Dauerbrenner leben länger

In den 1960er Jahren war der nicht ganz so gesunde Pausensnack ein absoluter Stern am Schüler- und Studentenhimmel. Mohrenkopfbrötchen nannte man die Köstlichkeit und die kosteten so um die 50 Pfennige. Das ging lange gut, bis das arme Ding plötzlich in Verruf geriet. Es wurde des Rassismus beschuldigt und schließlich deshalb nachhaltig stigmatisiert. Vorbei war es seitdem mit dem Mohrenkopf und folglich auch mit dessen Erweiterung, dem Mohrenkopfbrötchen. Die Hersteller der geschäumten Schokoladehäubchen waren mit einem neuen Namen schnell bei der Hand. Schokokuss oder Schokoschaumgebäck ist ja auch politisch viel korrekter.

Wie geht man aber mit einem solchen Wortmonster um? „Ich hätte gerne ein Schokoladenschaumgebäckbrötchen“, hört sich unförmig an und kein Mensch wird dieses Gebilde in den Mund nehmen wollen. Der Chef der Bäckerei, in der ich dieses Kunstwerk fotografiert habe (natürlich mit Genehmigung der Verkäuferin, wegen der Rechte am eigenen Bild), dachte sich wohl, seinen Kunden das Leben nicht unnötig schwer zu machen. Er hat das Objekt der Begierde ganz pragmatisch in seiner Vitrine ausgestellt, so dass man einfach nur mit dem Finger drauf deuten muss. Sollten es mehr Schokoladenschaumgebäckbrötchen sein, nimmt man einfach noch ein paar Finger dazu. Der Beliebtheit der Teile hat das alles jedoch keinen Abbruch getan, sagte mir die Bäckereifachverkäuferin. sig/Foto: Gerdau

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