Alles in der Welt endet durch Zufall und Ermüdung.

Von Siegfried Gerdau

Putin droht mit dem Einsatz von Atomwaffen. Der Westen wiegelt ab. Die russische Militärdoktrin beinhaltet jedoch den Einsatz von taktischen Atomwaffen (geringere Reichweiten und Detonationskraft), wenn die Führung mit konventionellen Waffen kein Weiterkommen sieht.

Jetzt will der Diktator Raketen mit Atomsprengkörpern in Belarus installieren. Kaliningrad, das ehemalige Königsberg, 527 Kilometer von Berlin entfernt, ist bereits vollgestopft mit Iskander-Raketen und atomaren Sprengköpfen.

Es gibt viele Mutmaßungen darüber ob die russische Armee Atomwaffen im Angriffskrieg gegen die Ukraine einsetzen würde. Ausschließen möchten das letzten Endes weder hochrangige Politiker noch Militärs. Auch Drohungen aus dem Kreml den Westen und besonders Deutschland damit anzugreifen, sollte man auf jeden Fall ernst nehmen.

Fakt ist und das ist absolut vergleichbar: Wenn Hitler in der Endphase des II. Weltkrieges diese Waffen einsatzbereit zur Verfügung gehabt hätte, wären sie von ihm eingesetzt worden. Auch die USA hatten keine Hemmungen am 6. und 9. August 1945 Atombomben über die japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki abzuwerfen. Die Sprengkraft entsprach jeweils der von zirka 16.000 t (16 KT) konventionellem Sprengstoff. Mehr als 120.000 Menschen verbrannten bei lebendigem Leib. Wer das Unglück überlebte, war oft grausam durch die Gluthitze, die diese Bomben verursachten, entstellt. In den folgenden fünf Jahren starben mehr als 200.000 Menschen an den Folgen der radioaktiven Strahlung, die ihre Gesundheit zerstört hatte. Damit war der Krieg zwischen Japan und den USA schlagartig beendet. Deutschland respektive Berlin und Ludwigshafen entgingen nur haarscharf dieser Katastrophe, weil es bereits 3 Monate vorher, am 8. Mai 1945, kapituliert hatte.

Heute spricht man bei taktischen A-Waffen von Zerstörungskräften zwischen 0,3 und mehr als 50 Kilotonnen TNT. Was sich niemand vorstellen kann und will, diese schrecklichen Waffen würden ausreichen, um das Gebiet der Bundesrepublik nachhaltig radioaktiv zu verstrahlen und viele Städte dem Erdboden gleichzumachen.

Niemand, der noch klar im Kopf ist will Krieg, schrieb mir ein Mann vor ein paar Wochen. Den wollten auch die meisten Menschen im Dreißigjährigen Krieg, den napoleonischen Kriegen, dem Deutsch-Französischen Krieg, dem I. und dem II. Weltkrieg nicht.

Das Tragische an diesem frommen Wunsch: Sie wollten und wollen ihn nicht, aber bekommen ihn dennoch. Die Ukrainische Bevölkerung wollte ihn nicht und ist seit zwei Jahren Kriegsgebiet mit tausenden Toten. Die Deutschen wollen ihn nicht, schließen ihn aber nicht aus. Die Diskutanten in den Reihen der breiten Masse werfen sich gegenseitig Kriegshetzer- und Putinversteherei vor. Politiker, die sich noch vor wenigen Jahrzehnten Pflasterstein-Duelle mit der Polizei lieferten, stehen nun im ersten Glied, wenn es um Armee, Aufrüstung und Kriegsgerät geht.

 Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, brüllte am 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast „Wollt Ihr den totalen Krieg“? Tausende Teilnehmer brüllten „Jaaa“ zurück. Es war aber nicht die Masse des Deutschen Volks, die das wollte. Inwieweit derzeit alle russischen Menschen den totalen Krieg ihres Machthabers wollen, kann man nur vermuten. Vermutlich wissen nur die Wenigsten was mit ihnen passiert, wenn die Kreml-Führung nach den Roten Knöpfen greift.

Dem unbeabsichtigten Mitinitiator der amerikanischen Atombombenentwicklung und Nobelpreisträger Albert Einstein wird folgender Ausspruch nachgesagt: „Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen.“ Bleibt nur mit Heinrich Heine zu hoffen das: „Alles in der Welt endet durch Zufall und Ermüdung.“

Die 9K720 Iskander (russisch: 9К720 Искандер) ist ein fahrzeuggebundenes Raketensystem aus russischer Produktion. Es kann sowohl ballistische Kurzstreckenraketen (SRBM) als auch Marschflugkörper transportieren und starten. Die Reichweite der Raketen beträgt offiziell nur bis 280 Kilometer. Neueste Erkenntnisse sollen sie aber fast doppelt so weit fliegen. Die Marschflugkörper 9M729 als neue Iskander-M-Munition sind vermutlich kaum abzufangen. In der letzten Phase ihres Fluges nähern sie sich mit Hyperschall-Geschwindigkeit (schneller al Mach 5) ihrem Ziel.

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