Von Siegfried Gerdau
In keiner Jahreszeit denken die Menschen mehr an ihre Lieben als in der Vorweihnachtszeit. Es werden Verwandtenbesuche geplant, Weihnachtsfeiern vorbereitet und über allem steht oft wochenlang die Frage: „Was schenke ich denn dieses Jahr bloß“. Immer soll es etwas sein, was die Lieben zu Hause noch nicht hatten. Nur keine Krawatten, Socken oder die berühmt berüchtigten Haushaltsgeräte, hoffen er oder sie. Während die Männer meisterhafte Verdränger sind und bis auf den letzten Tag vor dem Fest davon ausgehen, dass Heiligabend noch weit entfernt ist, sieht das bei den Frauen in der Regel deutlich anders aus. Da gibt es die ganz Umsichtigen, die schon das ganze Jahr immer mal wieder etwas ganz Besonderes in den heimischen Geschäften finden und es tatsächlich bis zur Bescherung geheim halten können.
„Normalfrau“ hingegen hat ihre genau festgelegte Zeit, um auf Beutezug zu gehen. Dann jedoch hat sie ganz klare Ziele im Auge und die möglichen Wunschzettel im Kopf. Während die Herren der Schöpfung die BH-Größe ihrer liebsten und besten Ehefrau der Welt wohl immer und ewiglich ein unergründliches Geheimnis bleibt, greift sie zielsicher seine Konfektionsgröße von den Strümpfen bis zur Kragenweite aus dem reichhaltigen Vorweihnachtsangebot des Textilhandels. Das alles ist in diesem Jahr mitten in der schlimmsten Pandemiephase von Covid-19 nicht anders. Die Herborner Geschäfte bleiben zu den ganz normalen Zeiten auf (an den Weihnachtssamstagen einige sogar bis 18 Uhr) und die Straßen sind schon jetzt-zumindest an den Freitagen-mit Menschen gefüllt. Und doch ist etwas anders. Fast alle laufen mit der Mund-Nasen-Schutzmaske umher und auch Umarmungen sieht man keine. Die Ellenbogen hingegen haben schon blaue Flecken, ob der ungewöhnlichen Begrüßung, die dem Händedruck völlig gewichen ist. Den rituellen Kaffeeklatsch in einem der zahlreichen Herborner Cafés, vermissen viele Einheimische aber auch Auswärtige, die trotz Corona die Stadt besuchen. Die arg gebeutelten Gastronomen haben, pfiffig wie sie sind, auf Coffee-to-go, also Kaffee zum Mitnehmen, umgeschaltet. Zahlreiche Restaurants bieten ihre Speisen ebenfalls auf diesem Weg an und so sieht man die Menschen auf den Bänken in der Stadt sitzen und mit dicken Backen kauen oder trinken.
Einzig das Hinterteil wird ein wenig kalt, aber wenn der Himmel trocken bleibt, kann man auch das verschmerzen. Die schöne Weihnachtsbeleuchtung verbreitet ihr warmes Licht und die Herrnhuter Sterne machen klar: Es geht mit Riesenschritten auf das wichtigste Fest des Jahres zu. Ach ja der Weihnachtsmarkt. Er sei der gemütlichste in Hessen, behauptete ein Radiosender und dem pflichten jährlich hunderte oder gar tausende Besucher bei. Zuerst sollte er in den Stadtpark verlegt werden, aber die Pandemie wächst und wächst. Also müssen wir in diesem Jahr in Herborn wohl auf das Glühwein-Zelt, den heißen Apfelwein und Bratwurststände verzichten. Geht das denn überhaupt, fragen sich die eingefleischten Weihnachtsmarktgeher. Ja sicher das geht, sagen die ganz Vorsichtigen und hoffen, dass es im nächsten Jahr wieder so ist wie immer. Geben wir dem hässlichen Virus keinen Zentimeter nach und halten uns an die Regeln, um das Weihnachtsfest gesund feiern zu können. Die Geschenke kaufen wir natürlich im gut sortierten Einzelhandel unserer Stadt und entlasten so ganz nebenbei die Paketpostboten. Fotos: Gerdau
Lieber Siggi,
anbei meine Gedanken zur Adventszeit 2020;
wenn Du willst, kannst Du sie gerne veröffentlichen.
Besinnung
Vor Corona hieß es immer: Adventszeit (von Vielen nur noch Vorweihnachtszeit genannt) ist eine Zeit der Besinnung. Die Realität allerdings hat anders ausgesehen: Keine Zeit im Jahr war so hektisch und laut, so grell und geschäftig und so unbesinnlich wie die Adventszeit.
Nun haben wir Corona und es ist tatsächlich weniger hektisch in den Straßen, weniger laut, weniger grell und weniger geschäftlich, aber ist es deshalb besinnlicher geworden?
So wie ich es wahrnehme: Nein. Es ist vielmehr noch etwas dazugekommen, was unsere Besinnlichkeit hindert, nämlich eine lähmende Angst und eine große Ungewissheit auf das, was alles noch kommen könnte. Und die Medien mit ihren Experten heizen diese Angst und Ungewissheit auch noch an.
Wie könnte denn nun eine Besinnung aussehen? Wir könnten uns z.B. einmal auf den Sinn unseres Lebens besinnen, könnten uns fragen woher wir kommen, wie wir geworden sind was wir sind und natürlich auch wohin wir gehen.
Vielleicht hilft uns dabei unsere alljährliche Suche nach Geschenken. Und ein Geschenk ist für mich das Stichwort für eine adventliche Besinnung, denn dabei denke ich zuerst einmal an das Geschenk, das uns Gott selber gemacht hat: Seinen Sohn, Jesus Christus. Er kam als Kind zu uns, geboren in einer Krippe, als Versöhner für unsere Sünde ist er am Kreuz gestorben Kreuz und als Überwinder des Todes ist er auferstanden, um auch uns vom ewigen Tod zu heilen und zu erlösen von allem Bösen. Das Annehmen dieses Geschenk setzt ungeahnte Kräfte frei und damit können wir getrost, und zuversichtlich in die Zukunft gehen.
Ob Corona uns vielleicht zu dieser Besinnung helfen kann? Der Apostel Paulus hat einmal geschrieben: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns trennen kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Römer 8, 18f) Und Corona kann es auch nicht! Ronald Lommel