Glücksurlaub an der Mosel

Von Siegfried Gerdau

Ein leichter Nebel liegt über dem Moseltal und Burg Metternich schaut ein wenig missmutig auf Beilstein herunter. Der Goldene Oktober bleibt auch in diesem Jahr wohl eine immer wiederkehrende Legende. Die Weinbauern haben die Lese zwar zum größten Teil abgeschlossen, aber in den Steillagen hängen noch die Trauben und sie zu ernten ist bei dem nassen Wetter nicht ganz ungefährlich und besonders schwer sowieso. Ein Sch…Wetter schimpft eine Ellenzer Winzerin und hilft ihrem Mann den neuen Verkaufswagen zu verstauen.

Blick auf Ellenz und unten rechts auf Beilstein.

Die meisten Weinberge in dem kleinen Dorf mit vollständigem Namen Ellenz-Poltersdorf sind mit Erntemaschinen gut zu bearbeiten und die Winzer sind schon feste dabei die geernteten Trauben zu mahlen und anschließend zu pressen. Parallel zur aktuellen Traubenernte füllt einer den Wein vom vergangenen Jahr in Flaschen ab. Die Nachfrage sei einfach sehr groß und er müsse sehen, dass er hinterherkomme.

Das Ellenzer Goldbäumchen ist bei Liebhaber des Dessert-Wein von der Mosel sehr begehrt.

Das Ellenzer Goldbäumchen ist schon lange kein Geheimtipp mehr und so schnell wie es abgefüllt ist, verlässt es auch schon die Keller.

Das legendäre Goldbäumchen.

Entgegen dem landläufigen Trend zum „staubtrockenen“ Wein, ist das Goldbäumchen süffig und so wohlschmeckend wie Wein nur sein kann. Natürlich bedient der Winzer in der dritten Generation auch die Liebhaber von trockenem Wein.

Edler Wein und junge Frauen.

Kaum haben wir uns über den fehlenden Goldenen Oktober geärgert, zeigt sich die Sonne in all ihrer Pracht und taucht das Herbstlaub in die schönsten Farben. Aus allen Ecken tauchen Radfahrer auf und wetteifern in ihrem bunte Outfit mit den Herbstfarben. Auch der Verkehr auf der ansonsten mäßig befahrenen Uferstraße hat merklich zugenommen.

Die Beilsteiner Moselfähre pendelt ununterbrochen zwischen den Orten hin und her.

Die kleine Moselfähre, die  von einem hoch über dem Fluss gespannten Seil gehalten wird, pendelt ununterbrochen zwischen Beilstein am rechten Ufer der Mosel und der Bushaltestelle der Linie 711 gleich neben dem Campingplatz Happy Holiday.

Das Dornröschen der Mosel hat einen ganz besonderen Reiz.

Beilstein, dass auch das Dornröschen der Mosel genannt wird, hat gerade einmal  rund 140 Einwohner und gilt als das schönste Örtchen an Deutschlands romantischstem Fluss. Ob das auch der Grund dafür war, dass Heinz Rühmann seinen Film „Wenn wir alle Engel wären“ oder Curd Jürgens seinen „Schinderhannes“, hier drehten, ist stark anzunehmen. Die Treppe zum Karmelitenkloster ist heute noch Zeugnis für diese Zeit.

Ellenz ist besonders in der Zeit der Traubenlese eine Augenweide.

Ellenz,  von Weinbergen eingerahmt, ist für die Beilsteiner und deren Gäste das Tor zur Welt. Ohne die Fähre müsste man einen Umweg von einigen Kilometern fahren. Wer in die Kreisstadt Cochem möchte, kann das per Schiff, mit dem Bus oder dem Taxi tun. Die 5000 Einwohner Stadt ist die kleinste Kreisstadt der Bundesrepublik. Nur Seelow kann größenmäßig mithalten. Eine der schönsten Kreisstädte ist sie gewiss. Dafür sorgt schon die imposante Reichsburg, eine der höchstgelegenen Burgen an der Mosel.

Blick über die Cochemer Moselbrücke auf die Reichsburg.

Wenn man von der Moselpromenade mit den Schiffsanlegern kommt, aund so der alten Stadt ihre Referenzen erweisen. Ein Blickfang ist der Marktplatz mit Martinsbrunnen und dem historischen Rathaus.  Jetzt mal ganz im Ernst. So heißt tatsächlich die Ortschaft zwischen Ellenz und Cochem. Mit ihrer 150 Hektar großen Weinanbaufläche zählt sie zu größten Weinanbaugemeinden der Mosel.

Ein schönes Fleckchen Erde.

Die Moselfähre fährt uns und viele ander Gäste am nächsten Tag über den ruhigen Fluss nach Beilstein. Heute soll es hoch zur Burg Metternich gehen. Vom Turm hat man einen wunderschönen Blick über die Moselschleife, Beilstein und Ellenz. Das Wetter ist herbstlich verhalten, aber warm. Immerhin haben wir den 18. Oktober und wir wollen deshalb auch nicht meckern.

Um den Imbiss von Kalle an der Moseluferstraße in Ellenz werden wir heute einen Bogen machen. Seine Curry-Wurst mit Pommes ist einfach zu verführerisch lecker. Dafür müsste der nette Mann  mindestens einen Michelin-Stern bekommen. Immer wieder begegnet uns eine der filigran, aber mächtigen Weinerntemaschinen oder ein Traktor mit Traubenbergen auf den  Anhängern.

Blick auf Beilstein mit Burgruine Metternich.

In Beilstein schieben sich ganze Menschentrauben durch die engen Gassen oder sitzen vor den feinen Restaurants und warten aufs Essen. Es ist schon etwas besonderes in diesem historischen Ensemble von Kirche, Burg und „Altstadt“ zu speisen wie anno dazumal. Ruhig ziehen die Ausflugsschiffe und Kohlefrachter (Richtung Frankreich), lediglich in Griffweite entfernt, ihre Bahn.

Blick von der Burgruine auf Ellenz

Hoch über der Mosel oder auf einem der schönen Uferwege, kann man sich in der frischen Luft bewegen.

Das Moseltal hat seinen ganz besonderen Reiz und der geht weit über die Tatsache des lieblichen Weinlandes hinaus. Hier kann man die Seele baumeln lassen und jedem kulinarischen Anspruch gerecht werden. Für Radler ist die Mosel mit ihren kilometerlangen Radwegen ebenso ein Paradies. wie für Wanderer mit einem gewissen Leistungsanspruch.

Der Herbst ist mit seinen bunten Farben besonders im Moseltal eine Augenweide.

Generell gibt es die richtige Reisezeit nicht. Jede Jahreszeit hat ihre Reize.  Wir finden den Frühherbst und das späte Frühjahr genau auf uns zugeschnitten. Die Sommerzeit ist zwar wunderschön, aber man muss diese Schönheit mit allzu vielen Besuchern teilen. Eine Reise Wert ist jede Moselregion. Wir haben uns schon vor vielen Jahren in die Region Ferienland Cochem verliebt und bleiben ihr treu. Mindestens einmal im Jahr liegt unser Glück der Erde zwischen Calmont und Beilstein im Weingut Ellenz. Fotos: Gerdau

Entfernung von Herborn nach Ellenz-Poltersdorf: 135 Kilometer. Da die gesamte Strecke meist wenig befahren wird, braucht man rund 1 Stunde und 45 Minuten.

Informationen und Unterkunftsnachweis: Moseltouristik, Kordelweg 1, 54470 Bernkastel-Kues Phone: 06531 9733-0. www.mosel.de.

 

Hotel Weinhaus Fuhrmann

 Oh weh, beinah hätte ich einen Genusstempel der besonderen Art vergessen. Durch puren Zufall kamen wir in Ellenz in das Hotel Weinhaus Fuhrmann. „Können wir bei Ihnen essen“, frage ich den Oberkellner. „Selbstverständlich mein Herr, bekam ich freundlich zur Antwort. Wir nahmen das Buffet und trafen ins Schwarze. So lecker aßen wir schon lange nicht mehr. Es war ein kulinarischer Hochgenuss und der leckere Wein „Fantasie“, ein Hochgewächs, eine einmalige Gaumenweide.

Ecke Moselweinstraße/St.Sebastiansstraße in Ellenz gibt es das Café Dehren mit einer traumhaften Eissplitter-Torte und natürlich auch der weltberühmten schwarzwälder Kirschtorte. Einfach Klasse und genau richtig für einen herbstlichen Sonntagnachmittag. Überhaupt sind die Kuchen selbstgebacken, aber probieren konnten wir sie leider nicht alle.

Café Dehren in Ellenz.
Petra schwelgt in Kindheitserinnerungen beim Genuss der Eissplitter-Torte.

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