Kommentar

Hessen ist gespannt auf den Wahl-Ausgang

Von Siegfried Gerdau

Gestern war in vielen Städten und Gemeinden bei den Parteien in Sachen Wahlwerbung Endspurt angesagt. Noch einmal zeigten sie in Wahlständen und auf Plakaten Flagge. Es ging allerdings weniger um Überzeugungsarbeit-dafür ist es ohnehin zu spät- sondern einfach nur darum Präsenz zu zeigen.

Die CDU lässt Selbstbewusstsein erkennen. Ihre Gegner haben es ihr leichtgemacht. Die Ampel-Fehler in Berlin schlagen bis ganz nach unten durch. Umsonst der Hinweis, dass es um Hessen geht. Fürs Wahlvolk ist es wurscht.

Ganz Verhalten lässt man durchblicken, dass es mit Schwarz/Grün weitergehen könnte. Das sei zwar anstrengend, aber praktikabel, so hört man bei den Parteioberen heraus. Querelen in der Regierungsarbeit der Hessen-Koalition blieben weitgehend unter der Decke und damit können auch die hessischen Grünen punkten.

Die Sonnenblumen verwelken zusehends und von ihrer einstigen Pracht wird schon bald nur noch wenig übrig sein.

Ob die jedoch das miserable, selbstgeschneiderte Image als „Regierungspartei“ aus dem Landtagswahlkampf heraushalten können ist fraglich. Zu sehr haben sie nicht nur den kleinen Mann auf der Straße durch immer mehr mit Verboten und Gängeleien verärgert und verunsichert. Ihre Zeit als Umweltpartei spielt auch in Hessen keine Rolle mehr. Viele Menschen wünschen ihnen zwar nicht die Pest an den Hals, aber dafür ein einstelliges Wahlergebnis. Den Wähler als Souverän und Auftraggeber haben sie geflissentlich übersehen und sich als die Propheten einer neuen Zeit in Szene gesetzt. Das könnte sich nicht nur in Hessen rächen.

Ganz anders die SPD. Ihre Farblosigkeit, die sie als „Juniorpartner“ der Grünen in der Bundespolitik an den Tag legt, setzt sich in Hessen ebenfalls durch. Es mangelt ihr an Profil und Überzeugungsarbeit. Was die hessischen Genossen an Spitzenleuten aufbietet, lockt beim Gegner höchstens ein müdes Lächeln hervor. Ob der designierten Ministerpräsidentin Nancy Faeser die, falls sie scheitern sollte, wieder ins (un) gemütliche Innenministerinen-Nest zurück kriechen will, dieses Vorhaben zu Last gelegt wird, kann man schon am morgigen Sonntag erfahren.

Allzu viele Fehltritte pflastern darüber hinaus den Weg der 44-Jährigen. Was ihrer einstigen Vorgängerin Ypsilanti den politischen Hals gebrochen hat, braucht sie jedenfalls nicht zu fürchten. An die hessischen Linken muss sie keinen Gedanken verschwenden. Die zittern schon seit langem, ob sie überhaupt noch dabei sein werden.

Das gilt auch für die FDP. Die Zünglein-Partei hat sich in Berlin kaum mit Ruhm bekleckert und wurde in Hessen so gut wie nicht wahrgenommen. Ihre Zeit als kleine, aber starke „Wendepartei“ scheint tatsächlich vorbei zu sein. Wenn sie wirklich aus dem Landtag fliegen sollte, wird es spannende Koalitionsverhandlungen geben.

Eine Unbekannte, vor der alle etablierten Parteien zittern, ist der Aufschwung des „Enfant terrible“. Die AfD hat in der vergangenen Zeit ihren Wahlkampf fast ausschließlich von ihren politischen Gegnern bestreiten lassen. Die haben dabei „gute“ Arbeit geleistet. Die immer stärkeren Angriffe aus den Reihen von SPD, CDU und anderen Parteien, haben dazu den Alternativen eher genützt als geschadet. Dazu kommt, dass sich die „Blauen“ als DIE Oppositionspartei fühlen konnten und auch beim Wahlvolk so wahrgenommen werden.

Im Umgang mit der 30 000- Mitglieder-Partei haben die „Platzhirsche“ alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte. Mahnende Worte aus den eigenen Reihen wurden mit viel Fleiß ignoriert und damit Märtyrer am Fließband produziert. Sollte die AfD bei dieser Wahl tatsächlich einen hohen Stimmenanteil verzeichnen, werden sich auch die Medien einen neuen Umgang mit den „schrecklichen Kinder“ überlegen müssen.

Die restlichen 17 vom Landeswahlausschuss für die Landtagswahl am morgigen Sonntag zugelassenen Landeslisten, werden teilweise an der 5-Prozent-Hürde scheitern oder höchstens Achtungserfolge einfahren.

Die Bayern-Wahl, die am gleichen Tag stattfindet, wird wenig Überraschendes zu Tage bringen. Zu stark ist die CSU im Land der Bajuwaren.

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