Orthopädisch – unfallchirurgische Praxis Dillenburg schließt zum Monatsende

Wirtschaftliche und organisatorische Zwänge gefährden medizinische Versorgung

Von Siegfried Gerdau

Die mangelhafte Hausarztdichte im ländlichen Raum, zu dem auch durchaus die sogenannten Dillkreisstädte zählen, ist seit Jahren ein sich verschärfendes Thema. Während sich mittlerweile der politische Fokus verstärkt auf dieses Problem gerichtet hat und die hausärztlichen finanziellen Bedingungen geringfügig verbessert wurden, blieben die Facharztpraxen weitgehend außen vor.

„Die Berufspolitik, geführt von Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD), sieht gegenwärtig einen straffen Sparkatalog vor. Diesem zum Opfer müssen Krankenhäuser und niedergelassene Fachärzte seit Jahren Löcher in der Versorgung und Dienstleistung stopfen.“ Diesen Vorwurf aus der Herborner Praxis hört man bundesweit auch von immer mehr niedergelassenen Kollegen.

Marc Echterhoff, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie vom Chirurgischen Zentrum in der Herborner Austraße: „Weiterhin quälen wir und andere Facharztpraxen uns mit der unfairen Budgetregelung herum, die keine gerechte Bezahlung der Praxisleistungen gewährt. Auch in Zukunft wird somit die Versorgung von Patienten gefährdet.“

„Ein weiters Problem ist die Altersstruktur vieler Fachärzte. Viele von ihnen werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen und der Anreiz für eventuelle Nachfolger schwindet verständlicherweise aus den genannten Gründen“, fügt er hinzu.

Sein Kollege Dr. med. A. Pschaick lässt dazu das Personalproblem, das mittlerweile in allen medizinischen Praxen herrscht, nicht unerwähnt. Medizinische Fachangestellte (MFA), früher Arzthelferin genannt, werden aus den unterschiedlichsten Gründen immer mehr zum Mangelberuf in niedergelassenen Arztpraxen.

Diese gesamte unerfreuliche Entwicklung hat die Betreiber des Chirurgischen Zentrums letztendlich dazu geführt, ihre Dillenburger Zweigstelle, die orthopädisch – unfallchirurgische Praxis im Ärztehaus in der Hindenburg Straße, aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen für immer zu schließen.

Bereits in wenigen Tagen (ab 1. Juni 2024) wird diese Praxis geschlossen bleiben. „Die fachärztliche Versorgung auf dem Gebiet der Orthopädie, Unfallchirurgie und Chirurgie in Dillenburg wird in Zukunft auf eine patientenorientierte und leistungsstarke Praxis verzichten müssen“, stellt Echterhoff mit aller Klarheit fest. Dies bedauren er und seine Ärztekollegen einschließlich des gesamten sehr starken, medizinischen Teams aus tiefstem Herzen.

Sie alle wünschen sich, dass die Bedingungen der niedergelassenen Ärzte in Zukunft nicht durch ungerechte Budgetierung und unnötige bürokratische Hürden erschwert und die ambulante Patientenversorgung damit erheblich gefährdet wird.

Ein kleiner Hoffnungstropfen auch für die Dillenburger Bevölkerung bleibt: „Die Behandlung und Versorgung der Patienten aus dem Dillkreis wird zukünftig in der Hauptpraxis Herborn in gewohnter Qualität angeboten. Dort können weiterhin sämtliche orthopädische, chirurgische und unfallchirurgische Anliegen inklusive aller Operationen durchgeführt werden“.

Weitere Informationen und Terminabsprachen unter  027722405.

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