Demo-Kommentar

Von Siegfried Gerdau

Jetzt haben etablierte Parteien, Institutionen und Organisationen der Rechten Welt in Herborn gezeigt wo der Hammer hängt. Tausende sind mitmarschiert und haben auf Bannern und Schildern deutlich gemacht, was sie von einer, in ihren Augen, Rechten Gesinnung halten.

Die Zuschauer des Spektakels an den Straßenrändern haben es mitbekommen, aber nicht alle konnten es verstehen. Es kann ja nicht nur darum gegangen sein, eine missliebige Opposition aus den Angeln zu heben, wie es auf vielen Plakaten gefordert wird.  Das würde den Slogan „Demokratie schützen“ konterkarieren.

Hilfreich könnte durchaus sein, wenn die Frage gestellt und beantwortet würden, wie es dazu kommt, dass hunderttausende Bürger sich abwenden und eine Partei wählen, die nach Aussagen von Medien und Parteien der Demokratie Schaden zufügt. Ohne Zweifel kann man niemand gewähren lassen, der die Wurzeln unseres demokratischen Systems ausgraben und beseitigen möchte.

Ob dies tatsächlich so ist, müssen möglicherweise am Ende die Richter des Bundesverfassungsgerichts entscheiden. Ob es klug ist alle Menschen, die rechtsgerichtete Parteien wählen, als Nazis zu beschimpfen, wage ich zu bezweifeln. Der Unmut der Bevölkerung richtet sich gegen die Regierungspolitik und das können sie gemäß Grundgesetz auch gewaltlos zum Ausdruck bringen. Die Demokratie gefährdet dies alles keinesfalls. Anders sieht es aus, wenn ihnen dieses verbriefte Recht zum Vorwurf gemacht wird und Forderung nach einem Verbot der von ihnen favorisierten Parteien im Raum steht.

Unsere Demokratie wurde in ihrer Entwicklungszeit bereits mehrmals in ihren Grundfesten erschüttert. Um nur zwei Beispiele zu nennen waren das zwischen 1967 und 69 die linksorientierten Studentenunruhen („Macht kaputt was Euch kaputt macht“) sowie die mörderischen Umtrieben der 1970 gegründeten RAF. Die Demokratie hat sich damals gewehrt, verändert und weitgehend gut und verständiger weiterregiert. Sie zerbrach auch nicht, als die Grünen 1983 mit Strickzeug und bunten Gewändern in den Bundestag einzogen. Man wusste, dass diese Bewegung von vielen Altkommunisten getragen wurde und hat dies wenn auch unter zahlreichen Protesten weitgehend hingenommen.

Die Demokratie zerbrach nicht, weil die Verantwortlichen aus alldem Lehren zogen und ihre Politik stärker in Richtung Volk ausrichteten.

Zurückkommend auf die Geschehnisse in Herborn. Tatsächlich gab es parallel zur ersten eine zweite Demo, die räumlich gut getrennt im Stadtteil Burg stattfand. Von der Größenordnung eher vernachlässigbar, aber dennoch sehr engagiert und ebenso friedlich. Beim genauen Hinhören konnte man auch erfahren, um was es diesen Menschen ging. Die Demokratie wollen sie ebenso wenig abschaffen wie eine Hitlerdiktatur aufleben lassen oder gar das Kaiserreich neu gründen.

Was sie vereint, ist die Unzufriedenheit mit der derzeitigen Regierung. Das ist legitim und dennoch werden diese Demonstrierenden von den anderen Demokraten wie Aussätzige angesehen. Das geht nach dem Motto: „Wir sind die guten Demokraten, das andere sind alles Nazis, Querdenker und somit Unmenschen.“ Ob das wirklich demokratisch ist, ziehe ich einmal vorsichtig in Zweifel.

Mir ist sehr bewusst, dass ich mit diesen Aussagen Gefahr laufe in die ebengenannte Rechte Ecke abgeschoben zu werden. Ungeachtet dessen bleibe ich bei meiner Meinung und beherzige das, was einen guten Demokraten ausmacht. Demokratie habe ich in drei Jahrzehnten gelernt und gelehrt und sogar einen lebenslangen Eid auf das Grundgesetz, unsere Verfassung, abgelegt. Demokratie ist unter anderem den Anderen mit seiner anderen Meinung zu akzeptieren und ihn nicht im weitesten Sinne einer rassistischen Betrachtung zu unterwerfen.

Regierungen dürfen, ja müssen hinterfragt und kritisiert werden. Das müssen sie hinnehmen, solange die zivilisierten Spielregeln eingehalten werden. Natürlich gewaltfrei und nicht nach Antifa-Manier mit Zerstörung und Angriffen gegen die Staatsgewalt sprich Polizeiorgane.

Nicht hinnehmbar sind Parolen wie „Scheiß-oder Polizeistaatstaat“ ebenso wenig wie Mordaufrufe gegen missliebige Bürger. Parolen „esst keine Schnitzel bei Nazis…..“ lassen Erinnerungen an eine Zeit aufkommen die kein vernünftiger Mensch mehr haben will.

Am Ende noch ein Zitat von Arthur Schopenhauer dem großen Querdenker: „Was die Herde am meisten hasst, ist derjenige, der anders denkt; es ist nicht so sehr die Meinung selbst, sondern die Kühnheit, selbst denken zu wollen.“

11 Gedanken zu „Demo-Kommentar

  • 25. Februar 2024 um 14:01 Uhr
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    Bedankt sich. Liebe Grüße Claudi

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  • 25. Februar 2024 um 17:45 Uhr
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    Wer kann denn einem zugezogenen Herborner erklären, der oft essen geht ,wo der Nazi mit den Schnitzeln ist und woran ich einen erkenne? Bei Nazis möchte ich auch nicht essen .
    Vielleicht kann der kleine Junge, erwachsen kann er ja nicht sein ,mir das erklären.

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  • 25. Februar 2024 um 18:45 Uhr
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    Ich bin da voll bei Dir!
    Der Slogan lautet übrigens:
    „Esst keine Schnitzel, esst Nazis“!
    Das geht natürlich gar nicht!

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  • 25. Februar 2024 um 22:41 Uhr
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    Sehr gut sehe ich genauso…. die von oben betriebene Spaltung in ein demokratisch und ein diffuses „rechts“ gemeint sind damit regierungskritische Meinungen schadet der Demokratie nur. Und es ist vollkommen egal wie viele Verbände ihre Mitglieder der sogenannten Zivilgesellschaft aufmarschieren lassen, es sind eben nur Mitglieder des sekundären öffentlichen Dienstes. Einen tatsächlichen Effekt werden sie nicht erreichen. Die Stimmung ist schlecht und der Kampf gegen ein ein Phantom wird auch nichts daran ändern. Lustig ist nur das die CDU gegen sich selbst demonstriert, denn nach Meinung der Demomacher sind sie selbst rechts….

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    • 26. Februar 2024 um 9:12 Uhr
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      Ich sehe es auch ganz genau so! Und niemand wünscht sich ein zweites 1933. Davon hat die Enkelgeneration genug von den Großeltern erzählt bekommen. Deswegen habe ich persönlich auch Schwierigkeiten mit Wörtern wie kriegsmüde oder wir müssen wehrhaft werden usw. Möchte nicht werten, wer der Böse im Russland-Ukrainekrieg ist. Aber eins weiß ich! Einen Weltkrieg wünsche ich Niemandem! Die Geschichte hat uns gelehrt, dass letztendlich die Zivilisten die Leidtragenden sind.

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      • 26. Februar 2024 um 12:10 Uhr
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        Zu der Frage, „wer der Böse im Russland-Ukraine-Krieg ist“: Für mich ist es keine Frage, dass ich bei einem Überfall auf der Seite des Opfers stehe und nicht auf der Seite des Täters und da spielt es keinerlei Rolle, ob mir die politische Auffassung des einen oder des anderen besser gefällt.

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    • 26. Februar 2024 um 9:29 Uhr
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      Die CDU ist eine rassistische Partei?

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    • 26. Februar 2024 um 11:24 Uhr
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      Die ca. 60 für die Demonstration verantwortlichen Vereine, Verbände und Glaubensgemeinschaften aus Herborn und Umgebung als „sekundären öffentlichen Dienst“ zu bezeichnen, ist eine ideologische Äußerung, die für sich spricht. Ich habe an der Demo einfach als Christ teilgenommen, bei dem menschenfeindliche Äußerungen rechter Akteure Angst um unsere Demokratie ausgelöst haben. Und das „Nie wieder“ gehört zu meiner politischen DNA, seit ich als Jugendlicher damit konfrontiert war, zu welchen Bestialitäten von der Nazi-Ideologie verblendete „normale“ Menschen fähig waren. Mir macht es Mut, dass jetzt so viele Menschen, von denen viele vorher nie auf einer Demo waren, auf die Straße gehen, damit so etwas nie wieder passiert. Die als „sekundären öffentlichen Dienst“ zu diffamieren, ist einfach nur sowas von daneben.

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  • 26. Februar 2024 um 15:24 Uhr
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    Mir wird Angst und Bange, wenn ich die Entwicklung in Deutschland beobachte.
    Genau wie bei der Corona Pandemie laufen auch jetzt wieder die Massen auf die Straße. Sie laufen weil politisch ein Narrativ gesetzt wird und wieder hinterfragen sie Nichts. Zu Corona Zeiten waren es Infektionszahlen / Inzidenzen, die durch einen völlig unbrauchbaren PCA Test generiert wurden. Massenweise hat man damit positive, todbringende Menschen aus dem Hut gezaubert und der Bevölkerung Angst gemacht. Was man letztlich damit erreicht hat, war Hass und Hetze gegen Ungeimpfte, die Spaltung der Gesellschaft, der Familie, des Freundeskreis. Und es geht weiter, ein neues Narrativ, der aufkeimende Rechtsextremismus und Rassismus muss jetzt bekämpft werden.
    Und jeder Mensch, Bürgermeister, Politiker, jede Partei, der/ die dazu eine andere Meinung hat ist der Feind, den es zu vernichten gilt. Schilder, mit Aufschrift „esst keine Schnitzel, esst N… oder „mein Einhorn scheißt auf N…, fck ….kann doch nicht die neue Sprache der bürgerlichen Mitte sein. Demokratie bedeutet für mich, mit einer Opposition umgehen zu können ohne diese mit Hass und Hetze zu belegen, sondern mit den eigenen Argumenten zu überzeugen. Auch ich lehne Rassismus und Extremismus, egal aus welcher politischen Richtung ab, befürchte aber, wenn unsere Gesellschaft sich weiterhin so manipulieren lässt (empfehle das Buch Psychologie der Massen von Gustav le Bon), dass die Entwicklung in Deutschland kein gutes Ende nehmen wird.

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    • 27. Februar 2024 um 7:26 Uhr
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      Rassismus ist also ein Narrativ? Das Attentat von Hanau, der versuchte Anschlag von vergangener Woche in Wetzlar möchten Sie noch mehr Beispiele. Man merkt, dass Sie nichts mit Betroffenen zu tun haben oder aber es hier bewusst klein reden. Weiter schön ignorieren. Leute wie Sie sind die Steigbügelhalter des Faschismus. Und wenn Sie getriggert sind, war diese Demo genau richtig!

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      • 27. Februar 2024 um 11:18 Uhr
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        Hallo Thom,
        gehen Sie nur gegen rechtsextremistische und rassistische Straftaten auf die Straße oder auch, wenn es sich um ideologische, religiöse oder linksextremistische Straftaten handelt?
        Da gab es den Mord an drei Frauen in Würzburg, oder erst kürzlich den Mord an zwei jungen Ukrainer, von den vielen Massenvergewaltigungen und anderen Straftaten aus diesem Milieu redet niemand. Wäre es nicht wert, dafür auch auf die Straße zu gehen? Wenn „Nein“, wessen Steigbügelhalter sind Sie dann?

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