90 Jahre und noch immer aktiv.

Von Siegfried Gerdau

Der gebürtige Herborn-Merkenbacher Erhard Kolb blickt auf ein erfülltes Leben zurück, aber wer glaubt, der 90-jährige, der am 23. Mai Geburtstag hatte, sei nun zur Ruhe gekommen, sieht sich getäuscht. Es gehe alles ein wenig langsamer, räumt der geistig und körperlich fitte Mann ein. Seinen liebsten Hobbys, wie Orgel spielen, fotografieren und Filmen, frönt er noch immer mit Leidenschaft.

Erhard Kolb aus Merkenbach wurde 90.

Der Jubilar stammt aus einer Familie, deren Wurzeln bis ins Jahr 1584 zurück verfolgbar sind. Von Tuch-und Wollfärbern in der Herborner Mühlgasse bis hin zu Bürgermeistern seiner Geburtsgemeinde war alles dabei. Er selber wurde in eine gutsituierte landwirtschaftlich geprägte Familie hineingeboren. Als die A45 gebaut wurde, musste die Familie große Teile ihrer landwirtschaftlich genutzten Fläche abgeben, so dass sich deren Betrieb nicht mehr rentierte. Der Vater war in der nahe gelegenen Firma Berkenhoff tätig und erledigte nach der Arbeit seine Dienstgeschäfte als Merkenbacher Bürgermeister. Als der junge Erhard vier Jahre alt war, zog die Familie nach Aßlar. Das Familienoberhaupt wurde dort im Berkenhoff‘schen Werk gebraucht. Er selber ging damals in Aßlar zur Schule. Nach dem Rückzug nach Merkenbach besuchte er die Herborner Mittelschule. Dort wurde der junge Mann damals im nationalsozialistischen Geist erzogen und erst nach dem Ende des Krieges ging es auch hier wieder „normal“ weiter.

Nach der Schulentlassung fing er bei Berkenhoff als Praktikant mit Stationen in Aßlar und Kinzenbach an. In dieser Zeit besuchte er auch die Ingenieurschule und schloss diese 1955 mit dem Maschinenbau-Examen ab. Buderus in Wetzlar machte ihm ein lukratives Angebot als Ingenieur in der Forschung und Entwicklung zu arbeiten und er nahm an. Neben vielen anderen Aufgaben war er maßgeblich am Bau und der Erprobung der Tunnel-Segmente für den Hamburger Elbtunnel eingesetzt. Auf eigenen Wunsch verließ er nach Jahren intensiver Arbeit Buderus und ging nach Dillenburg zu Linde und Wiemann. Auch dort war Erhard Kolb in der Forschung und Entwicklung sowie der Erstellung von Prüfplänen der Autoindustrie tätig. Mit 63 ging der Ingenieur in die wohlverdiente Rente.

Nachdem er seine erste Ehefrau Johanna, mit der er drei Kinder (eins verstarb im Alter von 8 Monaten) hatte, verstorben war, heiratete er Margit, die vier Kinder mit in die Ehe brachte. Mittlerweile vergrößerte sich die Familie um vier Enkel und fünf Urenkel.

Eine seiner großen Leidenschaften war das Radfahren. Tausende Kilometer legte Erhard Kolb auf zwei Rädern zurück. Neben dem Orgelspiel faszinierte ihn der Orgelbau. Alleine 17 elektronische Orgeln baute er in seiner Freizeit, wovon noch eine in seinem Besitz ist. Dazu kamen das Filmen und Fotografieren sowie der Bau von Flugzeug-Modellen. Keine Frage, dass der rüstige Mann auch in der digitalen Welt ständig mitwuchs und wie selbstverständlich immer noch mit PC und Bildbearbeitungsprogrammen umgeht. Auch als Maler von wunderschönen Ölbildern hätte er, wenn er denn mehr Zeit gehabt hätte, Furore gemacht. Foto: Gerdau

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