Hilferuf eines Unterhaltzahlers

Sehr geehrte Damen und Herren,

zunächst ein paar Daten zu meiner Person:

ich bin 45 Jahre jung, berufstätig mit einem 40 Stunden-Job, der mir sehr viel Freude bereitet und bei Kollegen und meinem Chef gut ankommt.

Entlohnt werde ich, wie ich finde, fair. Mein monatliches Brutto-Gehalt berägt 4.000 € zzgl. eines Dienstwagens. Den nutze ich vollumfänglich auch privat. Mein Netto-Gehalt beläuft sich auf 2.200 Euro (schon abzüglich Altersvorsorge Arbeitgeber und Dienstwagen). Seit geraumer Zeit haben wir ein zusätzliches Provisionsmodell, bei dem monatlich auch was mehr gezahlt wird, weil man eben auch mehr getan hat. Leistung soll sich auch lohnen, so unser Chef…. Fragt sich nur für wen.

Seit meiner Scheidung vor fünfeinhalb Jahren von einer verbeamtete Schullehrerin, zahle ich ihr den zustehenden Kindsunterhalt für unsere gemeinsamen, mittlerweile 10 und 12 Jahre jungen Mädels, die meine ganze Freude sind. Ich sehe die Kinder sehr regelmäßig und interessiere mich aktiv, was sie in der Schule oder auch Privat so erleben. Ich habe mir ein kleines Haus gekauft, welches ich monatlich mit 350 € abbezahle. Eine Miete von 600 Euro wäre für mich mit allen Nebenkosten absolut nicht finanzierbar. Das gilt auch für einen eigenen PKW.

Die Kinder sind bei mir in ihrem eigenen Zimmer Mittwochs auf Donnerstags zur Übernachtung und dann entweder Freitag bis Samstag, oder Samstag bis Sonntag. Einmal im Monat habe ich „Kinderfrei“. Einmal im Monat sind die Kinder ein ganzes Wochenende von Freitagnachmittag bis Sonntagabends bei mir. Das war mein Wunsch, da man an einem langen Wochenende einfach mehr voneinander hat und nicht immer auf dem Sprung ist.

Schultechnisch habe ich mich, auch schon vor der Trennung, immer angeboten, jedoch wurde dies, auch während der Corona-Lockdowns, seitens der Kindsmutter abgelehnt. Sie als „Lehrerin“ kann da viel mehr tun, von dem ich eh keine Ahnung habe, so die Begründung. Seitens meines Chef´s wäre es kein Problem gewesen, auch was von zuhause zu arbeiten.

So viel zur Einleitung. Wer weiß, ob Sie das bis hierhin oder überhaupt gelesen haben.

Ich komme nun noch mal zurück zum Kindsunterhalt. Eine Sache die klar ist, dass ich eine Summe „X“ zahlen muss und will.

Nach dem gestrigen Tag muss ich mich jedoch fragen, was hier in diesem Bereich gerade schiefläuft. Ich wurde vergangenes Jahr seitens des Jugendamtes (meine Ex-Frau hat vor fünf Jahren veranlasst, dass meine Einkünfte alle zwei Jahre geprüft werden…) auf 110 Prozent, in die dritte Unterhaltstufe hochgestuft. Man stellte dort nach fünf Jahren fest, dass ich einen Dienstwagen nutze, was einen „sehr großen geldwerten Vorteil“ darstellt. Der wird jetzt beim Unterhalt zu meinen Ungunsten berücksichtigen .

Also habe ich nun bis Dezember 2022 monatlich 869 Euro an meine Ex-Frau bzw. meine Kinder überwiesen. Gestern bekam ich ein Schreiben vom LDK-Jugendamt Dillenburg, in dem mir die neuen Unterhaltszahlungen gem. Düsseldorfer Tabelle mitgeteilt wurden. Jetzt muss ich die Summe von 950 Euro monatlich zahlen. Klar, ich bin´s gewohnt, dass die Summe jedes Jahr oder mit dem Wechsel der Altersgruppe steigt, aber auf einen Schlag 81 Euro mehr zu zahlen und alles mit der Begründung, dass die Regierung festgestellt habe, dass die Lebenshaltungskosten massiv gestiegen sind. Deshalb müsse man auch die Kosten für die Kinderbetreuung anpassen. Diese Erklärung ist auf der Homepage des BMFSFJ nachzulesen. Ich stelle mir als „Zahlmeister“ folgende Frage: Wo soll ich denn noch einsparen? Seit Jahren spare ich Strom, Lebensmittel kaufe ich günstig ein (soll ich lt. Minister Özdemir ja auch nicht, wegen der Umwelt und Gesundheit) Ich setze meine Heizung sparsamst ein und auch beim Kauf meiner Kleidung übe ich mich in Zurückhaltung. Irgendwann geht es aber nicht mehr, denn auch meine Kosten werden größer. Mein Strom, meine Gas- Pelletheizung, die Lebensmittel, der Gang (oft mit den Kindern) in ein Restaurant, der Besuch in einem Zoo, Schwimmbad, Versicherungen/Altersvorsorge, der kurze Urlaub oder auch mal eine Auszeit mit der Lebensgefährtin müssen ebenfalls gezahlt werden.

Ich habe in den vergangene Jahren mein Geld zusammengehalten, um Unternehmungen/Urlaube oder Shoppingtouren mit meinen Kinder zu unternehmen oder um am Haus etwas zu verbessern. Irgendwie muss ich ja auch die Ferien die ich mir mit meiner Ex-Frau teile, mit Leben füllen. Wie stellt man sich das denn beim OLG Düsseldorf, bzw. den Entscheidern, die solche Zahlen würfeln, vor? Wissen diese Menschen eigentlich was dies für Unterhaltspflichtige bedeutet? Ich zahle den Unterhalt, muss mich an den Kosten für Schulreisen beteiligen, beteilige mich natürlich an den anfallenden Zusatzkosten beim Zahnarzt (eine Spange wird bei der Großen demnächst fällig), haben ein Zimmer, also ein zweiten Lebensraum eingerichtet usw. Alles muss natürlich den Ansprüchen entsprechen. Die Sachbearbeiterin Frau Schönberger vom Dillenburger Jugendamt sagte vor ein paar Jahren: „Sie lieben ihre Kinder doch, warum also beschweren Sie sich denn? Völlig abgehoben diese Person und kein Stück auf dem Teppich geblieben. Vielleicht wird man über die Jahre so „abgebrüht“, wenn man es mal mit Menschen, die sich kümmern und denen nicht alles egal ist, was mit den Kindern passiert zu tun hat. Da gibt’s nur „0“ oder „1“ aber keinerlei Kompromisse.

Ich will jedoch nicht klagen, ich will Ihnen meine Situation lediglich darlegen. Ich denke, ich bin nicht alleine damit. Mitleid will ich ebenfalls keins erhaschen, das habe ich nicht nötig. Hier geht es um die Situationsbeschreibung eines Unterhaltspflichtigen Vaters. Mütter in der Situation scheint es aber auch zu geben, wo die Kinder bei dem ehemaligen Partner leben.

Ich erwarte von der Politik, dass wir als Unterhaltszahler auch ein Sprachrohr bekommen, und nicht nur die alleinerziehende Mutter, die medial überall an vorderster Stelle gebracht wird. Nun ja, bei meinem Unterhalt zzgl. Kindergeld sind es nur 1.200€ im Monat, die für die Kinder zur Verfügung stehen. Davon träumt mancher Vollzeitarbeiter…

Es kann doch nicht angehen, dass diese horrende Summe Unterhalt ( mit meinem Einkommen bin ich mit 4000 Euro Brutto unter dem Einkommensdurchschnitt in Deutschland), zu zahlen ist? Natürlich bin ich gerne bereit Zahlungen durchzuführen (den Dauerauftrag habe ich bereits auf die neue Summe geändert), aber es muss doch angerechnet werden, wenn man die Ferien teilt, wenn man mehr (und für mich ist es noch zu wenig) Zeit mit den Kindern verbringt und sie nicht ablehnt?! Zusätzlich muss doch auch angerechnet werden, was der Ex-Partner verdient. Kann doch nicht sein, dass dies nicht in die Berechnung mit einfließt Berechnung. Vor ein paar Jahren hatten wir eine Vereinbarung, dass ich etwas weniger zahle (es waren rund 730 Euro die wir einvernehmlich auf 700 Euro reduzierten). Ich wurde jedoch ständig daran erinnert, dass ich den Kindern Unterhalt entziehe. Daraufhin habe ich den vollen Betrag gezahlt.

Wie kommt man übrigens auf so Phantasiebeträge, wie sie in der Tabelle abgedruckt sind? Würde ich 4.000 Euro Netto im Monat verdienen, wäre mir das alles völlig egal (die Zahlbeträge sind bei dem Verdienst ja wirklich nur marginal höher).

Hätte ich die 950€ Unterhalt im Monat, könnte ich mit meinem Kindern leben wie die Made im Speck. Uns würde es in materieller Hinsicht an nichts fehlen Neues Auto und PV am Dach für eine bessere Zukunft, einkaufen im Bio-Markt usw.…alles kein Thema. Die Zimmer ließ ich neu einrichten und müsste das Geld dafür nicht mühsam zusammen sparen. Glücklicherweise kann ich auch mit kleine Dingen sehr glücklich sein; die sind oft mehr wert, als das Geld. Aber leider brauchen wir es trotzdem alle.

Vielleicht ist ja jemand der von mir angeschriebenen Personen dabei, diese Thematik in der Öffentlichkeit zum Thema zu machen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Kopie:

Friedrich Merz – Parteivorstand CDU > friedrich.merz.wk@bundestag.de

Siegfried Gerdau – (Freier Journalist) > siggi@gerdaus-welt.de

Hans-Jürgen Irmer – CDU LDK > kv@lahn-dill.cdu.de

Lisa Paus – Familienministerin/B90-Grüne > info@bmfsfjservice.bund.de

Sahra Wagenknecht – Die Linke > sahra.wagenknecht@bundestag.de

Stephan Grüger > SPD LDK > s.grueger@ltg.hessen.de

Wolfgang Schuster – Landrat LDK > landrat@lahn-dill-kreis.de

Ein Gedanke zu „Hilferuf eines Unterhaltzahlers

  • 4. Januar 2023 um 10:29 Uhr
    Permalink

    Guten Tag, aus der langjährigen Erfahrung während meiner Ehe mit meinem verstorbenen Mann möchte ich Ihnen raten, sich den ISUV e.V. anzuschauen. Der „Interessensverband Scheidung und Unterhalt e.V.“ dürfte für Sie viele wesentliche Informationen und juristisch einwandfreie Quellen parat halten. Auch unterhält der ISUV ein moderiertes, sehr sachlich orientiertes, sauberes Forum (keine Beleidigungen oder verirrte Geister), in welchem sich die Mitglieder sehr kompetent austauschen. Das ersetzt nicht unbedingt eine Rechtsberatung, soll und darf es ja auch nicht, hilft aber immer weiter. Wir haben dort immer Rat und Antwort gefunden, bis die Kinder groß waren. Sie sind nicht alleine, auch wenn man das als geschiedener Vater leider sehr häufig denkt, denn die Lobby pro Vater ist doch oftmals, gerade auf Amtsseite, sehr klein.
    Alles Gute!

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