Der stille Wiesengrund

Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, die Hauberg mit ihren sanften Rundungen das kurvenreiche Bächlein begleiten, breiten sich saftig, grüne Wiesen talwärts aus.

Sehnsuchtsorte für alle Sinne, erzählen von alter Zeit, halten die Zeiger an, bitten um Einkehr. Da wo fröhliche Kinder dem Rauschen des klaren Wassers lauschen, Wanderer ihre Glieder kühlen und allerlei Getier sich ihres Daseins freuen, ist Heimat.

Wo lässt es sich besser Verweilen als in diesen Ewigkeits-Paradiesen der Natur. Die Träume der Kindheit sind vorbei, aber die Sehnsucht danach durchzieht oft schmerzhaft die Brust. Stark sind die Erinnerungen an die Jugendzeit, die erste Liebe und die folgenden Jahre.

Es ist wieder Frühling. Die Bäume strecken ihre grünen Blätter in den Himmel. Obstbäume warten auf allerlei geflügelten Besuch, der sich an ihren Blüten berauscht. Wie viele Frühlinge bleiben noch. Wie lange schaffen es die Glieder, im Wiesengrund Ruhe zu finden.

Lange blieben die traumhaften Pfade unbenutzt. Hast und Hetze schwangen das Zepter der Unvernunft und Ruhelosigkeit. Was ist Leben, wie wichtig das Ansammeln von Geld und Gütern. Aus der Phase des Abgesangs betrachtet, bleibt so gut wie nichts.

Am Wunder der Natur, die sich immer wieder neu erfindet und ewiglich dauert, hat der Mensch keinen Anteil. Er muss die kurze Zeit seines Daseins nutzen, um alles was ihm geboten wird, mit allen Sinnen in sich aufnehmen. Erinnerungen speichern und wieder abrufen.

Wo kann das schöner sein, als an einem milden Frühlingstag im Gras am rauschen Bächlein im Wiesental. Fleißige Bienen fliegend summend von Blüte zu Blüte. Leicht streicht der Wind über die jungen Blätter und trägt von fern ganz schwach die Geräusche des Lebens herbei.

Schon bald wird es immer stiller. Der Wiesengrund ist nur noch ein Teil dieser Erinnerungen, aber das Verlangen nach dem rauschenden Bächlein und den grünen Wiesen ist so stark wie nie. Vorbei, die Zeit ist abgelaufen und die Uhr des Lebens bleibt schon bald stehen.

Es wird wieder ein neuer Frühling kommen und den Wiesengrund neu beleben. Vielleicht kann man das stille Fleckchen aus einer anderen Welt beschauen und in Dankbarkeit der Gnade der geschenkten Jahre, in der Ewigkeit verweilen. Foto und Text: sig

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