Topfit mit 102 Lebensjahren

Von Siegfried Gerdau

Ein wenig älter ist Erika Mäcker geborene Hebestreit tatsächlich geworden. Vom richtig alt werden ist sie jedoch noch ein Stück weit entfernt. Heute feiert die Wahl-Dillenburgerin ihren 102. Geburtstag im Familienkreis. Die beneidenswert geistige und körperlich fitte Frau kam in Magdeburg zur Welt und wuchs dort und in Berlin mit zwei inzwischen verstorbenen Geschwistern auf. Nach der Schule leistete sie ihr damals übliches Pflichtjahr auf einem großen Bauernhof. Da sie sehr fleißig war und ihr die Arbeit gut gefiel, verlängerte sie es auf zwei Jahre. Beim Sturz von einem hochbeladenen Heuwagen, handelte sie sich einen langen Krankenhausaufenthalt ein. Nach der Genesung bekam sie einen Bürojob bei dem Magdeburger Flugzeugbauer Junkers in ihrer Heimatstadt Magdeburg. Dort arbeitete sie an der Entwicklung der legendären JU 52 mit. Das Unternehmen sei sehr sozial gewesen erinnert sie sich die Jubilarin.

Erika Mäcker ist 102 Jahre alt geworden.

Bereits mit 17 war sie eine leidenschaftliche Tänzerin und dabei lernte sie auch ihren späteren Ehemann Heinz Mäcker kennen. Obwohl ihre Eltern von dieser, in ihren Augen viel zu frühen, Liaison nicht begeistert waren, hielt Heinz um die Hand von Erika an. Die Hochzeit fand in Magdeburg und wegen der ständigen Bombenangriffe im Keller ihres Elternhauses statt. Bei einem späteren Angriff flüchtete sie mit ihrem Kind auf dem Arm in die Kirche. Kurz darauf wurde ihr Haus dem Erdboden gleichgebombt. Sie wurden nach Gardelegen auf einen Hof evakuiert. Dort waren sie jedoch gar nicht willkommen. „An diese Zeit habe ich keine gute Erinnerung“, sagte Erika Mäcker, die mittlerweile drei Kinder hatte. Der Bauer sei ein eingefleischter Nazi gewesen. Dann kamen die Amerikaner und tausende ehemalige Kriegsgefangenen aller Herren Länder wüteten in der Stadt. Als dann die Rote Armee „übernahm“ und die Amerikaner sich zurückzogen, habe es zahlreiche Vergewaltigungen gegeben.

Ihr Mann wurde aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen und aus dem Fenster ihrer Wohnung beobachteten sie, wie die Produktionsmaschinen aus den Junkers-Werken durch russische Soldaten demontiert und abgeholt wurden. Ihre Tochter starb leider schon mit 35 Jahren.

Als ihr Sohn Rolf in Sechshelden ein Haus kaufte, zog die Familie ebenfalls an die Dill. Heinz bekam eine Stelle in Haiger bei Wengenroth, während sie in Gaststätten und Restaurants jobbte. Vorübergehend wohnten sie aus beruflichen Gründen in Witten an der Ruhr und dann wieder in Sechshelden. Als ihr Mann pflegebedürftig wurde, zog er ins Dillenburger Haus Elisabeth. Sie wollte mit und blieb. Das war vor 10 Jahren. Erika pflegte ihren Mann bis zu seinem Tod vor vier Jahren. Sie selber brauchte keine Pflege und das auch heute noch nicht. Die allseits beliebte Jubilarin ist eine begehrte Gesprächspartnerin, da sie auch die Bundes-und Weltpolitik aufmerksam verfolgt. Obwohl sie immer noch nach einem Sturz in der Dillenburger Wilhelmstraße lädiert ist, lässt sich das sprichwörtliche „Stehauf-Frauchen“ nicht unterkriegen. Sie onduliert regelmäßig ihr volles Haar selber und legt großen Wert auf ihre Erscheinung. Zum Festtag gratulieren heute auch zwölf Enkel und ein UrUrenkel.  Foto: Siegfried Gerdau   

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