Bauernproteste-ein Signal?

Kommentar

Von Siegfried Gerdau

Der „Pulverdampf“ des ersten Aktionstages deutscher Landwirte hat sich verzogen. Unzählige Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Bereichen haben sich spontan den Demonstrationen angeschlossen. Es wird höchste Zeit eine ideologiefreie Betrachtung der Ereignisse vorzunehmen. Für Anhänger der amtierenden Regierung ist der Fall klar. „Die Bauern“ sind von rechten Querdenkern und Nazis unterwandert und die nutzen die Bewegung, um eigene Ziele zu verfolgen.

Dass es bei den Protesten um weit mehr als nur um Agrardiesel und grüne Nummernschilder geht ist jedem unparteiischen Betrachter längst klar. Die Menschen im Land haben einfach die Schnauze voll und die Traktorenumzüge sind lediglich die Spitze der landesweiten Unzufriedenheit. Verwundert fragt sich ein Minister, der mitten in eine solche Veranstaltung geriet, „warum sind denn die Menschen so aufgebracht“.

Das ist genau der Punkt. Die Ampelregierung, in ihrem ideologischen Eifer, hatte vermutlich noch nie vor, auch die Menschen in ihre teils unverständlichen Maßnahmen einzubinden. Neben Wohlstands-Grün und Roten gibt es tatsächlich ein ganzes Heer von Bürgerinnen und Bürgern, die täglich die Sorge umtreibt, wie sie es schaffen ihr Leben zu bewältigen. Wer genau hinschaut, weiß wovon ich rede. Ständig steigende Lebensmittelpreise und kaum noch zu bezahlende Energie und Mieten, sind mehr als nur ein kleines Ärgernis.  

Wir müssen sparen hört man aus Regierungskreisen, aber das gilt nur fürs gemeine Volk. Sie selber verteilen das Steuergeld mit vollen Händen weltweit. Wenn dann nichts mehr übrig ist, war Putins Krieg gegen die Ukraine oder die schlimmen Geschehnisse im Nahen Osten dran schuld. „Der einfache Bürger muss dann halt Opfer bringen und das kann man ja wohl verlangen“ (Sarkasmus). Nicht jeder Steuerzahler will sich verweigern und aufs Bürgergeld umsteigen. Es gibt noch genügend Menschen im Land, denen die Demokratie (nicht die derzeitige Regierung) so wichtig ist, dass sie täglich aufstehen und einer Arbeit nachgehen.

Wenn jedoch durch zahlreiche und ständig steigende Steuern (auch die versteckten) die Belastungen so groß werden, dass sie kaum noch zu stemmen sind, wird auch der Untertänigste mal knatschig. Die Menschen gehen auf die Straßen und aktuell machen die Bauern den Anfang. Jetzt werden die Nazi-Keulen ausgepackt und feste geschwungen. „Die Umstürzler“ von Rechts müssen bekämpft werden“ tönt es überwiegend aus linken Kreisen. Sicher sind in den Fahrzeug- und Menschenpulks auch Menschen mit einer sogenannten rechten Gesinnung unterwegs. Na und, kann ich nur sagen. Die machen nichts kaputt und streben vermutlich auch keinen Staatstreich an. Es sind einfach Menschen, die mit den derzeitigen Verhältnissen unzufrieden sind. Unser Grundgesetz erlaubt es und das gilt für alle Menschen, gleich welch politischer Gesinnung.

Die Frage, woran man einen Rechten erkennt, sei auch noch erlaubt. Mittlerweile machen sich nicht wenige Menschen über die ständigen Rechts- Einstufungen lustig. Man wird unwillkürlich an die lächerliche Kommunistenjagd in den USA, aber auch in der frühen Bundesrepublik Deutschland erinnert. Die „Nazi-Jäger“ von heute waren die Gejagten von damals. Wie albern ist das eigentlich.

Gott sei Dank sind die Bürger unseres Landes noch nicht gleichgeschaltet. Das hatten wir bis 1989 in der damaligen DDR und bis 1945 im Nazi-Deutschland. Demokratie lebt von Meinungsvielfalt, auch wenn es für die Herrschenden unbequem ist. Wer Antifaschisten und Linksautonome gnädig gewähren lässt, muss auch die Gegenseite entsprechend akzeptieren. Einen Staat am Beispiel Orwells Fantasien lehnen echte Demokraten ab. Das Gleiche gilt für absolutistische Bestrebungen, die nur eine politische Strömung zulassen möchten.

Die 1968er Bewegung mit all ihren Auswüchsen, war sicher staatsbedrohender und die „Umstürzler“ von damals genießen heute die Errungenschaften eines Systems, welches sie einst mit allen Mitteln bekämpften („Macht kaputt, was euch kaputt macht“). Friedliche Demonstrationen wie heute kannte man nicht und dennoch versuchen derzeit bestimmte Kreise jeden noch so friedlichen Widerstand als Staatsgefährdung darzustellen. Dass dies bei der breiten Masse nicht mehr verfängt, sieht man an den aktuellen Wahlergebnissen. Hetze egal in welcher Form und mit welchem Hintergrund zahlt sich eben nicht aus. Ich habe fertig.

3 Gedanken zu „Bauernproteste-ein Signal?

  • 9. Januar 2024 um 18:38 Uhr
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    Diese Demo war mächtig. Warum? Die Bauern mit ihren großen Traktoren, die Lkwfahrer mit den langen Lkws haben gezeigt, daß sie an einem Tag die Infrastruktur des ganzen Landes lahm legen können. Viele Arbeitsplätze blieben leer, weil die Arbeitnehmer im Stau feststeckten. In Emden musste schon ein VW-Werk die Prodution einstellen. Man stelle sich vor, die machen das eine oder sogar vier Wochen. Dann wäre die ganze Wirtschaft platt.
    Das wäre die Wirkung eines Generalstreiks. Die Regierung müsste zurücktreten. Und das ganz ohne Wahlen.

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    • 10. Januar 2024 um 7:08 Uhr
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      Da sieht man wieder wie tief die undemokratischen Denken in den Köpfen verankert ist. Befeuert durch rechtsextreme Parteien. Eine Wirtschaft mit voller Absicht zu schädigen weil man unzufrieden mit einer Partei (Koalition) ist, die angeblich die Wirtschaft schädigt, angetrieben von einem Wirtschaftszweig, der seinen Gewinn um 43% gesteigert hat und das in Krisenzeiten? Das alles es 0,25% steuerliche Einschnitte gibt. Ich frage mich wann ihr endlich mal wach werdet

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    • 25. Januar 2024 um 23:20 Uhr
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      trift Alles in weit größeren Dimensionen auf die Bahnstreikenden zu, zumal die keinerlei persönliches Risiko auf sich nehmen.
      Thomas Walther, Hirschberg

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