Gastronomie braucht  verlässliche Perspektiven

Der morgige Mittwoch (16. 02.2022) soll für die Gastronomie ein Wendepunkt im Corona-Maßnahmenkatalog werden. Für die Ministerpräsidenten-Konferenz von Bund und Länder wurde eine entsprechende Beschlussvorlage konzipiert. Wie aus zuverlässigen Quellen zu erfahren war, sei die aber kein konkreter Entwurf, sondern lediglich eine Diskussionsgrundlage.

Eckpunkte daraus sickerten bereits durch und sollten sie abgesegnet werden, könnte das für gastronomische Betriebe eine deutliche Erleichterung bedeuten.

Um was geht es: Eine ins Auge gefasste dreistufige Lockerung der Pandemiemaßnahmen mit dem Ziel, ab dem 20. März der generelle weitgehende Wegfall aller Maßnahmen.

Was bedeutet das für die Restaurants, Bars und Kneipen? Der Beschlussvorlage ist zu entnehmen, dass ab dem 4. März 2022 der Zugang zur Gastronomie durch die 3G-Regel festgelegt werden. Das heißt: Vollständig Geimpfte, Genesene sowie ungeimpfte Personen mit einem tagesaktuellen, negativen Corona-Test ist der Zutritt in Restaurants und Gaststätten gestattet. Auch Übernachtungsangebote, etwa in Hotels, unterliegen künftig der 3G-Regel. Achtung: das Tragen der Mund-Nasen-Schutzmaske (FFP2 oder Op-Maske) bleibt aber für die Innenräume weiterhin Vorschrift.

Ab 20. März könnten alle tiefer greifenden Schutzmaßnahmen wegfallen-die Definition für tiefer greifenden Schutzmaßnahmen sollte noch geliefert werden. Für Gastronomieberater Michel van Goethem im Bereich der DEHOGA Hessen, ist genau dies der Knackpunkt.  „Wir brauchen dringend verlässliche Termine für unsere gastronomischen Betriebe.“

Michel van Goethem. Foto: Gerdau

In einem gestrigen Interview mit dem 51-Jährigen im Herborner Hotel Restaurant Zum Löwen sprach ich mit dem profunden Kenner der Szene über die Situation der Gastronomie in Zeiten der Corona-Pandemie.

Herr Goethem, wo klemmt es bei den hessischen Betrieben?

„Wir haben Betriebe in Hessen, die alle Einschränkungen bisher gut verkraftet haben. Dies sowohl mental als auch monetär. Aber auch die stehen nun mit dem Rücken an der Wand und wissen nicht mehr weiter. So ändern viele ihre Öffnungszeiten, weil es sich nicht mehr rechnet. Es ist für sie einfach nicht mehr wirtschaftlich die Lokale wie bisher aufzulassen. Wir haben nicht 5 vor, sondern 5 nach zwölf.“

Herr Goethem, was sind denn die Ursachen für diese Situation?

„Darüber kann man nur philosophieren. In erster Linie ist natürlich Corona der Grund, aber die Selbstverantwortung wurde den Gastronomen von der Politik ja auch einfach abgenommen. Die Gastronomie hat gute Hygienekonzepte. Sie händelte alles gut und war niemals der Haupt-Pandemietreiber. Der Grund für das Ausbleiben der Gäste ist nicht deren Geldschwäche. Ich denke, wenn wir wieder dürfen, füllen sich auch die Lokale.“

Herr Goethem, hat man bei den Erleichterungen für den Einzelhandel die Gastronomie vergessen?

Das kann ich nicht so sehen. In einem Gespräch mit dem Hessischen Ministerpräsidenten sagte der, dass er als größtes Ansteckungs-Problem in der Gastronomie das Abnehmen der Maske beim Verzehr sieht. Man sitzt so auch länger zusammen. Ich bin dennoch eher für kontrollierten Maßnahmen in der Gastronomie, als unkontrolliert im privaten Umfeld.

Herr Goethem, welche Empfehlungen geben sie denn den Ministerpräsidenten für Morgen mit auf den Weg?

Wir, die Gastronomie brauchen dringend eine Perspektive und wollen, dass die Kontoversen bezüglich Corona zwischen Bund und Länder schnell beendet werden. Diese Perspektive müssen verständliche Regularien enthalten, sowie verbindlichen Termine für ein Wegfall der Beschränkungen. Die benötigen wir im Besonderen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch die Banken wollen wissen, wie es weitergeht. Servicekräfte müssen wissen ob ihr Arbeitsplatz bleibt, sonst wandern sie ab, wie das auch bereits in der Vergangenheit geschehen ist. Ich bin davon überzeugt, dass nach fest definiertem Wegfall der Beschränkungen im Servicebereich wieder genügend Kräfte zur Verfügung stehen. Sie ziehen diesen Job in der Regel jedem anderen vor. Gastronomie ist für die Meisten nicht nur reiner Broterwerb, sondern auch eine Leidenschaft.

Das Gewölbe im Restaurant 1577 im Hotel zum Löwen. Foto: Gerdau

Wir haben einen Wunschkatalog erstellt, in dem all diese Dinge niedergeschrieben sind. Am wichtigsten ist uns jedoch, dass die 2G-Regel fällt und wir wieder für alle Gäste öffnen können.

Herr Goethem, diese Brems-Regel besagt, dass nur vollständig geimpft oder Genesene eingelassen werden. Ein negativer Corona-Test reicht nicht aus.

Damit soll ja nun schon ab 4. März Schluss sein und von der 3G-Regel abgelöst werden.

Wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen und allen Gastronomen einen Durchbruch für ihre Forderungen bei der morgigen Konferenz.

Das Gespräch führte Siegfried Gerdau (gerdaus-welt)

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