Von Siegfried Gerdau
Moselkenner wussten es schon immer. Wer alle Ecken, Winkel und Dörfchen dieses romantischen Kleinods bereisen will, braucht viel Zeit. Dennoch entdeckt man immer wieder Orte, die man so noch nicht erlebt hat.
Da wo die Mittelmosel beginnt liegt ein Dorf, dass so oder ähnlich schon im Mittelalter existiert hat. Mesenich, ein Weinort wie er im Buche steht. In den kleinen, verwunschenen Gässchen, wagt man es kaum fest auf das alte Kopfsteinplaster zu treten. Der Tagtraum könnte platzen. Fast in jedem der schmucken Häuschen, hat man irgend etwas mit Wein zu tun.
Rüber und nüber wachsen alte Weinstöcke und erinnern ständig an eine zünftige Weinprobe.
Bei aller Weinseligkeit, gab es hier jedoch schon einmal eine Brauerei.
Die ersten Touristen kamen zu Beginn des 19.Jahrhunderts an die Mosel. Darunter auch viele englische Maler, schreibt der Chronist. Die Begeisterung über so viel Romantik befeuerte den Moseltourismus.
Ein englischer Privatmann erkannte den Durst seiner Landleute nach „Porter“ und „Ale“. 1852 richtete er im ehemaligen Abtei-Zehnthof eine Brauerei ein. Das lief wie geschmiert und verlangte nach mehr Platz. Den fand der Unternehmer gegenüber von Mesenich, also auf der anderen Moselseite. Er ließ ein stattliches Brauerei-und Lagergebäude errichten und der Bierumsatz brach alle Rekorde.
Viele Engländer fanden in der Brauerei Lohn und Brot. Nur vier Jahre später im Jahr 1858 beendeten schwere Unglücksfälle diesen Höhenrausch und die Gebäude standen zum ersten Mal leer. Das endgültige Aus kam nach mehren Besitzerwechseln und Nutzungen 1950. Seitdem verfallen die Gebäude immer mehr und was „Grabräuber“ nicht gebrauchen konnten, blieb als Bauruine zurück.
Dem Weinort hat die Brau-Ära nicht geschadet,im Gegenteil. Wenn auch heute die Vergangenheit ihr Tuch des Vergessens über diese Epoche ausgebreitet hat, der Reiz fast verschwundenes neu zu entdecken, ist einfach einzigartig.