Rittal ehrt Jubilare

Von Siegfried Gerdau

In Ewersbach, in dem noch nicht offiziell eröffneten „Nationales Automuseum The Loh Collection“, ehrte der Inhaber der Friedhelm Loh Group Friedhelm Loh am Donnerstag, 321 Arbeitsjubilarinnen und Jubilare für 10, 25, 40 und 50 Jahre Betriebszugehörigkeit. Es konnten jedoch nicht alle zu Ehrenden, teils aus Krankheitsgründen, persönlich erscheinen. In seiner sehr authentischen Gratulationsrede machte Loh einen Ausflug in die Geschichte der regionalen Industrieunternehmen. „Davon, wo noch vor wenigen Jahrzehnten Hochöfen rauchten, Gartenmöbel und Schuhe oder Weberzeugnisse hergestellt wurden und Unternehmen wie Juno und Co den Menschen Arbeit gaben, ist heute nichts mehr zu sehen“, rief er den Anwesenden zu. Es habe nicht einmal 20 Jahre gedauert, bis all diese namhaften Industrien verschwunden seien. „So schnell geht Wirtschaftsgeschichte und dreht sich die Welt“, fügte er hinzu. 6 000 Arbeitsplätze seien in der Region im Laufe dieser Zeit verloren gegangen. Es gäbe eben auf nichts eine Garantie, sagte der Mann, dessen Unternehmen mittlerweile 11 600 Mitarbeiter in 90 internationalen Tochtergesellschaften und 12 Produktionsstätten beschäftigt. Alle Angehörigen des Unternehmens müssten sich die Frage stellen, welchen Beitrag sie leisten müssen, damit Rittal nicht irgendwann das gleiche Schicksal erleidet.

Es gibt auf nichts eine Garantie

Er glaube fest daran, dass die Unternehmensgruppe auch die derzeitige Krise meistern kann. Die gute Zusammenarbeit zwischen Unternehmensführung, Betriebsrat und Mitarbeitern, schaffe die Voraussetzung dafür. Nicht ohne Stolz wies er daraufhin, dass 2021 Sonderzahlungen an die Betriebsangehörigen in Höhe von 13 Millionen Euro geleistet wurden. Auf die Frage nach der Situation, Angesichts von Energiemangel und Krieg in Europa, könne auch er keine schlüssige Antwort geben. Fakt sei jedoch, „dass wir uns noch vor gar nicht allzu langer Zeit nicht vorstellen konnten, mit dicken Pullovern herumzulaufen und einmal Produktionsschwierigkeiten wegen Materialmangel hätten. „Wir müssen wissen, dass sich die Welt verändert hat und weiter verändern wird, und wir es nicht mehr so gut haben wie bisher.“ Mit Zahlen, wie der hohe Anstieg der Chipkosten von ehemals 4 Euro pro Stück auf heute fast das 10-fache oder den Frachtcontainerkosten von 2 000 auf 20 000 Euro, müsse man fertig werden. Dennoch ist Rittal die Nummer 1 auch für Microsoft, als Produzent von komplexen Schaltschränken weltweit. Von Lieferproblemen haben die Rittal-Kunden zudem noch nichts gemerkt.  

Arbeitsjubilare 2022 mit ihrem Chef Friedhelm Loh (rechts)

Er sei guten Mutes, dass sich die Inflationszahlen im nächsten Jahr bei 7 Prozent einpendeln würden. Auch zum Thema Globalisierung äußerte sich der Chef des Familienunternehmens weitblickend. So wie in den vergangenen 30 Jahren werde es nicht mehr sein. Man habe mittlerweile erkannt, dass die einst so gepriesene Globalisierung ein unrealistischer Traum sei. Er wolle kein Schwarzmaler sein, aber die Seetransporte würden noch teurer und die Zölle weiter ansteigen. Ebenfalls würden die Wirtschaftskriege zunehmen. „Wir werden mit unseren Ressourcen sehr sorgsam umgehen müssen“, warnte er und verwies darauf, „dass Kupfer, Silizium und seltene Erden andere haben und wir nicht.“ In Deutschland gehe es nur über den Kopf und die Muskeln. „Ohne dieses Potential sind wir verloren.“

Firmenchef zeigt sich optimistisch

Der Fachkräftemangel sei ein großes Problem, aber man lasse ja niemand rein, der es kann. Auch bei den Studierenden habe man Schwierigkeiten. 30 Prozent der jungen Menschen brechen ihr Studium ab und um dem zu begegnen, würden die Anforderungen immer niedriger angesetzt. Trotz aller Widrigkeiten glaubt Loh nicht, dass man auf eine harte Rezession zusteuere. Im Gegenteil. Für das 2. Quartal im kommenden Jahr hofft er, dass die Aufträge wieder zunehmen. Rittal habe es geschafft, die bisherigen Krisen ohne Kurzarbeit zu bewältigen. Dies wäre Angesichts der Energiekrise für alle Beschäftigten auch der Gau gewesen. „Ich bin optimistisch und glaube, dass wir 2023 Wachstum verzeichnen können. Wir brauchen außerdem wieder positive Botschaften. Negative haben wir genug“, fügte er hinzu. Rittal will künftig noch mehr in China und den USA investieren. Europa sei nicht mehr groß genug für den „Vollsortimenter“ in Sachen Schaltschränken.

Die besten Auszubildenden 2022. Von links: Ann-Christin Blaue, Victoria Romberg, Marian Jung, Luca Dors und Kübra Kurt mit Firmenchef Friedhelm Loh.

„Wir müssen andere Märkte erobern und dabei spielt die Software eine immer größere Rolle“, glaubt der 76-Jährige. Rittal hat mittlerweile 2 000 Software-Spezialisten in seinen Reihen. Software treibe die Entwicklung an. „Was ist heute ein Auto“? Ein Computer auf Rädern, so seine pragmatische Antwort.

Rittal braucht noch mehr Auszubildende

„Diese Feier ist nichts anderes, als ihnen für ihre Treue und die vertrauensvolle Zusammenarbeit in all den Jahren Dank zu sagen“, betonte Loh. „Unsere jungen Leute setzen das fort, was sie aufgebaut haben.“ Daher brauche man Auszubildende. Das Unternehmen stecke 8 bis 10 Millionen in die Aus- und Weiterbildung. Rittal habe viele junge Leute in Ausbildung, aber da alles komplexer werde, brauche man noch bedeutend mehr. Er forderte die Anwesenden auf, für das Unternehmen zu werben und jungen Menschen als gewerbliche und kaufmännische Auszubildende oder auch für das duale Studium Rittal schmackhaft zu machen.

Im kommenden Frühjahr offiziell eröffnet.

Automuseum in Ewersbach setzt Akzente

Der Gebäudekomplex, in dem Omnical einst riesige Kessel baute, beherbergt nun die Loh Ausstellung „Nationales Automuseum“. Im kommenden Frühjahr sei die Eröffnung geplant und gleichzeitig das Restaurant New York, New York sowie das Café Avus betriebsbereit, verriet der Chef.

40 Dienstjahre bei Rittal

Henning Diehl, Harald Fürschbach, Hans- Joachim Hausner, Jan Heinrich, Manfred Killar, Andreas Klein, Jutta Bauk, Dieter Becker, Rolf Benner, Gunthard Bieber, Frank Blieder, Peter Böttger, Heike Braas, Paolo Santoro, Frank Schäfer, Thomas Schäfer, Steffen Schlaf, Gabriele Schmitt, Thomas Schneider, Heinz-Michael Scholl, Klaus Stoll, Peter Hochstein, Andrea Thielmann, Andreas Thielmann, Werner Wagener, Thomas Weber, Roland Wieth, Michael Wunderle, Bärbel Wunderlich und Bernd Zohles.

50 Dienstjahre bei Rittal

Gerhard Becker und Günther Scharnagl.

Auszubildende mit den besten Abschlussnoten

Ann-Christin Blaue Industriekauffrau Note 1,25, Victoria Romberg, Industriekauffrau Note 1,40, Marian Jung, Technischer Produkt-Designer Note 1,20, Luca Dors, Industriekaufmann Note 1,25 und Kübra Kurt, Industriekauffrau Note 1,25. Foto: Siegfried Gerdau

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