Eine Idee, die kaum was kostet
Besonders ältere Menschen in Seniorenheimen sind durch COVID-19 besonders gefährdet. Bereits vor Wochen haben die Länder entsprechend reagiert und deren Schließung verfügt. Im Klartext heißt das: Die Seniorinnen und Senioren dürfen nicht mehr hinaus und Besucher nicht mehr herein. Eigentlich eine logische Konsequenz um die Alten zu schützen und dennoch ein sehr großer Einschnitt für diese Menschen in der letzten Phase ihres Lebens. Der leider ohnehin seltene Besuch im Heim bei der Oma oder dem Opa, Mutter oder Vater fällt nun komplett weg. Die Einsamkeit schlägt mit voller Brutalität zu. Auch die Bewohner, die sich noch aus eigener Kraft bewegen könnten, sind „kaserniert“. Vergleiche mit Isolationshaft im Knast hinken nicht mal. Die Kanzlerin hat in ihrer Regierungserklärung am vergangenen Donnerstag (23. April) dazu folgende Anmerkungen gemacht: „Die 80- und 90-Jährigen haben unser Land aufgebaut. Wir dürfen ihr Leid nicht vergessen. Das Mitgefühl für die Alten darf jedoch niemals von der Dankbarkeit dafür abhängen. Es darf von gar nichts abhängen.“ Weiter betonte sie: „Wir leben nicht in der Endphase der Pandemie, sondern an deren Anfang.“ Genau das ist der Punkt. Alle Einschränkungen des öffentlichen Lebens werden besonders für die Senioren noch sehr lange anhalten. Ein Ende ist nicht ansatzweise in Sicht.
Viele Heime wie das „Haus des Lebens“ in der Herborner Kaiserstraße haben ein Stück Freifläche als „Auslauf“ in einem Minigarten eingerichtet. Dort können die Bewohner zumindest ein wenig Luft schnappen und mit ihren Angehörigen getrennt durch Zaun und Spritzschutz Kontakt aufnehmen. Auf einem schmalen Gartenpfad von zirka 30 Meter Länge drehen einige ihre „Runden“. Erinnert leider ein wenig an einen Bärenkäfig oder eben an den Freigang im Gefängnis. Aber immerhin, diesen „Komfort“ haben nicht viele Einrichtungen dieser Art.
Es gäbe aber noch eine zusätzliche Lösung im Bereich des „Haus des Lebens“: Wenn die Besucher Kontakt mit ihren Lieben aufnehmen, stehen sie auf einem wunderbar gepflasterten Wirtschaftsweg zwischen besagtem Zaun und Bürgersteig entlang der Straße. Vermutlich gehört dieser Weg der Stadt und dient in erster Linie der Heimversorgung. Aber er ist auch für Passanten frei zu begehen, obwohl diese dort nicht gehen müssten. Wenn nur ein Teilstück davon gesperrt und in den Heim-Auslauf eingebunden würde, wäre das ein Segen für die Menschen, die noch zu Fuß oder sich per Rollstuhl bewegen möchten.
Ein wenig Nachdenken und an einer Möglichkeit in dieser Richtung suchen kostet nicht viel und würde ein Segen für die bedeuten, die ohnehin nur noch wenig vom Leben haben. Vor allem gäbe man dem Namen „Haus des Lebens“ damit sicherlich mehr Leben in einer schweren Zeit. sig/Fotos: Gerdau