Kommentar zur Montagsdemo in Herborn

Von Siegfried Gerdau

Keine anstößigen oder verbotene Fahnen, Transparente und unzulässige Spruchtafeln waren am Montagabend (24. Januar 2022) bei der angemeldeten Demonstration in Herborn zu sehen. Es ging auch diesmal wieder gegen die durchgesetzten oder beabsichtigten Corona-Schutz-Maßnahmen der Bundesregierung. Auch konnte man unter den Anwesenden keine Nazis, Antifaschisten oder ähnliche Extremisten erkennen. 550 Impfzweifler hatten sich am Herborner Markplatz zu einer langen Kette aufgereiht. Demonstrativ hielten sie aufgeklappte Zollstöcke zwischen sich, um zu zeigen, dass sie den geforderten Abstand von mindestens 1,50 Meter von Person zu Person einhielten.

Thomas Espey schreitet „die Front“ ab

Mund-Nasen-Schutzmasken sah man zu diesem Zeitpunkt eher selten vor den Gesichtern. Das änderte sich aber bald, als die Marschierer die Kette auflösten und sich in Richtung untere Hauptstraße bewegten. Die Polizisten, die sich bis dato eher zurückgehalten hatten, forderten die Demonstranten sehr nachdrücklich zum Tragen der Masken auf. Das gab keine Probleme und schon bald waren die meisten Menschen maskiert. Der Zug löste sich in zwei Reihen auf, die von Trillerpfeifen und Trommelklang begleitet, durch die Straßen zogen und sich am Schießplatz wieder vereinten.

Der genaue Abstand muss sein.

„Wir wehren uns gegen die geplante Impfpflicht der Regierung“, sagte eine der Teilnehmerinnen, die selber zweimal geimpft und einmal geboostet ist. Sie fühle sich extrem gegängelt und bevormundet und das sei überhaupt nicht in Ordnung. „Ich habe mich freiwillig aus Einsicht impfen lassen und so soll es auch bleiben“. Ihre Schwester, nach eigenen Angaben ihr halbes Leben lang politisch sehr links orientiert und ehemals Grünen-Wählerin aus Leidenschaft, ist ungeimpft und will es auch bleiben. Das sei ihre Entscheidung und sie sei Frau genug das selber zu bestimmen. Tatsächlich waren auffallend viele Frauen unter den Demonstrierenden. Eine von ihnen sagte, dass sie sich noch im Entscheidungsprozess befinde, ob sie sich impfen lassen solle. Eine Impfpflicht lehnte sie kategorisch ab. Diese Entscheidung wolle sie völlig unbeeinflusst und in voller Vernunft treffen.

Noch haben nicht alle die Masken auf.

Man verspürte keinerlei Aggressivität oder Hass unter den Frauen und Männern. Auch die Lautsprecherdurchsagen waren frei von Hetze oder Gewaltaufrufen. „Wir sind es leid, ständig in eine Ecke gedrängt zu werden, in die wir überhaupt nicht hingehören, sagte einer der Teilnehmer. Wir sind keine Nazis, Querdenker oder Anarchisten, ein anderer. Sie seien einfach nur steuerzahlende Bürger, die sich gegen die zunehmende Bevormundung des Staates zur Wehr setzen. Eine Frau, mittleren Alters, erzählte mir mit Tränen in den Augen, dass sich ihr Sohn impfen lassen habe, obwohl er gesundheitlich stark eingeschränkt sei. Sie habe versucht ihn davon abzuhalten, weil sie wahnsinnige Angst um ihr einziges Kind habe. Jedoch sei der Druck von außen so groß auf ihn gewesen, dass er es nicht mehr ausgehalten habe. Sie sei jetzt völlig verzweifelt und rechne mit dem Schlimmsten. Auch einer anderen Herbornerin ging es um ihren Jungen. Sie habe nur diesen einen und den wolle sie nicht durch etwaige Impfschäden verlieren. Der Impfstoff sei doch gar nicht richtig und vor allem nicht langzeitgetestet worden. Sie habe einfach nur wahnsinnige Angst.   

Von vielen Ordnern begleitet und abgesichert marschierten zwei getrennte Gruppen zum zweiten Mal durch die Straßen, um erneut auf dem Schießplatz zusammenzutreffen. Sehr lobenswert, dass umsichtig-konsequente Verhalten der Polizei unter Führung des Herborner Polizeichefs Markus Schmitt. Abgesehen davon, dass die Kollegen durch die ständigen Zusatzeinsätze so langsam ihr Limit erreichen, blieb es ruhig und gesittet. Der Wahl-Herborner, Versammlungsleiter oder Anmelder, wie er auch genannt wurde, Thomas Espey hatte „seinen Laden“ im Griff. Völlig unabhängig davon, ob die Demonstrierenden mit ihren Protesten Recht oder nicht Recht haben, sie haben ihr Demonstrationsrecht wahrgenommen und sich dabei so verhalten, wie es das Gesetz vorsieht. Fotos: Gerdau

3 Gedanken zu „Kommentar zur Montagsdemo in Herborn

  • 25. Januar 2022 um 8:04 Uhr
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    Danke für die tolle Berichterstattung, sollte in der heimischen Presse auf Seite 1 gedruckt werde.. Leider will die Wahrheit niemand lesen und hören 😢. Danke, danke danke🙏🏼🙏🏼🙏🏼❌‼️‼️

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  • 25. Januar 2022 um 13:58 Uhr
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    Danke Siggi für deinen neutralen und gut beleuchteten Kommentar. Du hast ja schon mehrfach von den Demonstrationen in Herborn berichtet und auch immer wieder darauf hingewiesen, dass hier Bürger aus der Mitte der Gesellschaft auf die Straße gehen, die mit der Corona Politik unserer Regierung, insbesondere mit der Impfpflicht nicht einverstanden sind und diese ablehnen. Meine Meinung ist ebenfalls, dass eine Impfpflicht mit diesen Impfstoffen, deren Studien zur Wirksamkeit, zur Verträglichkeit, zur Toxizität, zur Cancerogenität usw. noch nicht abgeschlossen sind auf keinen Fall durchgesetzt werden sollte. Die Impfstoffe haben nicht umsonst eine nur bedingte Zulassung in der EU. Es sind noch zu viele Unbekannte mit den Impfstoffen verbunden. Die Entscheidung sollte deshalb bei jedem selbst liegen, ob er die Impfung vornehmen lässt oder nicht.
    Da aber die Mehrheit bisher die Impfung angenommen hat, vielleicht wegen falschen Versprechungen, z.B. nur so kann sie Pandemie beendet werden, vielleicht aus gutem Glauben an die Wissenschaft z.B. die Impfung schützt vor Ansteckung, Übertragung, Erkrankung und Tod, geraten die Ungeimpften, die bestimmt auch sehr gute Gründe für ihre Entscheidung haben zunehmend unter Druck, gesellschaftlich wie politisch. Das ganze wird noch von Seiten der Medien und der Politik befeuert, so dass die Impfbefürworter tatsächlich glauben sie stehen auf der
    „richtigen“, „guten“ Seite. Das mag sein, oder aber auch nicht. Ebenso sehen es die „Impfskeptiker“, auch bei ihnen mag es sein, dass sie mit ihrer Skepsis richtig liegen oder nicht. Mit Gewissheit kann das niemand behaupten. Was aber aus meiner Sicht ein Fakt ist, ist, wenn wir nicht anfangen wieder auf einander zuzugehen, miteinander das Gespräch suchen, Schuldzuweisungen unterlassen, Beschimpfungen einstellen, Ängste abbauen, haben wir vielleicht wieder die Chance eine gut funktionierende Gesellschaft zu werden, die auch wieder Minderheiten und Menschen mit anderen Meinungen akzeptieren kann. Die, die Demonstranten akzeptieren, in den sozialen Netzwerken und Medien, und nicht wie gestern geschehen, mit Tomaten und Bananen bewerfen will, weil sie ein Grundrecht für sich in Anspruch nehmen.

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    • 25. Januar 2022 um 17:23 Uhr
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      @Kerstin Gabriel Genau so sehe ich das auch. Besser hätte auch ich es nicht formulieren können. Wenn ich die Überschriften der Tageszeitung lese, da liest man „Impfgegner, Querdenker usw. Das Wort „Impfgegner“ ist völlig fehl am Platz. Die meisten sind gegen andere Krankheiten geimpft. Sei es Grippe, Tetanus, Polio oder sonst was. Was ich gestern nicht so gut fand, das war die Lautstärke. Da befürchte ich, dass Viele die das noch nicht begriffen haben, warum demonstriert wird das in den falschen Hals bekommen. Eine Demo oder Spaziergang mit Kerzenlichtern und weniger Krach könnte vielleicht mehr überzeugen. Viele sehen das als Lärmbelästigung und das steigert die Wut auf uns, die wir nicht für die Impfpflicht sind.

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