Eine Meinung zu „Allesdichtmachen“

Von Katrin Zammert

Ich wollte eigentlich zu „alles dichtmachen“ nichts schreiben, da die Videos für sich sprechen. Als ich eben die Reaktionen auf die überfällige Wortmeldung unserer Schauspielelite gelesen habe, war ich aber ehrlich so erschrocken, das ich doch etwas sagen möchte. „Der Volksmund weiß, dass getroffene Hunde bellen. Allesdichtmachen trifft. Und man hört, wer bellt“. Da fordert doch allen Ernstes SPD Funktionär und „Rundfunkrat“ Garrelt Duin umgehend ein „Berufsverbot“ für die Schauspieler, die gewagt haben ihre Meinung zu sagen! Ein Berufsverbot sollte hier ganz klar nur dieser „Volksvertreter“ bekommen, der anscheinend noch nicht mitbekommen hat, dass die DDR nicht mehr existiert.

Die Presse überschlägt sich mit massiver Kritik und schreibt umgehend von einer „verunglückten Kampagne“, die „so schäbig ist, das es weh tut“, oder nennt die Kollegen „alle nicht ganz dicht“ oder attestiert „Pech beim Denken“ und, und und. Besser hätte man das Video von Jan Josef Liefers (das ich wirklich brillant finde) nicht bestätigen können. Aber reflektieren muss man als Journalist natürlich nicht. Was macht man statt dessen? Man packt die Deutsche Allzweckwaffe aus und schreibt, die Kampagne erinnert an „Querdenker“. Ach und die AfD feiert ein Video? NAZI! Die Deutsche Schaupielelite ist jetzt also folgerichtig Querdenker und AfD Wähler und speist nur noch vegan bei Atila Hildmann. Schwupps, Problem gelöst. Und die ersten distanzieren sich schon wenige Stunden nach Veröffentlichung wieder von Ihrem eigenem Video, weil man ja bloss den Falschen nicht in die Hände spielen will, egal wie Recht man hat. Manche scheinen da, ähnlich wie Politiker, das Rückgrat einer Qualle zu haben.

Auf Künstler wird immer sehr gern zurückgegriffen, wenn die Regierung eine Botschaft populär vermitteln will, aber wehe man wagt Kritik, dann wird aus dem Frontman „gegen rechte Hetze“ ganz schnell einer, der der Afd zumindest nahe steht. Da wird den Schauspielern tatsächlich vorgeworfen, dass Sie „nur kritisieren“ würden, aber „keine Lösungen für den Kampf gegen die Pandemie hätten“ und daher den Mund halten müssen! Hallo? Welche Lösungen sollen sie denn haben? Im Gegensatz zu so vielen Journalisten bleibt der Schuster bei seinen Leisten und ein Schauspieler ist eben weder Virologe noch Epidemiologe, aber jemand, der durchaus manchmal etwas querer denkt. Und nein, Querdenken ist nichts Negatives, auch wenn man uns das seit einem Jahr gern so verkauft. Die Lösung muss die Politik bieten, dafür hat man Beraterstäbe die Hunderte Millionen an Steuergeld verschlingen jedes Jahr.

Und prinzipiell sollten eher die Medien Druck auf die Regierung ausüben als die Kulturszene. Aber die Vierte Gewalt ist in so vielen Punkten nicht nur zum Regierungssprecher, sonder zusätzlich noch zum Bodyguard der Politik geworden. Passend zu so manch süffisant zynischem Video, wurde zur Ausgangssperre nun ja auch ein „Nachtfahrverbot“ beschlossen, weil sich das Virus vor allem zwischen 00.00 und 04.00 in einem PKW auf der Autobahn verbreitet, selbst wenn der alleinige Insasse seine Maske trägt und die Lüftungschlitze mit Bauschaum verschlossen hat. Aber es gibt anscheinend immer noch eine Mehrheit da draussen, die entweder zu bequem oder einfach zu blöd ist, etwas in Frage zu stellen oder in Relation zu setzen und statt dessen lieber gegen alle hetzt, die eben dieses tun. Nachtrag: Nun scheint die „Kritik“ nach nur wenigen Stunden bereits wieder vom Netz genommen. Der Mediendruck wirkt, obwohl der Zuspruch in den sozialen Medien für diese beachtlichen Videos enorm ist. Aber man will sich natürlich nicht mit Querdenken gemein machen. Ich hatte kurz die Hoffnung, dass sich in diesem Land etwas bewegt. Aber der große Bruder hat alles im Griff und das Wahrheitsministerium leistet hervoragende Arbeit. Schade.

Anmerkung der Redaktion:

Mein Blog gibt Menschen die Gelegenheit sich zu aktuellen Themen zu äußern. Ob ich der gleichen Meinung bin wie der Artikelverfasser oder nicht, tut dabei überhaupt nichts zur Sache. Im Übrigen achte ich streng darauf, dass meine Richtlinien eingehalten werden. Die schließen Verunglimpfungen, rassistische Thesen und persönliche Beleidigungen aus. sig

Nicht ausschließen möchte ich hingegen Meinungen, die nach dem Grundgesetz Artikel 5, Satz 1 geschützt sind.

Der Historiker und Autor Timothy Garton Ash nennt in seinem 2016 auf Deutsch erschienenen Buch „Redefreiheit“ Prinzipien der vernetzten Welt. 1. Alle Menschen müssen in der Lage und befähigt sein ihre Meinung frei zu äußern…2. Weder drohen wir mit Gewalt noch akzeptieren wir gewaltsame Einschüchterung. 3. Wir nutzen jede Chance, Wissen zu verbreitern und tolerieren hierbei keine Tabus. 10. Wir treffen unsere eigenen Entscheidungen und tragen dafür die Konsequenzen.

Und das ist gerade noch hereingekommen. Sicher nicht ganz ernst gemeint, passt aber gut zum Thema.

Ich distanziere mich hiermit ausdrücklich von meiner eigenen Meinung und vorsorglich von allen Menschen, die dieser zustimmen. Hätte ich gewusst, wer meine Meinung teilt, hätte ich eine andere Meinung gehabt. Habt mich lieb. Katrin Zammert

2 Gedanken zu „Eine Meinung zu „Allesdichtmachen“

  • 25. April 2021 um 10:25 Uhr
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    Der Meinung von Katrin Zammert stimme ich voll zu.
    Setze noch drauf: Zwei Zauberwörter existieren in Deutschland:
    ANGST und MAINSTREAM.
    Angst in jeder Beziehung und sogar davor, daß dem mainstream nicht entsprochen wird.
    Jeder soll vor jedem Angst haben und die Politiker als Heilsbringer feiern.
    Bist Du kritisch, landest Du im schlimmsten Fall in der Vitos- Klinik. Die Meinung des Einzelnen darf nicht offen kund getan werden.

    Antwort
  • 27. April 2021 um 12:16 Uhr
    Permalink

    Dem Beicht von Frau Zammert kann ich nur zustimmen.
    Scheinbar hatten einige MP bei der Abstimmung zur -Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes- auch Angst, in die Querdenker-Ecke geschoben und von dem verängstigten Stimmenvieh zerrissen zu werden. Weshalb haben sie sonst, obwohl sie eigentlich gegen das Gesetz mit seiner Ausgangssperre waren, dafür gestimmt?

    Da fällt mir unser Kuhhirte aus den sechziger Jahren in Schönbach ein.
    “ Dej do owe – soy de fir, weil se de goa soy“. Der Satz kom em „Mormehler Albert“immer üwweer de Lippe, woanns Gebabbel im de Polidig gin.
    Er hatte damals schon die Doppelzüngigkeit der Politiker erkannt- ein wahrlich schlauer Mann in seiner Zeit.

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