-Dieter Schwedt gestern gestorben ist. Obwohl wir uns nicht so oft getroffen haben, schätzte ich Klaus-Dieter nicht nur als Kollege, und ganz besonders als einen aufrichtigen und ehrlichen Menschen. Ich bin sehr erschüttert und denke ständig an seine Familie, die jetzt in tiefer Trauer ist.

Klaus-Dieter du bist viel zu früh gegangen. Deine schwere Erkrankung hat dich mitten aus dem Leben gerissen. Ein Leben, dass von Arbeit und Verantwortungsbewusstsein geprägt war. Ich verneige mich vor dir.

Dein trauriger Kollege

Siegfried Gerdau

Lesermeinung zum Thema Moria

Per Mail erreichte mich am Wochenende die Meinung einer Bekannten, die ich meinen Lesern nicht vorenthalten möchte und hier mit ihrer Genehmigung abdrucke. Ähnliches habe ich in den vergangenen Tagen des Öfteren gehört, aber so gut wie niemand wollte das Gesagte auch „vor der Kamera“ wiederholen. Das ist eine traurige Entwicklung, die unbedingt hinterfragt werden muss. Haben die Menschen Angst vor Stigmatisierung, wenn sie ihre Meinung öffentlich vertreten? Gerade wir Nachkriegsdeutsche waren und sind Stolz darauf, dass wir sie auch dann wenn es weh tut, vertreten dürfen. Wir ehren die Widerstandskämpfer des sogenannten dritten Reiches wie die Geschwister Scholl und Graf von Stauffenberg, die für ihre Haltung ihr Leben hingegeben haben. Wir verachten heute diesen verbrecherischen Staat zu Recht und haben im Grundgesetz festgelegt, dass die eigene Meinung ein hohes Gut ist und zu jeder Zeit in Wort und Schrift vertreten werden darf.

Jetzt hoffe ich, dass es wenigstens in meinem Medium zu einer fruchtbaren Diskussion über diese Thematik kommt. Wir müssen wieder lernen offen miteinander zu reden und es aushalten, dass Jemand auch eine andere, als die gängige Meinung vertritt und vertreten darf, ohne mit hirnlosen (Tot)-Schlagworten wie Rechts, Nazi und ähnlichem Blödsinn überzogen zu werden.

Kartrin Zammert schrieb folgendes:

Katrin Zammert

„Aus gegebenen Anlass möchte ich ganz kurz etwas zu Moria loswerden. Wer mich dafür kritisieren möchte und selbstredend gern tun kann, möge aber bitte bis zum Ende lesen.

Jeder kann, darf und soll helfen die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Ich habe wirklich Respekt vor den Menschen, die das mit großem Einsatz auf eigene Kosten Tag für Tag tun. Von diesen Menschen hört man meist wenig, denn sie helfen um des Helfens Willen. Still und leise. Sie stellen keine Stühle vor dem Reichstag auf und sie fliegen auch nicht schneller nach Lesbos als das THW, nur um als erster vor Kameras zu stehen, so wie Politiker es gerne tun.

Die absolute Mehrheit derer, die mit viel Pathos und Getöse lautstark die Aufnahme von 13 000 Moria-Migranten fordern (selbst der ÖR spricht mittlerweile von Migranten und nicht mehr von Flüchtlingen) gehört eher zur Gattung derer, die 2015/16 eine Flüchtlingsbürgschaft übernommen haben und dann nicht zahlen wollten. Denn zahlen sollen natürlich immer die anderen, es reicht ja, wenn man „Haltung“ beisteuert, ein „wir (also die anderen) haben Platz“-Plakat malt und Realisten für ihre Kaltherzigkeit an den Pranger stellt. Das trifft dann natürlich auch ganz Europa: 26 Mitgliedstaaten sind „Geisterfahrer“ weil sie den Deutschen Alleingang vehement ablehnen und man selbst ist die moralische Instanz, der die Welt unhinterfragt zu folgen hat. „Neu-Damaskus“ und „Neu-Kabul“ sollen aus grünlinker Weltsicht daher auch zwischen Alpen und Ostsee liegen und nicht in der arabischen Welt, auch wenn letztere sicherlich mehr „Platz“ hat und Kultur und Religion teilt. Aus 2015 hat man anscheinend in der Bundesrepublik nichts gelernt und wer nicht uneingeschränkt mitmachen will ist rechts. Das keiner der Kritiker – KEINER – etwas gegen die Aufnahme wirklicher Flüchtlinge, besonders natürlich echter Kinder, hat, sondern lediglich gegen die Vermischung von temporärem Asyl und dauerhafter Migration, wird bewusst ausgeblendet.

2021 plant der Finanzminister eine Neuverschuldung von 96.000.000.000 Euro und gestern titelte die BZ das 5 000 Suchende auf einen neuen Wohnungsplatz in der Hauptstadt warten.

Wir haben Platz? In unseren Städten eher nicht. Und wir sind reich? Auf Pump! Vielleicht lernen die, die es sich leisten können Grün zu wählen, irgendwann dass ihre Lebenswelt nicht die Realität der Mehrheit widerspiegelt von der sie dennoch ihre Ideologie gern finanziert hätten“.


Schöne Grüße
Katrin Zammert

Der hier angehängte Kommentar vom NDR ist vielleicht auch hilfreich. Einfach kopieren und in die Adressleiste einfügen.

https://www.facebook.com/100002106253659/posts/3349854821761360/?sfnsn=scwspmo&extid=deythuV0YZ8oJTVL


Nur noch ein Zehntel der neuen Gasleitung Nord Stream 2 fehlen bis zur Fertigstellung, 120 der 1230 Kilometer

Newsletter von Sahra Wagenknecht, MdB

Der nachfolgende Newsletter von Dr. Sarah Wagenknecht (Linke) war mir wichtig genug ihn auch in meinem Blog einzustellen. Wagenknecht versucht damit die Zusammenhänge und Hintergründe in dem derzeitig angespannten Machtdreieck Russland, Deutschland und USA zu beleuchten. Es ist wie so oft nicht alles so wie es scheint. Man muss kein Anhänger der Linken sein oder Wagenknecht lieben. Was sie hier sagt, ist auch jeden Fall Wert es sich sich anzuhören. sig


Nur noch ein Zehntel der neuen Gasleitung Nord Stream 2 fehlen bis zur Fertigstellung, 120 der 1230 Kilometer langen Pipeline, viele Milliarden Euro stecken bereits im Bau. Nun wurden die Arbeiten gestoppt, die USA bedrohen beteiligte Unternehmen und deren Mitarbeiter mit brachialen Sanktionen, die natürlich völkerrechtswidrig sind. Seit dem Attentat auf den russischen Oppositionspolitiker Alexei Nawalny sind auch in Deutschland die Forderungen der Nord Stream Gegner noch einmal lauter geworden. Man müsse jetzt „Härte“ gegen Putin zeigen, für „Menschenrechte“ eintreten.

Nun ist ein versuchter Mordanschlag ein Verbrechen, keine Frage. Aber erstens sind die Hintergründe des Anschlags bisher überhaupt nicht geklärt. Und zweitens ist die Forderung, deshalb nun Nord Stream 2 zu stoppen, an Scheinheiligkeit und Verlogenheit kaum zu überbieten. Wann hat sich die Bundesregierung bei Rohstoffimporten je um Menschenrechte gekümmert? Wir importieren Öl aus Saudi-Arabien, dort werden Gegner des Regimes nicht nur von Geheimdiensten bedroht, ihnen drohen per Gesetz Strafen wie Auspeitschen oder Köpfen. Oder aus Lybien, wo Folter an der Tagesordnung ist. Und die USA? Über 1000 Unschuldige, die zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort waren, sind bisher allein dem völkerrechtswidrigen US-Drohnenkrieg zum Opfer gefallen. Sind das weniger wichtige Opfer als Herr Navalny? 

Wenn ein Land Oppositionelle verfolgt, die Korruption und Staatsverbrechen aufdecken, ist das zweifellos eine schlimme Sache. Aber während man aus Navalny einen Helden macht, wird der Whistleblower Julian Assange wie ein Schwerverbrecher ins Gefängnis gesteckt und muss Haftbedingungen aushalten, die Ärzte als psychische Folter bezeichnen und um sein Leben fürchten lassen. Nach einer Auslieferung an die USA drohen ihm 175 Jahre Haft.  Und überhaupt, die USA, unser „Verbündeter“? Was für Verbündete sind das eigentlich, die uns mit Sanktionen belegen, einen Handelskrieg führen und deutsche Politiker, Firmen und ihre Mitarbeiter bedrohen. Nur um einen Markt für ihr eigenes, teureres und dreckigeres Fracking-Gas zu erhalten. Wer solche Freunde hat, der braucht keine Feinde. 

Nun kriecht Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz in Washington selbst zu Kreuze: Anstatt konsequent gegen die Drohungen der USA aufzutreten und als Antwort auf die Sanktionen beispielsweise einfach mal kein US-LNG Gas mehr in die europäischen Häfen zu lassen, bietet er den Amerikanern auch noch eine Milliarde Euro für den Bau von zwei zusätzlichen Hafenterminals für Flüssiggas – wenn man dafür doch bitte, bitte Nord Stream 2 zu Ende bauen dürfe. So lässt man sich erpressen, bravo. Nord Stream 2: Scholz bietet USA Bau von Flüssiggasterminals an www.welt.deTeilen Mit einem milliardenschweren Angebot hat Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) versucht, den Widerstand der USA gegen Nord Stream 2 zu brechen. Der Vizekanzler stellte den Bau zweier Flüssiggasterminals an der Nordsee in Aussicht. Eine Antwort steht noch aus.

Spätsommerbilder zum träumen

Altweiberlicher Weg zum Althausweiher.
Die Herborner Hauptstraße am vergangenen Donnerstagsnachmittag (17. September 2020) im Licht der Spätsommer-Sonne.
Die Sonne erreicht schon nicht mehr den Herborner Marktplatz, aber wozu sind denn die Fensterscheiben da?
Nikis Prosecco-Spezialität rundet den Tag ab.
Rot, rot, rot sind die Rosen….

Fotos: Siegfried Gerdau

Sind Straßenmusiker in Herborn ein Ärgernis oder ein kultureller Gewinn?

Mit Tanz- und Unterhaltungsmusik erfreute am heutigen Freitag der Alleinunterhalter René Meinhardt aus Schönbach die Herborner Marktbesucher. „Die Menschen sind sicher in der Corona bedingten, veranstaltungsfreien Zeit besonders empfänglich für derartige Darbietungen“, dachte sich der gebürtige Haigerer. Damit traf er genau ins Schwarze. Immer wieder bekam er Applaus und die dezente Musik kam bei fast allen sehr gut an. Allerdings hatte der 62-Jährige die Rechnung ohne die Obrigkeit gemacht. Plötzlich seien Uniformierte auf den Plan getreten und hätten verlangt, dass er sofort einpacken müsse und den Platz am Rande des Marktplatzes zu räumen habe. Man überprüfte anschließend die Lautstärke seiner Anlage und stellte fest, dass da kaum etwas auszusetzen war. Nach eingehender Beratung beschlossen die Ordnungshüter offensichtlich von einem Platzverweis an diesem Tag abzusehen.

René Meinhardt hofft in Herborn wieder spielen zu können.

Meine Gedanken dazu: Herborn ist eine fröhliche, weltoffene Stadt, in der die Besucher gerne verweilen, um die Seele baumeln zu lassen. Man sieht Menschen auch von weit her, die sich in der gemütlichen Fachwerkatmosphäre wohl fühlen und die weit über zehn Kaffeehäuser profitieren davon genauso wie der Einzelhandel. Man sitzt bei schönem Herborner Wetter im Freien, genießt die Sonnenstrahlen und so manch einer wünscht sich dabei noch ein wenig Kaffeehausmusik. Jetzt kommt da ein Musiker, mit seinem Keyboard und einer angenehmen Stimme und hofft alles richtig zu machen. Dass er gegen Vorschriften verstoßen hat, wird dem Mann, der noch nicht einmal für seinen Einsatz bezahlt werden will, nicht bewusst. Sicher gibt es Paragrafen, die ein solch „ungehöriges Verhalten“ verbieten. Aber: Was hat er denn Schlimmes gemacht? Er hat die Herborner Innenstadt mit seiner Musik noch mehr aufgewertet und damit genau das gemacht was alle Touristenmanager sich sehnlichst wünschen. Woanders hätte er wohl vor leeren Plätzen gespielt und sein Engagement wäre wirkungslos verpufft.

Der Alleinunterhalter René Meinhardt erfreute am Freitag die Besucher der Innenstadt mit schöner Unterhaltungsmusik.

Fazit: Bitte liebe Ordnungshüter und Stadtverwalter lasst doch diesen harmlosen Dingen ihren Lauf. Es ist doch besser am Tag ein wenig Musik zu hören als nachts die Raser ungestört über Herborns Straßen rasen zu lassen. Hier gäbe es ein riesiges Einsatzgebiet, damit die arbeitende Bevölkerung in Ruhe ihren Feierabend genießen kann.

Mir bleibt nur noch zu sagen: Mir freue sich, wenn unsere schöne Stadt da noch ein wenig mehr Lockerheit an den Tag legt, wo sie es sich leisten kann und fester zupackt, wo es für die Bürger wichtig wäre. sig/Fotos: Gerdau

Gesangverein singt in risikofreier Umgebung

Über einen Corona-gerechten Proberaum verfügt seit kurzem der Gesangverein CMG Kontraste 2009 Merkenbach. Das Bürgerhaus in Merkenbach, welches bisher von den Sängerinnen und Sängern genutzt wurde, ist pandemiebedingt noch für derartige Veranstaltungen gesperrt. Also fielen die Gesangstunden seit Beginn des Jahres komplett aus. Der 38-jährige Firmenchef des Merkenbacher Blechverarbeitungsunternehmens Kurt + Gerd Schmidt Michael Schmidt hörte von den Problemen des Vereins einen geeigneten Proberaum zu finden. Kurz entschlossen stellte er eine seiner großen Hallen zur Verfügung und die Freude der Sangesschwestern und Brüdern war entsprechend. Am Donnerstagabend fand die erste Probestunde mit Dirigent Peter Ferdinand Schönborn statt. Alle erschienen brav mit Mund-Nasenschutz-der wurde beim Singen natürlich abgenommen-und bekamen am Eingang von Ilse In Het Panhuis die Hände desinfiziert.

Die Handdesinfektion hatte Ilse In Het Panhuis (rechts) übernommen.

Schönborn sorgte inzwischen dafür, dass der Abstand zwischen den Sängern genau drei Meter betrug. „Das hätten wir woanders nie so geschafft und wir sind dem Hausherrn unendlich dankbar, dass er uns diese ideale Möglichkeit eingeräumt hat“, sagte er.

Nein, der Gesangverein probte nicht auf einem Campingplatz.

Schon klangen fröhliche Lieder hinauf zur Hallendecke und auch die Akustik ließ wenig zu wünschen übrig. „Es war für mich eine Selbstverständlichkeit dem Verein zu helfen“, sagte Michael Schmidt und fügte hinzu, dass er selber in Vereinen aktiv sei und sich so etwas einfach gehöre. sig/Foto: Gerdau

Endlich wieder gemeinsam Singen können.

Heimatkunde vor 85 Jahren

Die nachfolgend eingefügten Seiten haben mir so gut gefallen, dass ich sie kopiert habe.

Die alten Namen verdienen es, dass sie nachfolgenden Generationen zur Kenntnis gebracht werden. Zum Glück gibt es immer noch Menschen, die mit dem Platt unserer näheren Heimat etwas anfangen können. Jahrzehntelang wurde das Aubacher Platt und die vielen anderen von Dorf zu Dorf völlig unterschiedliche Dialekte schamhaft verschwiegen und nur im Kreis von „Eingeborenen“ gesprochen. Schade darum. Das war und ist in Bayern oder Baden-Würtemberg völlig anders. Dort ist man Stolz darauf am Dialekt sofort erkannt zu werden.

Bis es soweit ist, dass auch der ehemalige Dillkreisler sich wieder der Sprache seiner Väter bedienen möchte, ist vielleicht nicht mehr viel davon hängen geblieben.

So etwas gab es damals als Unterrichtsheft
Der Verfasser beziehungsweise Bearbeiter hatte in unserer Region und darüber hinaus einen sehr bekannten Namen.
…und mit Namen hatte er es auch. Die waren ihm so wichtig, dass er sie penibel aufzählte und in lesbarer Form abdrucken lies.

Euer Siggi

Damit soll es für heute gut sein. Ich wünsche angenehme Lektüre

Ausstellung in der Herborner Alten Färberei (Haus der Vereine)

Ausstellung in der Herborner Alten Färberei (Haus der Vereine)

Siegfried Gerdau

Vom 19. bis 29. November 2020 stelle ich gemeinsam mit der Malerin und Kunstlehrerin Benita von Wendt einige meiner schönsten Fotos in der Alten Färberei aus.

Wahl-Erdbacherin Benita von Wendt

Während Benita ihre neuesten Werke der Öffentlichkeit präsentiert, wird der bekannte Herborner Bildhauer Christoph Oester (Atelier Christoph Oester, Uckersdorf) mit meisterhaften Skulpturen der Ausstellung einen

besonderen Reiz verschaffen. Oester ist auch der Schöpfer der Herborner Bronze-Figurengruppe Ecke Sandstraße/Hauptstraße.

Der Uckersdorfer Bildhauer Christoph Oester

Der 38-jährige Eduard Rangnau komplettiert die Aussteller mit wunderschönen Bronze-Skulpturen. Der Metall-und Glockengießer, beziehungsweise Kunstgießer gehört einer Zunft an, die nicht mehr allzu häufig anzutreffen ist. Man darf gespannt sein, was er präsentieren wird.

Eduard Rangnau

Der Eintritt ist frei

Öffnungszeiten werden noch bekannt gegeben.

Wenn Corona uns kein Strich durch die Rechnung macht, wird die Veranstaltung sicher ein Erfolg.

Bekommt der Herborner Stadtanzeiger noch eine Chance?

Von Hans-Dieter Wieden

Der Herborner Stadtanzeiger soll mit Wirkung zum 30. September 2020 ersatzlos eingestellt werden.

Ende August hat die Stadtverordnetenversammlung entschieden, die Hauptsatzung zu ändern. Ab 1. Oktober sollen amtliche Bekanntmachungen nur noch online auf der Homepage der Stadt Herborn erfolgen.

Dass damit auch die Einstellung der seit 2006 bestehenden Publikation verbunden ist, kann man nicht mal der „offiziellen Seite“ des Herborner Stadtanzeigers auf der städtischen Homepage https://www.herborn.de/nc/unsere-stadt/stadtanzeiger-herborn/ entnehmen.

Der Eindruck verfestigt sich, dass mal wieder entschieden wurde, ohne erkennbar die Alternativen zu prüfen oder gar die Bevölkerung zu fragen.

Es ist leider zutreffend, dass die finanzielle Situation nicht erst seit Corona die Stadt zwingt, zu sparen. Sparen gehörte noch nie zu den hervorstechenden Tugenden kommunaler Politik und ist sicher auch nicht leicht, da Einsparungen und die Minderung von Dienstleistungen Widerstand bei den Betroffenen erzeugt. An dieser Stelle Ende mit Mitleid mit den Entscheidungsträgern.

Wirtschaftlichkeit der Entscheidung

Hans-Dieter Wieden

Der Veröffentlichung im Stadtanzeiger vom 12. September 2020, der das Aus in zwei Wochen verkündet, ist nicht zu entnehmen, wie viel denn die Stadt jetzt nun jährlich einspart. Es ist die Rede von einem „hohen Kostenblock“, ohne dies näher zu erläutern.

Für Kenner der Materie, man hatte sich damals entschieden, ein eigenes Amtsblatt (so hieß es damals noch) herauszugeben, war die Entscheidung Ergebnis einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Es war im Ergebnis wirtschaftlicher ein Anzeigen finanziertes Mitteilungsblatt herauszugeben, als weiter teure Anzeigen für die amtlichen Bekanntmachungen in den Zeitungen zu schalten. Das finanzielle Risiko für das für die Stadt und die Bevölkerung kostenlose Amtsblatt als Vorläufer des Stadtanzeigers trug der damalige Verlag, der viele vergleichbare Mitteilungsblätter in Hessen anbot.

Gut, die Zeiten haben sich geändert. Die Presselandschaft hat sich geändert.

Die Lesegewohnheiten ändern sich stetig, aber es gibt sie noch, die Menschen in unseren Reihen, denen es wichtig ist, Nachrichten Schwarz auf Weiß und auf Papier zu lesen und entweder das Internet meiden oder sich nur mit Mühe dort zurecht finden.

Die Kosten auch für Druckerzeugnisse sind gestiegen. Mir stellen sich für die Beurteilung der weitreichenden Entscheidung, den Herborner Stadtanzeiger einzustellen, folgende Fragen:

  1. Wie hoch ist das Volumen, dass die Stadt durch diese Entscheidung jährlich einspart
  2. Wie hoch sind die Kosten für eine Ausgabe des Herborner Stadtanzeigers
  3. Welche Alternativen wurden geprüft und wenn nicht, warum nicht?
    1. Der Stadtanzeiger erscheint vorübergehend nur noch alle vierzehn Tage
    1. Die Abgabe der Druckausgabe erfolgt gegen Entgelt oder im Abonnement
    1. Die Finanzierung erfolgt durch Werbung der örtlichen Gewerbetreibenden

Kosten-/Nutzenanalyse

Neben einer reinen Kostenbetrachtung beinhaltet eine Wirtschaftlichkeitsanalyse auch die Betrachtung des Nutzens. Ergebnis ist die Antwort auf die Frage:
„Überwiegt der Nutzen die Kosten.“

Seit der Erstausgabe unseres Herborner Stadtanzeigers hat sich viel auch inhaltlich getan. Das Layout ist heute modern gestaltet, aus dem Amtsblatt wurde ein Mitteilungsblatt und später ein Blatt, dass in seiner Aufmachung mit den Anzeigenblättern und mancher Zeitung mithalten kann.

Der Nutzen der wöchentlich erscheinenden Publikation mit lokalem Bezug liegt in der Information der Bevölkerung, die durch andere Presseorgane nicht möglich ist.

Im Stadtanzeiger erscheinen Nachrichten über und für Herborn, die für ein Verlagshaus mit Sitz in Mainz völlig uninteressant sind. Es gibt nicht mal mehr eine Lokalredaktion in Herborn und die Geschäftsstelle wurde auch schon vor Jahren geschlossen.

Pressemitteilungen über Veranstaltungen der Herborner Vereine erscheinen im Herborner Tageblatt gar nicht oder bis zur Unkenntlichkeit gekürzt. Das gilt gleichermaßen für Ankündigen wie Berichte über die Veranstaltung. In den durch Werbung finanzierten Anzeigenblättchen werden ohnehin nur Terminankündigungen veröffentlicht und in der Regel auch nur dann, wenn man die Online Plattform des Verlages nutzt.

Besserung ist nicht in Sicht.

Bürgerbindung und Transparenz

Der Herborner Stadtanzeiger hat über die vielen Jahre seit seinem Erscheinen, zur Bindung der Bevölkerung zu unserer schönen Heimatstadt Herborn beigetragen.
Allein die Vielfalt an Veranstaltungen der Stadt, des Stadtmarketings und des Werberings sowie der vielen aktiven Vereine in der Kernstadt und den Stadtteilen zeigte, wie lebendig Herborn ist. Darüber sollte auch zukünftig in einer städtischen Publikation berichtet werden.

Wer Transparenz von kommunalpolitischen Entscheidungen und Entscheidungen der Verwaltung will, kann auf eine eigene Publikation nicht verzichten, wenn er nicht Teile der Bevölkerung vom politischen Diskurs ausschließen will.

Fazit

Die Entscheidung der Stadtverordneten, den Herborner Stadtanzeiger einzustellen, war übereilt und sollte nochmals überlegt werden. Es gibt sicher Alternativen.

Die Wirtschaftlichkeit im Sinne der Abwägung von Kosten-/Nutzen und Alternativen sind vorrangig zu prüfen, bevor wir eine wichtige Informationsquelle gerade für die Digitalisierung ferne Bevölkerung einfach so opfern, ohne sinnvoll darüber nachzudenken.

Kommentar zum angekündigten Sterben des Herborner Stadtanzeigers

2006 kam der Herborner Stadtanzeiger auf die Welt-jetzt steht seine Beerdigung vor der Tür.

Er sei teuer, etwas antiquiert und werde angeblich von vielen Menschen nicht gelesen. Die Rede ist vom Herborner Stadtanzeiger, den es ab 1. Oktober 2020 nicht mehr geben wird. Eine Alternative soll die städtische Homepage, sowie die Facebook- und Instagram-Seite sein? Zu kurz gedacht, denke ich. Sollen die älteren Menschen, die mit den neuen Medien nichts anfangen können oder wollen, etwa abgehängt werden? Wurde der Seniorenbeirat vor dem Stadtverordnetenbeschluss denn einmal gefragt? Wahrscheinlich nicht und wenn dann garantiert nicht die Richtigen. Wir reden von der ständig zunehmenden Überalterung der Gesellschaft, aber genau die Seniorinnen und Senioren lesen noch Zeitung. Die liegt den ganzen Tag griffbereit neben Bett oder auf dem Esstisch und wird Zeile für Zeile durchgeackert. Die „lieben Alten“ haben ja Zeit und davon in der Regel viel zu viel. Ist da der PC, Tablet oder Smartphone wirklich eine Alternative? Ganz sicher nicht und wer das behauptet, tut es wider besseres Wissen. Wer etwas verändern will darf die, um die es auch noch geht, nicht im Regen stehen lassen. Wer wissen will wie die Menschen ticken und was ihnen wichtig ist, muss mit ihnen reden-wenn nötig in epischer Breite. sig/Foto: Gerdau

Soeben erreichte mich diese Mail einer jungen Frau. Diese wichtigen Aussagen darin möchte ich unbedingt meiner Leserschaft zur Kenntnis bringen:

…….Heute habe ich im Übrigen gelesen, dass der Herborner Stadtanzeiger eingestellt wird. Das finde ich sehr schade, denn auch wenn das analoge Zeitungsformat vielleicht am Aussterben ist, so sind es gerade die lokalen Blättchen und Hefte der Städte und Gemeinden gewesen, die nach wie vor besondere Beachtung erhalten haben. Unter der Bekanntmachung wurden bereits zahlreiche Kommentare hinterlassen, die das Bedauern über den Wegfall des Stadtanzeigers bekundet haben. Einige haben sogar daruntergeschrieben, dass sie eine ehrenamtliche Mitarbeit am „Stadtblättchen“ der Stadt angeboten haben, diese Unterstützung jedoch abgewiesen wurde.

Persönlich finde ich das ein Armutszeugnis für Herborn und denke, dass man aus so einer kleinen Zeitung, die vielleicht einmal im Monat erscheint, viel machen kann. Vielleicht sollte man künftig deine Blogeinträge monatlich zusammenfassen und an interessierte Haushalte, verteilen 🙂 Ich habe mich auch zu deinen anderen Beiträgen eingelesen und bin ebenfalls sehr beeindruckt, wie du das Herborner Stadtleben von allen Seiten beleuchtest. Ich werde in jedem Fall eine neugierige Leserin bleiben und mich auf kommende Beiträge freuen.

Viele Grüße J.

Das schöne an einem digitalen Blog ist die Tatsache, dass man ihn jederzeit auf dem neusten Stand halten kann.

Hier noch ein Nachbrenner zum Thema Stadtanzeiger.Es wird kolportiert, dass der Stadtanzeiger per Anno die Stadt lediglich 16 500 Euro koste. Wenn das so stimmt, stelle ich mir doch die Frage: Muss für diesen vergleichbar geringen Betrag ein Medium sterben, dass wenn es einmal beerdigt ist, nicht wieder zum Leben zu erwecken ist. So könnte man diese Summe beispielsweise schnell hereinholen, wenn die dicken Stadtbusse nur zu Zeiten des massiven Schüleransturms (morgens, mittags und vielleicht nachmittags) fahren und ansonsten durch „Anruf-Kleinbusse“ der Sprinter-Klasse ersetzt würden.