Kehraus der Kornmarktkirmes 2023

Die diesjährige Herborner Kornmarktkirmes war wieder ein voller Erfolg. Trotz des angesagten schlechten Wetters kamen am Samstag über 600 Menschen in der Innenstadt zusammen, um zu Essen, zu Trinken und der tollen Rock und Pop-Band „Don’t Stop“ zuzuhören. Die Initiatoren des Herborner Karneval Verein (HKV), setzten auf Sieg und lagen genau richtig. Lediglich der Sonntag war ein wenig verregnet, aber das perlte an den Besuchern ab.

Das Spanferkel von Holger Lehr hervorragend vorbereitet, hatte nicht viel Zeit sich über dem Grill zu drehen.

Entschädigt wurden sie dafür mit ruhigeren Wetterverhältnissen am Montag und Holger Lehr konnte sein Spanferkel in aller Ruhe verzehrfähig machen. Das stattliche Schweinchen war denn auch in Windeseile portionsweise zerlegt und an Frau und Mann verteilt. Den köstlichen Geschmack unterstrichen die Gourmets mit leckerem Bier vom Kornmarkt-Café und so manches Schnäpschen half die kulinarische Köstlichkeiten zu verdauen.

Die Macher der Kornmarktkirmes trafen sich auch heute zum traditionellen Kirmes-Kehraus.

Die Kornmarktkirmes fand in diesem Jahr nach einer zweijährigen, Corona-bedingten, Pause zum 11. Mal statt und hat sich schon lange im Herborner Veranstaltungskalender einen Namen gemacht. Chefinitiator Bernd-Willi Walther freut sich, dass die Sause so gut bei den Menschen ankommt. „Die Menschen reden miteinander, trinken ein Bierchen und lassen einfach die Seele baumeln“, sagt Walther, der nicht nur in der Kommunalpolitik, sondern auch in den meisten Herborner Vereinen zu Hause ist. Obwohl die Kornmarktkirmes nie den Anspruch hatte die Größe des einstigen Herborner Sommerfestes zu erreichen, füllt sie doch perfekt eine Lücke zwischen Weinfest, Oktoberfest und diversen Herborner Märkten. sig/Fotos: Gerdau

Trinkwasser-Quelle in Herborn

Der Trinkwasserspender in der Herborner Altstadt, gegenüber dem Rathaus ist installiert und geht schon bald an den Start. Hier können sich dann Alt und Jung mit leckerem Herborner Wasser erfrischen und dies auch noch kostenlos. Die parlamentarische Initiative wird bei der Bevölkerung ebenso wie bei Herborn-Besuchern besonders an heißen Tagen gut ankommen. Die Wasserqualität unterliegt wie alle öffentlichen Zapfstellen einer ständigen strengen Kontrolle. Dies garantiert reine Trinkfreude. Ob an besonderen Tagen auch Gerstensaft aus der Düse kommt, wird wohl ein Wunschdenken weniger Zeitgenossen bleiben.

Eva Schiffner von der Kaffeerösterei Lauel ist ein wenig zu früh. Der Befehl „Wasser-marsch“ ist noch nicht erfolgt. Foto: Gerdau

Was macht eine Kleinstadt attraktiv?

Kommentar

von Siegfried Gerdau

Es gibt Städte mittlerer Größe, die sind in aller Munde. Spontan denkt man dabei an Rothenburg ob der Tauber oder Melsungen und viele andere. Andererseits fristen manche Kleinstädte ein freudloses, weil unspektakuläres Dasein. Der Beispiele gibt es viele und ein jeder weiß darüber einiges zu erzählen.

Die Gründe, warum eine Stadt fast ohne ihr Zutun weit vorne im Fokus seiner Bürger und vieler Auswärtiger steht und andere nicht, ist fast eine Wissenschaft für sich. Es gibt jedoch offensichtlich viel mehr als nur gefühlte Parameter, die zu beleuchten im wahrsten Sinne des Wortes gewinnbringend sein können.

Die Attraktivität einer Stadt entsteht erst durch das Zusammenwirken aller Beteiligten.

Was macht eine lebendige Stadt denn aus. Sind es die unterschiedlichsten Einkaufsmöglichkeiten auch mit Lebensmittelgeschäften in der Stadtmitte, eine gute, medizinische Versorgung, Schulen und Kindergärten, kulturelle Angebote, eine ansprechende Gastronomie und ein ansprechendes Ambiente? Die Antwort kann einfach sein, aber sie ist es nicht. Muss eine Stadt einen Wochenmarkt haben und braucht sie eine genügende Menge an Arbeitsplätzen? Das Eine kann, das Andere muss. Das Geschäftsleben muss vielfältig sein und sich nicht in Spielsalons, Billigläden oder anderen einschlägigen Etablissements erschöpfen. Gewerbetreibende müssen sich angenommen fühlen. Ihren Wünschen und Bedürfnissen soll so weit als möglich entsprochen werden.

Begegnungen sind wichtig

Menschen müssen sich begegnen, sich beim Plausch miteinander austauschen, im Kontakt mit der „Obrigkeit“ ohne Terminabsprachen und Nummer-Marken ihre Sorgen und Nöte loswerden können.

Die Ausgewogenheit ist das Geheimnis und darüber müssen die Verantwortlichen verantwortungsvoll ständig wachen. Reine Wohnstädte sind ebenso ein Graus, wie wenig lebenswerte, große Industrieansammlungen. Beim Thema Wohnen gilt es die Interessen der Inverstoren ebenso im Auge zu haben, wie die Menschen, die mit ihrem Einkommen Mieten oder Kaufpreise bezahlen müssen. Entsteht hier ein Ungleichgewicht, kommt es zu Abwanderungen und gleichzeitig zu einer ungewollt homogenen Einwohnerschaft.

Will eine Stadt offen sein für Besucher, Gäste oder gar Urlauber, muss sie die entsprechenden Voraussetzungen schaffen und die vorhandenen pflegen. Ein rigoroses Vorgehen, um die Ideologien einzelner Gruppen zu befriedigen, ist da absolut fehl am Platze. Es gibt viele Kommunen im Lande, die sehr geschickt das Ganze im Blick haben. Eine „friedliche Koexistenz“ von Fußgängern, Rad-und Autofahrern ist kein Verbrechen, sondern schafft Ruhe und fördert die Gemeinsamkeit.

Stille Örtchen müssen vorhanden sein und gepflegt werden

Wer die Attraktivität seiner Stadt erhöhen will und im Interesse einer gesunden Wirtschaftlichkeit auch muss, kommt nicht umhin auch gewisse Örtlichkeiten vorzuhalten und entsprechend zu pflegen. Wie man das finanziell stemmen kann, lässt sich an zahlreichen Beispielen anderer Städte leicht in Erfahrung bringen.

Radwege sind sicher sehr richtig. Es müssen aber die Voraussetzungen von Gefahrlosigkeit vorhanden und unter Abwägung aller Aspekte geprüft sein. Nur einem Trend folgend, ohne dass man überhaupt erkannt hat, ob der Bedarf über das gesamte Jahr besteht, ist nicht besonders weitsichtig. Städte wie Münster in Westfalen gleichzusetzen mit denen in Mittelgebirgslandschaften, ist keine gute Sache und führt nicht zu dem angedachten Ergebnis.

Das gilt auch für stadtnahe Parkmöglichkeiten. Selbst wenn alle Fahrzeuge elektrisch angetrieben würden, brauchen sie geeignete Abstellplätze. Das ausschließliche Präferieren des öffentlichen Nahverkehrs verlangt gleichzeitig dessen ständige und zeitliche Verfügbarkeit. Hier sind größere Städte klar im Vorteil und deren Lösungsmodelle nicht unbedingt übertragbar.

Rechtzeitige Informationen sind wichtig

Ein Gemeinwesen welches Willens ist, die Bürger in allen Belangen zu informieren und bei Entscheidungen, die sie betreffen auch mitzunehmen, braucht geeignete Kommunikationswege. Sich hierbei auf Tageszeitungen und oder Internetforen zu beschränken, geht an der Realität vorbei. Uninformiertheit erzeugt Unwillen und das Gefühl von Ausgeschlossenheit. Dem gilt es mit geeigneten und langjährig erprobten Möglichkeiten zu begegnen.

Wer Besucher in seiner Stadt begrüßen möchte, muss auch eine entsprechende, darauf zugeschnittene Gastronomie anbieten können. Hier kommt es auf Ausgewogenheit an. Einseitige Angebote können genauso ins Auge gehen, wie zu geringe. Den Betreibern, Wirten oder Gastronomen, die das Geld in die Stadtkasse bringen, müssen vielfältige Hilfen und jegliche Unterstützungen gewährt werden. Nichts kommt von alleine und Selbständige, die von den unterschiedlichsten Auflagen förmlich stranguliert werden, werfen vielleicht früher das Handtuch als ihre Kollegen in anderen Städten.

Geschichtlich wertvolle Kleinodien müssen gepflegt und für Besucher zugänglich bleiben. Rationales Denken ist sicher dabei der falsche Ansatz. Auswärtige Gäste schätzen besonders Objekte, die dem historischen Hintergrund einer Stadt ein Gesicht geben.

Der erste Eindruck zählt

Eine Stadt, die einladend sein soll, muss bereits an ihrer „Haustüre“ dafür sorgen, dass die Gäste sich auch hineintrauen. Unsauberkeit und unliebsames Treiben, welches ständige Polizeipräsenz erfordert, verängstigt genauso, wie empfundene Ablehnung. Man kann die Zeit nicht zurückdrehen und die Autos bleiben, egal mit welchen Antrieben, in einem normalen Stadtbild präsent. Mit radikaler Androhung von Bußgeldern leitet man Besucher um die Stadt herum und sie weichen zu Einkaufsmöglichkeiten auf der grünen Wiese aus. Natürlich braucht eine attraktive Stadt ordnende Hände, egal in welcher Form und Weise. Das muss allerdings mit Vernunft und Feingefühl stattfinden. 

Die Attraktivität einer Stadt wird letztendlich von vorausschauenden Kommunalpolitikern gefördert. Diese bilden die demokratische Basis aus Regierenden und einer nennenswerten Opposition. In gesunder Diskussionskultur, die die kompromissfähigen Zusammenführungen unterschiedlicher Interessen und Ansichten zum Ziel hat, werden die Weichen für ein gedeihliches Zusammenleben gestellt.

Politik ist wichtig aber sie darf nicht zum Selbstzweck werden.

Gleichgeschaltete und dauerhaft einhellige politische Meinungen bedeuten Stillstand und wirken sich bis in die administrativen Bereiche aus. Respekt vor Andersdenkenden und deren Ansichten sind ebenfalls unbedingte, demokratische Spielregeln, die für eine Kommune fördernder sind als Grabenkämpfe oder politisches Desinteresse. Die Bürgerinnen und Bürger einer Stadt spüren mit sicherem Instinkt, wenn Politik und Verwaltung im besten Sinne um die Geschicke ihrer Kommune ringen.

Rede des Gründungsmitglieds der Grünen Rolf Stolz

Ob das Alter oder die Einsicht Rolf Stolz geläutert hat, ist hier nicht Gegenstand einer Betrachtung. Fakt ist: Das ehemalige Gründungsmitglied der Grünen-Partei macht in der nachfolgend aufgezeichneten Rede deutlich, was er von der Vorgehensweise seiner ehemaligen Grünen Genossen hält.

Das er diese Rede ausgerechnet auf einer Veranstaltung der AfD hält, ist an sich kein Verbrechen, jedoch sicher ungewöhnlich. Stolz ist einer der Menschen, die man durchaus als Querdenker bezeichnen kann. Das macht schon seine Vita deutlich. Ihm, dem ehemaligen Angehörigen der Linken Szene Nazi-Denken vorzuwerfen, wäre absurd.

Gleichwohl hat er mit seiner Rede eine gängige rote Linie überschritten. Sein Auftritt beim Klassenfeind AfD ist ganz sicher in den Augen seiner ehemaligen Genossen ein Fauxpas. „Diese Art Demokratie geht einfach zu weit und kann nicht toleriert werden.“ Wer den Mut hat sich mit diesem Andersdenkenden zu beschäftigen, sollte sich diese Rede anhören. sig

Hinweis: Der Inhalt der Rede spiegelt meine eigene Meinung nicht wider.

Herborner „la momenta“ stellt Geschäftsbetrieb ein

Für die Anhänger der gemütlichen Herborner Caféhaus-Gastronomie, wird die nachfolgende Nachricht der Familie Schmidt keine Freude auslösen.

Wir möchten unseren geschätzten Gästen und lieben Freunden mitteilen, dass am 16. September 2023 (Samstag) unser Café „la momenta“ in der Herborner Bahnhofstraße-Ecke Marktplatz seinen Geschäftsbetrieb einstellt.

Das gemütliche „la momenta“ in der Herborner Bahnhofstraße ist weit mehr als „nur“ ein Café. Foto: Gerdau

Dieser Entschluss ist uns nicht leichtgefallen, geht doch mit der Schließung ein weiteres Stück Gastlichkeit in der Herborner Altstadt verloren. Die derzeitigen Umstände und die wirtschaftlich unsichere Situation, besonders für das Gastgewerbe, lassen uns jedoch keine andere Wahl.

Wir haben miteinander gerungen, um einen anderen Weg zu finden. Letzten Endes hatten jedoch die Zahlen das Sagen. Bei den ständig steigenden Energie- und Heizkosten, die drohende Anhebung der bisher für Gaststätten und Restaurants reduzierten Mehrwertsteuer und natürlich die inflationären Lebensmittel- und Getränkepreise, blieb uns keine andere Möglichkeit.

Auch die großen Probleme, in naher Zukunft geeignetes Servicepersonal zu finden, werden sich in der gesamten Branche und damit auch bei uns nicht lösen. Über die vielen Jahre hinweg konnten wir nicht klagen. Wir hatten hervorragende Mitarbeiterinnen und um die tut es uns jetzt besonders leid.

Am Erdbeersonntag im Jahr 2014 eröffneten wir das „la momenta“. Wie viele Gäste seitdem unseren Service, das beliebte Frühstücksangebot und die Gemütlichkeit unseres Hauses weit mehr als nur „einen Moment“ geschätzt haben, kann man nur vermuten. Viele davon wurden im Laufe der Jahre Stammgäste und bildeten mit uns zusammen eine große Familie. Gäste aus Herborn und Umgebung, Besucher unserer schönen Stadt und Feriengäste aus Nah und Fern fühlten sich wohl bei uns und kamen immer wieder, um unsere Gastlichkeit zu genießen.

Eine von vielen Bewertung soll exemplarisch für die vielen positiven Beurteilungen unseres Cafés stehen: „Wunderschönes Café, superleckeres Frühstück und sehr nette Bedienung. Kann ich nur empfehlen.“

Unser Dank gilt all diesen lieben Menschen aus tiefstem Herzen. Wir sagen Dank für Eure Treue in den vielen vergangenen Jahren und hoffen, dass ihr Euch im Marktcafé auch weiter so wohl fühlen werdet.

Ein Hinweis zum Schluss: Wir bitten alle noch nicht verbrauchten „la momenta-Gutscheine“ recht bald einzulösen, da sie sonst verfallen werden.

In großer Dankbarkeit

Familie Schmidt

Meine Seele hat es eilig.

Ich habe meine Jahre gezählt und festgestellt, dass ich weniger Zeit habe, zu leben, als ich bisher gelebt habe.
Ich fühle mich wie dieses Kind, das eine Schachtel Bonbons gewonnen hat: die ersten isst es mit Vergnügen, aber als es bald merkt, dass nur noch wenige übrig sind, begann es, sie wirklich zu genießen.


Ich habe keine Zeit für endlose Konferenzen, bei denen die Statuten, Regeln, Verfahren und internen Vorschriften besprochen werden, in dem Wissen, dass nichts erreicht wird.
Ich habe keine Zeit mehr, absurde Menschen zu ertragen, die ungeachtet ihres Alters nicht gewachsen sind.
Ich habe keine Zeit mehr, mit Mittelmäßigkeiten zu kämpfen.
Ich will nicht in Besprechungen sein, in denen aufgeblasene Egos aufmarschieren.
Ich vertrage keine Manipulierer und Opportunisten.
Mich stören die Neider, die versuchen, Fähigere in Verruf zu bringen, um sich ihrer Positionen, Talente und Erfolge zu bemächtigen.
Meine Zeit ist zu kurz, um Überschriften zu diskutieren. Ich will das Wesentliche, denn meine Seele ist in Eile. Ohne viele Süssigkeiten in der Packung.

Ich möchte mit Menschen leben, die sehr menschlich sind.
Menschen, die über ihre Fehler lachen können, die sich nichts auf ihre Erfolge einbilden.
Die sich nicht vorzeitig berufen fühlen und die nicht vor ihrer Verantwortung fliehen.
Die die menschliche Würde verteidigen und die nur an der Seite der Wahrheit und Rechtschaffenheit gehen möchten.
Es ist das, was das Leben lebenswert macht.
Ich möchte mich mit Menschen umgeben, die es verstehen, die Herzen anderer zu berühren.
Menschen, die durch die harten Schläge des Lebens lernten, durch sanfte Berührungen der Seele zu wachsen.

Ja, ich habe es eilig, ich habe es eilig, mit der Intensität zu leben, die nur die Reife geben kann.

Ich versuche, keine der Süßigkeiten, die mir noch bleiben, zu verschwenden.
Ich bin mir sicher, dass sie köstlicher sein werden, als die, die ich bereits gegessen habe.
Mein Ziel ist es, das Ende zufrieden zu erreichen, in Frieden mit mir, meinen Lieben und meinem Gewissen.
Wir haben zwei Leben und das zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur eins hast.

Gedicht von Mario de Andrade (San Paolo 1893-1945) Dichter, Schriftsteller, Essayist und Musikwissenschaftler.
Einer der Gründer der brasilianischen Moderne.


Friedhelm Loh Group und Johann-Textor-Schule präsentieren duales Projekt „SchulePlus“

Schule und Ausbildungsbetriebe Hand in Hand: Wegweisendes Modell für Berufsorientierung

Um Schülerinnen und Schüler bei der Berufsorientierung zu unterstützen und den Weg von der Schule in die Ausbildung zu erleichtern, hat die Johann-Textor-Schule Haiger mit Ausbildungsbetrieben der Region das duale Projekt „SchulePlus“ ins Leben gerufen. Die Friedhelm Loh Group ist mit Rittal an Bord und bildet im Ausbildungszentrum in Haiger junge „Gast-Azubis“ aus. Bei einem Besuch in Haiger erhielten jetzt Vertreterinnen und Vertreter des Hessischen Kultusministeriums und anderer Gremien einen Live-Eindruck des deutschlandweit einzigartigen Modells.

Im Schulungsraum der Technischen Produktdesigner zeigen die Schüler der Besuchergruppe ihre eigenen 3D-CAD-Zeichnungen. Aber nicht nur das Zeichnen, auch das Entwickeln, Berechnen und Konstruieren steht bei Rittal auf dem Programm des Ausbildungsberufs.

Stolz zeigen Noah und Anna von der Johann-Textor-Schule Haiger der Besuchergruppe ihr „Werk“: Im Schulungsraum der Technischen Produktdesigner in der Ausbildungswerkstatt der Friedhelm Loh Group in Haiger haben sie mithilfe von CAD-Software 3D-Zeichnungen von Bauteilen selbst erstellt. Die Besucher um Dieter Dembczyk, zuständig für die berufliche Orientierung beim Hessischen Kultusministerium, Prof. Harald Danne, Wirtschaftsdezernent des Lahn-Dill-Kreises, und Haigers Bürgermeister Mario Schramm staunten nicht schlecht und stellten den jungen Tüftlern interessierte Fragen.

Sie kamen in Haiger zusammen, um das junge duale Projekt „SchulePlus“ in der Praxis kennenzulernen. Es ermöglicht Anna, Noah und den anderen Schülerinnen und Schülern, einmal pro Woche gemeinsam mit den „großen“ Azubis beim Global Player „um die Ecke“ zu lernen. Alexander Schüler, Lehrer an der Johann-Textor-Schule, hat es 2022 als erstes Modell seiner Art in Kooperation mit Ausbildungsbetrieben der Region, darunter Rittal als Unternehmen der Friedhelm Loh Group, erfunden. Das Ziel: Den Übergang von der Schule in die Berufsausbildung zu verbessern.

Mit dem Besuch bei Rittal wollen die Projektverantwortlichen die Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern stärken und die Sichtbarkeit erhöhen, damit das Projekt weiterwachsen und als „Best Practice“ auch anderen Schulen und Regionen Vorbild sein kann.

Gewinner auf allen Seiten

„Wir als Ausbilder sowie Lehrer und Eltern müssen junge Menschen in ihrer Entwicklung unterstützen, mit ihnen sprechen und auf sie zugehen“, betont Holger Langheinrich, globaler Leiter Personalmanagement der Friedhelm Loh Group. „Denn sie brauchen Raum, Zeit und Coaching für ihre Orientierung. Genau das bietet ihnen das Format ‚SchulePlus‘.“ Zugleich baue es Berührungsängste mit der Arbeitswelt ab und gebe Vertrauen und Sicherheit für den Berufsweg. Das schätzt auch Noah besonders: „Ich möchte bei Rittal bleiben. Ich kenne die Inhalte und Ausbilder, das ist mir viel wert.“ Mit seinen Mitschülerinnen und -schülern kann er über einen längeren Zeitraum und ohne Entscheidungsdruck Praxiserfahrungen sammeln, sich ausprobieren und herausfinden, ob der Beruf zu seinen Interessen und Stärken passt.

Das freiwillige Angebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler aller Schulzweige der Jahrgangsstufe 9. Nach der Entscheidung für ein Unternehmen und einen Beruf schließen sie einen schulbegleitenden Jahresvertrag – mit der Aussicht auf Verlängerung um ein weiteres, Wechsel sind jederzeit möglich. Einmal in der Woche schnuppern sie dann vor Ort in die Ausbildungswelt hinein, um Betrieb, Beruf und Ausbilder kennenzulernen. Neun der zehn ersten Jugendlichen von „SchulePlus“ haben einen Ausbildungsvertrag erhalten und angenommen, allein zwei von ihnen bei Rittal. Für das kommende Schuljahr gibt es bereits mehr als 90 Anmeldungen. Über 100 Unternehmen nehmen derzeit an dem Projekt teil, die damit ebenfalls in die eigene Zukunft investieren: Sie können die neuen Auszubildenden im besten Fall zwei Jahre kennenlernen und vorbereiten, sodass sie zum Ausbildungsstart bereits über weitreichende Kenntnisse verfügen. Eine Win-win-Situation für beide Seiten.

„Die Chance des Modells ist enorm. Es erleichtert nicht nur den Übergang von der Schule in die Berufswelt, sondern schafft auch Transparenz für das Wertvolle der Region, Berufe und Ausbildung im Allgemeinen“, fasste Dembczyk seine Eindrücke beim Besuch in Haiger zusammen. Das unterstrich auch Prof. Danne, der besonders die Verknüpfung zwischen theoretisch geprägter Schulausbildung und der Praxis der Berufswelt als einen großen Vorteil nannte – ähnlich dem dualen Studium-Plus-Programm der Technischen Hochschule Mittelhessen, zu dessen Gründungsvätern er gehört.

Moderner Lern- und Arbeitsplatz

„SchulePlus ist ein tolles Projekt, mit dem wir das Bild der Ausbildung bei jungen Menschen stärken und sie bei der Berufsorientierung unterstützen, aber auch als Arbeitgeber zu den Gewinnern gehören“, erklärte Matthias Hecker, Ausbildungsleiter der Friedhelm Loh Group. „Nur so können wir junge motivierte Talente in unserer Heimat, der industriestärksten Region Hessens, halten und sie in Zeiten des Fachkräftemangels als Wirtschaftsstandort sichern.“ Als größter Ausbildungsbetrieb der Region sei es ein Anliegen, für Nachwuchskräfte langfristige Perspektiven und ein attraktives Lern- und Arbeitsumfeld zu gestalten.

So ist das Ausbildungszentrum der Friedhelm Loh Group als moderner Lernort fest im Ausbildungsalltag verankert. Hier lernen Noah, Anna und die Auszubildenden der Unternehmensgruppe, wie zum Beispiel Mensch und Maschinen in digital unterstützten Prozessen zusammenarbeiten. Das macht die Nachwuchskräfte fit für die Herausforderungen und Prozesse, die uns in der digitalisierten, automatisierten Arbeitswelt beschäftigen, zum Beispiel im benachbarten Industrie 4.0-Werk von Rittal. Im weltweit modernsten Werk für die Produktion von Klein- und Kompaktgehäusen können sie das Gelernte anwenden und an technologischen Lösungen der Zukunft mitarbeiten.

„Wir haben viel dazugelernt, zum Beispiel dass es verschiedene Wege gibt, Dinge zu lösen“, berichtet Anna am Ende, die sich entschieden hat, mit der Schule weiterzumachen. „Aber ich kann mir vorstellen, nach dem Abi zurückzukommen, denn hier gibt es viele Möglichkeiten.“ Noah dagegen hat bereits einen Ausbildungsvertrag bei Rittal unterschrieben, er startet im Sommer seine Ausbildung zum Technischen Produktdesigner. Quelle: Rittal