Driedorfer Kirmes erfreut nicht jeden

Von Siegfried Gerdau

Die Driedorfer Westerwaldkirmes ist die größte im hessischen Westerwald und schon historisch zu nennen. Traditionell findet sie auf dem Marktplatz mitten in der Kerngemeinde statt. Schon seit Jahren wurden immer wieder Klagen über Lärmbelästigung, Vandalismus und die unterschiedlichsten menschlichen Hinterlassenschaften geführt. Dem TuS Driedorf als Veranstalter und auch den Driedorfer Parlamentariern sind diese Klagen bekannt. In diesem Jahr spitzt sich die Situation regelrecht zu. Die Anwohner sind in die Offensive gegangen, weil ihrer Meinung nach der Grad der Erträglichkeit weit überschritten sei.

Viel Lärm und Unrat sind die negativen Begleiterscheinungen der Driedorfer Kirmes. Archiv-Foto: Gerdau

Dass die Musikbeschallung an den Kirmes-Tagen teilweise unerträgliche Dimensionen angenommen hat, ist eine Sache. Viel schlimmer sind die hässlichen Begleiterscheinungen wie Zerstörungswut, das ungebremste Hinterlassen von Fäkalien aller Art in den Vorgärten und an den Häusern der Anwohner sowie unzählige zerschlagen Gläser und Flaschen im Dorf.

Dabei ginge es ihnen keinesfalls darum die Kirmes zu kippen und auch der TuS sei nicht Ziel ihrer Beschwerden, sagten die Initiatoren, bei einem gemeinsamen Erfahrungsaustausch.  Sie wollen erreichen, dass die Westerwaldkirmes hinaus aus dem Ort verlegt wird und damit die Lärm- und Schmutz-Belastung auf ein erträgliches Maß gemindert wird. Diese Forderung sei besonders in der heutigen Zeit, in der man verstärkt Lärm- und Umweltverschmutzung minimieren möchte, nicht unbillig, sagte ein Driedorfer. Im Übrigen redet man nicht von vier Tagen, sondern von einer Woche inklusive Auf-und Abbau. Der Lärm, der zusätzlich besonders in der Nacht von Montag auf Dienstag auf dem Marktplatz herrsche, mache Schlaf unmöglich, so ein anderer Beschwerdeführer.

Eine direkte Anwohnerin erzählte von Fäkalien vor ihrer Haustüre und im Garten. Ein Hausbesitzer sei dazu gekommen, als ein sichtlich betrunkener Mann gegen sein Haus urinierte. Auf dieses Fehlverhalten reagierte der Mann sehr aggressiv und drohte sogar Schläge an. Den Rasen vor ihrem Haus mussten andere Bewohner akribisch nach Glasscherben absuchen, damit sich Kinder und Hund nicht daran verletzten.

„Wir wollen den Salat in unserem Garten nicht mehr essen“, sagte eine Betroffene. Die Fäkalien drum herum sprachen eine eigene Sprache. Viele Driedorfer „Zentrumsbewohner“ verlassen für die Kirmes-Tage ihr Haus und gehen ins Hotel. Zu diesen „Lärm-Flüchtlingen“ gehörte auch ein weiteres Ehepaar. Dies sähen sie nun aber nicht mehr ein. Bei der diesjährigen Kirmes blieben sie zu Hause und mussten erleben, dass die Türen im Inneren ihres Hauses bei den ohrenbetäubenden Bässen aus dem Festzelt vibrierten. Wenn von den Veranstaltern gesagt werde, dass um 24 Uhr Schluss im Zelt sei, sehe dies in der Praxis anders aus. Bis die letzten Besucher das Festzelt verlassen hätten, sei es in der Regel 3 Uhr morgens.

In einem Schreiben an die Gemeindevertretung äußerten die Anwohner ihr Unverständnis darüber, dass man statt einer erbetenen parlamentarischen Stellungnahme auf das Schreiben, erst in der heimischen Zeitung von parteiübergreifenden „Bekenntnissen“ für die Kirmes lesen musste. Dort sei vom dringend notwendigen Erhalt einer Brauchtumsveranstaltung die Rede. Die heutige Kirmes habe jedoch in der heutigen Form mit ihren traditionellen Wurzeln keine Gemeinsamkeit mehr. So läge auch die Lärmschwelle jenseits von gesetzlichen Normen und körperlichen Belastbarkeit.

Vom einstigen Brauchtum sei nicht mehr viel übriggeblieben. Bis auf den Kirmeszug, ginge es jeden Abend nur noch um Musik in größtmöglicher Lautstärke, die jegliche Unterhaltung im Zelt und damit alle Kommunikationsversuche im Keim erstickten. „Wir sind absolut dafür, „echte“ Brauchtumsveranstaltungen zu erhalten und haben in der Vergangenheit genügend Vorschläge eingebracht. Diese hätten jedoch allesamt bisher kein Gehör gefunden“, sagte einer der Anwesenden.

Sehr befremdlich seien in diesem Zusammenhang öffentliche Diskriminierungen wie zum Beispiel: „Bei denjenigen, die sich lauthals über etwas beschweren, handle es sich um eine Minderheit.“ Auch werde ihnen in dem gleichen Artikel vorgeworfen: „Wenn Beschwerden Einzelner dazu führen, dass Veranstaltungen nicht mehr stattfinden können, wären die Folgen gravierend.“ Indirekt sei ihnen damit die Schuld am Vereinssterben in Driedorf vorgeworfen worden.

„Wir wollen, dass auch in Zukunft diese Kirmes weiter stattfindet“, sagen die Beschwerdeführer unisono. Dazu haben sie sich viele Gedanken gemacht, die aus ihrer Sicht alle Seiten zufriedenstellen könnten.

Wenn es nach dem Willen der geplagten Anwohner ginge, könnte hier am Rande der Kerngemeinde die Westerwaldkirmes in Zukunft stattfinden.

Sie halten die Verlegung der Kirmesveranstaltung auf den Großparkplatz des TuS-Vereinsheim am Driedorfer Sportplatz für den Königsweg. Der Platz sei groß genug, um dem Zelt und weiteren mobile Einrichtungen genügend Raum zu bieten. An der Peripherie von Driedorf gelegen, stört auch der größte Musiklärm keine Anwohner. Parkplätze gäbe es entlang des geteerten Flurwegs und die geparkten Autos würden da draußen niemanden behindern. Der offensichtlich auch dann rund um den Veranstaltungsplatz entstehende Unrat und die menschlichen Hinterlassenschaften, würden nicht vor den Häusern und Gärten der Anwohner im Dorf verteilt.  

Die Anwohner-Sprecher baten darum ihre Namen nicht zu nennen, um die schon laufenden, teils persönlichen, Hetzkampagnen nicht zusätzlich zu befeuern. Einstimmig befürworten sie baldmöglichst zielführende Gespräche mit Kommunalpolitikern sowie Vertretern des Veranstalters TuS. Fotos: Gerdau

7 Gedanken zu „Driedorfer Kirmes erfreut nicht jeden

  • 24. August 2023 um 18:57 Uhr
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    „Wenn Kinder und Jugendliche animiert werden, ist doch schön!“ wurde mir gesagt. Die Driedorfer Kirmes hat damit aber NICHTS zu tun! Die Driedorfer Kirmes ist nur Bumm, Bumm und Besoffene!

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  • 25. August 2023 um 0:44 Uhr
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    sorry das ist kein objektiver Bericht siggi.

    Die Kirmes Anwohner die hier gegen die Kirmes sind sind ja alle namentlich im ort und bei jedem bekannt der auf die kirmes geht. Sogar waren diese Sonntag und Montag teilweise im Zelt also kann es ja nicht so schlimm gewesen sein. Denn auch diese Leute haben Kirmes gefeiert.

    Andererseits feiern besagte Anwohner Sonntags abends auf der beilsteiner Kirmes bis 2:30 Uhr mit eve, das ist natürlich ok denn es ist ja nicht in driedorf und nicht vor der eigenen Tür da lässt es sich ja prima feiern! glaubwürdig grht jedenfalls anders.

    Wenn man diesen Bericht liest ohne selbst 4 Tage vor Ort gewesen zu sein meint man ja dass wacken oder Rock am Ring die reinsten kindergeburtstage sind, sorry aber es ist etwas zu sehr übertrieben hier.

    Den Anwohnern wurden ja in den letzten Jahren immer wieder Zugeständnisse gemacht jedes Jahr immer wieder. Es reicht langsam und zwar endgültig.

    apropos anohner. Es gibt viele anwohner rund um die Kirmes die die Kirmes akzeptieren und sie im Ort behalten wollen. Aber es ist leider wie so oft wer am lautesten schreit findet leider gehör.

    Für eine zerschlagen Tür beim döner oder sonstige dumme Dinge kann der tus leider ja auch nix das ist leider die doofheit der Menschheit die leider nicht alle einfach nur feiern können. Aber meinen die Leute das hört auf wenn die Kirmes in die heunwiese oder zum Sportplatz verlegt wird?

    sorry aber den Bericht finde ich diesmal leider nicht objektiv geschrieben von dir.

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  • 25. August 2023 um 8:54 Uhr
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    Gehört zum guten Journalismus nicht eine neutrale Berichterstattung in der beide Seiten zu Wort kommen?

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  • 25. August 2023 um 9:40 Uhr
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    Auch für „Brauchtumsveranstaltungen“ ist das Verwaltungsgericht zuständig.
    In Kassel wurde mal entschieden:
    „Von Bedeutung ist … auch, ob sich eine Veranstaltung an einen ebenso geeigneten, die Nachbarschaft und insbesondere die unmittelbaren Anwohner insgesamt aber deutlich weniger beeinträchtigenden Standort innerhalb des Gemeindegebietes bzw. innerhalb des Ortsteils verlegen lässt. Können dadurch unter Wahrung des Charakters der Veranstaltung die Geräuschimmissionen für die unmittelbaren Anwohner deutlich reduziert werden, unterbleibt ein derartiger Standortwechsel jedoch, so verringert sich das Maß dessen, was einem Anwohner an Geräuscheinwirkungen noch zuzumuten ist; in der Regel werden dann die Richtwerte der Freizeitlärm-Richtlinie maßgebend sein.“
    Und: Eine Veranstaltung kann ihren Brauchtumscharakter verlieren (z.B. wenn das Brauchtum nur noch als Argument herhalten soll, einen Diskobetrieb zu rechtfertigen).
    Fazit: Es ist unzumutbar für die Anwohner wie es jetzt gehandhabt wird.
    Übrigens beginnt in Heisterberg der gleiche Mist mit gewerblichen(!) Veranstaltungen auf dem Gelände der Gemeinde durch den Beauftragten der Gemeinde. Stundenlanger Krach auch weit nach 22 Uhr.
    Und die Gemeinde schweigt auf Nachfragen……

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  • 25. August 2023 um 10:29 Uhr
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    Gehört zu guten Journalismus nicht eine neutrale Berichterstattung in der beide Seiten zu Wort kommen? Selten so einen einseitigen Bericht gelesen….

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    • 25. August 2023 um 11:23 Uhr
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      Die andere Seite der Medaille hatte mein Kollege Christian Hoge in einem Bericht im Herborner Tageblatt sehr intensiv dargestellt. Ich habe jedoch meine Bereitschaft erklärt, alles noch einmal aus der Perspektive des Veranstalters darzustellen. Ich werde diesen genannten Artikel gleich hier einstellen.

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  • 25. August 2023 um 23:00 Uhr
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    Sehr schön siggi so sind wir es von dir gewohnt.

    An den betroffenen: stört die Anwohner der driedorfer Kirmes jetzt auch wenn in Ortsteilen Veranstaltungen bis nach 22 Uhr gehen? Oder hört man das auch im ortskern von driedirf und es raubt einem den Schlaf?
    Langsam wirds lächerlich von euch.

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