Von Siegfried Gerdau
Das großzügige Atelier in Siegbach-Eisemroth entspricht fast eins zu eins meinen Vorstellungen von dem kreativen Arbeitsplatz eines Malers. Im vorliegenden Fall war es aber eine Malerin, die mir die Tür öffnete. Jung, hübsch und sehr sympathisch ist der erste Eindruck und der sollte sich schon nach kurzer Zeit bestätigen. Die FFP 2-Maske verdeckt leider den größten Teil des Gesichtes von Annika van Vugt, aber für das Aufmacherfoto macht die 37-Jährige eine kurze Ausnahme.
Aus dem Stand heraus kommen wir ins Gespräch und schon eine der ersten Fragen machen deutlich, dass die Mutter einer dreijährigen Tochter nicht so leicht in ein Schema zu pressen ist. Ihr Malstil ist so offen, wie es ihrer jeweiligen Situation entspricht. Weit entfernt vom Expressionismus aber durchaus dem Gegenteil zugeneigt, bewegen sich die Werke von Annika van Vugt überwiegend im Bereich der neuen Sachlichkeit und einer außergewöhnlichen Porträt-Kunst. Zahlreiche Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben hat sie bereits mit Pinsel und Ölfarbe auf Leinwand verewigt und das mit viel Erfolg. Mit einem besonderen Verfahren lässt sie einige ihrer Bilder im wahrsten Sinne des Wortes fast dreidimensional aus dem Rahmen „wachsen“.
In starkem Kontrast dazu steht ihr Minimalismus bei der Arbeit an ihren Werken. Sie entstehen an einer Wand, die für sie eine riesige Palette darstellt. Fast schon ein Kunstwerk für sich alleine. Auf einem nicht sehr komfortablen Stuhl sitzend, entstehen mit akribischem Pinselstrich die Kunstwerke auf den an der „Palettenwand“ hängenden Leinwänden. Annika van Vugt trat nach dem Abitur in Herborn in die Fußstapfen ihrer Mutter Annerose Bauk-van Vugt und studierte Erziehungswissenschaften, Soziologie und europäische Ethnologie in Marburg. Dieses Studium schloss sie mit dem Diplom ab. Später machte sie in Frankfurt, nach dem Studium von Kunst und Geschichte, ihr Staatsexamen. Die Liebe zur Malerei war zu diesem Zeitpunkt schon lange in ihr geweckt und ihr weiterer Lebensweg so gut wie vorgezeichnet. Sie geht ihn mit aller Konsequenz.
Zurzeit arbeitet sie an einem Projekt mit systemrelevanten Bildern. Zu jedem Gegenstand, der ein Berufsbild symbolisiert, fertigt sie einzelne Porträts an. Alle Bilder werden nach Ende der Pandemie in einer Schau präsentiert. Es sind noch viele andere „Baustellen“, die sie parallel dazu bearbeitet. Leidenschaftlich, aber auch mit einer Spur Selbstzweifel beschreibt sie ihre Arbeiten, ganz im Sinne von Perfektion und glühender Hingabe. Der Maler, Bildhauer und Fotograf, von einer großen englischen Zeitung als „Picasso des 21. Jahrhunderts“ bezeichnete Gerhard Richter, war Professor für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Er habe sie maßgeblich in ihrem Malstil beeinflusst, erinnert sich Annika. Dass Richter der teuerste noch lebende Maler ist, steht dabei auf einem ganz anderen Papier. Sein Bild „Die Kerze“ wurde bei Christis in London für 10 Millionen Euro versteigert und das ist noch lange nicht der höchste Preis für eines seiner Bilder.
Viele Künstler haben in ihrer bisher zehnjährigen Schaffensperiode ihren Weg gekreuzt, den sie mit viel Energie, Liebe zum Detail und ganz eigenen Markierungen geht. Für die angehängte Bildergalerie durfte ich soviel Bilder ablichten wie ich wollte. Lediglich die, nach ihrer Meinung noch nicht komplett vollendeten Werke, waren für mich tabu.
Annika van Vugt hat im Dorf noch weitere Ausstellungsräume. Wer mit der Künstlerin Kontakt aufnehmen möchte, findet die Kontaktdaten auf ihrer Webseite: www.annika-van-vugt.de
Fotos: Siegfried Gerdau
Besonders soll ist das Bild mit zwei jungen Mädchen! Das Bild ist liebervoll und zart ausgearbeitet.
Hallo, liebe Annika,
gerne würde ich mit ihnen/ mit dir in Kontakt sein.
Bin selbst Künstler aus Übernthal.
Was mich interessiert ist, auch andere Künstler und Projekte in Siegbach zu portrairieren.
Stefan Schneider
Siegbach Übernthal