Seit Jahr und Tag bin ich ständig in dem schönen Herborn unterwegs und habe tatsächlich noch etwas gefunden, was mich auf Anhieb berührt. Die Neugier trieb mich beim Gang durch die Walther-Rathenau-Straße in einen Hinterhof. Während sich der Bau rechts von mir neu und modern präsentierte, fand ich mich beim Blick nach links plötzlich ins späte Mittelalter versetzt. Ein uraltes Haus, wahrscheinlich eher eine alte Scheune mit Stall, dämmert still vor sich hin und zeugt von einer Epoche, die viele als die „gute alte Zeit“ bezeichnen. Lange habe ich hingeschaut und mir jede Einzelheit tief eingeprägt. Vor allem die verwitterten Klappläden haben es mir angetan und ich stellte mir vor, dieses Haus genau in der gleichen Form, mit aller Vorsicht zu restaurieren. Natürlich reines Wunschdenken. Soviel Geld habe ich nicht, aber es wäre schön. Was könnte man alles aus einem solchen Schmuckkästchen machen. Sicher kein Geld verdienen, aber genau das ist leider immer der Hauptantrieb vieler Investoren. Menschen von nah und fern würden sich das Haus anschauen und sich vorstellen wie Herborn zu seiner Zeit tickte. Ich hoffe nur, dass es nicht das gleiche Schicksal erfährt wie manch andere geschichtsträchtige Gebäude in der Stadt und in die Hände von unromantischen Menschen fällt, die nur die Eurozeichen im Kopf haben.
Ach ja, das Gebäude gehörte früher dem „Eiermann Schorsch“, konnte ich erfahren. Unser ehemaliger Stadtarchivar Rüdiger Störkel kann mit Sicherheit noch viel mehr zum Thema beitragen. Vielleicht bringt er sein Wissen dazu hier im Blog unter. sig/Foto: Gerdau