Tipps für die Hochzeitsfotografie

Von Siegfried Gerdau

Für mich ist das Fotografieren einer Hochzeit die Königsklasse der Fotografie überhaupt. Nicht nur, weil man diese Aufnahmen absolut nicht wiederholen kann. Es kommen so viele Faktoren darüber hinaus zusammen, die schon für sich alleine eine Herausforderung darstellen.

Das fängt an mit dem Equipment. Es gibt Fotografen, die ständig mit einem ganzen Rucksack voller Ausrüstung unterwegs sind. Das ist bei der Hochzeitsfotografie so überflüssig, wie auch im ganz normalen Foto-Alltag. Man muss schon vor dem ersten Schuss wissen, was will ich im welcher Ausrüstung erreichen. Übrigens: Das Blitzgerät kann man getrost zu Hause lassen. Das hat weder in Standesamt noch in der Kirche was verloren.

In allen anderen Bereichen sind der Fantasie und den Möglichkeiten kaum Grenzen gesetzt. Während der eine Fotograf grundsätzlich mit dem 35mm-Objektiv arbeitet, will der andere schon etwas Abstand zu den zu Fotografierenden halten und nimmt das 85 mm-Glas.

Welcher Fotoapparat ist völlig gleichgültig. Wichtig ist, dass man die Technik beherrscht und weiß, welche Einstellung was bewirkt.

Ich sehe immer mehr, dass bei Trauungen alle Beteiligten ihre Handys gezückt haben. Das ist ganz schlecht und muss unter allen Umständen unterbunden werden. Nicht dass ich etwas gegen Foto-Handys habe- ich mache selber sehr viele gute Fotos damit-mich und das Brautpaar stören in der Regel die zwangsläufig entstehende Unruhen bei der Trauung.

Es sollte nur einen guten Fotografen bei den „Staatsakten“ geben. Alle anderen können sich nach dem offiziellen Teil fotografisch an dem Paar austoben.

So nun mein Tipp. Eine ordentliche Kamera zum Beispiel die Canon 70/80/ oder 90 D- es kann aber genauso gut eine Nikon sein- genügt voll und ganz. Das Objektiv sollte eine gute Lichtstärke haben. Zum Beispiel 2,8 reicht in jedem Fall. Wer mit einem 50 mm Objektiv und einer Anfangslichtstärke von 1,8 oder sogar 1,4 arbeitet ist besser ausgerüstet. Immer mehr Fotografen schwören auf das sogenannte Vollformat. In Wirklichkeit entspricht es dem alten Kleinbildformat. Ich warne Ungeübte. Das kann gerade bei der Schnappschuss-Fotografiererei- nicht anderes ist die Kirchen und Standesamt-Fotografie-gehörig ins Auge gehen. Also nicht wild machen lassen. Bleibt bei eurem Crop-Format und gut isses.

Ich persönlich nehme das Objektiv, welches mir ans Herz gewachsen ist und mache bei solch wichtigen Ereignissen keine Experimente. So kann es auch passieren, dass ich mit einem 18 – 135 Zoom und einer Lichtstärke von 3,5 aufwärts meine Bilder mache. Viel wichtiger ist, dass ich eine zweite Kamera mit einem entsprechenden Objektiv griffbereit zur Verfügung habe. Was da alles so passieren kann, ist nicht zu glauben. Die zweite Kamera sollte der Hauptkamera in etwa technisch entsprechen. Wenn man in der Ausnahmesituation erst noch rumfummeln muss, schwindet das Vertrauen des Paares und die eigene Nervosität wird zum Stress.

Nicht immer ist ein Meer in der Nähe, ein See oder die Berge tun es auch.

Das angehängte Foto entstand mit einer 80 D und einem 600er Zoom. Ich war mir sicher, dass ich das Paar sehr gut ablichten würde. Dazu war ich weit genug entfernt, um ihm jegliche Glasscheu im vorneherein zu nehmen. Der zweite Aspekt für diese eher ungewöhnlich Wahl des Mittels ist der schrumpfende Vorder- und Mittelgrund.

Ihr sehr also, es gibt kein Muss-Rezept, sondern nur Empfehlungen, die auch mal ganz anders ausfallen und sehr Subjektiv sein können.

Hochzeitsfotografie ist Vertrauenssache. Was in meinen Augen gar nicht geht ist, wenn die Verwandtschaft hier und da auf ihren Auslösern herumdrückt. Das kann nichts werden und ist alles andere als Professionell. Das Paar strebt an, das ganze Leben zusammenzubleiben. Wenn es sich dabei die nächsten 50 oder 60 Jahre über die schlechten Fotos von damals ärgern muss, ist keinem geholfen.

Ein guter Fotograf hat Referenzfotos. Die sollte man sich vor Auftragserteilung unbedingt anschauen. Meine Tipps habe ich allerdings für den Hobby-Fotografen erarbeitet und da gibt es sehr, sehr gute auf dem Markt. Für die weniger Geübten heißt es Üben und noch mal Üben. Es ist keiner der Meister vom Himmel gefallen. Wer allerdings seine Übungsdisziplinen an einem Hochzeitspaar vollzieht, dem rate ich, sich schon vorher ein schnelles Pferd zu besorgen. Fotografisch verunstaltete Bräute können lebensgefährlich sein.

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