Homeschooling unzureichend umgesetzt?

Was auf den Tischen des Föderalismus verhackstückt und scheibchenweise, nicht immer verständlich, an die Bürger der einzelnen Bundesländer per Verordnung oder Gesetz weitergereicht wird, kann offenbar an der Basis nur unzureichend umgesetzt werden. Die Rede ist vom Heim-Schul-Unterricht während der Covid-19-Pandemie. Eine Mutter machte jetzt ihrem Ärger Luft und wollte den nachfolgenden Brief an das Hessische Kultusministerium schreiben. Aus unbekannten Gründen scheiterte ihr Vorhaben jedoch und sie bat mich ihn in gerdaus-welt zu veröffentlichen.   

Warm angezogen und total einsam erledigt dieser Gymnasiast seine Schulaufgaben in freier Natur. Foto: Gerdau

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir haben heute Morgen einen Bericht bei MOMA (ARD) über eine Schule in Köln-Zollstock gesehen. Dort erhalten die Kinder per ZOOM digitalen Unterricht. Warum ist dies nicht an unserer Schule – Johanneum-Gymnasium in Herborn- möglich? Ständig werden die Lehrer hoch in den Himmel gelobt, wie sie die Schulsituation in der Pandemie meistern. Ehrlich gesagt fängt die Daseinsberechtigung der meisten Lehrer unserer Kinder an zu bröckeln. Unter Distanzunterricht stellen wir uns als Eltern etwas Anderes vor. Es wird von der Schule Material am Anfang der Woche geschickt und die Kinder müssen es innerhalb der laufenden Woche selbständig be- und erarbeiten. Bei neuen Themen müssen wir Eltern als Lehrer herhalten und es den Kindern erklären, beziehungsweise beibringen. Das hat für uns nichts mit Digital-Unterricht zu tun. Es gibt genau zwei Lehrer in der Klasse unserer Kinder, die einmal pro Woche für eine halbe oder eine Stunde eine Videokonferenz abhalten-wenn es denn über I-Serv funktioniert. ZOOM und CO ist ja angeblich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht erlaubt. Das Erstaunliche daran ist, dass fast jedes Unternehmen aktuell Termine per ZOOM/TEAMS/GOOGLE-MEETs und anderen Videokonferenz-Tools durchführt. Jeder Workshop, jedes Seminar wird aktuell als Webinar durchgeführt. Wo also ist das Problem? Lehrer- die ja vermutlich auch eine 35-40 Stunden-Woche haben- könnten ihre Unterrichtsstunden vor der Kamera abhalten. Meiner Meinung nach, machen es sich die meisten Pädagogen sehr einfach. Selbst mein 13-Jähriger Sohn hat schon gefragt, warum nicht einfach nach Stundenplan per Video-Konferenz-Unterricht stattfindet. Das ist nicht mal das, was ich erwarte. Aber mindestens ein bis zweimal, pro Woche und Fach, vernünftiger Unterricht, wäre ja schon mal ein Anfang. Meiner Meinung nach sind es die Lehrer, die keine Lust darauf haben, sich mit den neuen Medien zu beschäftigen. Überall werden aktuell Video-Konferenzen durchgeführt (wie wir bei den vielen Pressekonferenzen ja mitbekommen – auch in der Politik). Von Unternehmen wird verlangt, dass Homeoffice-Möglichkeiten geschaffen werden. Nur die Lehrer, die aktuell mehr Urlaub als viele andere haben, gehen diesen Weg nicht und werden noch dazu, im Gegensatz zu Menschen, die aufgrund von Schließungen in Kurzarbeit geschickt werden, normal weiterbezahlt.

Es wäre schön, hierzu ein Feedback zu erhalten!

Vielen Dank

Mit freundlichen Grüßen

(Name der Redaktion bekannt)

PS: Ich habe jetzt nur vom Johanneum geschrieben, aber dieses Problem betrifft auch andere Schulen, wie beispielsweise die Johann-Heinrich-von Alstedt-Schule in Bicken-Ballersbach. Ich habe heute Morgen noch mit einer Mutter telefoniert. Sie hatte die Lehrerin angesprochen und wollte wissen, warum die Kinder (1. Klasse) überhaupt kein Feedback zu ihren Aufgaben erhalten würden. Die Antwort der Lehrerin: „Ich kann doch nicht die Aufgaben von allen Kindern durchsehen“.

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