Es ist „Corona-Zeit“

Von Siegfried Gerdau

„Markt und Straßen stehn verlassen, still erleuchtet jedes Haus, sinnend geh’ ich durch die Gassen …“, textete der 1788 geborene und bedeutendste deutsche Lyriker und Schriftsteller Joseph von Eichendorff einst in seinem „Weihnachtsgedicht“.

Der Herborner Marktplatz unter der Knute von Corona.

Das wunderschöne und allseits bekannte Gedicht ist derzeit aktueller denn je. Nur die Vorzeichen sind anders als damals. Es ist zwar wieder bald Weihnachtszeit aber auch Corona-Zeit und das gnadenlose Virus hält die Welt nunmehr fast ein Jahr lang in Atem. Die Pandemie hat erneut mehrere Zähne zugelegt. Dass „Wenn wir uns nicht mehr sehen sollten, wünsche ich dir frohe Weihnachten“ ist schon lange einem „Mach‘s gut, hoffentlich haben wir Corona bald hinter uns“, gewichen. Täglich werden wir mit Schreckens-Zahlen überschwemmt, die viele nicht verstehen und andere nicht wahrhaben wollen. Die Menschen sind verunsichert und haben „Frohe Weihnachten“ schon lange ad acta gelegt. Der Einzelhandel hält die Luft an. „Wird er nach der Stilllegung der gesamten Gastronomie als nächster Gewerbezweig an die Kette gelegt?

Experten aller Couleur, allen voran die Virologen, erklären, warnen und machen die Leute noch nervöser als sie ohnehin schon sind. Andere „Fachleute“ wiegeln ab, beschwichtigen und erklären das gesamte Schreckensszenario als überzogene Zweck-Panikmache der Regierung und der Pharmaindustrie.

Dann gibt es auch noch die Corona-Leugner, die das Maskentragen als Eingriff in die Selbstbestimmungsrechte der Bürger verdammen. Sie werden von den „Durchblickern“ als Covidioten, als Nazis und mehr beschimpft. Dabei sind es oft nur Menschen, die verstehen wollen, Ängste haben und sich mittels des Vogel-Strauß-Prinzips schützen wollen: „Ich sehe es nicht, also ist es auch nicht“.

Es ist einfach, der Regierung alle Schuld zuzuschieben und manchmal verschafft es sogar Luft. Ob es aber richtig ist, darf heftig bezweifelt werden. Was sollen die Politiker, die bezüglich der Covid-19-Pandemie allesamt so ahnungslos wie auch die Bürger sind, denn machen. Laissez-faire, also einfach machen lassen, kann es doch nicht sein. Der Staat muss seine Bürger schützen und das können sie von ihm auch verlangen. Also nochmal wie soll er vorgehen. Es gibt unendlich viele selbsternannte Experten, die glauben, sie hätten den Stein der Weisen gefunden. Den Weg in eine vollkommenere Welt und raus aus den Fängen der modernen Pest. Leider ist der fast immer ein Irrweg.

Wir alle ganz alleine, jeder in seinem Lebensbereich und seinen Möglichkeiten, müssen mit dem Virus letztlich fertigwerden.

Wer keine Maske tragen will, soll das tun. Aber, und das ist das Entscheidende, er darf andere nicht in seine quergestylte Gedankenwelt einbeziehen. Also schön alleine bleiben und bitte nur dann keine Maske tragen.

Die Spaltung der Bevölkerung geht weiter. Waren es noch vor nicht allzu langer Zeit die „Besseren Menschen“, die gegen die „Nazis“ zu Felde zogen. Jetzt machen auch noch die Corona-Gläubigen gegen die Corona-Verweigerer Front. Idioten sind sie sicher alle nicht, oder doch? Wer Andersdenkende verunglimpft muss sich auf jeden Fall fragen lassen, wes Geistes Kind er denn ist.

Man muss sich nicht wundern, dass sich das menschliche Miteinander so negativ entwickelt. Es wird geschürt und die längsten Zeigefinger haben die Medien dabei entwickelt. Da wird belehrt, ausgegrenzt und an den digitalen Pranger gestellt was das Zeug hält. Sehr subtil, aber dafür umso effektiver. Wenn man den oft anmaßenden Botschaften glaubt, kann es nur einen richtigen Weg für alle Bundesbürger geben.

Zum Glück ist das alles nur menschliche Überheblichkeit, Arroganz und ein großes Maß an Einbildung. Bildung und Wissen geht anders, hilft aber speziell in unserer verzwickten Corona-Lage auch nicht viel weiter.

Also doch hoffen und vielleicht auch ein wenig beten, aber vor allem das tun, was wir alle tun können. Maske tragen, um den anderen zu schützen, sich mit aller Kraft gegen den Herdentrieb stellen und Abstand halten.

Weihnachten wird sein, mit und ohne Covid-19. Nur wie wir feiern und ob wir es überhaupt noch gesund können, liegt nicht an der Regierung, sondern einzig an uns selber.

Markt und Straßen werden in diesem Jahr zu Weihnachten verlassen sein, aber im kommenden Jahr wird alles anders werden … hoffen wir. „Frohe Weihnachten“ . Foto: Gerdau

Ein Gedanke zu „Es ist „Corona-Zeit“

  • 18. November 2020 um 22:23 Uhr
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    Schön geschrieben. Hoffen wir weiter auf die Vernunft jedes einzelnen. „Obwohl, mir fehlt der Glaube,“

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