Die sogenannte „schlechte Zeit“ zwang die Menschen nicht nur den Gürtel enger zu schnallen, sondern auch Rezepte zu entwickeln, die es ihnen ermöglichte schmackhafte Gerichte auf den Tisch zu bringen, die wenig kosteten.
Mehr zufällig bekam ich Zugang zu einem ziemlich lädierten Büchlein, welches eine Sammlung von handgeschriebenen Rezepten enthielt. Mein Pech: Es war fein säuberlich in einer Schrift geschrieben, die ich selber zwar ansatzweise noch in der Grundschule lernte, aber das meiste davon vergessen habe.
Mein Glück: Bettina Georg, die pensionierte Herbornseelbacher Schulleiterin. Sofort erklärte sie sich bereit die Sütterlin- Schrift in das neue Deutsch zu übersetzen. Herzlichen Dank dafür an die heimische Mundartexpertin.
Von welcher Schrift ist denn hier die Rede?
Berliner Grafiker Ludwig Sütterlin (1865-1917) entwickelte die sogenannte „Sütterlinschrift“. Sie wurde seit etwa 1900 bis etwa 1942 und dann noch einmal um 1954 in deutschen Schulen unterrichtet. Die Schrift wird im Volksmund auch die „deutsche Schrift“ genannt. In alten Urkunden oder Kirchenbüchern ist sie noch zu finden. Eine exakte Schreibweise ähnlich der Kalligraphie (Schönschrift) ist das besondere Kennzeichen der Sütterlin-Schrift.
So, und nun die versprochenen Rezepte:
Haferflockensuppe
50 g Haferflocken, 1 Liter Wasser, 200 g frische Äpfel, Salz, Zucker, nach Geschmack Zitronenschale oder Zimt.
Die Haferflocken werden mit kaltem Wasser und dem vom Stiel und Blüte befreiten Äpfeln, Zimt und Zitronenschale aufgesetzt und 1-2 Stunden gekocht, durch ein Sieb gestrichen, nochmals aufgesetzt und mit Zucker und Salz abgeschmeckt.
Geröstete Grießsuppe
1 Liter Brühe, 50 g Grieß, 20 g Butter, Salz, Porree, Petersilie.
Zu der erhitzten Butter gibt man Zwiebel, Porree und Grieß, den man braun röstet, füllt mit Brühe auf, lässt 20-30 Minuten kochen und schmeckt mit Salz und Petersilie ab.
Butterreissuppe
20 g Butter, 50 g Reis, 1 Liter Brühe oder Wasser, 1 kleine Zwiebel, etwas Porree, Salz und Maggi.
Nachdem die Butter erhitzt ist, wird der gebrühte Reis, die fein geschnittene Zwiebel, der Porree hineingegeben und durchgeschwitzt. Nun wird Brühe zugeschüttet und die Suppe eine Stunde an stiller Stelle gekocht; man schmeckt die Suppe noch mit Salz und Maggi ab.
Braune Mehlsuppe
20 g Butter, 20 g Mehl, 1 Liter Brühe, 25 g Nudeln, 1 Zwiebel, Porree, Salz und Pfeffer.
Die Butter wird erhitzt, Mehl zugegeben und gebräunt. Nachdem Brühe aufgefüllt ist, wird das Suppengemüse zugegeben und eine Stunde gekocht. Nachdem die Suppe durchgeschlagen ist, schmeckt man mit Salz und Pfeffer ab, gibt die Nudeln hinein und lässt die Suppe noch 10-20 Minuten kochen.
Jususuppe
Nachdem man Knochen vom Braten oder vom Suppenfleisch (auch frische Knochen) leicht angebräunt und ausgekocht hat, stellt man mit Butter, Mehl und Brühe eine leichte Schwitze her. Nachdem man diese mit Salz abgeschmeckt hat, gibt man etwas gebrühten Reis als Einlage zu. Auf Wunsch kann die Suppe noch mit Salz, Petersilie, Pfeffer abgeschmeckt werden.
Semmelsuppe
In kochende Milch gibt man Zucker, grobgeschnittene Mandeln, Rosinen, Korinthen und etwas Zimt. Halbes Brötchen oder alte Semmel werden in Würfel geschnitten, in die Terrine gegeben, mit der Milch überschüttet und zu Tisch gereicht. Man kann die Suppe auch mit etwas Rosenwasser abschmecken.
Diese Rezeptserie will ich in lockerer Folge fortsetzen und nun viel Spaß beim Kochen wie zu Großmutters Zeit.
Ich helfe gerne wieder beim Übersetzen 😀, hat mir Spaß gemacht 👍
Liebe Bettina vielen Dank für Deine Unterstützung und Bereitschaft. Du hast mir sehr geholfen.