Eiszeit bei Zäpfchen, Strom und Gas

Von Siegfried Gerdau

Väterchen Frost, die allseits bekannte und mächtige russische Geheimwaffe, hat Deutschland fest im Griff. Die kleine Stadt an der Dill liegt in Agonie. Die Schulen sind geschlossen, weil eine dicke Eisschicht auf Straßen und Bürgersteigen ein Fortkommen schier unmöglich macht. Der Individualverkehr ist zusammengebrochen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln sieht es auch nicht besser aus. Fast paradiesische Zustände?

Eiszeit auch an diesem Wehr bei Neuenbürg im Schwarzwald. Foto: Gerdau

Kein Co2-Ausstoß mehr und auch die „Letzte Generation“ ist aktionslos, weil der Klebstoff nicht hält und es auch nichts zu blockieren gibt.  Die Menschen in ihren Häusern und Wohnungen beugen sich dem Diktat der Naturgewalt und versuchen es sich so gemütlich wie möglich zu machen. 19 Grad Celsius sind der neue Wohlfühl-Gipfel, den man sich Angesichts des Damoklesschwert Gasrechnung noch leistet. Nach Möglichkeit aber nur in einem Zimmer. Man muss zusammenrücken. „Frieren für den Frieden“, so die Empfehlung eines ehemaligen Staatsmannes. Daran halten sich gewiss alle Bürger?  Die Bundes-Gastanks verlieren viel zu schnell an Volumen. Die Gas-Stromkraftwerke sind einfach zu gierig und die „verdammte“ Kohle schafft es gerade so, den Blackout zu verhindern. Die Spartipps über Blumentopföfen, Waschlappen und Ratschläge über geringere Stromverbräuche, nähern sich der Bestsellerliste. Kerzen sind der Renner, aber auch ihre Abgase belasten die UmWelt. Die Eltern meines 14 Monaten alten und kranken Enkelsohnes brauchen sich nicht zu grämen, weil sie ihm keine Paracetamol-Zäpfchen geben können. Die gab es schon vor der Eiszeit nicht mehr in Deutschland. Auch beim Thema Hustensäfte oder Blutdrucksenker zucken die Apotheker meist hilflos mit den Schultern. Krank werden sollte man sich nicht leisten. Es gibt kaum noch Sprechstunden-Termine und die Krankenhäuser stehen auch vor dem Kollaps. Kollateralschäden im wahrsten Sinne des Unwortes aus dem Jahr 1999.

Mangelwirtschaft bei Zäpfchen, Stahl und Holz. „Wir werden nie mehr so gut leben, wie bisher“, so ein Wirtschaftskapitän. Vermutlich wird er recht behalten.

Aber: Was hat das alles mit der „Eiszeit“ zu tun? Ganz einfach, nichts. Es kommt jedoch gerade sehr viel zusammen und das macht hilflos. Dazu noch wenig hilfreiche und unausgegorene Politikersprüche, oder ein bisschen Extremistenjagd. Im Ablenken und dem Verdrängen auf „Nebenkriegsschauplätze“, waren wir schon immer Meister. Auch der erhoffte Ruck durch einen Sieg bei der Fußballweltmeisterschaft, ging in die Hose. Es hilft alles nichts. Wir brauchen realistisch denkende Macher. Die Zeit der Spinner:innen hat ihren Zenit bereits überschritten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert