Zwei zeitgleiche aber räumlich getrennte Demonstrationen erlebte Herborn am Samstagnachmittag. Während die Einen unter dem Slogan: „Laut gegen Rassismus! Zusammen für Demokratie!“ per pedes durch die Innenstadt zogen, bewegten sich die Anderen mit Traktoren, PKW und Fußtruppen unter dem Motto: „Für gelebte Demokratie, Gerechtigkeit und die Zukunft Deutschlands“ von Burg nach Herborn und wieder zurück.
Begleitet von jeweils einem beachtlichen Polizeiaufgebot agierten die Gruppierungen räumlich getrennt voneinander, so dass keine Berührungspunkte gab. Knapp über 3 000 Teilnehmer registrierten die Beamten bei den Innenstadt-Marschierern, die Motorisierten waren mit zirka 130 Fußgängern 61 PKW und 17 Traktoren respektive Zugmaschinen unterwegs.
Da die Verkehrsteilnehmer schon zeitig von den Aktionen unterrichtet wurden, hielten sich die Behinderungen in Grenzen. Die Gefahrenpunkte an den „Marschstraßen“ sicherten Polizeibeamte und die Formationen wurden von eingeteilten Ordnern begleitet. Christoph Henrich hatte mitten auf dem Herborner Marktplatz eine „bunt zusammengewürfelte“ Blechbläsertruppe um sich geschart, die für die Zuschauern einen bunten Reigen bekannter Weisen intonierten.
Der Dienststellenleiter der Herborner Polizeistation Markus Schmidt leitete den Einsatz der zusammengezogenen Polizeikräfte und bis auf die umfangreiche Organisation waren seine Aufgaben wohl überschaubar. Obwohl viele Menschen Bedenken wegen der Teilnahme von drei Antifa- Gruppen in den Reihen des Demozuges durch die Stadt äußerten, verlief alles sehr gesittet. Dies traf auch auf die Demonstranten am Burger Bürgerhaus zu.
Eine 22 Jahre junge Beobachterin des zu erwartenden Geschehens am Marktplatz meinte: „Ich bin heute da, um mir die Demo anzuschauen. Darauf aufmerksam wurde ich durch das Herborner Tageblatt. Dort las ich, dass die Demonstration unter dem Motto: „Laut gegen Rassismus! Zusammen gegen Demokratie! steht. Jetzt warte ich gespannt, was diese Demo mit sich bringt.“
Eine andere Zuschauerin sagte: „Die Demonstranten in Herborn und in Burg setzen sich doch alle für die Demokratie ein. Warum marschieren sie dann nicht zusammen.“ „So einfach ist es scheinbar nicht und da spielen wohl auch noch andere Faktoren eine Rolle“, meinte ihr Gegenüber.
Während die Wehren der Kernstadt und in Burg für den Fall der Fälle „Gewehr bei Fuß“ standen, begleiteten die Kameraden aus Guntersdorf den Innenstadtzug als eingeteilte Ordner. Die Helferinnen und Helfer des DRK kamen zum Glück nicht zum Einsatz und sogar das Wetter spielte mit. sig/Fotos: Gerdau
Ein Lob an die Polizei und Ordner, alles lief sehr entspannt und perfekt organisiert ab, danke dafür 👍👍👍
„Obwohl viele Menschen Bedenken wegen der Teilnahme von drei Antifa- Gruppen in den Reihen des Demozuges durch die Stadt äußerten …“
ist eine unwahre Behauptung, die auch nicht dadurch zur Wahrheit wird, dass man sie wiederholt. Wie ich Ihnen bereits in einer ausführlichen facebook-Nachricht als Bezugnahme zu Ihrem facebook-Beitrag vom 17.Februar mitgeteilt habe, handelt es sich beim „antifascist metal movement“ NICHT um eine antifa-Gruppierung.
Für den Fall, dass Sie meine Nachricht nicht erhalten haben, gebe ich Sie im Folgenden gern ungekürzt wieder:
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Sehr geehrter Herr Gerdau,
ich wurde durch Dritte auf Ihren Post zur am kommenden Samstag in Herborn stattfindenden Demonstration gegen Rassismus aufmerksam gemacht. Mit einiger Verwunderung musste ich zur Kenntnis nehmen, dass Sie in besagtem Beitrag die von mir vertretene Gruppierung „antifascist metal movement“ – und damit mehr oder minder indirekt auch mich als Person – als politisch extrem bezeichnen. Es ist mir daher auch ein persönliches Anliegen, Ihnen kurz zu erläutern, worum es sich beim von Ihnen fälschlicherweise als linksextreme Bewegung eingeordneten afmm handelt:
Das afmm ist ein offenes Netzwerk von Personen aus der Heavy Metal Szene, die sich klar gegen neofaschistisches und rassistisches Gedankengut positionieren, das leider in den letzten Jahren wieder vermehrt vor allem in den musikalisch härteren Subgenres der Metalszene toleriert und normalisiert wurde. Die genannte Entwicklung wird außerhalb der Metalszene nur selten wahrgenommen, und ist daher naturgemäß hauptsächlich der Szene zugehörigen Personen bekannt. Wir sehen sie mit Sorge und möchten vor allem inner- aber auch außerhalb des von uns geliebten Genres Heavy Metal und all seiner Spielarten ein Bewusstsein dafür schaffen.
Sämtliche Unterstützer*innen des Netzwerks sind mir persönlich bekannt und restlos ALLE sind fest im Fundament der freiheitlich demokratischen Grundordnung und des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland verankert.
Da ich mir keine andere Begründung für Ihre gegenteilige Einordnung herleiten kann und es mir fernliegt, Ihnen diesbezüglich eine böse Absicht zu unterstellen, muss ich aufgrund der Ausführungen in Ihrem Beitrag davon ausgehen, dass Ihre Fehleinschätzung auf der Verwendung des Begriffes „antifascist“ basiert und möchte auch darauf kurz eingehen.
Dass die Verwendung des Begriffes Antifaschismus (auch in seiner Übersetzung) keine per se demokratische Position darstellt, ist mir durchaus bewusst. Er deutet aber eben anders als von Ihnen nahegelegt auch nicht per se auf eine antidemokratische Haltung hin und ist für sich genommen kein Hinweis auf radikales oder extremistisches Gedankengut. Selbst der von Ihnen zitierte Absatz von der Webseite des BfV startet mit den Worten „Aufgrund seiner auch demokratischen Ausprägung ist der Begriff des Antifaschismus nicht ausschließlich linksextremistisch besetzt.“ Im von Ihnen ausschnittsweise verwendeten Text – allerdings in vorangestellten Absätzen, die Sie in Ihrem Beitrag nicht zitieren – wird im Gegenteil mehrfach deutlich darauf hingewiesen, dass immer auch der Kontext betrachtet werden muss, in dem er verwendet wird:
„Der Begriff ‚Antifaschismus‘ ist umstritten, eine einheitliche Definition kaum möglich. Für die einen ist Antifaschismus ein demokratisches Grundprinzip, für die anderen ein linksextremistischer Kampfbegriff. Bedeutsam für das jeweilige Verständnis ist vor allem, was die jeweiligen Akteure konkret unter dem Begriff des Faschismus verstehen.“
(Was wir darunter verstehen und wie unsere Motive und Absichten zu interpretieren sind habe ich meines Erachtens eingangs unmissverständlich dargelegt.)
Ich hoffe abschließend, dass ich Ihnen plausibel und verständlich darlegen konnte, warum es auf faktischer Ebene falsch ist, das afmm als extreme Gruppierung zu bezeichnen. Wir mögen musikalisch extreme Stilrichtungen bevorzugen, aber ich kann Ihnen zu hundert Prozent versichern, dass von uns keinerlei antidemokratische Umsturzbestrebungen ausgehen. Sollten Sie dazu weitere Fragen haben, stehe ich Ihnen hierfür gerne zur Verfügung. Anderenfalls gehe ich davon aus, das Missverständnis hiermit ausgeräumt zu haben, und von Ihnen ab sofort nicht mehr als Extremist bezeichnet zu werden.
Mit demokratischen Grüßen
Johannes Welsch
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Ich möchte noch anfügen, dass ich es selbstverständlich auch jetzt, nachdem die Demo stattgefunden hat, bevorzugen würde, nicht von Ihnen in als Extremist eingestuft oder in eine antidemokratische Ecke gestellt zu werden, in der ich mich nicht befinde.
Da Sie das in besagtem facebook-Beitrag verwendete Bild mit Hervorhebung des afmm-Logos auch zur Bebilderung dieses Artikels benutzen, muss ich davon ausgehen, dass Sie kein unbearbeitetes Bild des Demoflyers besitzen und habe Ihnen hier eines zum Download bereitgestellt:
https://www.dropbox.com/scl/fi/1js96gtoysi7qppshunm4/demo-gegen-rechts-818×1024.jpg?rlkey=t97rgxxpob9jx1chbfe51kafz&dl=0
Um Ihnen unnötige Arbeit zu ersparen, habe ich exakt den Dateinamen aus dem Quellcode Ihres Blogbeitrags verwendet, Sie müssen die entsprechende Datei also lediglich ersetzen.
Herr Gerdau ist in solchen Dingen beratungsresistent. Sein hauptes Augenmerk, und das vieler Kritiker, lag auf den teilnehmenden Antifa Gruppierungen. Kein Wort über das wichtigste der Veranstaltung, die r
Reden bei der Kundgebung. Hier waren unter anderem auch betroffene der Thematik zu hören. Es lässt tief blicken wenn dies bewusst ausgelassen wird.
Der Herr Gerdau war gar nicht auf der Kundgebung und hat daher auch nicht darüber berichtet. Grund: Er war zu Fuß unterwegs und konnte sich nicht zweiteilen.
Zu Fuß unterwegs zu sein war am vergangenen Samstag wohl die beste Entscheidung, die man treffen konnte und stellt eine mehr als nachvollziehbare Begründung dar.
Persönlich würde es mich sehr freuen, wenn Sie mir jetzt noch einen ähnlich einleuchtenden Grund dafür nennen könnten, warum Sie auch in der Nachbetrachtung der Veranstaltung daran festhalten, einzelne Gruppierungen aufgrund der Verwendung des Begriffes „Antifaschismus“ zu diffamieren.
Sie wurden nun bereits mehrfach und sachlich auf einen Fehler hingewiesen. Dass sie diesen korrigieren, hätte ich mir zwar gewünscht, habe aber nicht zwangsläufig damit gerechnet. Im Nachgang daran festzuhalten, wirkt auf mich nun allerdings etwas befremdlich, wobei ich Ihnen zu Gute halten muss, dass Sie meinen Kommentar freigeschaltet und mir damit zumindest die Möglichkeit gegeben haben, mich zu Ihrem Vorwurf zu äußern.
Ein Fehler bleibt aber dennoch ein Fehler, auch wenn er „nur“ auf einem privaten Blog veröffentlicht wird. Gerade weil ich Sie in der Vergangenheit als zwar meinungsstarken, aber sachlichen Argumenten gegenüber dennoch aufgeschlossenen Journalisten wahrgenommen habe, wundere ich mich doch sehr über Ihre Entscheidung, darauf zu beharren.
Wir waren eine der kleineren Gruppierungen, die sich am Samstag an der Demonstration beteiligt haben. Da ich mich auf dem von Ihnen aufgenommenen Foto selbst erkannt habe, hatten Sie aber vielleicht dennoch die Möglichkeit, unser Logo auf Pullovern oder Aufnähern zu entdecken. Eventuell haben Sie in diesem Zusammenhang ja auch bemerkt, dass einige unserer Unterstützerinnen und Unterstützer sogar mit ihren Familien inkl. Kindern vor Ort waren, was im Allgemeinen eher untypisch für Organisationen ist, die sich im radikalen Spektrum bewegen.
Sollten Sie die Vokabel „Antifaschismus“ allerdings auch in zukünftigen Blogbeiträgen als gesicherten Hinweis auf eine extremistische Gesinnung werten wollen, liste ich Ihnen im Folgenden gern einige zusätzliche Organisationen auf, die den Begriff in der öffentlichen Kommunikation verwenden und deren Logo daher konsequenterweise ebenfalls einer grafischen Hervorhebung bedarf:
Deutscher Gewerkschaftsbund
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
IG Metall
Bündnis 90 / Die Grünen
Die Linke
Grüne Jugend
Jusos
Faschismus und Antifaschismus für Kinder erklärt. Versteht dann vielleicht jeder.
Faschismus:
Politische Bewegung, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Italien entstand. Sie vertrat rechtsextreme, rassistische und fremdenfeindliche Gedanken. Die faschistische Partei übernahm in Italien, bald nach ihrer Gründung, unter dem Einsatz von Gewalt und Terror die Macht im Staat.
Das parlamentarische Parlament war machtlos geworden. Weil es den Menschen in dieser Zeit, wirtschaftlich sehr schlecht ging, sehnten sie sich nach einem starken Führer. Sie hofften, dass er ihnen aus ihrer Not heraushelfen würde.
Auch in anderen Ländern, wo es den Menschen schlecht ging, konnten faschistische Vorstellungen Fuß fassen, insbesondere in Deutschland, wo der Nationalsozialismus, Große Ähnlichkeiten mit dem Faschismus hatte.
Antifaschismus:
Antifaschismus setzt sich für Demokratie, Gleichheit und Freiheit ein und kämpft gegen jegliche Form von Diskriminierung und Unterdrückung.